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Seit fast fünfzig Jahren ist der Hanser-Schiller ein fester Begriff. Mit der jahrzehntelangen Pflege der Textgestalt ist die Ausgabe ein Garant für textliche Zuverlässigkeit und gilt inzwischen als die meistverbreitete und meistzitierte Schiller-Edition. Für die Neu-Lektüre des Klassikers bedarf es neben zuverlässigen Texten einer auf die heutigen Leser zugeschnittenen Kommentierung, die die jüngsten germanistischen und historischen Erkenntnisse textbezogen zugänglich macht und zugleich gut lesbar ist. Dies leistet die Schiller-Ausgabe der Hanser-Klassiker, von Wissenschaftlern der jüngeren…mehr

Produktbeschreibung
Seit fast fünfzig Jahren ist der Hanser-Schiller ein fester Begriff. Mit der jahrzehntelangen Pflege der Textgestalt ist die Ausgabe ein Garant für textliche Zuverlässigkeit und gilt inzwischen als die meistverbreitete und meistzitierte Schiller-Edition.
Für die Neu-Lektüre des Klassikers bedarf es neben zuverlässigen Texten einer auf die heutigen Leser zugeschnittenen Kommentierung, die die jüngsten germanistischen und historischen Erkenntnisse textbezogen zugänglich macht und zugleich gut lesbar ist. Dies leistet die Schiller-Ausgabe der Hanser-Klassiker, von Wissenschaftlern der jüngeren Generation neu bearbeitet auf der Grundlage der bewährten Edition.
Der Textbestand ist an den Erstdrucken überprüft, ein wichtiger Text ist neu aufgenommen worden: die Dissertation "Von den entzündungsartigen Fiebern und Faulfiebern", deren Bedeutung erst vor wenigen Jahren erkannt wurde, und zwar als Erstedition nach der Krakauer Handschrift. Die Kommentare sind auf dem heutigen Stand der Forschung neu verfasst mit dem Ziel, ohne Umwege auf den Text hinzuführen. Es ist an der Zeit, Schiller neu zu lesen - diese Ausgabe lädt dazu ein.
Autorenporträt
Friedrich Schiller wurde 1759 in Marbach geboren. Er studierte zunächst Jura und später Medizin. Unzufrieden mit seinem Beruf veröffentlicht er Theaterstücke, kann aber damit seinen Lebensunterhalt kaum finanzieren. Er stirbt bereits 1805 an den Folgen einer Lungenentzündung.

Peter-Andre Alt, geb. 1960 in Berlin, ist seit 1995 Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Sein zentrales Arbeitsgebiet bildet die deutsche Literatur- und Kulturgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts, zu der er diverse Buchveröffentlichungen vorgelegt hat, die sich vornehmlich mit Fragen der Poetik und Ästhetik im Spektrum zwischen Früher Neuzeit und Weimarer Klassik befassen.

Albert Meier, geboren 1952. Seit 1995 Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Zahlreiche Veröffentlichungen zu: Drama der Aufklärung, Poetik und Ästhetik der Klassik und Romantik, Romane der Nachkriegszeit, (Pop-)Literatur seit 1968, deutsch-italienische Literaturbeziehungen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.11.2009

Ein Klassiker steht Kopf

Ironische Selbstporträts, Selbstrezensensionen sowie Bitt- und Bettelbriefe: Die Trouvaillen zum zweihundertfünfzigsten Geburtstag von Friedrich Schiller.

Schon wieder ein Schiller-Jubiläum! Der zweihundertste Todestag wurde vor vier Jahren aufwendig zelebriert, jetzt steht schon der 250. Geburtstag an. Die Kalendersklaven schwächeln, auf dem Buchmarkt scheint das Pulver weitgehend verschossen. Was will man nach der Springflut an Biographien, den großen Editionen und kleinen Textausgaben, den Brevieren und Zitatschätzen noch bieten, von Heimatkundlichem und unvermeidlichen Konferenzbänden ganz abgesehen? Entdeckungen sind gleichwohl in einigen Nischen zu machen, die man sich durch Rüdiger Safranskis glänzendes Doppelporträt der Dioskuren (F.A.Z. vom 14. Oktober) nicht verschatten lassen möchte.

Zum dreißigsten Geburtstag seines Freundes Gottfried Körner zeichnete Schiller 1786 mit farbiger Tusche einen frechen Comic, versehen mit Erläuterungen von Ludwig Ferdinand Huber. Da sieht man etwa Körner, wie er über seiner Kant-Lektüre einschläft, einigen Damen den Hintern zukehrt, seinem verständnislosen Vater die "Räuber" vorbuchstabiert, sich ohne Glück für eine Ägypten-Expedition engagiert oder als Schriftsteller erbärmlich unproduktiv ist. Schiller fügt sich selbst in den Zyklus ein, mit fliegenden Rockschößen steht er hier auf dem Kopf, also so, "wie ihn verschiedne vernünftige Leute gesehen haben". Erstmals 1862 erschien diese kecke Bildgeschichte, die bislang in allen Schiller-Ausgaben fehlt und als Taschenbuch (Insel Verlag, 1987) längst vergriffen ist. Ein von Rose Unterberger zusammengestelltes "biographisches Bilderbuch" zeigt jetzt wenigstens das ironische Selbstporträt neben anderen selten gesehenen Illustrationen, etwa Johann Adolf Rossmäslers Stich "Die Xenienritter": Sekundiert von Athene, schlägt dort Schiller mit der Faust ins Gesicht des Kritikers Friedrich Nicolai, während Herder sich bereits am Boden wälzt und Goethe feige im Busch lauert.

Auch in anderen Neuerscheinungen übt Schiller seinen Kopfstand. Dieter Hildebrandts hübsch illustrierte Sammlung von Parodien zeigt, dass es durchaus Raffinierteres gibt als das bekannte Kurzgedicht: "Loch in Erde, / Bronze rin, / Glocke fertig, / Bimm, bimm, bimm." Schillers Gedichte über Glocken und Taucher, über Freiheit, Frauen und die Freude lockten den Spott von August Wilhelm Schlegel bis Bertolt Brecht am stärksten an. Daraus folgt keineswegs das beliebte Vorurteil, Schillers Lyrik habe wenig Wert. Anhand der "Anthologie auf das Jahr 1782", die jetzt - nach einem Reprint aus dem Jahr 1973 - wieder als gediegener Nachdruck vorliegt, kann man solche Verdikte leicht auf den Kopf stellen. Die "Anthologie", die sich als geschlossenes Gemeinschaftswerk der Freunde um Abel, von Hoven oder Petersen in keiner der großen Ausgaben findet, enthält nämlich den jungen Schiller in der Nuss: Nicht nur ist hier seine Theosophie, Liebesphilosophie und Anthropologie in Gedichten wie "Die Freundschaft" oder den Laura-Oden lyrisch verdichtet, sondern es zeigt auch den Kritiker im Kampf mit dem schwäbischen Almanach-Herausgeber Gotthold Friedrich Stäudlin. In einer anonymen Selbstrezension setzt Schiller noch eins drauf und fordert weniger "Stinkrosen und Gänseblumen" sowie eine "strengere Feile" in der eigenen Sammlung.

Eine weitere editorische Lücke schließt das Soufflierbuch der legendären "Räuber"-Uraufführung in Mannheim. Bodo Plachta ediert jetzt, was sich bisher in keiner Gesamtausgabe findet: Es ist die vom Intendanten Dalberg veranlasste und ohne Schillers Zutun entstandene Bühnenbearbeitung des zuvor erschienenen "Schauspiels" (1781). Viele Änderungen der "Trauerspiel"-Fassung (1782) bereitet sie vor. Plachtas "Studienausgabe" stellt erstmals alle drei Versionen nebeneinander. Nur so begreift man Unterschiede zwischen dem gelesenen und dem inszenierten Stück - etwa die Selbsterdrosselung von Franz Moor. Sie findet auf der Bühne gar nicht statt, und auch andere Unschicklichkeiten entfallen. Bevor sein Bruder Karl sich für "tausend Louisdore" (Erstausgabe) oder "hundert Dukaten" (Trauerspiel) selbst an die Justiz ausliefert, verkündet er nur in Mannheim: "Auch ich bin ein guter Bürger, erfüll ich nicht das entsezliche Gesetz, Ehr ich es nicht, räch ich es nicht?" So manches rasche Urteil von Germanisten über dieses Theaterdebüt dürfte mit Blick auf die jetzt endlich leicht verfügbaren drei Varianten ins Wanken geraten.

Finanziell waren die "Anthologie" und die "Räuber" eine Pleite. Auch spätere Werke konnten das relativ schmale Salär als Geschichtsprofessor in Jena und Hofrat in Weimar nicht in erforderlicher Höhe aufbessern: Vierhundert Taler im Jahr, das markierte für eine bürgerliche Familie eher die Untergrenze. Gegenüber Goethes Ministergehalt von 3100 Talern und einem zuletzt viermal so hohen Haushaltsvolumen wirkt es gar bescheiden. Auch in dieser Hinsicht stellte sich Schiller gern protestierend auf den Kopf: Christiana Engelmann verschafft mit einer - auch für jugendliche Leser - charmanten Sammlung von Schillers Bitt- und Bettelbriefen einem wenig beachteten Genre Geltung. In vielfältigen Tonlagen umgarnt der Dichter alle, die im Besitz des "allgewaltigen Mammons" sind: Stets fordert er mit zwingenden Gründen, wirbt unwiderstehlich um Wohlwollen, versichert jede kleine Verlegenheit als bloß vorübergehend, rückt den drohenden "Würgengel" effektvoll ins Licht. "Zum Kaufmann schicke ich mich überhaupt so wenig als zum Kapuziner", heißt es da einmal. Sicher aber zum wortgewandten Rhetoriker.

Das persönlichste Buch über Schiller legt in diesem Herbst Rüdiger Görner vor. Es sind kritische Reflexionen, Aphorismen, Szenen und zum Glänzen gebrachte Lesefrüchte. Görner gruppiert sie um den von Eckermann gestifteten Mythos von Schillers faulen Äpfeln. Angeblich sollen diese dem Dichter "als Urfrucht, als verfallende Versuchung" zur sinnlichen Stimulation des Geistes gedient haben oder umgekehrt als Anker und Erdung beim erhabenen Höhenflug ins Intelligible. Görner versteht sich auf die geistige so gut wie auf die ästhetische Schätzung: Feinsinnig durchstreift er als professioneller Deuter das Werk, von den "Räubern" bis zum "Wallenstein", vom Grammont-Bericht bis zu den Kallias-Briefen.

Als schreibender Leser beantwortet er einzelne Wendungen und Ideen Schillers hingegen poetisch, lauscht dem Chor der Nachwelt und verhehlt nicht die eigene Passion. Manches wirkt dabei intim und berührend - etwa das Nachdenken über Schillers Verständnis von Würde als "Ruhe im Leiden". Görner befällt es am Bett seines sterbenden Vaters, dem der Band gewidmet ist. Seiner eigenen Frage, ob "Schillers Werk der faule Apfel in der Schublade der Moderne" sein könnte, also unser aller Stimulans, haftet keine bemühte Aktualisierung an. Vielmehr lädt sie zu einer unbelasteten Lektüre ein, die keine Angst vor einem kopfstehenden Klassiker hat.

ALEXANDER KOSENINA.

Rüdiger Görner: "Schillers Apfel". Szenen, Gedanken und Bilder. Zu Schillers 250. Geburtstag. Berlin University Press, Berlin 2009. 144 S., 900 numerierte Expl., geb., 64,- [Euro].

"Loch in Erde, Bronze rin . . ." Schiller-Parodien oder der Spottpreis der Erhabenheit. Hrsg. von Dieter Hildebrandt. Hanser Verlag, München 2009. 96 S., geb., 6,90 [Euro].

Friedrich Schiller: "Anthologie auf das Jahr 1782". Hrsg. von Matthias Luserke-Jaqui. Conte Verlag, Saarbrücken 2009. 291 S., geb., 29,90 [Euro].

Friedrich Schiller: "Die Räuber". Studienausgabe. Hrsg. von Bodo Plachta. Philipp Reclam Jun., Stuttgart 2009. 368 S., br., 8,80 [Euro].

"Gnädigster Herr, ich habe Familie". Schillers Bitt- und Bettelbriefe. Hrsg. und kommentiert von Christiana Engelmann. Sanssouci im Hanser Verlag, München 2009. 80 S., geb., 12,90 [Euro].

Rose Unterberger: "Friedrich Schiller". Orte und Bildnisse. Ein biographisches Bilderbuch. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2008. 240 S., geb., 34,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Den Textbestand haben die Herausgeber der revisierten Schiller-Gesamtausgabe des Hanser fast gänzlich unberührt gelassen, sogar der Zeilenumbruch blieb erhalten, was den Vergleich mit älteren Ausgaben erleichtert, notiert Ralf Berhorst. Aber nicht nur mit dem Erhaltenen, auch mit dem Neuen ist der Rezensent durchweg zufrieden. Die Stellenkommentare haben durch das Ausformulierungen von Abkürzungen und Halbsätzen "deutlich an Lesbarkeit gewonnen", sind verständlicher und "meist auch informativer" geworden. Die Kommentare zu den Gedichten weisen im Vergleich zum Vorgänger fast die doppelte Seitenzahl auf - "fast immer zum Vorteil des Lesers", lobt Berhorst. Auch die Einleitungstexte hält er für "gelungen", zumindest interessant findet er das Anwachsen der Begriffserläuterungen, was die Herausgeber mit dem veränderten Bildungsvoraussetzungen der Leser begründen. Die einzige und "zugleich bemerkenswerte" Erweiterung ist eine Abhandlung "Über die Unterscheidung von entzündungsartigen Fiebern und Faulfiebern", mit der Schiller zu dissertieren versuchte. Die Neuübersetzung aus dem Lateinischen korrigiere "zahlreiche, oft sinnentstellende Fehler" der früheren Übertragungen.

© Perlentaucher Medien GmbH