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Der Weltklimarat ist sich sicher: Die Klimaerwärmung ist vom Menschen verschuldet. Doch sind die berüchtigten Treibhausgase tatsächlich vornehmlich für unser Klima verantwortlich? Und warum wird es nicht mehr wärmer? Vahrenholt und Lüning haben sich im Laufe ihrer Untersuchungen intensiv mit den verschiedenen Klimamodellen beschäftigt. Sie kommen zu der Auffassung, dass die Erderwärmung der letzten 150 Jahre Teil eines natürlichen Zyklus ist, der überwiegend von der Sonne geprägt wird. Die nächsten Jahrzehnte werden eher zu einer leichten Erdabkühlung als zu einer weiteren Erwärmung führen.…mehr

Produktbeschreibung
Der Weltklimarat ist sich sicher: Die Klimaerwärmung ist vom Menschen verschuldet. Doch sind die berüchtigten Treibhausgase tatsächlich vornehmlich für unser Klima verantwortlich? Und warum wird es nicht mehr wärmer? Vahrenholt und Lüning haben sich im Laufe ihrer Untersuchungen intensiv mit den verschiedenen Klimamodellen beschäftigt. Sie kommen zu der Auffassung, dass die Erderwärmung der letzten 150 Jahre Teil eines natürlichen Zyklus ist, der überwiegend von der Sonne geprägt wird. Die nächsten Jahrzehnte werden eher zu einer leichten Erdabkühlung als zu einer weiteren Erwärmung führen.
Das bietet Zeit, erneuerbare Energieträger zielgerichtet auszubauen und diese Umstellung in ökonomisch vernünftiger Weise und nachhaltig zu gestalten.
Autorenporträt
Vahrenholt, Fritz
Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, geb. 1949, ist Professor im Fachbereich Chemie an der Universität Hamburg. 1984 wurde er Staatsrat der Ham-burger Umweltbehörde, von 1991 bis 1997 war er Umweltsenator von Hamburg, danach Vorstand der Deutschen Shell AG; 2001 bis 2007 Vorstandsvorsitzender des Windkraftanlagenherstellers REpower Systems, seit 2008 Geschäftsführer der RWE Innogy. Vahrenholt war Mitglied im Rat für nachhaltige Entwicklung unter Kanzler Schröder und Kanzlerin Merkel. 1978 erschien sein Bestseller Seveso ist überall , 1983 Die Lage der Nation.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.02.2012

Nichts Neues unter der Sonne

Der RWE-Manager Fritz Vahrenholt wärmt in seinem Klimabuch eine alte Hypothese auf. Ist daraus plötzlich eine Tatsache geworden?

VON ULF VON RAUCHHAUPT

Sicher, der Mann ist Partei. Bis vor kurzem war Fritz Vahrenholt Chef der RWE-Tochter Innogy. Auch der Geologe Sebastian Lüning, mit dem Vahrenholt jetzt eine Generalabrechnung mit dem Weltklimarat IPCC geschrieben hat, ist Angestellter des Essener Konzerns. Und die Tatsache, dass der gelernte Chemiker Vahrenholt SPD-Mitglied ist und einmal Hamburger Umweltsenator war, garantiert dem Verlag zwei Jahre nach Sarrazin natürlich eine Aufmerksamkeit, die sich mit den klimaskeptischen Einlassungen von Physikprofessoren oder anderen Hobby-Klimatologen nicht erreichen lässt.

Zumindest kann man nicht sagen, Vahrenholt und Lüning hätten ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Ihr Literaturverzeichnis umfasst 70 Seiten und listet so ziemlich alle relevanten neueren Veröffentlichungen zum Thema auf. Zudem ist das Werk gespickt mit Diagrammen, die allerdings vor allem drei Dinge zeigen sollen: Treibhausgase wie das CO2, das die Menschheit freisetzt, spielen bei der globalen Klimaerwärmung allenfalls eine Nebenrolle; die Hauptschuld trägt die Sonne; und beides wird vom IPCC böswillig ignoriert.

Nun ist diese These fast so alt wie die Klimadebatte. 1997 veröffentlichte der britische Wissenschaftsautor Nigel Calder "The Maniac Sun", ein Buch, dessen deutsche Ausgabe übrigens ein Verlag besorgte, welcher der technikoptimistischen und globalisierungskritischen Polit-Organisation Lyndon LaRouches und seiner Frau Helga Zepp-LaRouche nahesteht. Die politische Relevanz des Themas hat dem wissenschaftlichen Diskurs darüber von Anfang an nicht gutgetan. So begannen manche Klimaforscher, die Zulässigkeit eines Befundes auch danach zu beurteilen, ob er als Argument gegen Klimaschutzmaßnahmen "missbraucht" werden könnte. Etliche Fehlleistungen von IPCC-Forschern gehen auf dieses Motiv zurück, etwa der Versuch, die Veröffentlichung einer methodischen Kritik an der "Hockeystick" genannten Klimakurve in einem hochrangigen Journal zu verhindern. An solchen Fällen weiden sich die Klimaskeptiker und erheben den Generalverdacht, die Bedeutung, die der IPCC dem Klimafaktor CO2 zuschreibt, sei außerwissenschaftlichen Motiven geschuldet - ebenso wie die vermeintliche Nichtbeachtung alternativer Hypothesen wie die von der Sonne.

In diesem Sinn ist auch Vahrenholt ein knallharter Klimaskeptiker. In Gastbeiträgen bietet sein Buch Forschern eine Plattform, die er vom IPCC zu Unrecht ignoriert sieht. Insbesondere ist das der Däne Henrik Svensmark. Er war schon Nigel Calders Held und vertritt die These, dass kosmische Strahlen durch Anregung der Wolkenbildung unser Klima kühlend zu beeinflussen vermögen. Schwankungen der Sonnenaktivität ziehen Schwankungen der magnetischen Abschirmung solcher Strahlen nach sich, so dass die Sonne Klimaänderungen auf der Erde verursachen könne, obwohl die Intensitätsschwankungen ihrer Strahlung per se dazu viel zu klein sind.

Svensmark liefert damit die Kausalität hinter einer Korrelation von irdischen Temperaturen und Sonnenaktivität, die Vahrenholt für ausgemachte Sache hält. Als Kronzeuge ist die "Kleine Eiszeit" geladen, eine Kälteperiode in Spätmittelalter und früher Neuzeit, von welcher etwa die Winterlandschaften Pieter Breughels künden. Ihr Höhepunkt im 17. Jahrhundert fällt in der Tat mit einer Zeit besonders geringer Sonnenaktivität zusammen, die durch das fast gänzliche Fehlen von Sonnenflecken im sogenannten Maunder-Minimum (siehe Grafik) belegt ist.

Das Problem beginnt allerdings schon damit, dass mitnichten ausgemacht ist, dass es sich bei der Kleinen Eiszeit um ein globales Phänomen gehandelt hat. Nicht zufällig kann Vahrenholt hier die Indikatoren für die Sonnenaktivität nur mit Temperaturkurven mit dem Vermerk "außertropische nördliche Hemisphäre" korrelieren, global gibt es solche Daten nicht in ausreichender Präzision. Und um die Kleine Eiszeit als lokales Phänomen des nordatlantischen Raums zu erklären, dazu braucht man Svensmarks Mechanismus nicht. Erst kürzlich haben Forscher um Gifford Miller von der University of Colorado in den Geophysical Research Letters gezeigt, dass sich die Kleine Eiszeit gut durch eine Häufung von tropischen Vulkanausbrüchen im Verein mit einem Rückkopplungseffekt im Nordatlantik erklären lässt.

Insgesamt muss man schon fest an die Korrelation von Sonne und globalem Klima glauben, um sie in den Daten zu sehen. Ihr die Hauptschuld an der globalen Erwärmung zuzuschreiben bedarf mindestens der gleichen Voreingenommenheit, wie sie Vahrenholt dem IPCC hinsichtlich des CO2 vorwirft. Was indes der Klimarat dem Gegen-IPCC Vahrenholt&Lüning voraushat, ist ein physikalischer Mechanismus. Wie Treibhausgase die Atmosphäre erwärmen, ist gut verstanden - auch wenn manche dilettierende Skeptiker das nicht wahrhaben wollen oder dilettierende Aktivisten wie Al Gore den Mechanismus zuweilen falsch erklären. Wie die beobachtete Sonnenaktivität auf globaler Skala den beobachteten Klimawandel dominieren soll, ist hingegen überhaupt nicht klar. Für Svensmarks Hypothese gibt es bislang keine Indizien, die eine Mehrheit von Experten überzeugen. Erste Experimente zu der Frage, ob kosmische Strahlen Wolkenbildung anregen, haben Svensmark bislang nicht widerlegt, ihm aber auch nicht recht gegeben. Solange also keine anderen Belege auf dem Tisch liegen, bleibt es bei dem Befund, dass es wohl doch in erster Linie das CO2 ist, das hinter dem Erwärmungstrend steckt, und nicht die Sonne - und dass, will man heute in der Klimafrage politisch handeln, nichts anderes bleibt, als es auf dieser Grundlage zu tun. Es liegt in der Logik von Vahrenholts Buch, dass er das nicht akzeptiert. Vahrenholt möchte eben, dass politisch auf anderer Grundlage gehandelt wird. Das anzustreben ist sein gutes Recht. Dafür mag es auch Gründe geben, etwa volkswirtschaftliche. Nur liefert der aktuelle Stand der Klimaforschung solche Gründe nun einmal nicht.

Fritz Vahrenholt & Sebastian Lüning, "Die kalte Sonne. Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet" (Hoffmann und Campe), Hamburg 2012, 445 S. [Euro] 24,99.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.05.2012

Das Märchen
von der Sonne
Manche meinen, der Klimawandel auf der Erde sei
nicht von Menschen gemacht – dazu ein paar Widerworte
Klimaskeptiker bestreiten, dass es einen nennenswerten menschlich beeinflussten und in seinen Folgen verheerenden Klimawandel gibt. Sie stützen diese These in aller Regel darauf, dass sie die Berechnungen zu Treibhausgasemissionen und ihren Einflüssen auf das globale Klima, die sich sowohl auf die Vergangenheit beziehen als auch Zukunftsprognosen stellen, für naturwissenschaftlich falsch halten.
Das populärwissenschaftliche und umstrittene Buch von Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning „Die kalte Sonne“ greift das auf und konzentriert sich dabei auf ein Lieblingsthema der Klimaskeptiker. Unverstandene Wirkungen von Sonnenaktivitäten seien die wahre Hauptursache von Klimaschwankungen, so die zentrale These des Buches. Das Klima erwärme sich allenfalls geringfügig und langsam. Denn menschliche Klimagas-emissionen gebe es zwar, sie hätten aber kaum eine Wirkung.
Man könne, so Vahrenholt und Lüning weiter, noch eine lange Zeit weiter auf fossile Brennstoffe – denen die meisten Emissionen zugeschrieben werden – setzen, um Strom, Wärme und Treibstoff zu erhalten. Mit den treibhausgasfreien erneuerbaren Energien und einer Steigerung der Energieeffizienz sei es nicht eilig. Ein Überdenken von Lebensstilen, etwa eine Reduktion des emissionsintensiven Fleischkonsums, sei erst recht unnötig.
Nahezu die gesamte weltweite Klimanaturwissenschaft teilt die Thesen der Klimaskeptiker allerdings nicht. Es herrscht fast Konsens darüber, dass Vermutungen zu schwankenden Sonnenaktivitäten im Kern nur altbekannte und höchst vage Spekulation seien.
Dementsprechend eindeutig negativ kommentiert die Fachwelt die Thesen von Vahrenholt und Lüning, die selbst keine Klimawissenschaftler sind. Eine fachwissenschaftliche Argumente-Schlacht gegen die Klimaskeptiker verstehen allerdings nur wenige Fachleute; und beim Laien kann leicht der Eindruck entstehen, irgendwie sei am Ende doch alles ganz ungewiss. Dass die Klimaskeptiker oft abgekanzelt oder zumindest nicht ganz ernst genommen werden, bringt ihnen womöglich gar noch Sympathien: Auch in Deutschland gelten rund 30 Prozent der Menschen mehr oder minder als Klimaskeptiker. Demokratie und Klimaschutz gleichermaßen stehen damit vor einem Problem. So wenig wissenschaftlich wasserdicht die Thesen von Leuten wie Vahrenholt und Lüning auch sind. Das gilt, auch wenn einige Klimaskeptiker im Internet wie Verschwörungstheoretiker reden, die mit Beleidigungen um sich werfen und eher eine allgemeine Frustration ausleben als Sachkundiges beitragen.
Nicht ganz unrecht haben Vahrenholt und Lüning damit, dass die gängige Klimanaturwissenschaft die Unsicherheit ihrer Klimaprognosen öffentlich deutlicher zugeben sollte. Tatsächlich kann nämlich niemand die Zukunft definitiv vorhersehen. Ferner sollten sich einzelne Exponenten der Wissenschaft vielleicht weniger als politische Pressure-Group präsentieren und dies anderen überlassen. Richtig ist auch, dass die etablierte Klimanaturwissenschaft selbst Eigeninteressen repräsentiert und einen offenen gesellschaftlichen Diskurs als Begleitung braucht. Dass allerdings ausgerechnet die Autoren, die bei einem der größten europäischen fossilen Energiekonzerne arbeiten, nämlich bei RWE, sich als Sachwalter der Objektivität präsentieren, ver-wundert dann doch.
Dass klimaskeptische Äußerungen keinesfalls die Klimapolitik ausbremsen sollten, folgt außerdem aus drei meist übersehenen Punkten. Erstens sind jedenfalls die fossilen Brennstoffe definitiv endlich. Deshalb ist ein Umstieg auf mehr Energieeffizienz und mehr erneuerbare Energien und damit der größte Teil der Klimapolitik so oder so sinnvoll. Die meisten Maß-nahmen zum Klimaschutz sparen fossile Energie, sparen zudem Geld, schaffen Arbeitsplätze, verringern die Abhängigkeit von teurer werdenden Energieimporten, verringern Ressourcenknappheiten und machen das Leben oft sogar angenehmer.
Der zweite Punkt ist: Unsicherheit über die Zukunft, worauf die Klimaskeptiker herumreiten, gibt es immer, es kann aber in puncto Klimawandel alles nicht nur weniger schlimm, sondern auch sehr viel schlimmer kommen, als man momentan erwartet. Die Klimaforschung bietet dafür auch konkrete Anhaltspunkte.
Der dritte Punkt ist: Künftige ungewisse Gefahren wie den Klimawandel kann man nicht deshalb ausblenden, weil ihr Wahrscheinlichkeitsgrad vielleicht umstritten ist – es würde auch niemand über eine Straße gehen, wenn man ihm sagt, man werde „nur“ mit 30 Prozent Wahrscheinlichkeit totgefahren werden. Angesichts der potenziell drastischen Folgen des Klimawandels ändert sich die Notwendigkeit von Klimapolitik nicht dadurch, dass niemand seine ganz exakte Wahrscheinlichkeit definitiv kennt.
Das hier besprochene Buch repräsentiert, gut lesbar geschrieben, eine populäre, aber wissenschaftlich nicht anerkannte Meinung. Neue Erkenntnisse in der Sache erbringt es allerdings nicht. Trotzdem sollte man der Auseinandersetzung mit dem Buch und seinen klimapolitisch fatalen Konsequenzen nicht ausweichen.
FELIX EKARDT
FRITZ VAHRENHOLT, SEBASTIAN LÜNING: Die kalte Sonne: Warum die Klimakatastrophe nicht stattfindet. Klett-Cotta, Stuttgart 2011. 444 Seiten, 24, 99 Euro.
Der Jurist Felix Ekardt lehrt an der Universität Rostock. Er ist Leiter der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik in Leipzig.
Die Zukunft ist ungewiss, ja.
Aber ist das ein Grund, sich nicht
um den Klimaschutz zu kümmern?
Osso buco, die Kalbshachse, ist in der italienischen Küche sehr beliebt und sollte nicht verwechselt werden mit dem „buco di ozono“, dem Ozonloch. Ob die Menschen Letzteres auch anzurichten verstehen, ist umstritten. Zeichnung: Haderer
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Kritisch aber fair bespricht der Jurist Felix Ekardt dieses Buch zweier "Klimaskeptiker", deren Meinung er als Leiter einer "Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik" in Leipzig ganz und gar nicht teilt. Dennoch konzediert er den Autoren, dass sie einige Punkte machen, etwa wenn sie kritisieren, dass Klimaforscher häufig als Lobbyisten ihrer Eigeninteressen aufgetreten. Die Autoren selbst allerdings arbeiten bei dem Atom- und Kohleriesen RWE und können wohl kaum Objektivität für sich beanspruchen, notiert Ekardt auch. Und der Klimaskepsis der Autoren kann er nichts abgewinnen. Die Investitionen in Klimaschutz und alternative Energien seien allemal gerechtfertigt, wenn nicht aus Klimagründen, dann wegen der Endlichkeit der Ressourcen.

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"Mit seinem Buch 'Die kalte Sonne' hat [...] Fritz Vahrenholt die Klimadebatte in Deutschland erneut angeheizt." Cicero Online, 27.02.2012