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3 Kundenbewertungen

Eine ganz normale Familie. Ist das wirklich Pippas Traum vom Leben? Denn eigentlich ist sie jemand ganz anderes: Als aufmüpfige Teenagerin tauchte sie in die Sexparties und Drogenexzesse von Soho ab bis sie die Notbremse zog. Und jetzt merkt sie, dass das Leben nicht aufgeht, wenn andere die Korken knallen lassen. In einer klaren und kraftvollen Sprache stellt Rebecca Miller die wichtigsten Fragen. Packend und sehr einfühlsam erzählt sie von Pippas Suche nach dem richtigen Leben und der Entdeckung, dass das ganze Glück direkt vor unseren Augen liegen kann.

Produktbeschreibung
Eine ganz normale Familie. Ist das wirklich Pippas Traum vom Leben? Denn eigentlich ist sie jemand ganz anderes: Als aufmüpfige Teenagerin tauchte sie in die Sexparties und Drogenexzesse von Soho ab bis sie die Notbremse zog. Und jetzt merkt sie, dass das Leben nicht aufgeht, wenn andere die Korken knallen lassen. In einer klaren und kraftvollen Sprache stellt Rebecca Miller die wichtigsten Fragen. Packend und sehr einfühlsam erzählt sie von Pippas Suche nach dem richtigen Leben und der Entdeckung, dass das ganze Glück direkt vor unseren Augen liegen kann.
Autorenporträt
Rebecca Miller, Tochter des Schriftstellers Arthur Miller und der Fotografin Inge Morath, hat sich bereits als Regisseurin, Schauspielerin, Bildhauerin und Malerin einen Namen gemacht, bevor mit "Als sie seine Schuhe sah, wusste sie, dass sie ihren Mann verlassen würde" ihr hoch gelobtes Debüt als Schriftstellerin erschien. Die Verfilmung dreier Erzählungen des Buches, bei der Rebecca Miller selbst Regie führte, hat dieses Jahr beim Sundance-Filmfestival den Grand Jury Prize gewonnen. Rebecca Miller ist seit 1996 mit dem Schauspieler Daniel Day-Lewis verheiratet, mit dem sie einen kleinen Sohn hat.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.01.2009

Frauen am Rande des Klimakteriums
Rebecca Miller schickt ihre Heldin auf Sinnsuche
Wer, um alles auf der Welt, heißt schon Pippa? Eine Comicfigur? Ein Zootier? „Pippa Lee” ist der Titel eines neuen Romans von Rebecca Miller und zugleich der Name ihrer Hauptfigur. Weil auf dem rosafarbenen Umschlag auch noch ein rosarotes Blütenarrangement prunkt, das an Bonbonpapier oder an die Tapete einer Barbiepuppenwohnung erinnert, erwartet man eine jener quietschvergnügten amerikanischen Mädchenstimmen, die ihre Liebesnöte ausbreiten und von Redezwang befallen sind. Aber nichts da! Überraschenderweise steht eine Frau Anfang fünfzig im Mittelpunkt.
Pippa, deren Geschichte zunächst von einem neutralen Erzähler dargelegt wird, ist mit dem dreißig Jahre älteren Verleger Herb verheiratet, einem Urgestein der New Yorker Intellektuellenszene. Gerade hat das Paar seinen Wohnsitz aus Manhattan in eine Vorortsiedlung für gut betuchte Pensionäre verlegt. Zur Einweihung des neuen Hauses wird eine Party gefeiert, Pippa bereitet ihren legendären Lammbraten zu, Herbs bester Freund und langjähriger Autor Sam Shapiro singt ein Loblied auf die Verlegergattin. Ein amerikanisches Intellektuellenleben wie aus dem Bilderbuch, und ebenso bilderbuchmäßig-konventionell erzählt. Erwachsene Kinder, eine erfüllte Ehe, und auf Pippa wartet stets ein neues Kochrezept. Immerhin, ein Unbehagen wird spürbar. Zwar wirkt Herb unverwüstlich und waltet weiter als Schattenkanzler in seinem Verlag. Aber Pippa beginnt zu schlafwandeln, steht nachts auf, kocht Essen, raucht und kann sich morgens an nichts erinnern.
So, jetzt kommt Bewegung in diesen Frauenselbstfindungsroman. Wechsel der Erzählperspektive: Pippa spricht – und schlägt einen wohlfeilen Plauderton an. Die Ursache für ihre Anpassung an traditionelle Rollenmuster liegt natürlich in der Kindheit begraben. Ein Pfarrhaus auf dem Land, vier ältere Brüder, ein Vater, der sich aus allem raus hält, eine chronisch überdrehte Mutter, der jüngsten Tochter sklavisch ergeben. Als Heranwachsende findet Pippa den Grund für das manische Dauergeplapper ihrer Mutter heraus: Tablettensucht. Wütend entzieht sich Pippa den verzweifelten Liebesbekundungen der Mutter und haut ab nach New York.
Was zunächst ein bisschen Spannung verspricht, verliert schon bald an Brisanz. Je länger Rebecca Miller ihre Heldin mit Bekenntnissen um sich werfen lässt, desto stärker erinnert das Buch an eine überdimensionierte Psychotherapiesitzung. Da reiht sich Beichte an Beichte, da folgt Geständnis auf Geständnis. Wie Pippa einen braven Lehrer verführt, dann ihre lesbische Lieblingstante betrügt und mit deren Freundin wilde Sexfotos aufnimmt, wie sie Sadomaso-Clubs frequentiert, alle Sorten von Drogen ausprobiert, wahllos von Mann zu Mann taumelt bis sie von Herb, dem Retter in der Not, auf einer Party aufgelesen wird.
Herb ist entzückt von diesem verletzlichen blonden Geschöpf. Nachdem sich Herbs lästige Noch-Ehefrau praktischerweise selbst beseitigt, findet Pippa in Herb den treusorgenden zärtlichen Vater, und Herb in ihr die Kindfrau, die ihm seine Jugend zurückgibt. Das Arrangement ist stimmig, und vielleicht ist es das, was Rebecca Miller zeigen wollte. Alles klar, denkt man sich, eine Autorin, die Bescheid weiß über die Spätfolgen unglücklicher Kindheiten, die dem Ödipus-Komplex neue Facetten abgewinnt, die nach Wiederholungen fahndet, Mechanismen der Mutter-Tochter-Beziehungen in verschiedenen Generationen bloßlegt und die Frauen am Rande des Klimakteriums zu Selbsterkenntnis und Autonomie erziehen will.
Dinnerparty mit großen Themen
Besonders verblüffend ist, wie unbefangen sich Rebecca Miller, die ihr Geburtsjahr im Klappentext verschweigt, Malerin und Schauspielerin war, bevor sie erfolgreich mit Kurzgeschichten debütierte, den großen Fragen des Daseins nähert. Tod, Abschied, Trennung, die eigene Endlichkeit – alles wird nebenbei abgehandelt, als stünde man auf einer Dinnerparty herum. Zu unfreiwilliger Komik steigert sich dies in dem Moment, in dem sich Miller um tragische Fallhöhe bemüht und Begriffe wie Sünde und Schuld ins Spiel bringt. Pippa ist schuldlos schuldig geworden, weil Herbs erste Frau zum Revolver griff! Der beschwörende Tonfall macht die Verstrickungen erst recht unglaubwürdig.
Da nützt es auch nichts, dass die Autorin im dritten Teil des Romans die Erzählperspektive noch einmal wechselt und wie im ersten Teil von außen auf ihre Protagonistin blickt. Das Gemüt der Heldin ist einfach zu schlicht gestrickt: so lange Miller in Pippas Psyche auch herumstochert, diese Psyche gerät kaum in Wallung. Es teilt sich nichts mit, keine Erschütterung, keine Rührung, nur ein wattiges Unwohlsein. Das Ganze läuft allen Ernstes auf eine kämpferische postpubertäre Haltung hinaus, nach dem Motto: „Hey, jetzt nehme ich endlich mein Leben in die Hand! Ich bin zwar fünfzig, aber die Welt steht mir offen!” Pippas Erkenntnisschub stellt sich ein, nachdem sie Freundschaft mit einem desorientierten jungen Mann geschlossen hat und den vergötterten Ehegatten in flagranti mit ihrer besten Freundin ertappt. Anschließend kratzt Herb an einem Schlaganfall ab. Der Roman ist ohnehin schon längst tot.MAIKE ALBATH
REBECCA MILLER: Pippa Lee. Aus dem Amerikanischen von Reinhild Böhnke. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008. 362 Seiten, 19,90 Euro.
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