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Boris Strugatzki hat einen Roman voller Ironie und unheimlicher Ideen geschaffen. Dieses Meisterwerk der neueren russischen Phantastik ist ein Ereignis, nicht nur für die große Gemeinde der Strugatzki-Freunde.
Stanislaw Krasnogorow - Programmierer auf dem Gebiet Künstlicher Intelligenz und Amateurschriftsteller - ahnt, daß in seinem Leben nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Der Tod scheint keine Macht über ihn zu haben ...
In den über 30 Jahren seines Lebens hat Stanislaw Krasnogorow - genannt Stak - 23mal am Rande des Abgrunds gestanden. Nur um Haaresbreite entkam er jedesmal dem
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Produktbeschreibung
Boris Strugatzki hat einen Roman voller Ironie und unheimlicher Ideen geschaffen. Dieses Meisterwerk der neueren russischen Phantastik ist ein Ereignis, nicht nur für die große Gemeinde der Strugatzki-Freunde.

Stanislaw Krasnogorow - Programmierer auf dem Gebiet Künstlicher Intelligenz und Amateurschriftsteller - ahnt, daß in seinem Leben nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Der Tod scheint keine Macht über ihn zu haben ...

In den über 30 Jahren seines Lebens hat Stanislaw Krasnogorow - genannt Stak - 23mal am Rande des Abgrunds gestanden. Nur um Haaresbreite entkam er jedesmal dem Tode. Jeder Versuch, die Tatsache seines Überlebens durch puren Zufall zu erklären, spräche dem gesunden Menschenverstand Hohn. Doch wenn er nicht zufällig überlebt hat, gibt es also eine Gesetzmäßigkeit, etwas, das ihn rettet, beschützt, aufspart - aber für welche Bestimmung? fragt sich Stak und beunruhigt mit dieser Idee nicht nur seine Freunde.

Auch das KGB wird auf die seltsamen Vorfälle aufmerksam und bringt sie mit einer Reihe ungeklärter Todesfälle in Zusammenhang. Das Rätsel ist aber auch für den Geheimdienst nicht zu lösen. Und niemand hat mit der Entschlossenheit gerechnet, mit der Stak eine phantastische Zukunft inszeniert, die sich von unserer Gegenwart grundlegend unterscheidet ...
Autorenporträt
Strugatzki, BorisBoris Strugatzki, geb. 1933, zählt zusammen mit seinem Bruder Arkadi (1925-1991) zu den erfolgreichsten russischen Autoren der Nachkriegszeit. Die Strugatzkis haben die moderne Science Fiction und Phantastik geprägt.
Im Original hat die Gesamtauflage ihrer Werke 40 Millionen weit überschritten, ihre Bücher sind in über 30 Sprachen übersetzt.
Viele ihrer Romane wurden verfilmt - unvergeßlich »Picknick am Wegesrand« unter dem Titel »Stalker« von Andrej Tarkowski.

Boris Strugazki ist am 19. November 2012 verstorben.

Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.04.2005

Ein Knallkörper in der Hölle
Schicksallos: Boris Strugatzki schreibt den Roman eines sowjetischen Lebenslaufs
Das Licht der Welt in der Sowjetunion des Jahres 1933 zu erblicken, ist so ziemlich das Ungeschickteste, was ein Mensch anstellen kann. Wie viel verschiedene Höllen durchläuft das Leben des Stanislaw Krasnogorow? Je nachdem wie man zählen will, sind es zwei bis vier; denn der Terror der stalinistischen Zeit erreicht ihn persönlich nur indirekt, und die Jahre der Stagnation unter Breschnew muss man sich wahrscheinlich eher als eine Schattenwelt ausmalen, düster und schmutzig, aber ohne eigentliches Höllenfeuer. Dafür erlebt er am eigenen Leibe die Belagerung Leningrads, bei der eine Million Menschen umkamen, und die Ära der Anarchie nach dem Zusammenbruch der alten Ordnung; das Buch, 1992/94 geschrieben, endet in seiner nahen Zukunft, kurz nach der Jahrtausendwende - also jetzt.
Vom Allerschlimmsten lässt sich nur auf vermittelte Weise reden. Das Buch im Buch ist hier nicht, wie so oft, ärgerliche Manier, sondern die Voraussetzung, unter der von diesen Dingen gesprochen werden kann. In seinem ersten, einzigen und nie gedruckten Roman schreibt Krasnogorow aus der Perspektive des kleinen Jungen, der er damals war. „Der glückliche Junge” heißt dieser schrecklichste und stärkste Teil des Werks, mit nur geringer Ironie: Glücklich ist, wer in diesem Hungerwinter überhaupt noch lebt. Auf dem Stockwerk haben das bisher fünf Menschen geschafft, der Rest liegt in Stapeln auf dem Hof oder gefroren in den Betten ihrer Wohnungen, die ausgekühlt sind „bis auf den Tod”. Der kleine Junge jedoch durchleidet fürchterliche Qualen, nicht des Hungers (den er gar nicht recht spürt), sondern weil seine Mutti nicht heimkommt.
Obwohl es ihm streng verboten ist, rennt er vor Verzweiflung auf die Straße und prompt einem Mann in die Arme, „in der Hand aber hielt er eine Axt, und die Axt hielt er vorgereckt, als wolle er sie jemandem ins Gesicht hauen... Und es war völlig klar, dass er es auf das Gesicht des Jungen abgesehen hatte. Wessen sonst? Sonst war hier weit und breit niemand.” Die einzigen Kalorien, die sich, nachdem selbst der Leim in den Möbeln aufgegessen ist, in dieser eingeschlossenen Stadt noch auftreiben lassen, stecken im Körper der Menschen. Das vergisst man nicht mehr. Wie eine allgemein gebräuchliche Redensart zieht sich der Satz durch das Buch: „Wenn du billige Wurst haben willst, musst du sie aus Menschenfleisch machen.” Er passt irgendwie immer.
Doch da geschieht ein Wunder: Der Kopf des Kannibalen fängt zu kochen an und explodiert einfach, der Junge ist gerettet. Auch später wird sich der Vorgang, sooft Krasnogorow ein Feind entgegentritt oder auch nur jemand, der ihn zum Wegzug aus Leningrad bewegen will, wiederholen; sieben Schädel werden es schließlich sein, ungerechnet die der beiden Zwillinge, die im Bauch seiner Frau explodieren, als der Schwiegervater ihm eine Stelle in Minsk anbietet. Der Zusammenhang bleibt unklar, und das heftige parapsychologische Phänomen fällt niemandem auf als einem Geheimdienstler, der hier seine Lebensaufgabe erblickt und ein ausführliches Journal anlegt: das zweite Buch im Buch.
Wir sind nur ein Irrtum
Vor dem ersten kann es nicht bestehen. Wo die Ereignisse der Geschichte sich mit so vernunftloser Riesengewalt Bahn brechen, bedeuten Krasnogorows unbewusst ausgeübte Fernzündungen nur einen kleinen, willkürlich ersonnenen Taschenspielertrick. Das phantastische Element liefert nichts als einen Silvesterkracher, den der Autor übermütig in den Feuersturm wirft; man hört ihn gar nicht. Wie kann jemand, der die beschmutzendeUnentrinnbarkeit einer Verhörsituation so beklemmend zu schildern versteht, einen solchen Kintopp zum Leitmotiv erheben? Es liest sich wie irgendeine Metzelszene bei Stephen King, der als Bürger des in tiefer Sicherheit gewiegten Amerika nicht weiß, wovon er redet. Das Schicksal, so soll der Leser begreifen, hat Besonderes mit Strugatzkis Helden vor, hier waltet die titelgebende „Vorherbestimmung”; aber der Begriff des Schicksals selbst geht ins Leere, wenn es so Viele völlig gleichförmig zermalmt. Dass Krasnogorow zum Schluss als aussichtsreicher Bewerber um das Amt des russischen Präsidenten auftritt, dass das Schicksal also offenbar seine Erfüllung findet, wirkt entsprechend angehängt und aufgepfropft. Um ein bemerkenswertes Buch handelt es sich trotzdem, nicht zuletzt dank der Übersetzung Erik Simons, die innige Vertrautheit mit dem vergangenen und gegenwärtigen Russland erkennen lässt und, wenn der westliche Leser sonst auf der Strecke bliebe, auch vor Fußnoten nicht zurückschreckt; zurecht.
Selbst wer Russisch nicht beherrscht, ahnt angesichts der zahlreich eingestreuten Lieder und Gedichte, was hier geleistet ist: „Unsre Generation / Kurz von der Freiheit gestreift, / Ist nur ein Irrtum, ein Hohn, / Hässlich und unausgereift.” Ungemein lebendig lesen sich die Personenbeschreibungen; die Dialoge sind voll eines verzweifelten Überschwangs, geistreich im Wissen, dass nichts hilft, aber alles sich aushalten lässt, solang es genug Wodka gibt. „Diese ganze Scheiße bei uns”, heißt es in vorgeschrittener Stunde zur Frage der Reformierbarkeit des Landes, „wird fünf Jahre brauchen, ehe sie in die Rinnsteine abgeflossen ist, und nochmal fünf Jahre lang werden wir alles saubermachen müssen, scheuern und den Dreck wegreißen, und dann nochmal fünfzehn Jahre lernen, ins Klobecken zu machen, ins Klobecken, du Sowjetschnauze, ins Klobecken, und nicht daneben...” Das gibt zusammen, selbst unter günstigsten Umständen, fünfundzwanzig Jahre, die mit nichts als Dreck zu verbringen wären: ein Leben.
Wie weit diese Gesellschaft von unserer weg ist, ermisst man besonders an den Witzen; um alle, die etwas sofort kapieren und belachen, zieht sich die feine aber scharfe Linie, die sie von den Anderen trennt. Kennen Sie den? „,Lieber und hochverehrter Genosse Generalsekretär des ZK der KPdSU, Leonid Iljitsch Breschnew!...’ ,Warum denn so förmlich? Nennt mich doch einfach Iljitsch.’” Verstehen Sie ihn? Ich nicht. Sowohl versteht man trotzdem: Für ein Buch von der Hölle ist Strugatzkis Roman erstaunlich gutgelaunt. BURKHARD MÜLLER
BORIS STRUGATZKI: Die Suche nach der Vorherbestimmung oder Der siebenundzwanzigste Lehrsatz der Ethik. Roman. Aus dem Russischen von Erik Simon. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2005. 437 Seiten, 21,50 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Für ein Buch, das so schreckliche Erlebnisse abhandelt, ist "Die Suche nach der Vorherbestimmung" ausgesprochen gut gelaunt ausgefallen, wundert sich Burkhard Müller. Genauer gesagt, handelt es sich um zwei Bücher beziehunsgweise um ein Buch im Buch, und nur das erste findet wirklich Gnade vor den Augen des Kritikers. In diesem Buch im Buch, dem einzigen und nie veröffentlichten Roman von Strugatzki, berichtet dieser aus der Perspektive des kleinen Jungen von seiner Kindheit, von Hunger und Tod in der belagerten Stadt Leningrad, so Müller; eingerahmt wird dieser Bericht von einem weiteren Journal, das ein Geheimdienstler anlegt, der versucht einem parapsychologischen Phänomen auf die Spur zu kommen, das Strugatzkis Helden immer wieder das Leben rettet. Das phantastische Element, das Strugatzki seinem Roman hinzugefügt hat, ist in den Augen des Rezensenten nicht mehr als ein "Taschenspielertrick", ein "Silvesterkracher", aus Übermut angezündet, aber ohne inhaltliche Bedeutung. Man hört ihn gar nicht, gesteht Müller, der die Übersetzung von Erik Simon als äußerst gelungen lobt, welche den Roman auch an den weniger bedeutenden Stellen durch lebendige Dialoge und Personenbeschreibungen rette.

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