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Produktdetails
  • Verlag: Farrar, Straus, Giroux / Macmillan US
  • Seitenzahl: 562
  • Erscheinungstermin: 7. Dezember 2010
  • Englisch
  • Abmessung: 235mm
  • Gewicht: 852g
  • ISBN-13: 9780374158460
  • ISBN-10: 0374158460
  • Artikelnr.: 29608377
Autorenporträt
Jonathan Franzen, 1959 geboren, erhielt für seinen Weltbestseller "Die Korrekturen" 2001 den National Book Award. Er veröffentlichte weitere Romane. Seit 2010 ist er Mitglied der Berliner Akademie der Künste, 2013 wurde ihm für sein Gesamtwerk der WELT-Literaturpreis verliehen. Jonathan Franzen lebt in New York und Santa Cruz, Kalifornien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.08.2010

Galvanisch - auch ohne Oprah

Großes Hufescharren: Jonathan Franzens neuer Roman "Freedom" ist in Amerika schon vor Erscheinen in aller Munde. Wird der Autor der "Korrekturen" die Literatur erneut retten?

NEW YORK, 20. August

Der Countdown läuft. Der Teil der Nation, der noch liest, kann den 1. September kaum erwarten. Der Teil der Medien, der noch nicht ganz von 3D und Computerspielen beherrscht wird, hat dem Warten seinerseits ein Ende gemacht und ist schon eifrig dabei, den Start in all seinen sensationellen Details zu beschreiben. Total harrypotterhaft geht es derzeit zu auf dem amerikanischen Buchmarkt, obwohl der gemeinsterbliche Leser das Buch erst in zehn Tagen erwerben darf, das auch als garantierter Bestseller nichts anderes sein will als: Literatur. Und zwar möglichst: große. Und in diesem Spannungsfeld zwischen bedeutender, traditionsverpflichteter Literatur und ihrer poppigen Aufbereitung schmollt der Autor.

Oder was tut Jonathan Franzen in jenem Video, das er auf Wunsch des Verlags Macmillan dazu benutzen soll, Stimmung für seinen neuen Roman "Freedom" zu machen? Statt zu erklären, was es mit dem Buch auf sich hat, gesteht er erst einmal, wie sehr ihm solche little author videos gegen den Strich gehen. Ein Roman, sagt er, habe nach seiner Ansicht die Aufgabe, uns an einen ruhigen Ort zu führen. Dort könne es kein Multitasking geben: "Entweder du liest ein Buch, oder du liest es nicht." Die Welt der Bücher sei die stille Alternative, eine immer dringender benötigte Alternative. Da mag er recht haben, was die Innenwelt einiger Bücher angeht. In ihrer Außenwelt herrscht dagegen der übliche zeitgeistige Trubel, wie Franzen gerade jetzt am eigenen Leib und Roman erfahren muss.

Seit er den aktuellen Titel des Nachrichtenmagazins "Time" zieren oder mit todernster Miene eher verdüstern durfte, als erster Schriftsteller nach Stephen King, der vor zehn Jahren einmal diese Ehre hatte, wissen auch literarisch sonst uninteressierte Zeitgenossen, dass es hier wieder einmal um nichts Geringeres als die nächste Great American Novel geht.

Und als ob das nicht schon genug wäre, wird Franzen auch noch zugetraut, den vielfach totgesagten Roman, genauer: den gesellschaftsrelevanten, superrealistischen Familienroman zu neuem Leben zu erwecken, triumphal gegen alle Ablenkungsmanöver und Verführungsversuche des industriell-digitalen Komplexes. Nach den ersten Urteilen der amerikanischen Kritikerzunft zu schließen, stehen die Chancen, dass ihm das gelingen könnte, nicht schlecht. "Galvanisch" nennt Michiko Kakutani, Literaturpäpstin in Diensten der "New York Times", das sich im Original über 562 Seiten ausdehnende Werk, und wer darüber rätselt, was sie damit wohl meint, erfährt schließlich: "Herr Franzen hat seinen bisher am tiefsten empfundenen Roman geschrieben - einen Roman, der sich uns sowohl als bezwingende Biographie einer dysfunktionalen Familie als auch als unvergessliches Porträt unserer Zeit enthüllt." Kakutani ist völlig weg vom "eindrucksvollen literarischen Werkzeugkasten" des Schriftstellers, von seiner "Fähigkeit, ein großes, updikeanisches Panoramafenster auf das amerikanische Mittelschichtenleben zu öffnen", und vor allem von seiner neuerworbenen Kraft, seine Charaktere zu "voll ausgedachten menschlichen Wesen" zu entwickeln.

Auch das "Wall Street Journal" rühmt Franzens Charakterisierungskunst, die ihm erlaube, "dreidimensionale Charaktere voll zu verwirklichen" und zudem "ihre Köpfe mit solch durchdringender psychologischer Schärfe zu bewohnen". Nur die Struktur des Romans sei gelegentlich unbeholfen. Lauter werden die kritischen Töne im "National Public Radio", wo der Autor Alan Cheuse zwar die Brillanz des Romans bewundert, ihn aber trotzdem "recht unsympathisch" findet, weil sich anscheinend über "jede Zeile, jede Einsicht ein dünner Film von Verachtung" lege: "Franzen scheint noch nie einen normalen, anständigen, sich mühenden Menschen getroffen zu haben, dem wir uns nicht immer ein ganz klein bisschen überlegen fühlen sollten." Ein perfektes Buch, heißt es auch im "New York Magazine", sei "Freedom" zwar gewiss nicht, aber ein naher Verwandter von "The Corrections", Franzens Megabestseller aus dem Jahr 2001. Wenn Schrulligkeit der Motor seiner Kunst sei, schreibt Sam Anderson, dann sei er durchaus willig, einige Ansprachen über sich ergehen zu lassen. Nur seinen Charakteren, die derart greifbar seien, sollte der Autor endlich freien Lauf lassen.

Wunderliche Blüten treibt inzwischen der Hype um den Roman. So wird intensiv erörtert, was es zu bedeuten habe, wenn ein Autor sein Buch seinem Verleger und Agenten widmet. Hollywood ist nicht nur aufmerksam geworden, sondern der Produzent Scott Rudin hat sich sogar schon die Filmrechte gesichert. Nur Oprah Winfrey wollte nicht anbeißen. Sie dürfte nicht die Kränkung überwunden haben, die ihr Franzen einst zufügte, als er ihr einen Korb gab und sich weigerte, mit "The Corrections" in den Niederungen ihrer Talkshow zu erscheinen. Eine Art Entschuldigung, zu der er sich schließlich aufraffte, hat die Atmosphäre offenbar immer noch nicht gereinigt. Franzen kann auf jeden Fall locker verkraften, dass "Freedom" in der Septemberausgabe von "O - The Oprah Magazine" nicht unter den zehn Empfehlungen auftaucht. Auch ohne Oprah verkauften sich die "Corrections" drei Millionen Mal. Was aber, wenn Oprah sich einmal nachsagen lassen müsste, den Roman des Jahrzehnts verschlafen zu haben?

JORDAN MEJIAS

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.09.2010

Mustermann, geh’ du voran
Ist das ein Roman, oder ist das schon angewandte Soziologie? Jonathan Franzens „Freiheit“, jetzt in den Buchhandlungen, rettet die amerikanische Familie
Was ist die härteste Herausforderung für den Familienroman? Nicht, dass eine Ehe zugrunde geht, der Stammsitz der Familie aufgegeben werden muss und die miteinander zerstrittenen Kinder sich in Spiralen des Unglücks verfangen. Davon kann das leidgeprüfte Genre gut leben. Die härteste Herausforderung eines Familienromans ist, wenn seine Figuren beschließen, sich nicht mehr fortzupflanzen, keine Familien mehr zu gründen, also den Stoff zu vernichten, von dem er lebt. Eben dies ist die Obsession des Vogelschützers Walter Berglund in Jonathan Franzens neuem Roman „Freiheit“.
Schon als Jugendlicher hat er die Berichte des Club of Rome gelesen, als Anwalt von Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz hat er Karriere gemacht, durch eine Affäre mit der Kohleindustrie an Ansehen verloren, nun will er dem Erzübel, das den Planeten bedroht, der energiekonsumierenden, landschaftszersiedelnden, sich rücksichtslos ausbreitenden Gattung Mensch mit einer Anti-Zeugungs-Kampagne entgegentreten. Es versteht sich, dass der Autor eines Familienromans seiner Figur dabei nicht einfach zusehen kann. Er muss ihr ins Handwerk pfuschen. Und das tut er auch. Aber dazu später mehr.
Als Jonathan Franzen im Herbst 2001 seinen Roman „Die Korrekturen“ veröffentlichte und rasch zu einem Star der amerikanischen Literaturszene aufstieg, war darin die Vaterfigur ein Eisenbahningenieur. Er versank in seiner Alzheimer-Erkrankung, aber er war eine Figur der Erinnerung an die räumliche Selbsterschließung Amerikas im 19. Jahrhundert. Jetzt, fast ein Jahrzehnt nach den „Korrekturen“, legt Franzen dem Publikum wieder einen Roman vor, in dessen Mittelpunkt die Geschichte einer Familie steht. Und er hat ihm einen Titel gegeben, der eine Verfassungsnorm zitiert und keinen Zweifel daran lässt, dass hier zugleich die politische Geschichte der Nation erzählt werden soll.
Kurz vor den Terroranschlägen des 11. September waren die „Korrekturen“ erschienen. Es folgte ein Jahrzehnt, in dem die Neocons die radikale Freiheit des Marktes propagierten, und im Irak-Krieg die Operation „Enduring Freedom“ aus der Taufe gehoben wurde – und in dem das liberale Amerika in eine tiefe Krise geriet. Jonathan Franzen hat diese zeithistorische Konstellation tief in seinen Roman eingelassen. Er erzählt die Geschichte des drohenden Selbstverlusts einer liberalen Familie in der Bush-Ära.
Walter Berglund entstammt väterlicherseits einer skandinavischen Einwandererfamilie, die es nicht recht zu etwas gebracht hat, und mütterlicherseits dem Kulturmilieu der Twin Cities St. Paul und Minneapolis. Er wird aus Opposition zu seinem misanthropischen Vater zu einem Ausbund an Fürsorge im Umgang mit Mensch und Natur und schafft es trotz seiner Schüchternheit, Patty zu erobern, die Tochter eines jüdischen Anwalts aus New York, dessen Frau eine Karriere bei den Demokraten macht. Auch Patty steht in Opposition zu ihrer Herkunftsfamilie, verweigert die Bildungs- und Kunstansprüche ihrer Eltern und Geschwister und lebt als Star im College-Basketballteam vom Geist unerbittlicher Konkurrenz.
Jonathan Franzen hat schon in den „Korrekturen“ den Familienroman zum Instrument der Zeitdiagnostik gemacht und den Erzähler zu einem Soziologen. Hier, in „Freedom“, hat er das Bündnis von Roman und Soziologie noch enger geknüpft. Schon die Exposition, die Walter und Patty inmitten ihrer Nachbarn im Mittleren Westen zeigt, ist eine mustergültige Milieustudie, in der jede Lebensgewohnheit und jede Geschmacksrichtung eine Geschichte erzählen.
Walter Berglund ist in Hibbing aufgewachsen, wie Bob Dylan. Aber dessen Schatten im Roman ist sein Freund Richard Katz, in dem die alte Dreieinigkeit von Sex und Drugs und Rock’n’ Roll in Gestalt roher Punk-Musik wiederkehrt. Richard ist „independent“, ins Scheitern verliebt, unwiderstehlich für Frauen, und nur vom Erfolg bedroht – und der kommt unweigerlich, als Country-Klänge in seiner Musik auftauchen. Je erfolgreicher er wird, desto lässiger gelingt ihm in Interviews die Theorie, dass Rockmusik nie subversiv, dass sie immer schon – auch bei Dylan – Schmieröl des Kapitalismus und Konsumismus war.
Walter, Patty und Richard – das ist das Dreieck, in dem Jonathan Franzen seine Coverversion der alten Geschichte ansiedelt, in der eine Frau ihren Mann mit desen bestem Freund betrügt. Die alte Geschichte will, dass die sexuelle Freiheit die Institution der Ehe aufsprengt. Das aber ist hier nicht das letzte Wort. Denn der Soziologe, der hier die Unglücksbilanz seiner Figuren zieht, hat die politische Geschichte im Sinn, auch wenn er von der Sexualität seiner Figuren erzählt. Er weiß, dass zu den Klischeefiguren der amerikanischen Kultur der bigotte Reaktionär zählt, der jede Abweichung vom Pfad der Tugend geißelt und heimlich ein Leben des Lasters führt.
Mit offenkundiger Lust an der Umkehrung hat Franzen an den Beginn seines Romans die Geschichte einer Bigotterie im liberal-demokratischen Milieu gestellt: Patty wurde bei einer Collegeparty Opfer einer Vergewaltigung, und ihre Eltern haben das vertuscht, weil der Täter der Sohn eines Parteifreundes war. Damit ist ein Grundmotiv des gesamten Romans angeschlagen: das Verhältnis des liberalen Amerika zur Gewalt. Denn der erzählende Soziologe hat den Verdacht, dass, als nach dem 11. September 2001 die Stunde der Härte schlägt, nicht nur die Republikaner aufblühen, sondern zugleich die Liberalen einer Versuchung gegenüberstehen, der sie nur halb widerstrebend erliegen.
Nicht aus dem Überschwang der Gefühle, sondern aus der Depression ist in diesem Roman die Dreiecksgeschichte zwischen dem netten Nichtraucher und Antialkoholiker Walter, seiner unglücklichen Patty und dem Rockmusiker geboren. In einer auf Therapeutenrat verfassten Autobiographie enthüllt Patty die Sehnsucht nach „harter“ Sexualität als den Dämon ihrer Ehe.
In der Generation der Kinder wird diese Sehnsucht zur Obsession. Joey, der Sohn der Berglunds, flieht vor dem Zaubermittel aller liberalen Konfliktlösung, der Kommunikation, in die ihn Patty als seinen Vertrauten einspinnt wie in einen engen Kokon. Er läuft schon als Jugendlicher über zu der Familie seiner frühreifen Freundin, in der ein proletarischer Republikaner das Sagen hat, und gerät auf dem College über seinen jüdischen Freund Jonathan in die Welt der neokonservativen Thinktanks. Und da Jonathan Franzen seine Figuren wie ein Schachspieler durch den Roman bewegt, begegnet ihm dort in Gestalt von dessen Schwester Jenna die ultimative Verführung.
Denn zwar beginnt diese Familiengeschichte in den späten siebziger Jahren und reicht, politisch gesehen, von Reagan bis zur Wahl Obamas. Aber ihr Hauptschauplatz ist das Amerika von George W. Bush, dem Sohn. Man kann hier nicht Jenna heißen, ohne an die für ihre Alkohol- und Partyeskapaden berühmte Tochter des Präsidenten zu erinnern. Jenna, mit einem aufstrebenden Broker von Goldman Sachs liiert, ist der ideale Sparringspartner für das Projekt des entlaufenen Sohnes der Liberalen, „hart zu werden“. Denn dies ist ein sowohl sexuelles wie ökonomisches Projekt: „Jenna erregte ihn so, wie große Geldsummen, wie der köstliche Verzicht auf soziale Verantwortung und das Bekenntnis zu exzessiver Ressourcenverschwendung es taten. Er wusste sehr wohl, dass Jenna hart drauf war. Und erregend war dabei die Überlegung, ob er selbst hart genug werden konnte, um sie zu kriegen.“
Während Jonathan Franzen virtuos Joey Berglund in ökonomische Projekte verstrickt, bei denen durch die Lieferung schrottreifer Lastwagen an die amerikanische Armee im Irak Steuergelder abgezockt werden, erlebt der Vater, Walter Berglund, seinen Sündenfall als nützlicher Idiot eines „guten Texaners“. Der ist – wie der Autor Jonathan Franzen – Liebhaber der Vogelwelt und hat die glorreiche Idee, Naturschutz und Naturausbeutung elegant zu verbinden. Walter Berglund, zum Helden einer Satire geschrumpft, wird Geschäftsführer einer Stiftung zur Rettung des Pappelwaldsängers. Er organisiert die Errichtung eines Reservates in West Virginia, in dem zunächst der landschaftszerstörende Kohleabbau durch Gipfelsprengung praktiziert und sodann durch „Renaturierung“ dem Vogel eine dauerhafte Heimat gesichert werden soll.
Mit Walter Berglunds Assistentin Lalitha, die aus einer westbengalischen Familie stammt, kommt die Figur ins Spiel, die am besten geeignet wäre, die Familie Berglund endgültig zu sprengen. Denn sie könnte, nachdem der nette Walter von der Untreue seiner Patty erfahren und sie verstoßen hat, deren Stelle einnehmen. Aber das darf sie nicht. Denn während Walter einem heimlichen Kinderwunsch anhängt, ist sie die kompromisslose Hardlinerin des Projekts der Weltrettung durch Fortpflanzungshemmung. So wird sie zur Feindin des Autors. Er entledigt sich ihrer, indem er zunächst ihren riskanten Fahrstil ins Spiel bringt und sie dann, gut motiviert, einem tödlichen Autounfall überantwortet. Er kann nicht anders, denn er will am Ende, nachdem sie durch alle Höhen und vor allem Tiefen gegangen ist, die weiße, liberale Mittelstandsfamilie doch noch einmal retten.
Darum lässt er den Sohn Joey die Brühe der schmutzigen Dollars des Irak-Abenteuers nur durchwaten, um ihn dann doch zu läutern und einen Volvo fahren zu lassen, wie ihn schon zu Beginn der Vater fuhr. Und er lässt ihn aus den eigenen Fäkalien seinen Ehering hervorholen, den er bei dem missglückten Jenna-Abenteuer verschluckt hat. Und weil die junge, exotische Lalitha tot ist, der gegenüber Walter gelegentlich das Gefühl hatte, „romantischen Imperialismus“ zu praktizieren, können am Ende, nach Jahren des Schweigens, auch die Eltern wieder zueinander – und zu Rocker Richard – finden.
Um das einst einsame Haus am namenlosen See, das Erbstück Walters, in dem Pattys Ehebruch stattfand, ist derweil durch die billigen Immobilienkredite eine Siedlung entstanden, gegen deren Katzen Walter die Waldvögel erfolglos verteidigt. Man weiß nicht recht, ob es ein mildes oder ein zynisches Licht ist, in das der Roman dieses Haus in den letzten Sätzen taucht. Noch einmal entsteht nun ein Vogelreservat. Das Haus wird entkernt und zu einem Zufluchtsort für Eulen, Schwalben und andere Vogelarten. Dieses Reservat aber ist nach Lalitha benannt, der asiatischen Einwanderin und Feindin des Familienromans. Vielleicht ist dieses Buch darum schon jetzt ein so großer Erfolg in Amerika. Es ist nicht nur ein zeithistorisches Panorama der Bush-Ära. Es ist auch ein großes Trost- und Hoffnungsbuch des zerzausten, erschöpften, an sich selbst irre gewordenen amerikanischen Liberalismus. LOTHAR MÜLLER
JONATHAN FRANZEN: Freiheit. Aus dem Englischen von Bettina Abarbanell und Eike Schönfeld. Rowohlt Verlag, Reinbek 2010. 736 Seiten, 24,95 Euro.
Wer subversiv sein will, für
den ist sein Erfolg eine Bedrohung
Wenn die Not groß ist, wird
der Roman zum Schutzreservat
Erzähler als Gesellschaftsforscher: Jonathan Franzen. Foto: Julia Baier, Laif
Bewahrt den Pappelwaldsänger! Einer der Protagonisten des Buches ist, wie sein Autor, Vogelfreund und kämpft um ein Reservat. Abb.: Mauritius Images
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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'Deeper, funnier, sadder and truer than a work of fiction has any right to be' Independent on Sunday

'Head and shoulders above any other book this year: moving, funny and unexpectedly beautiful. I missed it when it was over' Sam Mendes, Observer, Books of the Year

'A cat's cradle of family life, and if the measure of a good book is its afterburn, 'Freedom' is a great book' Kirsty Wark Observer, Books of the Year

'I loved 'Freedom'. His acute observations of emotional faultlines, his dialogue and above all his wry humour are delightful' Antony Beevor, Sunday Telegraph, Books of the Year

'Franzen pulls off the extraordinary feat of making the lives of his characters more real to you than your own' David Hare, Guardian, Books of the Year

'No question about it: 'Freedom' swept everything before it in intricately observed, humane, unprejudiced armfuls. There was no novel to touch it in 2010' Philip Hensher, Daily Telegraph, Books of the Year

'By the end of 'Freedom' you may feel you understand its protagonists better than you know anyone in the world around you' Nicholas Hytner, Evening Standard, Books of the Year

'The novel of the year. Its portrait of a marriage, luminously and wittily drawn against a backdrop of modern America, is as good as literature gets' Sarah Sands, New Statesman, Books of the Year