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Flusssurfen hat sich weltweit zum beliebten Trendsport entwickelt, doch die Geburtsstätte des Riversurfings ist München. Die Floßlände, der Eisbach und bei Hochwasser die offene Isar sind das zweite Zuhause der Münchner Surfszene. Dieter Deventer dokumentiert die Welt des Flusssurfens, die sich um das Naturerlebnis, den sportlichen Ehrgeiz, die Ästhetik, die Selbsterfahrung und das Reisen dreht. Anhand atemberaubender Fotografien, eigener Erfahrungsberichte und Interviews mit anderen Wellenreitern lässt er das Lebensgefühl der Surfer spürbar werden. Neben den Münchner Wellen, die den…mehr

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Produktbeschreibung
Flusssurfen hat sich weltweit zum beliebten Trendsport entwickelt, doch die Geburtsstätte des Riversurfings ist München. Die Floßlände, der Eisbach und bei Hochwasser die offene Isar sind das zweite Zuhause der Münchner Surfszene. Dieter Deventer dokumentiert die Welt des Flusssurfens, die sich um das Naturerlebnis, den sportlichen Ehrgeiz, die Ästhetik, die Selbsterfahrung und das Reisen dreht. Anhand atemberaubender Fotografien, eigener Erfahrungsberichte und Interviews mit anderen Wellenreitern lässt er das Lebensgefühl der Surfer spürbar werden. Neben den Münchner Wellen, die den Mittelpunkt des Buches bilden, stellt er außergewöhnliche Ziele in Kanada, Frankreich, England und am Amazonas vor.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.03.2011

Eine Idee von Freiheit
Dieter Deventer ist ein Pionier des Eisbachsurfens und hat nun einen Bildband veröffentlicht
Von Anne Goebel
Dieter Deventer sagt: „Neulich war ich auf der Free. Lief ganz gut.“ Die Free ist eine Messe in München, auf der die Besucher Wohnmobile und Boote anschauen können und andere Dinge, mit denen man für eine Weile aus dem Alltag davonlaufen kann. Ausrüstungen zum Überleben in der Antarktis, tiefseetaugliche Neoprenanzüge, Kletterseile.
Dieter Deventer war dort, weil er erfolgreicher Sportler ist und ein Buch geschrieben hat. Dass es eine Begegnung zweier Welten gewesen sein muss, ein fast schon ironisches Aufeinandertreffen, wird einem erst hinterher klar: Wenn man sich nach dem Besuch bei einem der bekanntesten Surfer Münchens den 57-Jährigen in Erinnerung ruft, wie er mit Sturmfrisur, Wind-und-Wetter-Haut an einem breiten Tisch unter der sehr hohen Stuckdecke seiner Wohnung in der Au sitzt. Die ist keines dieser gediegen bis angeberischen Besserverdiener-Quartiere mit Isarblick. Farbige Wände, die phantastischsten Muscheln, zu verschwenderischen Perlmuttbergen angehäuft, Surfbretter in jedem Zimmer – das Domizil der vier Deventers hat etwas von einem karibischen Abenteurernest. Obwohl es behaglich wirkt, erzählt vieles von Aufbrüchen. Und während die Free Freiheit verkauft, die natürlich keine ist und gemessen daran viel Geld kostet, kommt Deventer seiner Idee von Freiheit seit ungefähr 40 Jahren ziemlich nahe. 
„River Surfing: Flusswellen von München bis zum Amazonas“ heißt Deventers Buch, erschienen im Münchner Verlag mit dem verheißungsvollen Namen Terra Magica. Das Titelbild, Hochglanz in Azur, weckt genau jene Sehnsüchte, die das stilisierte (Selbst-)Bild der Surferszene seit jeher befriedigt: weiße Gischt, blaues Wasser, waghalsige Athleten. Auf dem Foto reitet ein Mann eine beängstigend mächtige Welle, im Vorsatz folgen Bilder von bunten, natürlich sehr coolen Brettern. Dann werden kapitelweise Flussgebiete von München bis Kanada vorgestellt – es geht ja um das Reiten auf Binnenwellen, nicht im Meer. Und dass es sich da um zwei grundverschiedene Dinge handelt, wird einem als Betrachter schnell klar. Am Fluss fehlt das beschwingte Beachleben, beim Riversurfing sieht es auch mal schmutzig aus: wenn an der Amazonasmündung die Onda Pororoca zur grünlichen Wand ansteigt, die Hochwasser-Isar als schaumig brauner Strom die Ufer flutet. Die Riversurfer schreckt das nicht, sie springen in jede Brühe und nehmen Risiken in Kauf. An der Küste, sagt Deventer, könne einen ein schlecht getimter Ritt zwar übel durcheinanderwirbeln, „aber irgendwann tauchst du auf und die Welle ist vorbei. Aber der Fluss fließt und fließt. Die Strömungen können tückisch sein.“ Bilder vom französischen Hawaii sur Rhône, die majestätischen Wassermassen des Severn in England demonstrieren das eindrucksvoll, doch das Herz des Buchs sind die Kapitel über die Münchner Surferszene an der Floßlände und am Eisbach. Sozusagen sein Zuhause, das Deventer selbst fotografiert hat. Die Leidenschaft für den Umgang mit dem Fotoapparat hat sich in den vergangenen Jahren herausgebildet, und dass nun sogar ein Bildband daraus geworden ist, macht ihn schon stolz. Deventers abstrakte Fotoarbeiten mit dem Titel „Time’s traces“ über Verwitterungen, gebrochene Strukturen waren sogar auf Ausstellungen in mehreren deutschen Städten, in Argentinien und Italien zu sehen.
Was die Surfbilder betrifft, so passt die Haltung des Beobachters im Grunde nicht schlecht zu Dieter Deventer. Der gebürtige Münchner ist immer seinen eigenen Weg gegangen, das war von früher Jugend an so. Die Streifzüge mit der naturverbundenen Großmutter, einer Schwester Ernst Jüngers, entlang der Isar waren willkommene kleine Fluchten von daheim. Und als er sich, den Abschluss als Diplomkaufmann gerade in der Tasche, zu einem Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen entschließt, anstatt wunschgemäß im elterlichen Betrieb einzusteigen, liegt sowieso schon manches Gefecht hinter Vater und Sohn. Der hatte es nämlich vorgezogen, während der BWL-Semester mehr Zeit auf Skiern als auch nur in der Nähe eines Hörsaals zu verbringen. „Ein paar Jahre lang war ich überall auf der Welt zu Wettkämpfen und Shows unterwegs, wenn ich nicht aus Versehen an der Uni war“, sagt Deventer über die „tolle Zeit“, als der großgewachsene Münchner mit dem Strahlelachen gemeinsam mit Fuzzy Garhammer zu den Pionieren der Freestyle-Szene im Skizirkus gehörte. Damals fing er hobbymäßig zu filmen an, bewunderte Leni Riefenstahl, den draufgängerischen Willy Bogner, und mit seinem Abschlussfilm an der Filmhochschule holte der Jungregisseur gleich einen Preis. Doch Spielfilmprojekte sind rar geworden, Sein Geld verdient der frühere Brettlwilderer Deventer – dessen jüngere Tochter Innsbruck zum Studienort erwählte, der nahen Pisten wegen – als Kameramann für Werbefilme. „Das gibt mir Spielraum. Der Rhythmus dieses Jobs, intensive Arbeitsphasen, längere Pausen, viele Reisen, das lässt Platz für anderes.“ Für die Familie. Die Wellen.
Wenn man Dieter Deventer fragt, was ihn mehr in Ekstase versetze, eine Tiefschneeabfahrt – „jungfräulich“ nennt er solche Pisten – oder ein geglückter Wellenritt, überlegt er erstmal. Der 57-Jährige ist keiner, der gleich drauflosredet, fürs Interview schaltet er den brummelnden Paolo Conte ab, um sich zu konzentrieren. Die Antwort lautet, ein Wellenritt sei „noch mehr der Wahnsinn, weil das Naturerlebnis intensiver ist. Direkter. Über die Haut.“ Das sagt ziemlich viel über einen, der, bei aller Konkurrenz am Kletterseil, in der Halfpipe, den immer noch coolsten Sport der Welt treibt. Zu dessen Regeln auch gehört: das lässigste Outfit, die richtige Sonnenbrille. Deventer wirkt anders. In seinen Sätzen kommt oft das Wort Natur vor, und der Eisbach, überlaufen, zu viel fotografiert, totinszeniert als ultimativer Hotspot, lockt ihn nicht mehr wie früher. „Mich anstellen, um aufs Brett zu kommen, das mag ich nicht.“ Aber eine alte Liebe ist es doch geblieben, nur muss er jetzt sehr früh aufstehen, um die Eisbachwelle für sich zu haben. Als Einzelgänger ist Deventer auch auf Reisen unterwegs, wenn er wochenlang nach einsamen Surfbuchten in Bali oder Neuseeland sucht. Seine Frau habe „zum Glück“ ein ähnlich intensives Hobby, sie tanzt Tango.
Deventer gehörte in den Achtzigern zu den Pionieren der Münchner Szene, die an der Floßlände entdeckten, dass man die stehenden Wellen reiten kann. Sie zogen weiter an den Eisbach, ein verschworener Kreis schräger Vögel, eigenbrötlerischer Sportfanatiker, und setzten sich gegen Eindringlinge bisweilen rigide zur Wehr. Eine nicht ganz legale Manipulation des Flussbetts Ende der Neunziger bescherte den Eisbachlern, denen Björn Richie Lob mit „Keep surfing“ vor zwei Jahren ein filmisches Denkmal setzte, eine dauerhaft stabile Welle. Seit vergangenem Jahr ist das Surfen am Eingang zum Englischen Garten offiziell genehmigt.
Ob er eines Tages aussteigen werde, ab in ein Haus im Süden, an irgendeiner Küste? Wie es einer der alten Gefährten machte, den sie den „Hausmeister“ nannten, früher Tag und Nacht am Eisbach, dann auf und davon nach Sardinien? Deventer schüttelt den Kopf. „Ich würde nie im Leben ein Haus kaufen. Ich will ungebunden bleiben.“ Außerdem, sagt er, „müsste es eine Gegend sein, in der man Tango tanzen kann.“
Weiße Gischt,
blaues Wasser –
das Sehnsuchtsbild.
Sein Geld verdient der
frühere Brettlwilderer als
Kameramann für Werbefilme.
Seine Töchter sind „an der Floßlände aufgewachsen“: Dieter Deventer (oben). Unten: Konzentration vor dem Ritt. Fotos: D.Verstl, D. Deventer
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.09.2011

Die Welle ist da

In Kalifornien und an der französischen Atlantikküste gehören Menschen, die mit einem Surfbrett unterm Arm über die Straße gehen, zum Alltagsbild. Aber selbst in München begegnen einem immer häufiger Surfer auf dem Weg zum "Spot". Auch dort wird gesurft - weit weg vom Meer haben sich einige der Surfer auf das Surfen von Flusswellen verlegt. Anders war die Sehnsucht, so oft wie möglich eine Welle zu reiten, nicht erfüllbar. Natürlich sind die Isar, der Eisbach und die Floßlände nicht Venice Beach oder Hawaii. Dass Flusswellen dennoch süchtig machen können, davon erzählt der Wellenreiter Dieter Deventer, der vor fünfunddreißig Jahren in München zu den Flusssurfern der ersten Stunde gehörte, in einem Bildband. Schon beim ersten Durchblättern verschlägt es einem den Atem - so ungewöhnlich wirken zunächst die Orte, an denen er und seine Freunde mitten in der Stadt nach den Wellen jagen. Vor allem, wenn es tagelang geregnet hat und in der Isar das Wasser anschwillt, sind sie nicht mehr zu halten. Neben den Münchner Wellen stellt Deventer Flusswellen in Kanada, Frankreich und Brasilien vor und erzählt, wie schwierig es war, den Sport in München zu etablieren. Welch ein Glück es ist, dass es ihm gelang, verrät das Buch.

kkr

"River Surfing: Flusswellen von München bis zum Amazonas" von Dieter Deventer. Verlag Reich, Luzern 2011. 143 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 29,99 Euro.

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