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Was haben der Puzzlerausch zur Wirtschaftskrise, der Kaugummi-Magnat Wrigley und die Idee der Kameltruppen gemeinsam? Im Grunde gar nichts. Außer dass sie in die Kategorie des bezaubernd Abseitigen fallen, von dem der neugierige Forscher und Sammler Fredrik Sjöberg magisch angezogen wird. Er packt all dies in eine brillante und geistreiche Geschichte über einen schwedischen Aquarellmaler und entführt den Leser nach Schweden und in den Grand Canyon. Purer Lesespaß für alle Freunde kurioser Romane!

Produktbeschreibung
Was haben der Puzzlerausch zur Wirtschaftskrise, der Kaugummi-Magnat Wrigley und die Idee der Kameltruppen gemeinsam? Im Grunde gar nichts. Außer dass sie in die Kategorie des bezaubernd Abseitigen fallen, von dem der neugierige Forscher und Sammler Fredrik Sjöberg magisch angezogen wird. Er packt all dies in eine brillante und geistreiche Geschichte über einen schwedischen Aquarellmaler und entführt den Leser nach Schweden und in den Grand Canyon. Purer Lesespaß für alle Freunde kurioser Romane!
Autorenporträt
Paul Berf, geb. 1963 in Frechen bei Köln, lebt nach seinem Skandinavistikstudium als freier Übersetzer in Köln. Er übertrug u. a. Henning Mankell, KjellWestö, Aris Fioretos und Selma Lagerlöf ins Deutsche. 2005 wurde er mit dem Übersetzerpreis der Schwedischen Akademie ausgezeichnet.

Fredrik Sjöberg, schwedischer Schriftsteller und Schwebfliegensammler. Seine Bücher sind in mehrere Sprachen übersetzt. Seine Schwebfliegensammlung war in Venedig auf der Biennale im schwedischen Pavillon als Kunstobjekt über das Sammeln ausgestellt. 2009 war er für ein Jahr Stipendiat der Villa Concordia in Bamberg.

Paul Berf, geb. 1963 in Frechen bei Köln, lebt nach seinem Skandinavistikstudium als freier Übersetzer in Köln. Er übertrug u. a. Henning Mankell, KjellWestö, Aris Fioretos und Selma Lagerlöf ins Deutsche. 2005 wurde er mit dem Übersetzerpreis der Schwedischen Akademie ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.03.2012

Tücken eines Fledermausdetektors
Gleich zweimal hat sich der schwedische Autor Fredrik Sjöberg auf die Spuren
vergessener Sonderlinge gesetzt. Aber nur beim ersten Mal hat das geklappt
Die beiden Bücher Fredrik Sjöbergs gleichen sich wie ein Ei dem anderen; kleine naturkundliche Objekte (ein Schmetterling, ein Kiefernzapfen, eine Feder) sind auf dem Cover verstreut, dazwischen ziehen sich die Zeilen des umständlichen Titels. „Der Rosinenkönig oder Von der bedingungslosen Hingabe an seltsame Passionen“ befasst sich mit dem Leben des gebürtigen Schweden und eingewanderten Amerikaners Gustav Eisen (1847-1940).
Bedingungslose Passionen waren es ja eigentlich nicht, die ihn heimsuchten; eher schon wird die Geschichte eines Ruhelosen erzählt, den es nirgends länger als ein paar Jahre hielt, wobei er zwischen der Erforschung der Regenwürmer, der Rosinenzucht, dem Kampf für die kalifornische Riesen-Sequoia, der Begeisterung für Glasperlen und dem Einsatz für den Heiligen Gral, den er bei einem Antiquitätenhändler gefunden zu haben meinte, in wechselnden Phasen wild schwankte.
Dass die Figur dieses seriellen Monomanen dennoch merkwürdig blass bleibt, schadet dem Buch erstaunlicherweise nur wenig. Denn eigentlich dient dem Autor Gustav Eisen nur zum Vorwand, um sich seinerseits ins Marottenhafte zu verlieren – und Sjöbergs Marotten sind die bei weitem charmanteren. Er zeigt sich hier, wo nicht als großer Erzähler (er bleibt nie wirklich lang bei einer Sache), so doch als begnadeter Causeur, dem man mit Vergnügen sein Ohr leiht.
Auch sein Leben ist das eines Sammlers, der sich erst in kindlichem Eifer auf Nachtfalter wirft, später aber mit dem Ernst des Erwachsenen sich den Schwebfliegen zuwendet. Doch dieser Sammler lebt nicht primär in seinen Objekten, die einen Nicht-Fachmann kaum vom Hocker reißen dürften, sondern in seinen Erinnerungen: wie er einst bei seinen nächtlichen Ausflügen einem Dachs begegnete und beide erschrocken flohen; wie er sich maßlos blamierte, als er bei einer Obsthändlerin nach ultravioletten Birnen fragte, die ihm sein Handbuch für das Anlocken von Nachtinsekten empfahl.
Die größte Genugtuung, welche diesem Sammler widerfährt, stürzt ihn zugleich in den tiefsten Zweifel. Seine Kollektion soll den skandinavischen Pavillon auf der Biennale zieren! Die Schwebfliegen werden zu einem Betrag versichert, der den Wert von Sjöbergs Haus übersteigt, und ab geht es nach Venedig. „Dort sind sie im Moment, während ich dies schreibe, die ganze Rasselbande – als der letztgültige und in meinen Augen schönste Beleg dafür, dass die internationale Gegenwartskunst am Ende ist, erledigt. . . . Stellt man in Venedig Fliegen aus, ist das Ende nah, sehr nah.“ Der Autor sagt dies mit aufrichtiger Bekümmerung; denn er möchte, dass die Kunst sich einen echten, eigenen Zugang zur Schönheit bewahrt oder wiederfindet.
Zeit also, umzusatteln. „Mittlerweile bin ich Besitzer eines Fledermausdetektors . . . Jeder einsame Mensch sollte ein solches Gerät besitzen oder auch jeder, der lediglich schüchtern ist und es nicht wagt, sich seinem Tischnachbarn so ohne weiteres mit dem Vorschlag eines Bummels in der Dunkelheit zu nähern.“ Die Sommernacht lächelt. Und wenn man sich ein wenig die Beine vertreten will zu einem Spaziergang im Mondschein am See (wo nun wiederum die Wasserfledermäuse ihr Wesen treiben), „dann muss man nicht alleine gehen“. Das sind die letzten Worte des Buchs. Und dies, dass es nicht allein gehen will, verleiht ihm einen Zauber, von dem sein angeblicher Held weit entfernt ist.
Man möchte das Buch weniger gelungen nennen als eher einen Wurf, wie er sich so wohl nur einmal ergibt. Doch Sjöberg wagt sich, wohl angeregt durch den Erfolg, an die Duplik; und da schlägt, was im früheren Buch als leichthändiger Charme daherkam, in Anstrengung und Kalkül um. Wieder hat Sjöberg einen schwedischen Landsmann mit Wurzeln im 19. Jahrhundert ausgegraben, den es in die weite Welt zog, wieder vor allem in den Westen der USA. Diesmal ist es Gunnar Wildforss, seines Zeichens Landschaftsmaler, spezialisiert auf Kiefern. Ihm widerfuhr es leider, obwohl er ein befähigter Aquarellist war, dass er gerade auf dem Höhepunkt der klassischen Moderne wirkte, als kein Hahn mehr nach Landschaften kräht.
Doch wieder entzieht sich das Objekt, trotz aller Mühe, mit der Sjöberg Briefe und Verwandte aufstöbert, auf merkwürdige Art dem Griff des Biografen. Nicht nur einem Pechvogel jagt der Autor nach, sondern offenbar einem Wesen, das menschlich undeutlich bis zur Unsichtbarkeit ist. Auch die eigenen Erlebnisse und Reminiszenzen, die Sjöberg beisteuert, geraten dieses Mal ein wenig bemüht, wahllos und matt. Es stellt sich beispielsweise heraus, dass eine bestimmte Widmung, die an Sven Hedin, den berühmten schwedischen Forschungsreisenden, gerichtet schien - wichtige Spur! - tatsächlich nur dessen gänzlich glanzlosem Zeitgenossen Sven Hedèn galt. Da fehlt die Pointe.
Ferner haben Gastauftritte: die Kaugummi-Industrie der vorletzten Jahrhundertwende, ein Glimmerbergwerk in Madagaskar, ein schwedischer Pharmakonzern und der fehlgeschlagene Versuch, ein Kamelreiterkorps zu gründen. „Ich hatte den längsten Güterzug meines Lebens gesehen, das war das eine, und das andere war ein historisches Denkmal, oder wie man es nennen will; ein hässlicher Steinsockel mit einer Gedenktafel, auf der in aller Kürze erzählt wurde, dass sich an dieser Stelle eine ‚historisite’ befinde, weil im Jahre 1857 Leutnant Edward und seine Kamele, eine ganze Karawane, hier vorbeigekommen seien.“ Ein Plauderer, den die Anmut verlässt, wird im Handumdrehen zur Nervensäge.
Wie wird es weitergehen? Das Buch nährt die Vorahnungen. „Gustaf Nordenskiölds Buch ‚The Cliff Dwellers of the Mesa Verde’ ist in den USA ein Klassiker. Es erschien 1893. Er starb im Jahr darauf, mit 26 Jahren. Seltsamerweise hat noch keiner seine Geschichte erzählt.“ Ja, sehr seltsam. Aber das wird bestimmt demnächst nachgeholt: Man rate, von wem.
BURKHARD MÜLLER
„Wenn in Venedig
Fliegen ausgestellt werden,
ist das Ende nah, sehr nah“
Fredrik Sjöberg
Der Rosinenkönig
oder Von der bedingungslosen Hingabe an seltsame Passionen. Aus dem Schwedischen von Paul Berf. Galiani Verlag, Berlin 2011. 240 Seiten, 18,99 Euro
Die Kunst zu fliehen
Vom Glück sich in kleine Dinge zu versenken und große Kontinente zu entdecken. Aus dem Schwedischen von Paul Berf. Galiani Verlag, Berlin 2012.
220 Seiten, 18,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Was bei Fredrik Sjöberg einmal richtig gut geklappt hat, nämlich einen schwedischen exzentrischen Auswanderer des 19. Jahrhunderts mit den eigenen Marotten parallel zu führen, wird im zweiten Versuch zur wenig überzeugenden Masche, meint Burkhard Müller. Was der Rezensenten in "Der Rosinenkönig", einem Buch über den schwedischen Auswanderer Gustav Eisen, noch sehr charmant fand, wirkt auf ihn hier nur noch bemüht und kalkuliert. Der Autor forscht auch hier einem schwedischen Auswanderer des vorvorigen Jahrhunderts nach, dem Landschaftsmaler Gunnar Wildforss, lässt Müller wissen. Der mit wenig bemerkenswerten Zügen ausgestattete Maler wird in Sjöbergs Nachforschungen nicht greifbar, seine plaudernden Reflexionen und persönlichen Einwürfe wirken hier nur noch nervig, beklagt der Rezensent, der befürchtet, dass der schwedische Autor aus diesem Sujet eine Serie machen könnte.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.07.2012

Ein hoffnungslos unpraktischer Freund
Der Schwede Fredrik Sjöberg heftet sich an die Fersen seines malenden Landsmanns Gunnar Mauritz Widforss

Es gibt Tätigkeiten, die Leidenschaft und Entschlossenheit erfordern. Dazu gehören das Reisen und die Kunst. Wenn Fernweh sich mit künstlerischem Trieb paart, gibt es für die Betroffenen oft kein Halten mehr. Zwei, die sich in diesem Sinne gefunden haben, sind der Autor Fredrik Sjöberg und sein Objekt, der schwedische Aquarellmaler Gunnar Mauritz Widforss, der in seiner Heimat fast vergessen ist und den es um die halbe Welt verschlug.

Fredrik Sjöberg, Bibliomane, Ornithologe, Schwebfliegensammler und Experte im Aufspüren seltsamer Passionen, ist seit seinen Büchern "Die Fliegenfalle" und "Der Rosinenkönig" als "Sachensucher" und Biograph von empfehlenswertem Feingefühl bekannt. Die biografische Wahrheit sei nicht zu haben, schreibt Sigmund Freud, und Sjöberg gibt auch gar nicht vor, dieses Leben, das von 1879 bis 1934 dauerte, vollständig erforscht zu haben und deuten zu können. Er nimmt die Rolle von Widforss' "bestem Freund" an und fürchtet, "ein Vertrauen zu enttäuschen, das man mir nicht einmal geschenkt hat, sondern das ich erschlichen und eigenmächtig beim Schopf gepackt habe". Doch hat er erst einmal zugegriffen, lässt er so schnell nicht wieder los.

Auf einer Kunstauktion verguckt sich Sjöberg, der offenbar auch ein Experte für schwedische Krüppelkiefern ist, in das Bild einer Krüppelkiefer am Meer. Der Maler: Gunnar Mauritz Widforss. Es ist der Beginn einer wunderbaren neuen Passion. Sjöberg findet heraus, dass der Künstler in den Vereinigten Staaten als "Maler des Grand Canyon" eine gewisse Berühmtheit erlangt hat und ein Berggipfel im Nationalpark, der Widforss Point, nach ihm benannt ist. Und so folgt er dessen Spuren in nachgelassenen Briefen und leibhaftig durch Nordamerika, dessen Staatsbürger der alte Schwede schließlich geworden war.

Zu einer Zeit, als die naturalistische Malerei bereits belächelt und die Modernisten gefeiert wurden, blieb Widforss vollkommen unbeeindruckt bei seiner Malweise. Seine Bilder fanden Eingang in Galerien und den öffentlichen Raum, deckten seine Hotelrechungen ab und schmückten als Motiv großformatige Puzzles. Stück für Stück setzt Sjöberg das Leben eines zur Freundschaft begabten, schüchternen, hoffnungslos unpraktischen Mannes und Künstlers zusammen ("Das meiste ist schlecht, aber manches ist gut. Einzelne Bilder sind magisch."), von dem man vorher nichts wusste und eigentlich auch nichts wissen wollte, bis man, durch Sjöbergs leichthändige Erzählkunst verführt, nicht mehr von ihm lassen mag.

Denn der Autor zeichnet nicht nur eine Lebensspur nach. "Benebelt von Schatzsucherfreuden", gerät er ständig auf Seitenpfade mit Aussicht auf immer neue erstaunliche Gestalten und Geschichten, die manchmal, aber meistens eher nicht mit Widforss zu tun haben, um dann in einer beschwingten Volte zu sich selbst und dem Objekt seines ursprünglichen Interesses zurückzukehren.

So liest man vom Kaugummiproduzenten Wrigley, der Tausende von Vögeln aus aller Welt in Volieren auf seiner Privatinsel hielt, von Mauritz Widforss, dem Vater des Malers, dessen Vorname in einer bekannten Textilhandelskette weiterlebt, etwas über die Kamelbranche, die Wirkung des Tanzens, Schleimpilzkäfer, amerikanische Truthähne, Jacken mit Innentaschen und das Ehepaar Sjöberg, das in einem limettengrünen Ford Mustang V6 Deluxe durch Nevada, Utah, Colorado und Arizona braust.

Ob Widforss' Expeditionen durch Südeuropa, Nordafrika, Amerika und fast bis nach Japan seiner Reiselust und der Suche nach spektakulären Motiven geschuldet waren oder doch eher, wie der Titel suggeriert, einer Flucht glichen, weil er in Schweden eine junge Frau geschwängert hatte, kann Sjöberg nicht erhärten. Es scheint auch nicht so wichtig zu sein. "Über den Weg eines Menschen kann niemand etwas Sicheres sagen." Forschen ist ebenso gut wie Finden, und schöner als das Ankommen ist das Aus-, Ab- und Umherschweifen.

ELSEMARIE MALETZKE

Fredrik Sjöberg: "Die Kunst zu fliehen". Vom Glück, sich in kleine Dinge zu versenken und große Kontinente zu entdecken.

Aus dem Schwedischen von Paul Berf. Galiani Verlag, Berlin 2012. 201 S., geb., 18,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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