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2 Kundenbewertungen

Das Buch des Vaters ist die Aufzeichnung eines leidenschaftlichen Lebens, von der Liebe zur Literatur bestimmt. Von den großen Utopien, Hoffnungen und Enttäuschungen des 20. Jahrhunderts. Und von der Liebe zu Clara Molinari, einer geheimnisvollen Frau.

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Produktbeschreibung
Das Buch des Vaters ist die Aufzeichnung eines leidenschaftlichen Lebens, von der Liebe zur Literatur bestimmt. Von den großen Utopien, Hoffnungen und Enttäuschungen des 20. Jahrhunderts. Und von der Liebe zu Clara Molinari, einer geheimnisvollen Frau.

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Autorenporträt
Urs Widmer, geboren 1938 in Basel, studierte Germanistik, Romanistik und Geschichte in Basel, Montpellier und Paris. Danach arbeitete er als Verlagslektor im Walter Verlag, Olten, und im Suhrkamp Verlag, Frankfurt. 1968 wurde er mit seinem Erstling, der Erzählung >Alois<, selbst zum Autor. In Frankfurt rief er 1969 zusammen mit anderen Lektoren den >Verlag der Autoren< ins Leben. Für sein umfangreiches Werk wurde er u.a. mit dem Heimito-von-Doderer-Literaturpreis (1998) sowie dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (2007) ausgezeichnet. Urs Widmer starb 2014 in Zürich.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.04.2004

Karl und die große Welt
Unverhofftes Nachleben, ruhig und zart: Urs Widmer schreibt das Buch seines Vaters
Manche Namen geben schon aus der Ferne augenzwinkernd zu verstehen, dass sie Pseudonyme sind. „Urs Usenbenz” ist so ein Name, der überdies kaum einen Zweifel daran lässt, ein schweizerisches Pseudonym zu sein. In Antiquariatskatalogen trifft man gelegentlich auf diesen Urs Usenbenz. Mehrfach angeboten werden die von ihm aufgefundenen und herausgegeben „bukolischen Episteln” des Melachos. Nicht immer ist den Katalogen zu entnehmen, dass wie der Übersetzer dieser erotischen Gedichte, Aloysius X. Weintraub, auch der altgriechische Lyriker Melachos selbst eine Fiktion des Herausgeber Urs Usenbenz ist, als der sich der Schweizer Gymnasiallehrer, Übersetzer, Literaturkritiker und Gelegenheitsautor Walter Widmer (1903 bis 1965) gern maskierte.
Auf dem Umschlag zu dem Roman „Das Buch des Vaters” des Schriftstellers Urs Widmer ist ein Porträt von Walter Widmer abgebildet, das der Künstler Heiri Strub im Jahre 1946 gemalt hat. Doch der Vater im Buch hat keinen Nachnamen, und sein Vorname ist nicht Walter. Er heißt Karl. Und ist der Held nicht einer Biographie, sondern eines Romans. Der hat kaum angefangen, da ist der Vater schon tot. Aber schon einen Abschnitt später steht er, aus der Erinnerung wieder auf, als junger Bub, an seinem zwölften Geburtstag, geführt von der Zauberhand des Erzählers, seines Sohnes.
Es geht die Berge hinauf und in eine Geschichte hinein, in der das neunzehnte Jahrhundert noch nicht zu Ende ist und die Schweiz noch aussieht wie bei Keller oder Gotthelf. Im Dorf, auf das Karl zumarschiert, bekommt noch jeder Einwohner, kaum ist er geboren, den Sarg vor die Tür gestellt, in dem er die Welt verlassen wird. Feste Schuhe hat der Junge an, schwarze Hose und Wams, weißes Hemd, einen Hut auf dem Kopf und einen Ledersack mit Brot, Käse und einer Flasche Most in der Hand. Ausgezeichnet steht ihm auf dem Weg zur schwarzen Kapelle nicht nur seine Kleidung, sondern auch der Name „Karl”, während er das Ritual seiner Initiation in die Männerwelt erlebt. Wie in einer romantischen Erzählung gibt es bei diesem halb ernsten, halb grotesken Ritual ein Mädchen, von dessen (Sommersprossen)-Gesicht der junge Mann so in Bann geschlagen wird, dass es ihn, selbst wenn er es vergessen zu haben glaubt, das gesamte Leben über begleitet. Unaufdringlich erzählt Urs Widmer am Ende seines Romans diese alte Geschichte, die den Titel „Unverhofftes Wiedersehen” tragen könnte, zu Ende. Aber wenn der Vater am Vorabend seines Todes dem Mädchen aus dem Bergdorf wiederbegegnet, ist er der dörflichen Schweiz gründlich entwachsen.
Schweizer mit Steuerschulden
Aus dem Bub in der Kapelle wird ein Paris-Pilgerer, ein unermüdlicher Reisender in der Weltliteratur, der vor allem ihre erotischen Inseln liebt, über die lasziven Seiten der mittelalterlichen romanischen Literaturen promoviert, später Laclos, Diderot, Stendhal übersetzt, ein Emissär der ästhetischen Internationale und zeitweiliger Kommunist, ein unzuverlässiger Bürger mit Steuerschulden, ein Mitglied der kosmopolitischen Bohème, Sektion Schweiz.
Urs Widmer hat dem Leben seines Vaters den Namen „Karl” so locker übergeworfen wie Walter Widmer sein Pseudonym handhabte – und natürlich hat er das Pseudonym Urs Usenbenz samt Publikationsliste dem Namen „Karl” angeheftet und in ihn hineingeschrieben. Auf den ersten Blick mag das aussehen wie eine launige Verrätselung des (auto)-biographischen Gehalts. Auf den zweiten wird es als angemessene literarische Strategie kenntlich: der Sohn verschafft dem Vater ein Nachleben, das dessen durch und durch literarischer Existenz die Waage hält. Aus dem dokumentarisch Überlieferten dieser Existenz erfindet er ihn neu in der Form des Romans.
So täuschend echt, wie Urs Usenbenz seinen Melachos dem Modell des altgriechischen Lyrikers anmaß, so prägnant entwirft Urs Widmer das Bild seines Vaters als Modell eines Schweizer Intellektuellen in Zwischenkriegszeit, Krieg und Nachkrieg. Die Klarnamen der „Gruppe 33”, die den Vater umgibt, der Surrealist und die Malerin, der Konstruktivist und der Kirchnerschüler ließen sich identifizieren. Aber dem Porträt des ästhetischen und politischen Radikalismus in der Schweiz von der Zwischen- bis zur Nachkriegszeit tut die Anonymität keinen Abbruch.
Der Ton ist munter, gelegentlich frivol, aber nahezu jede Anekdote ist mit Falltüren versehen. Man lese nur die Beschreibung der Villa, die ein Gropiusschüler für den Schwager des Vaters baut, um seinen Meister an Konsequenz und Radikalismus der Transparenz zu überbieten. Man betrachte die kleine Porträtgalerie der Exilanten am Existenzminimum und der Besucher aus Nachkriegsdeutschland, oder auch das Selbstporträt des Erzählers als Kind: „dieses Kind, ich, schlug sich, wenn es schlief, in einem so regelmäßigen Takt die Faust auf den Schädel, dass man es als Metronom hätte verwenden können.”
Im Jahr 2000 erschien Urs Widmers Roman „Der Geliebte der Mutter”. Wer wollte, konnte ihn als Enthüllungsbuch über eine Affaire der Mutter des Autors mit einem Schweizer Prominenten lesen. Diesem Roman bekam es nicht immer gut, dass er so ostentativ auf das Muster „weibliche Lebenstragödie” zugeschrieben war und dafür fast ein ganzes Jahrhundert mobilisierte. Hier, im „Buch des Vaters” wirkt das Dunkel-Melancholische im Leben der Mutter härter. Es kommt beiläufig ins Spiel, erstarrt dafür aber in einem schlagenden, starken Bild: wie die „genesen” aus der Anstalt zurückgekehrte Mutter die Blumenpracht ihres Gartens zerstört.
„Das Buch des Vaters” – das bedeutet im Blick auf den Roman „Der Geliebte der Mutter” nicht zuletzt: Die wichtigste Geliebte des Vaters war die Literatur. Zu Beginn dieses Romans erhält der Bub „Karl” ein großes Buch, in das er sein Leben schreiben soll. Das tut er auch, nach seinem Tod kann der Sohn einige Seiten lesen. Aber dann wirft die Mutter das Buch fort, und so muss es der Sohn neu schreiben.
LOTHAR MÜLLER
URS WIDMER: Das Buch des Vaters. Roman. Diogenes Verlag, Zürich 2004. 209 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.03.2004

Das andere Leben hat Sommersprossen
Schwereleicht, bitterheiter: In seiner Vaterstudie erforscht Urs Widmer die eigene Sohnesvita

Es war eine süße Liebe, die mit einem Traum begann und im Irrsinn endete. Es war die Geschichte der Mutter, die sich einem Dirigenten verschrieb und ihn in Gedanken auch dann noch aufbahrte, als seine Leidenschaft längst kalt geworden war. Eine erregende Aura umwob den autobiographischen Roman "Der Geliebte der Mutter", den Urs Widmer vor vier Jahren vorlegte. Denn in der Figur des Dirigenten Edwin zuckten die Konturen des realen Paul Sacher gespenstisch auf. Wo war der Vater, den der Schriftsteller laut schweigend ausgespart hatte? Viel zu früh sei er gestorben, heißt es einmal beiläufig, so beiläufig, daß man hellhörig werden mußte.

Jetzt hat der Schweizer Schriftsteller mit "Das Buch des Vaters" einen furiosen Erinnerungsroman nachgelegt. Es ist die literarische Grabrede des Sohns auf den toten Vater, der eine Femme fatale begehrte und eine leere Hülle in Händen hielt. Denn der vermeintliche coup de foudre war in Wahrheit ein Ablenkungsmanöver der verlassenen Mutter, ihre Liebe zum Vater gescheiterte Trauerarbeit. Das Buch des Sohnes ist das unerhörte Dokument eines verpaßten Lebens.

Begonnen hat alles mit einer Vision. Karl sieht Clara vor dem Sommercasino aus dem Auto steigen, rote Lippen, schwarzes Haar, weißes Abendkleid und riesiger Hut. Sein Denken stockt; das Verhängnis nimmt seinen Anfang. Denn der Vater ist Literat, er übersetzt erotische Gedichte aus dem Griechischen und veröffentlicht sie unter einem Pseudonym. Er ist Romanist; seine Education sentimentale hat er sich bei Flaubert, Maupassant, Balzac, Diderot und Stendhal geholt. Ein Romantiker, der die Wirklichkeit nur durch den täuschenden Schleier literarischer Muster wahrnimmt. So wie Karl und Clara, die Namen der beiden Liebenden, anagrammatisches Spiel sind, so ist ihre Beziehung verspiegelte Projektion. Die beiden sind nicht aufs gegenseitige Entdecken und Erforschen aus, sondern aufs Verpassen. Und zwar gründlich. Denn auch der Vater hatte sich zuvor heimlich einer Frau zugeneigt. Mit zwölf Jahren wurde er in einer Art Stammesritual in seinem Heimatdorf ins Gemeinschaftsleben initiiert. Das sommersprossige Mädchen beobachtete ihn dabei. Allerdings weigerte es sich, mit ihm zu tanzen, und umarmte ihn nur rasch im Heu. Karl hat es nie vergessen. Später besucht er die Lesung der Frau, die inzwischen eine berühmte Lyrikerin ist. Beide erkennen einander wieder. Karl begreift plötzlich, daß er das Leben vergeudet hat. Er stirbt in der gleichen Nacht.

Es ist ein phantastischer, ein symbolischer Höhepunkt, den Urs Widmer hier konstruiert. Dieser Schriftsteller ist nicht nur verwegener Phantast, obsessiver Tagträumer und radikaler Rechercheur in eigener Sache. Er ist auch ein exakter Handwerker. So überspannt seine Erfindungen auf den ersten Blick scheinen mögen, so präzise sind sie kalkuliert, erzähltechnisch wie auch psychologisch. "Das Buch des Vaters" beginnt mit der Sterbeszene und hört auch damit auf - ein Zyklus schließt sich. Das Sterben ist gleichzeitig komische Inszenierung und bittere Realität. Das Leichte wird schwer, das Schwere leicht, damit das Tragische im Komischen um so unerträglicher erscheint. Der mamasüchtige Sohn nämlich läßt den dahinsiechenden Vater allein, um mit der Mutter den Zirkus zu besuchen. Als er spät in der Nacht zurückkommt, liegt der Vater tot im Badezimmer. Dreimal ließ er Bachs Kantate "Ich habe genug" abspielen, dann raffte er sich zum Besuch der Lyrikerin auf, seinem letzten.

Dieses Szenario hätte ein larmoyantes Nostalgiebuch abgeben können: eine literarische Wiedererweckung der versunkenen Kindheit und einen empfindsamen Bewältigungsversuch. Davon ist keine Rede, ganz im Gegenteil. Das hat mit Widmers Schreibverfahren zu tun, das unterschiedlichste Elemente bruchlos verklebt. Die tieftraurigsten Szenen reizen zum Lachen, die fatalsten Begebenheiten amüsieren. Schicksalshafte Erkenntnisse werden nur in homöopathischen Dosen eingeträufelt. Urs Widmer arbeitet mehr denn je mit der Satire, mit der Parodie, mit der phantastischen Verfremdung der Wirklichkeit. Das Zusammenleben der beiden verrückten Schwestern im Glashaus mit ihren Männern gehört dazu. Karls Schwager, ein Richter, setzt das Recht in eigener Sache leichthändig außer Kraft. Der Morphiumsüchtige läßt sich seine Plädoyers von der Gattin diktieren, er selbst wäre zum Schreiben nicht mehr imstande. In Anfällen von Wahnsinn schlägt er seine Frau. Diese kontert die Attacken mit Einwegspritzen, die sie ihm ins Fleisch rammt.

Die Schweizer Geschichte der vierziger und fünfziger Jahre andererseits holt Urs Widmer mit einer einzigen schwungvollen Bewegung in den Text. Nichts bleibt verschont, respektlos werden die vaterländischen Heiligtümer ins Säurebad der Groteske getaucht. Der Vater verkehrt in einem kommunistischen Malerzirkel, einer Art Stoßtrupp, in dem Künstler in verrauchten Wirtschaften mit wilden Reden den Erfolg suchen, der ihnen in der Malerei verwehrt bleibt. Auch das Politische bleibt nur eine falsche Vision, der sich der Vater hingibt: Enttäuscht von der linken Ideologie, der er doch die Universitätskarriere opferte, wendet er sich am Ende nicht einmal ab, er vergißt sie schlicht. Zwei Maler machen sich mit dem Fahrrad auf den Weg in den Spanien-Krieg; der eine verschwindet für immer, der andere kehrt zurück, schweigt kleinlaut und wird in ein helvetisches Gefängnis versenkt. Ein Basler Milchmann vertreibt 1940 wild kreischende Hausfrauen aus der Stadt mit der aufschneiderischen Ankündigung eines Kriegsinfernos. Die Parodie der Schweizer Anbauschlacht im Zweiten Weltkrieg wiederum baut Widmer zu einem slapstickartigen Gag aus. Die Basler Bürokraten wollen den wuchernden Blumengarten im Namen des Staats als Anbaufläche requirieren, was der Volljurist und der Romanist standhaft verweigern. Da springt die Mutter in die Bresche, Herrin der Rittersporne und Windröschen, unterschreibt den Staatsvertrag wie eine Königin und stöckelt in ihren roten Schuhen davon, um gleich darauf mit der Hacke im Namen des Vaterlandes ins florale Paradies zu fahren, daß die Blüten nur so durch die Luft sausen. So bitterböse und zum Totlachen wurde die Eroberung eines Blumengartens durch die Weltpolitik in der Schweizer Literatur noch nie gezeichnet.

Natürlich sind "Der Geliebte der Mutter" und "Das Buch des Vaters" literarische Epitaphe. Das Vaterbuch ist dabei nüchterner, distanzierter und gleichzeitig schwereloser ausgefallen. Die Not des Kindes, das als Drittes eingespannt ist in diesem Elterngefährt - mal redet der Erzähler distanziert von "das Kind", mal spricht er als Bauchredner aus ihm heraus -, wird im Vaterbuch kraß manifest. Aber dieses literarische Denkmal ist über seine autobiographischen Bezüge hinaus vor allem faszinierend als hochdiffiziles Psychogramm eines Literaten, der in Dünndruckausgaben, Bleisatz, Goldschnitt und Fadenbändchen sein Glück suchte und an der Welt der Imaginationen zugrunde ging. Es ist das geniale Porträt eines Versagers, der sich mit Literatur gegen das Leben panzerte, eine geheime Liebessehnsucht durch die fortwährende Schreibwut unterdrückte und zuletzt an der Wirklichkeit zerschellte. Urs Widmers Vaterstudie ist auch eine Vergewisserung in eigener Sache, ein Innehalten und eine Erkundung der Sohnesvita.

Urs Widmer: "Das Buch des Vaters". Roman. Diogenes Verlag. Zürich 2004. 210 S., geb., 19, 90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

War die Figur des Vaters in Urs Widmers letztem Roman "Der Geliebte der Mutter" noch ein "konsequent blinder Fleck", so antwortet "Das Buch des Vaters" wie eine "Spiegelgeschichte" auf diese Abwesenheit, erklärt der beeindruckte Rezensent Sebastian Domsch. Nach seiner Ansicht ist dieses Buch noch besser - weil "widmerscher" - als das letzte. Auch weil hier die Grenze zwischen Autobiografischem und "skurriler" Fiktion deutlicher ins Schwimmen geraten. Denn das Dorf des Vaters, so der Rezensent, ist eines, in dem soviel Särge vor der Haustür stehen, wie es Bewohner hat, eines, in dem jedes Kind ein leeres Buch geschenkt bekommt, um darin sein Leben aufzuschreiben, und es seinen Kindern zu vererben. Das Buch des Vaters bekomme der erzählende Sohn nur flüchtig zu sehen bevor es verschwinde, und er müsse infolgedessen den Verlust mit seiner Erzählung ausgleichen. Das klingt reichlich postmodern, meint der Rezensent, doch Widmer geht damit so "zurückhaltend" um, so "sparsam" und trotzdem "meisterhaft", dass es einfach "großartig" zu lesen ist. Beide Spiegelbücher, so Domsch, funktionieren wie ein "literarischer Reißverschluss", wie ein "komplexes Puzzle mit nur zwei Teilen". Der Roman, der sich daraus ergebe, sei "größer als die Summe seiner Teile", und erzeuge ein "unauslotbares Spannungsfeld", das der in beiden Büchern versuchten "erzählerischen Rekonstruktion" eine Absage erteile.

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»Die Welt des Schweizer Schriftstellers Urs Widmer war voller absurder Komik und bizarrer Weltuntergänge.« Michael Krüger / Die Zeit, Hamburg