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Eleven-year-old Harrison Opoku, the second best runner in Year 7, races through his new life in England with his personalised trainers - the Adidas stripes drawn on with marker pen - blissfully unaware of the very real threat around him. Newly-arrived from Ghana with his mother and older sister Lydia, Harri absorbs the many strange elements of city life, from the bewildering array of Haribo sweets, to the frightening, fascinating gang of older boys from his school. But his life is changed forever when one of his friends is murdered. As the victim's nearly new football boots hang in tribute on…mehr

Produktbeschreibung
Eleven-year-old Harrison Opoku, the second best runner in Year 7, races through his new life in England with his personalised trainers - the Adidas stripes drawn on with marker pen - blissfully unaware of the very real threat around him. Newly-arrived from Ghana with his mother and older sister Lydia, Harri absorbs the many strange elements of city life, from the bewildering array of Haribo sweets, to the frightening, fascinating gang of older boys from his school. But his life is changed forever when one of his friends is murdered. As the victim's nearly new football boots hang in tribute on railings behind fluorescent tape and a police appeal draws only silence, Harri decides to act, unwittingly endangering the fragile web his mother has spun around her family to keep them safe.
Autorenporträt
Kelman, Stephen
Stephen Kelman was born in Luton in 1976. Pigeon English, his first novel, was shortlisted for the 2011 Man Booker Prize, the Desmond Elliott Prize and the Guardian First Book Award, and he was also shortlisted for the New Writer of the Year Award at the 2011 Galaxy National Book Awards. He lives in St Albans.

@stephen_kelman
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.07.2011

Fufu-Mehl für
die Schutzengel
Witzig, gütig, gut: Stephen Kelmans
London-Roman „Pigeon English“
Von Zeit zu Zeit geschieht das Wunder doch: Ein bislang gänzlich unbekannter Autor verfasst ein Buch und schickt es an die Verlage, es landet im berüchtigten „slush pile“, dem Haufen der unverlangt eingesandten Manuskripte, der von eher kümmerlich bezahlten Außenlektoren durchgepflügt wird – und irgendjemand zieht plötzlich diesen einen Text hervor und sagt: Das ist es! So erging es jüngst dem 33-jährigen Stephen Kelman, im proletarischen Norden Londons aufgewachsen, dessen Biographie die übliche Latte von Gelegenheitsjobs aufweist, welche eine raue Romantik andeuten und in der Praxis deprimierend sind (nein, Totengräber ist diesmal nicht dabei): Sein Roman „Pigeon English“ wurde zur Überraschung der Saison. Jetzt erscheint er auch auf Deutsch im Berlin Verlag.
Der Erzähler des Buchs, der elfjährige Harri Okopu, ist mit seiner Familie unlängst aus einem Dorf in Ghana zugezogen und lebt nun in einer verwahrlosten englischen Sozialsiedlung, die jedem anderen trist erschiene, Harri aber so: „Die Häuser hier sind alle gigantisch. Mein Hochhaus ist so hoch wie der Leuchtturm von Jamestown. . . . Meine Wohnung ist im 9. Stock von insgesamt 14. Und es macht mir gar keine Angst, ich kann jetzt aus dem Fenster gucken, ohne dass sich mein Bauch rumdreht. Ich fahr supergern Aufzug, das ist krass, besonders, wenn du allein drin bist. Dann könntst du ein Geist sein oder ein Spion. Du vergisst sogar den Pissegeruch, so schnell fährt er.“
Das ist allerdings nicht das „Pidgin English“ der ehemaligen britischen Kolonien, sondern Harris ganz besonderes „Pigeon English“, das er nicht zuletzt im Umgang mit den Tauben entwickelt. Harris unbefangener Blick auf die Stadttauben sieht sie nicht als die vielbeschworenen „Ratten der Luft“, sondern als eine Art von Schutzengeln. (Leider, dies ist der schwächste Punkt des Buchs, geben sie gelegentlich Antwort.) Er sucht sie herbeizulocken, indem er Fufu-Mehl auf den Balkon streut, das Mehl der Maniokpflanze. Es gehört zu den Dingen, die die auseinandergerissene Familie noch mit der alten Heimat verbinden. Harri, seine Schwester Lydia und seine Mama leben jetzt hier; sein Papa, die Großeltern und das Baby Agnes aber sind in Ghana zurückgeblieben, telefonieren können sie immer nur so lang, wie die Karte reicht.
Bei der deutschen Version hat viel von diesem „Pigeon English“ auf der Strecke bleiben müssen; denn natürlich standen den Übersetzern Clara Drechsler und Harald Hellmann die reichen Möglichkeiten des Empire und seiner diversen „Englishes“ nicht zu Gebote. Dennoch gewinnt man den Eindruck, dass sie den Ton des Migrantenkindes, das sich in einer mindestens halb kriminellen Umgebung vorzeitig als männlicher Haushaltsvorstand (da Papa doch fehlt) bewähren muss, gefühlt und getroffen haben. Harri bekräftigt seine Aussagen wie ein junger Kreuzberger Türke mit „Ichschwör“, was lustig klingt und völlig in Ordnung ist. Bekräftigt werden muss z.B. das milieugerechte Gegenstück zum Märchen vom Klapperstorch: „Wenn du eine Hässlette küsst, kriegt die jedes Mal ein Baby. Du musst die nur zu lange ansehen, und schon hat die nen Braten im Ofen, ich schwöre. Die sind echt voll ranzig, Alter, halt dich von denen fern.“
Dass sich trotz des Zwangs, cool zu sein, immer wieder auf kindliche Weise Staunen und eine elementare Güte ihren Weg bahnen und sich das Buch dabei ganz seinem elfjährigen Erzähler anvertraut, macht seinen großen Charme aus. Harri benutzt das Klo am liebsten dann, wenn gerade der Schaum des WC-Reinigers die Schüssel füllt, um eine Ahnung davon zu kriegen, wie Gott sich fühlt, wenn er auf seine Wolken pinkelt. Er lässt sich als Handlanger von X-Fire und dessen Streetgang anwerben – aber als bei einem Überfall der alte Mr. Frimpong stürzt, der in der Kirche immer so furchtbar laut singt, und alle seine Einkäufe zu Bruch gehen, tut Harri Abbitte, indem er der Gottheit des Müllschluckers seinen Mantel opfert.
In die Mysterien der Liebe wird er von den abgebrühten Freundinnen seiner älteren Schwester viel zu früh eingeführt; er beugt sich den Erfordernissen pubertärer Paarbindung, indem er mit Poppy Hand in Hand geht, sie zeigt ihm, wie, so richtig mit verschränkten Fingern; aber am liebsten tut er mit ihr ganz normale Sachen, weil er sie nicht als seine Freundin gern mag, sondern einfach so.
Nie besteht die Gefahr, dass das Ganze zu einer Art von Commonwealth-Lindenstraße abrutscht. Gleich zu Anfang wird ein Junge erstochen; diese Blutspur zieht sich wie ein roter Faden durchs Buch. Harri und seine Kumpels treiben ihre vom Fernsehen inspirierten Ermittlungsspiele, sie beschatten mit einem in der Losbude gewonnenen Plastik-Feldstecher und nehmen Fingerabdrücke mit Klebeband. Sie kommen dem Täter, der sich unerkannt irgendwo in ihrem Umkreis herumtreibt, dabei näher, als der Leser zunächst glauben möchte. Es geht, so steht am Ende zu befürchten, nicht gut aus. Auch das gehört zu diesem anrührenden und vollkommen originellen Buch.
BURKHARD MÜLLER
STEPHEN KELMAN: Pigeon English. Roman. Aus dem Englischen von Clara Drechsler und Harald Hellmann. Berlin Verlag, Berlin 2011. 298 S., 19,90 Euro.
„Wenn du eine Hässlette
küsst, kriegt die
jedes Mal ein Baby“
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'Simultaneously accurate and fantastical, this boy's love letter to the world made me laugh and tremble all the way through. Pigeon English is a triumph' Emma Donoghue, author of Room