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For twenty years Doro and Marcus lived in a commune, convinced lentils and free love would change the world. They didn't. What they did do was give their children a terror of radicalism, dirt, cooking rotas and poverty. Their daughter Clara wants nothing less conformist than her own, clean bathroom. Their son Serge hides the awkward fact that he's a banker earning loadsamoney. So when Doro and Marcus spring a surprise on their kids - just as the world is rocked in ways they always wished for - the family is forced to confront some thorny truths about themselves . . .

Produktbeschreibung
For twenty years Doro and Marcus lived in a commune, convinced lentils and free love would change the world. They didn't. What they did do was give their children a terror of radicalism, dirt, cooking rotas and poverty. Their daughter Clara wants nothing less conformist than her own, clean bathroom. Their son Serge hides the awkward fact that he's a banker earning loadsamoney. So when Doro and Marcus spring a surprise on their kids - just as the world is rocked in ways they always wished for - the family is forced to confront some thorny truths about themselves . . .
Autorenporträt
Marina Lewycka was born in Kiel, Germany, after the war, grew up in England and lives in Sheffield. Her first novel, A Short History of Tractors in Ukrainian, was shortlisted for the Orange Prize, longlisted for the Man Booker and won the Bollinger Everyman Prize for Comic Fiction and the Waverton Good Read Award. Her second novel, Two Caravans, was shortlisted for the Orwell Prize. A Short History of Tractors in Ukrainian, Two Caravans and Marina's third novel, We Are All Made of Glue, are all available in Penguin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.03.2013

Hebammen des Sozialismus

Die Britin Marina Lewycka ist eine komische und politische Autorin. In ihrem neuen Roman geht es um das Bankenwesen und die soziale Ungerechtigkeit. Er bezieht seine Komik aus allerlei Kontrasten, Konflikten und Kuriositäten.

Die Konstellation ist witzig: Ein alterndes Hippie-Paar überrascht die eigenen Kinder mit der Ankündigung, nach vierzig Jahren freier Liebe nun endlich in den repressiven Stand der Ehe treten zu wollen. Sie denken an ein Fest mit weit schwingenden Paillettenröcken und vielen Ehemaligen ihrer Kommune Solidarity Hall, in der einst das Geld, das Gemüse und die Partner eifersüchtig geteilt wurden. Doch die erwachsenen Kinder Clara und Serge haben ganz andere Sorgen. Der mathematisch begabte Sohn hat seine Doktorarbeit abgebrochen und ist heimlich als quantitativer Analyst bei einer internationalen Investmentbank tätig. Seine vor lauter Vernunft leicht verbitterte Schwester versucht als Lehrerin Ordnung in die soziale Unterschicht von Doncaster zu bringen.

Marina Lewycka ist eine erfolgreiche britische Autorin. Ihren Ruf als große Humoristin mit Blick für gesellschaftliche Realitäten verdankt sie vor allem ihrem temperamentvollen Debütroman "Kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch". Er erschien 2005 kurz vor ihrem sechzigsten Geburtstag und wurde in dreiunddreißig Sprachen übersetzt. Bis dahin hatte die nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Flüchtlingslager in Kiel geborene und dann in England aufgewachsene Marina Lewycka als Dozentin an der Sheffield Hallam University gearbeitet und ohne öffentliche Resonanz geschrieben.

Die Komik ihres neuen Buchs entsteht durch Kontraste: mache zart, manche grell, meist zwischen Achtundsechzigeridealen und der herben Wirklichkeit. Einige liegen in der Vergangenheit und führen in die fleckige Küche von Solidarity Hall mitten ins Getümmel des Kommunelebens. Dort kämpfte man in nächtlichen Debatten an der Seite des Proletariats - "Bergarbeiter sind die Hebammen des Sozialismus" - und half rotmähnigen Frauen bei ihrer sexuellen Befreiung. Das revolutionäre Lebenskonzept mündet in eine Gegenwart, in der man beim Abwaschen wieder Schürze trägt. Aus dem "Zurück zur Natur" ist der Kampf um eine Schrebergartenkolonie geworden, für deren Erhalt "Genossen! Bürger von Doncaster! Kleingärtner der Welt" vor dem Rathaus mit der Parole "Gurken statt Gier" demonstrieren. Es ist ein aussichtsloser Kampf in einer süffisanten Satire.

Marina Lewycka wird in England nicht nur als komische, sondern auch als politische Autorin gelesen. Neben zahlreichen Preisen, die sie erhalten hat, war ihr zweiter Roman für den Orwell-Preis gelistet. So ist es konsequent, dass sie sich auch in ihrem neuen Buch großen Themen zuwendet: dem Bankenwesen und der sozialen Ungleichheit. Im Verlauf der Lektüre wird immer klarer, wozu die kühne Familienkonstellation mit ihrem Klamauk, ihren Konflikten und Kuriositäten auch dient: Die im steten Wechsel der Perspektive erzählten Geschichten der Kinder rehabilitieren zuletzt die brüchigen Ideale der Eltern.

Denn Sohn Serge stellt seine mathematischen Fähigkeiten samt Fibonacci-Folge und Gauß-Kurve zwar zunächst in den Dienst des Risikomanagements seiner Bank und nutzt sie für den Minnedienst an einer angebeteten Kollegin. Aber während der Bankenkrise im Jahr 2008 zeigt sich ihm hinter der bildschönen Fassade seiner Freundin die Fratze des Kapitalismus mit ihren bekannten Zügen: Gier, Selbstüberschätzung, bodenlose Lust am Risiko. Marina Lewycka hat gründlich recherchiert, um den Zusammenhang von Mathematik und Spekulation fachgerecht handhaben zu können. Aber die Analysekraft bleibt trotz allem schwach, und wie sollte es bei einem Gegenstand, der weite Teile von Politik und Wirtschaftswelt ratlos lässt, auch anders sein? Vom Finanzkrisenroman, in London mit John Lanchesters "Kapital" und Paul Tordays "Charlie Summers" naturgemäß verbreiteter als bei uns, können wir keine letzten Erklärungen verlangen, aber eine Darstellung, die Widersprüche und Folgen ökonomischen Handelns überzeugend gestaltet.

Marina Lewycka versucht dies mit Witz und wechselndem Blickwinkel. Denn sie stellt dem verführbaren Serge in seinem Ermenegildo-Zegna-Anzug seine moralisch viel bessere Schwester gegenüber. Aber die Charaktere und Lebensweisen geraten selbst für einen komischen Roman zu stereotyp. Kaum hat sich Serge verspekuliert, werden die Eltern der Kinder der Klassenlehrerin Clara arbeitslos. Sie übernimmt die mühsamen gesellschaftlichen Aufräumarbeiten und sortiert den Plastikmüll. Niemand lebt für sich allein.

Das denkt auch ihre Mutter, die warmherzige Kommunardin und späte Braut, wenn sie auf ihr Leben seit den sechziger Jahren zurückblickt. Ihre wilden Erinnerungen und schnellen Gedanken über das Alter, die Männer, über Verantwortung und die Frauen sind der Reiz des neuen Buchs von Marina Lewycka, das die Klasse ihres ersten nicht erreicht. Dieser Roman verband in berückender Weise die Komik einer skurrilen Familie mit dem Ernst der europäischen Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts, mit dem historischen Schicksal der Ukraine, aus der die Familie der Autorin stammt.

SANDRA KERSCHBAUMER

Marina Lewycka: "Die Werte der modernen Welt unter Berücksichtigung diverser Kleintiere". Roman.

Aus dem Englischen von Sophie Zeitz. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2013. 260 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Wonderfully funny . . . a dizzy, eye-watering treat . . . Lewycka is somewhere between Hilary Mantel in her satirical mode and Sue Townsend Independent