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Ein Neurochirurg überfährt einen illegalen Einwanderer. Es gibt keine Zeugen, und der Mann wird ohnehin sterben - warum also die Karriere gefährden und den Unfall melden? Doch tags darauf steht die Frau des Opfers vor der Haustür des Arztes und macht ihm einen Vorschlag, der sein geordnetes Leben komplett aus der Bahn wirft. Wie hätte man selbst in einer solchen Situation gehandelt? Diese Frage schwebt über dem Roman, der die Grenzen zwischen Liebe und Hass, Schuld und Vergebung und Gut und Böse meisterhaft auslotet.

Produktbeschreibung
Ein Neurochirurg überfährt einen illegalen Einwanderer. Es gibt keine Zeugen, und der Mann wird ohnehin sterben -
warum also die Karriere gefährden und den Unfall melden? Doch tags darauf steht die Frau des Opfers vor der Haustür des Arztes und macht ihm einen Vorschlag, der sein geordnetes Leben komplett aus der Bahn wirft.
Wie hätte man selbst in einer solchen Situation gehandelt? Diese Frage schwebt über dem Roman, der die Grenzen zwischen Liebe und Hass, Schuld und Vergebung und Gut und Böse meisterhaft auslotet.
Autorenporträt
Ruth Achlama, geboren 1945, lebt seit 1974 in Israel und übersetzt seit fast dreißig Jahren aus dem Hebräischen ins Deutsche, darunter Werke von Amoz Oz, Abraham B. Jehoschua und Meir Shalev. 2015 wurde sie mit dem ersten "Deutsch-Hebräischen Übersetzerpreis" ausgezeichnet.

Ayelet Gundar-Goshen, geboren 1982, studierte Psychologie in Tel Aviv, später Film und Drehbuch in Jerusalem. Für ihre Kurzgeschichten, Drehbücher und Kurzfilme wurde sie bereits vielfach ausgezeichnet.

Ruth Achlama, geboren 1945, lebt seit 1974 in Israel und übersetzt seit fast dreißig Jahren aus dem Hebräischen ins Deutsche, darunter Werke von Amoz Oz, Abraham B. Jehoschua und Meir Shalev. 2015 wurde sie mit dem ersten "Deutsch-Hebräischen Übersetzerpreis" ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.06.2015

Ein Arzt für die Infiltranten
„Vor der Haustür lag ein verrückter Staat.“ Ayelet Gundar-Goshens Roman „Löwen wecken“ ist
ein Psychothriller aus Israel über Fahrerflucht, Seelenwirtschaft und gefährliches Doppelspiel
VON KRISTINA MAIDT-ZINKE
So mancher Fehlgriff beim Bücherkauf ließe sich vermeiden, wenn alle Romanautoren ihr Selbstverständnis so klar artikulierten, wie es die 1982 geborene Israelin Ayelet Gundar-Goshen in einem Interview getan hat: „Als ich noch als Zeitungsredakteurin gearbeitet habe, wurde jeder Beitrag daran gemessen, wie viel Realität man den Lesern beim Morgenkaffee zumuten kann. Solange der Leser sein Müsli herunterbekommt, macht die Zeitung einen guten Job. Als Schriftstellerin lege ich es darauf an, dass die Leser ihren Kaffee über den Tisch spucken.“
  Gundar-Goshens erster Roman, bei uns vor zwei Jahren unter dem Titel „Eine Nacht, Markowitz“ erschienen, war freilich eine manieriert märchenhafte, jedem Realismus abholde Huldigung an die Gründergeneration Israels. Im zweiten Roman „Löwen wecken“ aber bleibt die Autorin auf dem Boden der Gegenwart, der in ihrer Heimat vorwiegend aus Beton und Wüste besteht, und wendet ihre im Doppelstudium erworbenen Qualifikationen – Psychologie in Tel Aviv, Film und Drehbuch in Jerusalem – so konsequent an, dass dem Leser bisweilen die Luft wegzubleiben droht wie in einem Sandsturm. Die Drastik einiger Schilderungen könnte ihm in der Tat den Appetit auf das Müsli verderben. Den Kaffee muss er jedoch bei sich behalten, um der Erzählung mit ihrer Detailfreude und ihrem selbst in Actionszenen zeitlupenhaft gedehnten Tempo ohne ermüdungsbedingte Ausfälle folgen zu können.
  Dabei beginnt alles mit einem Fall von überhöhter Geschwindigkeit. Dr. Etan Grien, Neurochirurg an einer Klinik in Beer Sheva, gönnt sich nach Dienstschluss zur Entspannung eine kleine nächtliche Wüstenrallye mit seinem Jeep und überfährt dabei einen illegalen Einwanderer aus Eritrea, der ihm in menschenleerer Gegend vor den Wagen läuft. Nachdem der Arzt festgestellt hat, dass dem Opfer kaum Überlebenschancen bleiben, verlässt er unter Schock den Unfallort, ohne Meldung zu erstatten. Auch seiner Frau Liat, die pikanterweise Kriminalbeamtin ist, verschweigt er das Ereignis, und es hat zunächst den Anschein, als könne sein Leben als glücklicher Ehemann und Vater zweier Söhne in der komfortablen Villensiedlung einfach weitergehen wie bisher.
  Aber dann steht plötzlich die schöne Eritreerin Sirkit, die Witwe des Getöteten, vor seinem Haus. Sie hat den Unfall beobachtet und ist gekommen, um den Schuldigen zu erpressen. Geld aber interessiert sie nicht – der Arzt soll sich ihr Schweigen mit medizinischen Gratisleistungen für illegale Immigranten erkaufen. Und Dr. Grien, in die Enge getrieben, lässt sich auf den Deal ein: In einer leerstehenden Werkstatt behandelt er nachts unter abenteuerlichen Umständen schwerkranke, teils lebensbedrohlich verletzte „Infiltranten“, wie sie hier genannt werden. Seiner Familie gegenüber muss er Ausreden für seine Abwesenheit erfinden, er verstrickt sich in Lügen, die doppelte Arbeitsbelastung zehrt ebenso an seinen Kräften wie das Elend, das er sieht. Aber die Angst, durch Aufdeckung seiner Schuld alles zu verlieren, vermischt sich mit dem Drang, eine Art von Buße abzuleisten, und so fügt er sich in sein Schicksal mit einer eigenartigen Mischung aus Resignation und Zynismus.
  Den allerdings hatte er sich schon angewöhnt, als sein Leben noch in Ordnung schien: „Man arbeitete schwer. Flog ins Ausland. Sorgte für eine ausgeglichene Bilanz von Schuldgefühlen und Begehrlichkeiten, eine Seelenwirtschaft, in der es keine Stürme und keine überzogenen Konten gab. Vor der Haustür lag ein verrückter Staat. Nicht nur die Araber und die Siedler und die Soldaten.“
  Dabei sieht Etan Grien sich selbst als moralisch durchaus gefestigten Bürger dieses Staates: Er wählt die Menschenrechtspartei Meretz. Er ist frei von Rassismus, hat eine Frau arabischer Herkunft geheiratet. Seine Versetzung aus Tel Aviv nach Beer Sheva, die er als Verbannung empfindet, verdankt er seinem Aufbegehren gegen die korrupten Verhältnisse an der Hauptstadtklinik. Jetzt aber entdeckt er an sich selbst Eigenschaften und Regungen, die er nicht in den Griff bekommt. Zumal sich zwischen ihm und der Erpresserin, die ihm bald als Assistentin zur Hand geht, auch noch eine starke erotische Anziehung entwickelt. Die Fassade bröckelt, die Löwen sind geweckt. Und Liat, der ahnungslosen, aber zunehmend argwöhnischen Ehefrau, werden ausgerechnet die Ermittlungen zu dem Unfall übertragen, mit dem das Verhängnis seinen Lauf genommen hat.
  Ayelet Gundar-Goshen schildert diese Verwicklungen und Verstrickungen samt ihren politischen, ethischen und psychologischen Implikationen sehr gekonnt und differenziert, lässt die Erzählperspektive zwischen Etan, seiner Frau Liat und der Eritreerin Sirkit wechseln und fügt Rückblenden ein, in denen sie die drei Hauptfiguren mit ihren frühen biografischen Prägungen konfrontiert. Sie macht außerdem die Konflikte, Feindschaften und Vorurteile zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen, auch den Benachteiligten, zum Thema. Die Mischung aus Gesellschaftsroman, Psycho-Drama und Thriller ist so sorgfältig ausgetüftelt und ausbalanciert, dass für Leerstellen, blinde Flecken oder Untiefen kein Platz bleibt.
  Perfekt passt dazu auch das Finale, das durch eine dramatische Zuspitzung in der Untergrund-Ambulanz eingeleitet wird: Eine inkompetente Geburtshilfe mit unzureichender Versorgung von Mutter und Kind kann Etan Grien nicht mit seinem ärztlichen Gewissen vereinbaren. Unterdessen ergibt die Aufklärungsarbeit der Polizei, dass Sirkit ein falsches Spiel treibt und dass Etan durch den Unfall einen Drogendeal vereitelt hat. Die Fassade schließt sich wieder, sie wird jedoch Risse behalten. Der Roman aber hinterlässt den Eindruck eines anstrengenden Wüstentrips, bei dem hinter jedem Sandhügel ein Schild wartet: „Es gibt keine einfachen Antworten.“
Ayelet Gundar-Goshen: Löwen wecken. Roman. Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama. Kein & Aber Verlag, Zürich 205. 432 Seiten, 22,90 Euro. E-Book 18,99 Euro.
Die Witwe will den am Tod ihres
Mannes Schuldigen erpressen.
Geld aber interessiert sie nicht
Zum Finale kommt
noch ein Drogendeal
ins Doppelspiel
Die israelische Wüste, eine Landschaft der Verbannung.
Foto: Daniel van Moll/laif
Die Erzählerin Ayelet Gundar-Goshen, Jahrgang 1982, weiß, wie man perfekten Suspense konstruiert. Sie hat Psychologie in Tel Aviv und dann Film und Drehbuch in Jerusalem studiert. Foto: Verlag
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Dana Buchzik lobt Ayelet Gundar-Goshens neuen Roman "Löwen wecken" in den höchsten Tönen. Allein die Geschichte um den in Tel Aviv praktizierenden Arzt Etan, der von der Krankenhausleitung in die Wüste Negev geschickt wird, nachdem er einen Korruptionsskandal aufgedeckt hat, dort versehentlich einen jungen Eritreer überfährt und von dessen Witwe, einer traumatisierten Flüchtlingsfrau, gezwungen wird, verletzte Flüchtlinge nachts in einer Autowerkstatt zu versorgen, hat die Kritikerin sehr beeindruckt. Die Autorin und Psychologin erzähle mutig und packend, klug und überraschungsreich, fährt Buchzik fort und bewundert insbesondere ihr Vermögen, die Seelen der fremden Figuren soweit auszuleuchten, bis sie vertraut erscheinen. Ein aktueller und beklemmender Roman, der dem Leser im besten Sinne schwer im Magen liegen wird, schließt die Rezensentin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.02.2016

Eine Schande, am Leben zu sein

Zwei Jahre nach ihrem preisgekrönten Debüt "Eine Nacht, Markowitz" legt die Psychologin Ayelet Gundar-Goshen ihren nächsten packenden Roman vor.

In der Theorie ist jeder einer von den Guten, auch Etan. Vor allem Etan. Der Einundvierzigjährige geht in seinem Beruf auf, wählt die Menschenrechtspartei Meretz und begehrt seine Frau auch nach zwölf Jahren Ehe noch wie am ersten Tag. Als er feststellt, dass sein seit Studientagen verehrter Vorgesetzter Sakkai sich bestechen lässt, wendet er sich schweren Herzens an die Krankenhausleitung - um festzustellen, dass Professor Sakkai nicht der einzige Korrupte im Kliniksystem ist. Nicht Sakkai, sondern Etan wird im wahrsten Sinne des Wortes in die Wüste geschickt: Man versetzt ihn von Tel Aviv in die nördliche Negev, nach Beer Scheva. Der Wüstenstaub, Partikel gewordene Ungerechtigkeit, legt sich über sein Leben und nimmt ihm die Farbe. Auch der Jeep, den seine Frau ihm zum Trost geschenkt hat, ist nicht mehr knallrot, sondern nur noch trübrosa: "eine Parodie seiner selbst". Nach einer Neunzehn-Stunden-Schicht treibt ein letzter Rest Noradrenalin Etan auf eine nächtliche Staubpiste.

Für den Versuch, seinen Frust mit Hochgeschwindigkeit hinter sich zu lassen, bezahlt jemand mit dem Leben. "Blut rann aus den Ohren des Mannes, hell und wässrig wegen der Zerebrospinalflüssigkeit, die schon aus dem offenen Schädel zu tropfen begann. Und doch stand er auf, lief zum Jeep und kam mit dem Verbandskasten zurück, hatte schon ein Verbandspäckchen aufgerissen, als er jäh erstarrte. Was soll das. Dieser Mann wird sterben." Etan beschließt reflexartig, sich selbst zu retten, wenn schon das Leben des Eritreers, der da namenlos vor ihm im Staub liegt, nicht mehr zu retten ist: Er begeht Fahrerflucht.

Der Versuch einer Rückkehr in sein geregeltes Leben misslingt nicht nur deswegen, weil Etans Frau Liat, eine Kriminalbeamtin, mit dem Fall beauftragt wird, sondern weil Etan beim panischen Aufbruch seine Brieftasche verloren hat. Die bringt ihm am nächsten Tag Sirkit vorbei: die Witwe des Eritreers. Sirkit hat den tödlichen Unfall mit angesehen, von Etan in der nächtlichen Dunkelheit unbemerkt, und sie macht dem Arzt klar, dass ihr Schweigen ihn etwas kosten wird. Hier landet die dreiunddreißigjährige Autorin Ayelet Gundar-Goshen ihren ersten großen Coup: Binnen Sekunden kehrt sie das klischeeartige Machtverhältnis zwischen hilfloser ärmlicher Flüchtlingsfrau und weißem gutbürgerlichen Arzt um.

Sirkit zwingt Etan, seine Nächte fortan in einer verlassenen Autowerkstatt zu verbringen, um Flüchtlinge medizinisch zu versorgen. Das unfreiwillige Ehrenamt bringt Etan bald an den Rand seiner Kraft: Er belügt seine Frau, erklärt die nächtliche Abwesenheit mit Sonderschichten im Krankenhaus, obwohl er sich dort längst krankgemeldet hat und nur alle paar Wochen zur Arbeit geht, um Medikamente zu stehlen. Vor allem aber macht Etan die neue Welt zu schaffen, in die er so plötzlich katapultiert wurde. "Er kam nach einem ganzen Tag im Hellen abends in die Werkstatt, blickte die Leute an und begriff nicht. Wie beim Schulausflug in der Grundschule, als der Lehrer einen harmlosen Stein aufhob und darunter plötzlich schwarze, böse Erde aufbrach. Würmer, Maden, finsteres, verborgenes Leben ... Die ganze Zeit war es dort unten gewesen, und er hatte es nicht gewusst." Einwanderer aus Eritrea oder dem Sudan sind für ihn plötzlich keine anonymen "Infiltranten" mehr, die in den Nachrichten von rechten Politikern als "Krebsgeschwür" im Landeskörper bezeichnet werden, sondern Menschen mit schmerzverzerrten Gesichtern, die vor Etan auf einem rostigen Metalltisch liegen. Menschen mit eiternden Schnittwunden und mit Ermüdungsbrüchen, mit Tuberkulose und Tumorknoten.

Ayelet Gundar-Goshen sagte in einem Interview, dass Zeitungsartikel nie das Ausmaß an Realität überschreiten dürften, das dem Leser sein Frühstück vergälle, sie aber dafür sorgen wolle, "dass die Leser ihren Kaffee über den Tisch spucken". In der Tat spart die Autorin nicht mit beklemmenden Details, wenn sie zeigt, wie schnell ein Leben in Schieflage geraten und jede Selbstverständlichkeit ins Gestern kippen kann: Etan hätte niemals erwartet, nach einem "Leben mit rücksichtsvollem Fahren, Medizinstudium, Heimtragen von Supermarkttüten für alte Damen" zum Mörder zu werden; Sirkit hätte niemals geglaubt, dass sie eines Tages schwer traumatisiert aus ihrem Heimatland fliehen würde, nur um in der Wüste von Beduinenschleppern gequält und schließlich im Alter von 31 Jahren in Israel zur schmutzstarrenden Unperson zu werden, in ein Schattendasein gezwungen, weil sie sonst dank des "Gesetzes zur Bekämpfung der Infiltration" wahlweise in ein Internierungslager verfrachtet oder direkt abgeschoben würde - zurück nach Eritrea, dessen Regime von UN-Ermittlern systematische Folter, Vergewaltigungen und Hinrichtungen vorgeworfen werden.

Es zählt zu den großen Stärken der Autorin, dass sie Flüchtlinge, allen voran Sirkit, so komplex zeichnet, dass der Leser es sich nicht leichtmachen und sie als Opfer abtun kann. Sobald Etan, der sich zunehmend von seiner Frau und seinem Alltagsleben entfremdet, in der Erpresserin eine still leidende Witwe und Wohltäterin erkannt zu haben glaubt, zieht die Autorin ihm den scheinbar sicheren Reflexionsboden unter den Füßen weg: Sirkit weint ihrem verstorbenen Mann keine Träne nach und lässt Etan die Notfallambulanz in der verlassenen Werkstatt keineswegs aus wohltätigen Motiven betreiben. "Ehe er den Mund aufbekam, lachte sie ... Sie hätte wissen müssen, dass er sie lieber als Opfer denn als Täter sieht. Ihr Arzt liebt heilige Menschen, egal, wie sehr sie mit Füßen getreten werden. Im Gegenteil, das macht sie nur noch heiliger. Und sie, sie hat nun gerade keine Lust darauf, heilig zu sein."

In einer Zeit, da Hunderte von Flüchtlingen vor Europas Küsten umkommen und die Körper der Verstorbenen teilweise wie Schlachtabfälle in Müllsäcken gelagert werden, in einer Zeit, da Regierungsmaßnahmen sich darauf konzentrieren, Schlepperboote qua Militäreinsatz zu zerstören, und Millionen in Grenzpolizei, Stahlzäune und Forschung zu drohnenbasierter Überwachung oder künstlichen Detektoren investieren, die Menschen anhand ihres Geruchs erkennen sollen, braucht es solch mutige Romane wie "Löwen wecken". Die praktizierende Psychologin Ayelet Gundar-Goshen zoomt tief ins Seelenleben ihrer scheinbar fernen, fremden Figuren hinein und leuchtet sie aus, bis wir uns wiedererkennen.

DANA BUCHZIK

Ayelet Gundar-Goshen: "Löwen wecken". Roman.

Aus dem Hebräischen übersetzt von Ruth Achlama. Verlag Kein & Aber, Zürich 2015. 432 S., geb., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Die Frage nach der Bedeutung von Schuld und dem Wert eines Menschenlebens hat Ayelet Gundar-Goshen literarisch brillant umgesetzt.« Jennifer Khakshouri, Die Weltwoche, 7.12.2023 Die Weltwoche 20231207