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Die Universität ist ein ganz spezieller Lebensraum. Was genau ein Einzelschreibtischforscher ist, wie ein wohlfeiles Nachwort auszusehen hat, zu welchen bisweilen seltsamen Auswüchsen die Jagd nach Drittmitteln und Exzellenzclustern geführt hat, darüber gibt dieses unterhaltsam geschriebene Lexikon Auskunft. Ein unverzichtbarer Führer durch die skurrile Welt der Gelehrsamkeit.
"Wer im Studium eine gute Figur machen will, muss die Spielregeln kennen ... ein Campus-Knigge schafft Abhilfe." Tilmann Lahme, Frankfurter Allgemeine Zeitung
"Insgesamt ist der Campus-Knigge eher eine Art
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Produktbeschreibung
Die Universität ist ein ganz spezieller Lebensraum. Was genau ein Einzelschreibtischforscher ist, wie ein wohlfeiles Nachwort auszusehen hat, zu welchen bisweilen seltsamen Auswüchsen die Jagd nach Drittmitteln und Exzellenzclustern geführt hat, darüber gibt dieses unterhaltsam geschriebene Lexikon Auskunft. Ein unverzichtbarer Führer durch die skurrile Welt der Gelehrsamkeit.

"Wer im Studium eine gute Figur machen will, muss die Spielregeln kennen ... ein Campus-Knigge schafft Abhilfe."
Tilmann Lahme, Frankfurter Allgemeine Zeitung

"Insgesamt ist der Campus-Knigge eher eine Art Campus-Roman, denn in seinen Einträgen verbergen sich lauter kleine Geschichten, die ein selbstironisches Bild des Akademiebetriebes zeichnen." Judith Luig, die tageszeitung
Autorenporträt
Bettina Beer; Professorin für Ethnologie am ethnologischen Seminar der Universität Luzern.

Milos Vec ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt a.M.

Eva-Maria Engelen lehrt Philosophie an der Universität Konstanz. Zu ihren Schwerpunkten zählen Erkenntnistheorie, Sprachphilosophie und die Geschichte der Philosophie. Aktuelle Forschung zum Themenbereich "Erkenntnis und Liebe".
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.10.2006

Hohn der Exzellenz
Der „Campus-Knigge”, ein satirisches und zugleich erschreckendes Dokument der akademischen Selbstdiagnose
Deutschland ist verunsichert. Der Boom der Verhaltenslehren verweist auf die Orientierungslosigkeit in einer Gegenwart, die ihre Hoffnungen auf Machiavellis für Frauen, Handreichungen für stilvolles Verarmen und Knigges für alle Lebenslagen und - setzt. Diese Ratgeber enttarnen ideelle Werte oder schöne Programme als Oberflächenzauber und zeigen, dass die Wirklichkeit ganz anders funktioniert: härter, ungerechter und liebloser, als es uns gemeinhin recht ist. Die Ratgeberflut für überforderte Eltern mitsamt der TV-Begleitung durch „Die Super-Nanny” demonstriert, dass Nettigkeit und gut gemeinte Gespräche den Nachwuchs nicht unbedingt zubrauchbaren Mitgliedern unserer Gesellschaft machen und dass es Erfolgsstrategien der Verhaltensregulierung gibt, die das genaue Gegenteil von demokratisch ausgeglichener Mitbestimmung sind. Das „Lob der Disziplin” des ehemaligen Salemer Internatsdirektors Bernhard Bueb (SZ vom5. Oktober) stellt die intellektuelle und seriöse Variante der RTL II-Pädagogik dar und wurde daher begeistert aufgenommen.
Diesen Ratgebern tritt nun der „Campus-Knigge” an die Seite, ein universitärer Benimmkurs in mehr als 180 Artikeln (Stichwort: „SPU” = Smallest publishable unit). Der „Campus-Knigge” greift zunächst die Tradition der Universitätssatiren auf und versammelt das bekannte Arsenal der Gelehrtenkritik: Ja, die Professoren sind noch immer nicht gut gekleidet, weil ihnen das Nachdenken keine Zeit zum Blick in den Spiegel lässt (Artikel „Aussehen, männlich”, „Aussehen, weiblich”, „Kluft”); ja, sie sind ungesittet („Bürstenkurs”) und profilneurotisch im geselligen Umgang („Betreuung”, „Eitelkeit”); sie sind eigensinnig, wenn es um die leichtfüßige Konversation zum Zeitvertreib geht („Frühstück”, „Weltfremdheit”); sie meinen englisch sprechen zu müssen, können es aber nicht („Aussprache”, „Globalesisch”); und ja, die erfolgreichsten Wissenschaftler sind oft die geschicktesten, nicht aber die intelligentesten undfleißigsten („Aufhübschen”, „Berufungsverfahren”, „Cleverness”, „Matthäus-Prinzip”, „Whistleblower”) – die universitären „Auswahlverfahren”, so der entsprechende Artikel, dienen im wesentlichen der „Legitimierung des Illegitimen durch ritualisierte Prozeduralisierung”, vulgo: durch unsinnige Kommissionssitzungen und geschmäcklerische Gutachten.
Der „Campus-Knigge” belebt eine Tradition der Studienratgeber wieder, die Wissenschaft nicht mit einer Ansammlung von reinen Begriffen und glasklaren Theorien oder mit der Produktion von wahrem Wissen im leeren Raum unter idealen Bedingungen verwechseln. Diese akademischen Verhaltensanweisungen verstehen Forschung statt dessen als Teil einer Praxis, in der viele Faktoren eine Rolle spielen: Dazu gehört sicher auch das Streben nach dem überzeugenden Argument, nach der Wahrheit und nach plausiblen Gründen (Artikel „Streber”); dazu gehören aber auch eingeschliffene Arbeitsformen, die auf langjähriger Erfahrung beruhen und mehr mit Routinen als mit Reflexionen zu tun haben; und dazu gehört der Neid auf den Kollegen, der Ehrgeiz, die Liebe zur Sache oder die Verfahren des Reputationsmanagements („Ordinarius”, „Professorengattin”, „Queenbee”, „Silberrücken”).
Freilich vermisst man hier ein wenig das pragmatische Niveau, das Campus-Knigges früherer Zeiten zu bieten hatten. „Der Göttinger Student” etwa, eine Sammlung von „Belehrungen” über das „Studentenleben” von 1813, informiert zwar auch über die „Lehrer und Vorlesungen”; im Zentrum stehen jedoch Hinweise auf die „Anschaffung der nötigsten Geschirre und Sachen”, zum „Stiefelputzer, der Wäscherin, dem Friseur” oder auf die „Besorgung des Frühstücks”.
Vormals Universität genannt
Man sollte den „Campus-Knigge” daher vielleicht weder als Gelehrtensatire lesen noch sich davon eine hilfreiche Handlungsanweisung versprechen. Vielmehr ist in diesem Buch das erschreckende Dokument der akademischen Selbstdiagnose zu erkennen. Der „Campus-Knigge” vermittelt ein Bild über den Zustand der deutschen Universität aus derPerspektive ihrer Protagonisten. Diese kommentieren hämisch bis sarkastischdie jüngeren Entwicklungen und können dem akademischen Alltagsgeschäft, das sie als Forschungsverhinderungsbetrieb wahrnehmen, wenig Positives abgewinnen.
Die drei zentralen Elemente der Bildungsreform, wie sie die letzte Bundesregierung ins Werk gesetzt hat, werden offenkundig als Misstrauenserklärung des Staates an die Wissenschaft interpretiert: Die Dienstrechtsreform bedient mit der Einführung einer so genannten leistungsbezogenen Besoldung für Professoren den Mythos vom faulen Ordinarius (Artikel „Kohle”; „Ruf”); die Bologna-Beschlüsse zur Einführung eines modularisierten Studiums widersprechen der Selbsterfahrung vor allem von Geisteswissenschaftlern, die Zeit als wichtige Ressource für die gedankliche Kreativität erfahren („Scheinerwerb”); und die Exzellenz-Initiative erscheint nur als letzter Kieselstein auf der Spitze eines unsinnigen Antragsbergs, den die Universität unter Eindruck der Drittmitteleuphorie von Wissenschaftsministern und Universitätspräsidenten aufhäuft (Artikel „Drittmittel”, „Exzellenzcluster”).
Kein Begriff wird so oft in den Artikeln des „Campus-Knigge” verhöhnt wie „Exzellenz”; nichts wird häufiger gewünscht als ein wenig Ruhe zum intensiven Forschen, unbehelligt von Verwaltungsaufgaben und universitätspolitischen Spielereien, von unproduktiven Konkurrenzen und den Eitelkeiten eines heißgelaufenen Betriebs (Artikel „Einzelschreibtischforscher”). Die „plätschernden Wellen ahnungslos nivellierender Bildungsreformen” und die „Kurzatmigkeit” der entsprechenden Maßnahmen wirken deswegen so bedrückend, weil das, was als Elite-Universität nach allenKürzungen und Mittelstreichungen jetzt neu erschaffen werden soll, „vormals einfacher ‚Universität‘ genannt” wurde. Der Vorschlag des Konstanzer Literaturwissenschaftlers Albrecht Koschorke zur Erzeugung von produktiver Stille (Artikel „Schweigen”) wendet den Betrieb gegen sich selbst: „Es ließe sich leicht ein abgestufter DFG-Tarif finden: 150 Euro für jeden nicht gehaltenen Vortrag, 3000 Euro für jede aus dem Kalender gestrichene Tagung, einen Orden pour l’humanité für jeden ungeschriebenen Antrag, nicht zuletzt einbeträchtlicher Overhead für Hochschulen, die so vorausschauend und kühn sind, ihre Sonderforschungsbereiche zu schließen und den Professoren die Freiheit und Spontaneität zurückzugeben, damit sie forschen können, worüber sie wollen”.
Zerstreut in der Kälte
Der „Campus-Knigge” gehört zur Ratgeber-Welle, die seit den neunziger Jahren über Deutschland rollt und als Symptom verstanden werden muss. Die Deutschen haben ihre Verhaltenssicherheit verloren, und dafür gibt es viele Gründe. Nichts demonstriert so gut wie der explosionsartige Erfolg von Kochsendungen, dass die Selbstverständlichkeiten traditioneller Wissensvermittlung in der Familie nicht mehr funktionieren. Den Bewohnern der Universitäten geht es in den Labors und Bibliotheken nicht anders (Artikel „Ungleichheit”) – ihnen ist die Selbstverständlichkeit ihres Tuns abhanden gekommen.
Und die Knigges versprechen, dass sie eben diese verloren gegangene lebensweltliche Souveränität durch den zynischen Hinweis auf die normative Kraft des Faktischen wieder herstellen. Wie in der Frühen Neuzeit, als Macchiavelli, Gracian & Co. das Subjekt auf die eigenen machtstrategischen Füße gestellt haben, als die gesellschaftlichen Bande spröde und die ideologischen Klammern rissig wurden, suchen auch heute die verunsicherten Akteure ihre innere Sicherheit im Äußerlichen und in der kühlen Beobachtung der neuen Verhaltensformen (Artikel „Kälte”). Der Forschungs-Elan scheintdarunter zu leiden, wobei die Universität Kompensationsmöglichkeiten zur Verfügung stellt. Jedenfalls erfahren wir im Artikel „Ausschlafen”: „Ist mit Abstand des Beste am Forscherdasein” (siehe auch „Zerstreutheit”). Steffen Martus
MILOS VEC (Hrsg.): Der Campus-Knigge. Von Abschreiben bis Zweitgutachten. Verlag C. H. Beck, München 2006. 240 Seiten, 16,90 Euro.
Betonclusterbildung: Hier findet sich reiches Anschauungsmaterial für die Stichworte „Scheinerwerb”, „Betreuung”, „Ruf”, „Drittmittel” oder „Einzelschreibtischforscher” – Fassade eines der Geisteswissenschafts-Gebäude der Bochumer Universität.
Foto: Ruhr-Universität Bochum, Pressestelle
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.03.2007

Der Universitäts-Knigge

Wer im Studium eine gute Figur machen will, muss die Spielregeln kennen. Das ist schwierig, denn offiziell gibt es keine - nur viele Stolperfallen. Ein Campus-Knigge schafft Abhilfe.

Von Tilmann Lahme

David Lodge lässt in seinem Campusroman "Ortswechsel" mehrere Professoren an einer amerikanischen Universität ein fröhlich-bösartiges Partyspiel namens "Demütigung" ausprobieren. Jeder muss eine literarische Bildungslücke offenbaren. Je mehr der Anwesenden das genannte Buch kennen, je peinlicher also die versäumte Lektüre ist, desto mehr Punkte erhält der Betreffende. Bis schließlich einer der Mitspieler, ein Anglist, zugibt oder behauptet, den "Hamlet" nie gelesen zu haben. Ein Faux pas sondergleichen - so ernst durfte man das Spiel dann doch nicht nehmen. Die Karriere des Mannes findet an diesem Abend ihr Ende, ihn wird keiner mehr ernst nehmen.

Die Universität ist vermintes Terrain, um zu überleben, muss man die ungeschriebenen Regeln und Codes kennen. Auch, um sie zu brechen oder zu umgehen. Basiswissen ist aber in jedem Fall hilfreich, nicht nur im Hörsaal.

Uni-Alltag.

Die Schule ist aus - nun wird alles anders. ((rechts) Erstsemestertage). Zum Beispiel gibt es keine (rechts) "Streber" mehr: nur noch kluge und dumme Studenten, faule und fleißige, coole ((rechts) Coolness) und uncoole (wobei (rechts) Weltfremdheit zum Startkapital in eine wissenschaftliche Karriere gehört). Die Erstereihesitzer und Nachdervorlesungfragesteller nennt man anders. Schleimer zum Beispiel. Leider entgeht man denen nirgends, schon gar nicht in (rechts) Vorlesungen. Diese sind, rein fachlich gesehen, meist Zeitverschwendung (es sei denn, es handelt sich um erfolgreiche (rechts) "Riesenburger") - mit dem Buch des Professors ist man besser bedient: immerhin stockt, nuschelt und haspelt es nicht. Aber erstens ist der Mitschrieb ja der Schnuller des Studenten, und zweitens darf man die soziale Bedeutung nicht unterschätzen: Man trifft sich im Hörsaal, hier wird der weitere Tag geplant, oder besser: das Überdauern bis zum Abend. In der (rechts) Mensa zum Beispiel, in der man "auf einem schäbigen Plastiktablett die verdiente Quittung für sein nutzloses Dasein serviert bekommt: eine übel riechende Ansammlung grellfarbiger Häufchen". Schlimmer noch ist alles zentimeterdick Panierte: Es gibt immer einen Grund, wenn Fleisch oder Fisch versteckt wird. Zu besprechen gibt es viel, auch zu lästern, zum Beispiel über die Seniorenstudenten ((rechts) Seniorenstudium), auch Zeitzeugen genannt, weil sie meist in den historischen Vorlesungen die ersten vier Reihen blockieren und bei jeder Gelegenheit, selbst zu den napoleonischen Kriegen, ihre eigenen Erlebnisse als Co-Referat vortragen.

Uni-Karriere.

Dornig, unwägbar. Am besten sollte man unabhängig sein, zumindest von der Alma Mater im Wortsinn, also Erbe, komfortabel verheiratet oder radikal bedürfnislos. Dann gilt es, sich einen Professor zu suchen, der nicht zu alt ist ((rechts) Silberrücken), um eine Förderung über viele Jahre zu garantieren. Er oder sie sollte ein zukunftsträchtiges Fachgebiet samt modischer Orientierung (irgendwas mit Gender und dazu interdisziplinär, (rechts) Mode) vertreten und selbst aus einer angesehenen und netzwerkmächtigen Schule stammen. Kluge (rechts) Wortmeldungen (ein Grundprinzip der Universität: es muss geredet werden), ein ambitioniertes (rechts) Referat oder auch hemmungsloses Speichellecken - je nach professoraler Vorliebe - sorgen für ein Heraustreten aus der grauen Studentenmasse. Eine (rechts) HiWi-Stelle ist meist der Einstieg: Viele Erniedrigungen und Handlangerdienste, aber Tuchfühlung zum gelobten Land ((rechts) Ordinarius). Nach viel Arbeit, befristeten, dürftig bezahlten (rechts) Wiss-Mit.-Stellen (Summen sind nachzulesen unter (rechts) Kohle) folgt irgendwann die ersehnte Lebenszeitstellung, die Ankunft im Zitierkartell ((rechts) Zitat) - oder der Taxischein. (rechts) Kinder sind zu vermeiden, karrierehemmend, gerade in der Wissenschaft. Ähnlich wie alles andere, das beim Kampf ums "publish or perish" abhält: "Jeder Tag Urlaub ist ein Tag für die Konkurrenz" ((rechts) Urlaub).

Dont's - was man vermeiden sollte.

Wer Sprechstunden meidet, keine Lust auf langes Warten samt Liste hat (nur die Gunst der (rechts) Sekretärin, der wahren Herrscherin des (rechts) Campus, kann hier etwas ausrichten), wendet sich elektronisch an den Professor. Wobei zu bedenken ist: Weder allzu lockere Anredeformen ("Hi", "Hallo, Frau Professor", "Mahlzeit") noch exzessives Ausstellen der Unbekümmertheit um Rechtschreibung werden gern gesehen. Vorsicht vor vermeintlich lockeren Dozenten: oft rächt sich erst spät, hilfsweise in der mündlichen Prüfung, dass man meinte, sie nähmen diese Dinge nicht wichtig. Wer es sich mit seinen (rechts) Kommilitonen verscherzen will, muss den touristischen Handtuchwettkampf um die besten Plätze am Hotelpool nur auf die (rechts) Mensa übertragen: Tischreservierungen werden hier nicht entgegengenommen, auch nicht mit Jacke und Collegetasche. Bei allen ernsthaft Studierenden und Examenskandidaten macht sich beliebt, wer Telefonate und Debatten über "Germany's next Top-Model" in der (rechts) Bibliothek anberaumt. Wichtig ist der Dresscode an der Universität, der nicht aus Ge-, sondern aus Verboten besteht. Bei Männern ((rechts) Aussehen, männlich, (rechts) Kluft) heißt der Grundsatz: Hauptsache nicht zu schick, kein Oberhemd etwa in einem germanistischen Seminar, schon gar nicht gebügelt. Bei Frauen ist es komplizierter ((rechts) Aussehen, weiblich, (rechts) Kluft): (rechts) Aufhübschen ist erlaubt, aber in den Grenzen des jeweiligen Faches: keine Perlenkette unter Philosophen, und ein Hosenanzug könnte grundsätzlich als Zeichen von Dominanzstreben interpretiert werden ((rechts) Queenbee).

Campus und Erotik.

"Studenten", verspricht der "Campus-Knigge", "haben mehr Sex als andere Menschen" ((rechts) Sex). Man darf sich aber die deutschen Unis nicht vorstellen wie die Welt in amerikanischen Campusromanen: Hier geht es meist subtiler zu als bei Tom Wolfe. Wer sichergehen will, dass er nicht durch weibliche Lockstoffe vom ernsthaften Studium abgehalten wird, sollte eine Hochschule wie Clausthal-Zellerfeld in Erwägung ziehen: dort gibt es keine Frauen, außer an der Aldi-Kasse. Eine Alternative ist der Eintritt in eine Verbindung ((rechts) Bundesbrüder), möglichst schlagend. Männerfreie Zone ist das Grundschullehramt. Für alles andere gilt: selber rausfinden.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Für Steffen Martus liegt Milos Vecs "Campus-Knigge" voll im Trend: Wo Souveränitätsverlust droht und Wissenslücken klaffen, wünscht man sich ein klärendes Buch. Schade bloß, dass Martus zu diesem hier nicht so recht Vertrauen fassen kann. Weder überzeugt es ihn als traditioneller Studienratgeber (zu wenig Pragmatismus), noch taugt es richtig als Satire auf den Uni-Betrieb. Martus schlägt vor, es als "hämisch bis sarkastisch" kommentierenden Beitrag zur "akademischen Selbstdiagnose" zu lesen. Der sich auf diese Weise offenbarende Zustand der deutschen Universität lässt dem Rezensenten den Schrecken in die Glieder fahren: Eitelkeiten und Amtsschimmelreiter überall und nirgends produktive Stille.

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