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Mit 'Soldaten von Salamis' wurde Javier Cercas international bekannt, der Roman wurde verfilmt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. In Spanien gilt er mittlerweile als moderner Klassiker.Ein junger Journalist stößt auf eine wenig bekannte Anekdote aus den letzten Tagen der Spanischen Bürgerkriegs: Rafael Sánchez Mazas, Mitbegründer und Chefideologe der spanischen Falange, war einer Einheit republikanischer Truppen in die Hände gefallen und sollte zusammen mit fünfzig anderen Franquisten in einem Kloster erschossen werden. Wie durch ein Wunder gelingt Sánchez Mazas im Moment der…mehr

Produktbeschreibung
Mit 'Soldaten von Salamis' wurde Javier Cercas international bekannt, der Roman wurde verfilmt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. In Spanien gilt er mittlerweile als moderner Klassiker.Ein junger Journalist stößt auf eine wenig bekannte Anekdote aus den letzten Tagen der Spanischen Bürgerkriegs: Rafael Sánchez Mazas, Mitbegründer und Chefideologe der spanischen Falange, war einer Einheit republikanischer Truppen in die Hände gefallen und sollte zusammen mit fünfzig anderen Franquisten in einem Kloster erschossen werden. Wie durch ein Wunder gelingt Sánchez Mazas im Moment der Erschießung die Flucht - doch als er kurz darauf von einem seiner Verfolger gestellt wird, legt dieser auf ihn an, dreht sich dann aber ohne ein Wort um und geht davon. Den Journalisten lässt die Geschichte nicht los. Was genau war dort im Wald geschehen? Wieso hatte der Soldat Sánchez Mazas davonkommen lassen, den Mann, der schließlich unter Franco Minister wurde? Im Zuge seiner Recherchen stößt derJournalist auf mehrere Zeitzeugen, nur der rätselhafte Soldat, der Sánchez Mazas laufen ließ, bleibt unauffindbar. Bis er einen wertvollen Hinweis bekommt, der ihn endlich auf die richtige Spur zu bringen scheint. »Ein großartiges Buch, eines der besten, das ich seit langem gelesen habe.« Mario Vargas Llosa
Autorenporträt
Javier Cercas, geboren 1962 in Ibahernando in der spanischen Extremadura, lebt als Schriftsteller, Publizist und Universitätsdozent in Girona. Mit seinem Roman »Soldaten von Salamis« wurde er international bekannt. Heute ist sein Werk in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Für »Der falsche Überlebende« (S. Fischer 2017), erhielt er u.a. den Prix du livre européen 2016 und den chinesischen Taofen-Preis 2015 für das beste ausländische Buch. Sein Roman »Terra Alta« wurde mit dem Premio Planeta 2019 ausgezeichnet. Zuletzt erschienen »Die Erpressung. Terra Alta 2« (2022) und der abschließende Band der Terra-Alta-Trilogie »Blaubarts Burg« (2023).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.10.2017

NEUE TASCHENBÜCHER
Javier Cercas erzählt
von Spaniens Toten
Der Roman einer Recherche unter Spaniens Himmel, mit den Mitteln des Journalismus und der Philologie: Rund eine halbe Million Menschen haben im Spanischen Bürgerkrieg zwischen 1936 und 1939 ihr Leben gelassen. Die Opfer blutiger Händel auch innerhalb der Bürgerkriegsparteien, von willkürlichen Exekutionen und Massenerschießungen sind Legion. Aufgearbeitet ist davon wenig. Nach dem Tod des Diktators Franco war der nahezu reibungslose Übergang zur Demokratie durch einen Pakt des Vergessens erkauft worden: Die in den Wäldern und Steppen des Landes verborgenen Massengräber und die Leichen in den Kellern von Kastiliern und Katalanen sollten unangetastet bleiben. Die Tabuisierung von Erinnerungen rächt sich durch deren Verlängerung in die Gegenwart und Verlagerung auf neue Konflikte. Der Leser des bei seinem Erscheinen 2001 auch international gefeierten Romans des 1962 geborenen katalanischen Schriftstellers und Journalisten Javier Cercas wird jeder Folklore, wie sie die Heldenlieder und Mythen vom Bürgerkrieg transportieren, misstrauen und im gegenwärtigen innerspanischen Konflikt schwerlich Partei ergreifen können. VOLKER BREIDECKER
Javier Cercas: Die Soldaten von Salamis. Aus dem Spanischen von Willi Zurbrüggen. S. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 2017. 222 Seiten, 10,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.08.2002

Soldaten von Salamis
Javier Cercas und die Geschichtslektionen des neuen Romans

MADRID, im August

Manche Romane erzählen ihren Stoff so, wie man Konserven aufbaut: ein Ding nach dem anderen, bis die Sache halbwegs in der Reihe steht. Noch heute beherrscht die realistische Erzählweise, eine Errungenschaft der bürgerlichen Epoche, die Szenerie, und immer wieder hat sie gewichtige Themen wie Krieg oder Revolution vor sich her gerollt. Die brikettschweren Werke von Leon Uris, um das untere Ende der Skala nicht zu vergessen, haben mit dürftigstem Kunstwillen die Befreiungskämpfe dieser Welt in Millionen von Haushalten getragen.

Für anspruchsvollere Gemüter war diese Form jedoch längst so passé wie der politisch-historische Roman selbst. Die literarischen Modernisten von Virginia Woolf bis zu Heimito von Doderer hatten die voraussetzungslose Gutgläubigkeit durch hohes Formbewußtsein und raffinierte Verrätselungsstrategien erledigt. Sie stellten den Erzählvorgang selbst unter Verdacht und versuchten zu zeigen, welcher Zusammenhang zwischen dem Stoff und seiner Darstellungsweise besteht. Und dieser Zusammenhang war, wie so vieles in der Kunst, oft kompliziert.

Einer der leuchtenden Vertreter der amerikanischen Moderne, William Faulkners Roman "Absalom, Absalom!" (1936), spiegelt das erkenntnistheoretische Problem, das sich die Figuren des Romans stellen, so wirkungsvoll in der Erzählform, daß uns am Ende der Kopf summt. Was, so fragen wir uns, ist auf den Buchseiten wirklich geschehen? Wir blättern zurück, halten die Einzelteile prüfend nebeneinander und tun genau das, was Faulkner mit seinen unerhörten Bandwurmsätzen wohl anstrebte, nämlich daß wir den Zusammenhang zwischen Rekonstruktion und Erfindung erkennen. Daß wir begreifen: Ob Landesgeschichte oder private Geschichte, die Versuche der Entschlüsselung überziehen die fernen Ereignisse mit einem Gewebe aus Mutmaßung und Fiktion, das meist aus der Hand der Deuter stammt. Diese Erkenntnis verbindet sich in der Phantasie untrennbar mit der Erinnerung an die Stunden, die es gekostet hat, den Roman "Absalom, Absalom!" zu durchpflügen.

Doch auf Faulkner ist längst der Staub der Bibliotheken gefallen. Zu lang, zu mühsam, denken jüngere Leser, wenn sie den Meister nicht gerade im Literaturseminar durchnehmen. Und selbst an den Universitäten müssen sich die Dozenten wohl einiges einfallen lassen, um diesen kapitalen Schriftsteller, der die internationale Autorenschar von Camus bis García Márquez das Staunen gelehrt hat, den Studenten zu "vermitteln".

Die heutige Zeit wählt ein anderes Förmchen. Unter dem Dach des gehobenen literarischen Romans ist Platz für alles, auch das abseitigste Schicksal der politischen Zeitläufte. Gerade daß es abseitig oder noch nie dargestellt worden ist, verleiht ihm in einer Epoche "dezentrierender" Sichtweisen seine Würde. Vor dem bloßen Umstand des Außergewöhnlichen verblaßt auch die Unterscheidung zwischen tatsächlicher und erfundener Geschichte. Die Diskussionen, die Bernhard Schlinks Roman "Der Vorleser" und Günter Grass' Novelle "Im Krebsgang" ausgelöst haben, machen eine Schlußfolgerung unabweisbar: Zustimmung oder Ablehnung hängen weniger davon ab, wie jemand eine Geschichte erzählt und was sie ästhetisch taugt. Sondern davon, wie der Autor heißt und wann und warum er sein Thema wählt.

Strategien des Schreibens

Damit verläßt die Debatte das Terrain der Literaturkritik. Tatsächlich hat die Rezeption der genannten Bücher gezeigt, daß es nicht um literarische Qualität ging (die sich in beiden Fällen in Grenzen hält), sondern eher um Aussageabsicht und ein unterstelltes ideologisches Kalkül. Dem Autor Bernhard Schlink etwa wurde von englischen Kritikern vorgeworfen, er schlage sich durch seine mitfühlende (lies: apologetische) Schilderung einer KZ-Wächterin auf die Seite der nationalsozialistischen Täter; bei Grass stand das zum singulären "Tabubruch" erklärte Wagnis im Vordergrund, als approbierter Linker und diesseits der Vertriebenenverbände von den deutschen Zivilopfern im Zweiten Weltkrieg zu reden.

Jetzt ist abermals ein schlankes Werk herausgekommen, das man unter "Revisionen und Rekonstruktionen" einsortieren könnte, "Soldaten von Salamis" (Berlin Verlag), und eben weil das Buch gut gemacht und angenehm zu lesen ist, lohnt sich ein genauerer Blick auf seine Strategien. Der Autor, Javier Cercas, ist ein Spanier aus der Extremadura, geboren 1962, und bis zu diesem Buch, dessen Original im vergangenen Jahr erschien, war er der weitgehend unbekannte Verfasser zweier Romane und eines Erzählbandes. "Soldaten von Salamis" stellte diesen Lebenslauf auf den Kopf. Das Buch verkaufte sich über zweihunderttausendmal, erhielt vier spanische Literaturpreise und wird soeben verfilmt. Cercas ist ein berühmter Mann geworden, und wenn es jüngst in Spanien außerhalb der Popbranche ein Rezeptions- und Verkaufsphänomen gab, dann zweifellos dieses Werk, das sich nicht "Roman" nennt, sondern "Erzählung nach der Wirklichkeit".

"Soldaten von Salamis" umkreist und beschwört auf 220 Seiten eine einzige Episode: den Augenblick, als der Dichter der extremen Rechten und Theoretiker der "Falange", Rafael Sánchez Mazas, kurz vor dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs von den Republikanern erschossen zu werden droht - und aus unerfindlichen Gründen verschont wird. Ein Milizionär, der den vor dem Erschießungskommando Geflohenen im regennassen Unterholz entdeckt, drückt nicht ab, sondern sieht Sánchez Mazas einige Sekunden an, ruft "Hier ist niemand!", dreht sich um und geht davon. Achtundvierzig andere liegen tot im Schlamm; der Dichter aber überlebt.

Der Vorfall ist historisch verbürgt. Als der Erzähler (der einige Züge mit dem Autor Javier Cercas teilt) davon zum erstenmal hört, ist er wie elektrisiert und beginnt bei Zeitzeugen mit Nachforschungen. Je mehr er erfährt, desto stärker macht sich im Zentrum der Geschichte ein blinder Fleck bemerkbar: Der republikanische Milizionär, der den Abzug seines Gewehrs an jenem Tag nicht betätigte und dem Chefideologen der "Falange" das Leben rettete, bleibt lange Zeit unauffindbar. Da führt eine letzte Reise den Erzähler in ein französisches Altersheim, wo ein narbenübersäter Exil-Republikaner, der Held zahlloser Schlachten, seinem anonymen Ende entgegensieht. Von diesem Mann, der bei der Erschießung dabei war, hofft der Erzähler das entscheidende Wort zu hören, die "Wahrheit" über den Fall Sánchez Mazas. Was das Buch jedoch daraus macht, ist eine Pathetisierung des Soldatenlebens, derer wohl nur eine Generation fähig ist, die selbst keinen Krieg erlebt hat.

Eine Straße in Bilbao

Das Pathos wird in kleinen Dosen verabreicht, Schweres und Leichtes sind locker gemischt. Daß Javier Cercas bei alledem nicht mit Kalendersprüchen zum Handwerk des Schreibens spart, mag auf die Leser sympathisch wirken: Hier predigt nicht jemand vom Olymp auf sie herab, sondern übt noch, so wie andere das Schreinern oder den Bauchtanz üben. Indem es den Schreibvorgang zum Thema macht, handelt das Buch auch von seiner eigenen Entstehung: wie ein Journalist, der sich zur Literatur berufen fühlt, von einem Thema ergriffen wird, wie er recherchiert, Rückschläge erleidet und schließlich nach vielen Mühen an einem ganz anderen Punkt als dem erwarteten ankommt. Das spielt aber keine Rolle, denn das Buch, dessen Fertigstellung wir beim Lesen zugesehen haben, ist genau das, welches wir jetzt gedruckt in Händen halten. Hübsch, denkt man und möchte in die Hände klatschen, was für ein sauberer kleiner Zirkel. Fast wie bei Proust, nur daß sich dies spanische Büchlein zu seinem fernen Vorbild ungefähr so verhält wie ein Papierflieger zum Jumbojet.

Dieser Zug ins Leichte, ja Niedliche wurde dem Werk von niemandem angekreidet, im Gegenteil. Die Umschlagklappe zitiert nicht nur die euphorischen Urteile der spanischen Tageszeitungen, sondern auch den Romancier Mario Vargas Llosa, der ein "großartiges Buch" gelesen haben will. Wo es dokumentarisch auftritt, hat es zumindest eine nicht ganz alltägliche Geschichte zu bieten. Nachdem er so überraschend verschont worden ist, übersteht Sánchez Mazas mit Hilfe einer untergetauchten Gruppe von Republikanern, den "Freunden des Waldes", neun lange Wintertage, bevor die Nationalisten anrücken und ihn aus seiner Lage befreien. Mit dem Sieg der Franco-Militärs kommt auch sein kurzer Triumph. Eine Zeitlang dient er dem "Generalísimo" als Minister. Dann beginnt die Ernüchterung, und irgendwann wendet sich der Poet von der Politik, die er mit der klingenden Waffe seiner Verse so glühend herbeigeschrieben hat, angewidert ab. Er stirbt 1966, "ein guter, aber kein großer Schriftsteller", und irgendwo in Bilbao ist eine Straße nach ihm benannt.

Der immense Erfolg dieses Buches birgt ein Rätsel. Was immer der Spanische Bürgerkrieg für die Spanier heute ist, man wird ihn kaum als Bestsellerstoff bezeichnen. Ein Aufarbeitungsroman wie "Der lange Marsch" von Rafael Chirbes konnte in Deutschland zu einem erfolgreichen Titel werden, in Spanien relativiert sich seine Bedeutung: So genau wollte man es denn doch nicht wissen mit der Franco-Zeit und den faulen Kompromissen zwischen den Generationen. Manche in Spanien sagen immer noch, die Amnestie nach dem Tod des Diktators sei mit der Amnesie aller Beteiligten erkauft. Deshalb spricht alles dafür, daß ein aufrichtiges, unbequemes Werk zu diesem Thema nur auf wenig Beifall rechnen kann.

Was also begründet den Erfolg von Javier Cercas? Womöglich ja die Art, wie die traumatische Erinnerung an den Spanischen Bürgerkrieg geweckt und im selben Zug anästhesiert wird. Wie sich eine Geschichte von Hunger, Unterdrückung und Sterben in ein Puzzlespiel verwandelt, über das sich heutige Leser beugen, als säßen sie im Kinderzimmer, nicht nur dem Handeln der damaligen Akteure entrückt, sondern auch jeder historischen Verantwortung enthoben, Zeugen eines raffinierten literarischen Kunststücks. Nicht von ungefähr ist ein alter Paso doble, der in mehreren Schlüsselszenen getanzt wird, ein zentrales Motiv des Buches: Die traurige Musik verbindet Sieger und Besiegte. Und zeigt nicht die Geschichte des Rafael Sánchez Mazas, daß die Opfer des Bürgerkriegs mal auf der einen, mal auf der anderen Seite zu finden waren?

Es ist an diesem Punkt, daß Zeitgeschichte aufhört zu schmerzen und ins wohlig Pittoreske abgleitet. Mit dem Buch "Soldaten von Salamis" ist das Thema des Spanischen Bürgerkriegs, über dessen Marginalisierung sich spanische Historiker die Haare raufen, zur gehobenen Sentimentalisierung freigegeben. Die Genehmigung wurde von der Literaturkritik erteilt.

PAUL INGENDAAY

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit diesem Roman über den Spanischen Bürgerkrieg ist Cercas über Nacht berühmt geworden, weiß Volker Breidecker zu berichten. Das findet der Rezensent nicht zuletzt deshalb erfreulich, weil es sich nicht um eine "Schmonzette" wie Mitchells Roman über den amerikanischen Bürgerkrieg handelt, sondern um ein sehr verwickeltes, mit "allen Wassern von Text- und Überlieferungskritik gewaschenes" Buch handelt. Denn neben dem historischen Hintergrund wird innerhalb des Romans seine Entstehung mitreflektiert und so entsteht ein Geflecht aus Berichten, Reportagen, journalistischer Recherche und Interviews. Trotzdem fließt die Erzählung wie "von leichter Hand", befindet der Rezensent begeistert. In seiner Buchkritik vollzieht er die komplizierte Handlung des Romans nach und stellt fest, dass mit diesem Roman erstmals der "Pakt des Vergessens", der mit den Protagonisten der spanischen Geschichte geschlossen worden war, aufgehoben worden ist. Er preist den Roman als "meisterhafte Erzählung" und schwärmt hingerissen von diesem "unerwarteten und unkalkulierbaren Treffer in die Seele" der Leser.

© Perlentaucher Medien GmbH