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Der Fotograf Niels Schubert hat nichts ausgelassen, was man in Stuttgart fotografieren könnte: Industrieanlagen und Fachwerkhäuser, Spitzengastronomie und Besenwirtschaften, ein bißchen Wald, ein paar Reben, den Fernsehturm von allen Seiten, Alternativ-Kultur und Hochkultur, Glasbauten und Klassizismus. So gesehen zeigt sein Bildband Stuttgart - nicht mehr und nicht weniger. Im Vorwort beschwört Torsten Schöll, Stuttgart sei nicht provinziell, sondern weltläufig, eine "deutsche Wohlfühlstadt par excellence". Warum nur sieht man das den Bildern nicht an? Da gibt es viel sandsteinfarbenen Klassizismus und dazu den Glaskubus des im vorigen Jahr eröffneten Kunstmuseums, daneben das mächtige Glasdach der Königsbau-Passagen, keine Frage, Stuttgart wandelt sich, ist mehr als Weindorf und Weihnachtsmarkt. Aber weder Bilder noch die Texte können das weiter vertiefen. Da muß man Bildunterschriften wie "Schicke Geschäfte und historisches Flair in der Fußgängerzone" lesen, und dann leider erkennen, daß auf diesen Fotografien nicht mehr zu sehen ist als just das Beschriebene: keine Atmosphäre, kein interessanter Moment. Der Fotograf folgt nur der Chronistenpflicht, zeigt natürlich auch den Paradebau der Postmoderne, die Neue Staatsgalerie von James Stirling - kein Engländer übrigens, wie der Text behauptet, sondern Schotte. Aber viel mehr als den Beweis, daß es die Staatsgalerie gibt, erbringen die Fotos nicht. Stuttgart liegt im Loch, und dieser "Talkessel sei ein Schmelztiegel der Kulturen" wird behauptet, vielleicht sind deshalb alle Texte dreisprachig, auf deutsch, englisch und französisch. So geht es Seite für Seite, und bei derart vielen Fotos ist dann auch mal eines mit einer schönen Lichtstimmung dabei. Der Autor Schöll wird nicht müde, die schwäbische Landeshauptstadt zu loben, dort seien Kehrwoche und Dolce vita eine Symbiose eingegangen. Auf so ein Wortspiel muß man erst mal kommen. Immerhin ist es origineller als die Fotos des Buchs.
bär
"Stuttgart" von Torsten Schöll. Fotos von Niels Schubert. Silberburg Verlag, Tübingen 2006. 176 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 32,90 Euro. ISBN 3-87407-700-4.
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