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Irgendwie und sowieso - DVD 1
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Ringo: Ohne seinen Lieblingssong läuft "Ringo", der Ochse, keinen Meter. Das - möglichsts schnell - will aber sein Besitzer und Lenker bei der "1. Bayerischen Meisterschaft im Ochsen- und Stierreiten", der schwergewichtige "Sir Quickly". Vor dem Start fehlt das besagte Tonband. Mit gewagten Fahrkünsten schaffen es die Quickly-Freunde Effendi und Sepp heran. "Ringo" rennt. Der Sir gewinnt und die Siegesfeier samt angehimmelter Christl steht für den Abend an. Aber ...
Die langec Nacht: "Sir Quickly" ist stark enttäuscht. "Ringo" ist weg und Christl hat ihn versetzt. Der "Sowieso" erklimmt den
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Produktbeschreibung
Ringo:
Ohne seinen Lieblingssong läuft "Ringo", der Ochse, keinen Meter. Das - möglichsts schnell - will aber sein Besitzer und Lenker bei der "1. Bayerischen Meisterschaft im Ochsen- und Stierreiten", der schwergewichtige "Sir Quickly". Vor dem Start fehlt das besagte Tonband. Mit gewagten Fahrkünsten schaffen es die Quickly-Freunde Effendi und Sepp heran. "Ringo" rennt. Der Sir gewinnt und die Siegesfeier samt angehimmelter Christl steht für den Abend an. Aber ...

Die langec Nacht:
"Sir Quickly" ist stark enttäuscht. "Ringo" ist weg und Christl hat ihn versetzt. Der "Sowieso" erklimmt den Kirchturm und beschallt das sonst so stille Dorf. Dessen Bewohner schauen sensationslüstern. Einer holt ein Gewehr! Der Binser greift ein. Wieder auf dem Boden der Tatsachen, resümiert "Sir Quickly": "Für michl ist Schluss". Der sonst schweigsame Sepp meint trocken: "Na, na, jetzt fangts erst an". Und so geschieht es.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.09.2009

Die Tränenspur der Königin der Nacht
Aus dem Zinnerstudio: Barbara Rudnik war der Star eines deutschen Kinos, das es so leider dann doch nie gegeben hat

Johannes Brunner: "Oktoberfest".

Euro Video. 109 Minuten. Deutsch, Englisch. Keine Extras.

Die vier Männer oben am dunklen Friedensengel kommen aus dem ländlichen Einzugsgebiet der Stadt im Osten - Elmar Wepper, Ottfried Fischer (lange, lange bevor er "Otti" war), Robert Giggenbach, Toni Berger - und schauen auf die funkelnde Stadt hinunter. 1986 dreht Franz Xaver Bogner sein eigenes Jahr 1968, die Serie "Irgendwie und Sowieso". Dabei umschmiegt er gleichsam weitläufig das nächtliche München - bei ihm "Manhattan" genannt - von der Provinz aus. Die Männer aus dem kleinen netten Kaff suchen eine im Zorn entlaufene junge Frau (Olivia Pascal, liebenswerter denn je) in der lodernden Großstadt. Eine Frau, um die sie sich ernsthaft Sorgen machen müssen, denken sie. Müssen sie natürlich am Ende nicht. Aber sie suchen hektisch und finden erst mal "die Gräfin", die "Königin der Nacht" auf einem Fest in einem leeren Krankenhaus: Wir sehen Barbara Rudnik, kostümiert als Topmannequin der Sechziger und ausgelobt als erotischer Preis für den Sieger im Ringkampf gegen einen dressierten Braunbären. Das Ganze ist aber kein Party-Scherz, sondern ein von findigen Fotografen arrangiertes Happening mit all den Irren des 68er-Münchens - aus Bognerscher Perspektive. (Unter ihnen Helga Anders in einem ihrer letzten Auftritte mit einer Gans an der Leine.)

Zum Gitarrensolo von "Hey Joe" fährt die Kamera dann um die Showqueen-Flügel des Stars herum und enthüllt uns allmählich eine Barbara Rudnik, so schön, dass - wenn ich mich recht erinnere - eine etwa gleichaltrige englische Schauspielerin ein paar Jahre zuvor weinend aus einer gemeinsamen Kostümprobe gekommen war. Die Sanftheit des alten Positivmaterials auf der Serien-DVD von "Irgendwie und Sowieso" ( ohne jedes Extra, verflucht noch mal!) lässt Rudniks Gesicht im Rückblick noch weicher erscheinen. Nix digitally remastered. Die Lichter der Nacht verschwimmen hier gnädig, anstatt pornographisch zu stechen.

1986 also ist Barbara Rudnik 28 Jahre alt, und ihre Schauspielerinnenkarriere läuft seit etwa vier Jahren munter drauflos. Das westdeutsche Kino liegt zu der Zeit nach Meinung aller ernsthaften Kritiker weit unter Weltniveau darnieder, es regieren "Supernasen" und Schimanski-Filme. Fassbinder ist seit drei Jahren tot. Der westdeutsche Film ist herrlich strukturschwaches Gebiet, Hauptdarsteller werden ab und zu noch auf der Straße entdeckt, und es gibt erst zwei Filmhochschulen in der BRD. Nach einigen Kurzfilmen geht Barbara Rudnik auf die Schauspielschule, ins "Zinnerstudio", zu dessen Eingang von der Schwabinger Herzogstraße aus eine steile Abfahrt in den tiefer gelegenen Asphalthinterhof führt. In der Sommersonne sieht man damals dort unten oft im Vorbeigehen die Hoffnungsträger den "kleinen Hey" pauken... Die berühmteste Abgängerin der kleinen Schule in den Siebzigern war Andrea Rau gewesen, eines jener verwundet wirkenden Starlets des deutschen Antiautorenfilms und des Bahnhofskinos, in Filmen von Manfred Purzer und in Softsex zu Ruhm gekommen. In den Siebzigern sah ich dort auch eine Postkarte von ihr am Schwarzen Brett hängen - aus Rom, woher auch sonst.

Zwanzig Jahre nach "Irgendwie und Sowieso" sitzt Barbara Rudnik dann in "Oktoberfest" anfangs kränkelnd in einem Auto und erwartet als erfahrene Schankkellnerin den letzten großen Oktoberfestansturm 2006. In ihr Gesicht hat sich mit den Jahren so etwas wie eine bleibende Tränenspur eingeschlichen, Melancholie und wachsende Stärke. Gleichzeitig immer noch ab und zu ihr wunderbares Lachen. Als der junge, wahnsinnig nette farbige Mitbürger und Tellerwäscher ihr sagt, wie schön sie ist, da winkt sie ab, und trotzdem gleitet etwas über ihr Gesicht, ein Strahlen für einen Moment, von dem man sich gewünscht hätte, es doch noch in zig anderen Filmen zu sehen. Was auch immer an dieser "Oktoberfest"-Rolle als etwas zu wenig scheint für eine wie Rudnik - ihr Auftritt wirkt trotzdem wie eine vorläufige Summe und ein neuerliches Versprechen zugleich.

Noch mal zurück zu 1986: "Müllers Büro" in Wien. Rudniks gesungener Orgasmus (!) in einer Detektivfilm-Musical-Farce, die die Österreicher inzwischen immerhin zu ewigem Film-Kulturgut ernannt haben. Seltsam aber, wie sehr Rudniks Name und Ausstrahlung doch immer mit München verknüpft geblieben sind. Mit einem bestimmten München, dem der Endsiebziger und Achtziger, vielleicht noch der frühen Neunziger. Andreas Thiel, Münchner Filmhochschüler derselben Generation, 2006 mit 49 Jahren plötzlich in Istanbul verstorben, hat aber doch eigentlich für immer das Motto der Achtziger-Epoche ausgesprochen. Damals, als wir "Neonstadt" drehten (in dem Rudnik mitspielte) und als ich schwer beeindruckt von Scorseses "Raging Bull" bei ihm um Zustimmung nachsuchte, kam seine Antwort knapp und klar: "Zu viel Kunst." Genau. Born in the Fifties. Eine Generation mit eigentümlich gebremstem Ehrgeiz, mit angeknackstem Selbstvertrauen oder vielleicht mit geradezu japanischer "Passivität" (dort im Fernen Osten eine Tugend) - je nach Temperament. Nachachtundsechziger eben. Wie erschöpft vom Remmidemmi der vorherigen BRD-Generation. Die grausige Weltniveau-Gier der nächsten Regiegeneration nach der 89er-Wende war noch scheinbar endlos weit weg.

Nach 1986 hätte man sich jedenfalls in einer deutschen Filmwelt - einer Welt, in der wir filmisch immer wundervolle, unendliche Provinz geblieben wären (also ohne diesen ganzen Global-Player-Deutscher-Film-Standort-Schwachsinn) -, in einer solchen Parallelwelt hätte man sich wahrhaftig für Rudnik eine andere Filmographie vorstellen können. Spätestens in Oliver Storz' "Drei Schwestern aus Germany" konnte man 2007 noch mal sehen: Wenn es eine Gerechtigkeit im Kino gäbe und wenn zum Beispiel der "Vorleser" bereits vor einigen Jahren in Deutschland gedreht worden wäre - dann wäre Rudnik die perfekte Heldin dafür gewesen. Was sie an Wissen über uns und unsere Vorfahren in sich hatte, was sie in ihrem Gesicht trug, das konnte Kate Winslet sich beim besten Willen nicht erspielen.

DOMINIK GRAF

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