• Gebundenes Buch

8 Kundenbewertungen

In einer finsteren Nacht ermordet ein Mann eine Familie in ihrem Haus. Nur das jüngste Kind kann bis zum Friedhof fliehen. Hier gehen gute Geister um, die den Waisenjungen prompt adoptieren. Sie taufen ihn Nobody und verbieten ihm, den Friedhof zu verlassen. Über die Jahre sind die Geister, ein Vampir und eine Werwölfin seine Lehrmeister. Sie bereiten ihn auf einen Kampf vor. Denn der Mörder seiner Eltern hatte es auf Nobody abgesehen, und der Junge schwebt nach wie vor in Lebensgefahr ...

Produktbeschreibung
In einer finsteren Nacht ermordet ein Mann eine Familie in ihrem Haus. Nur das jüngste Kind kann bis zum Friedhof fliehen. Hier gehen gute Geister um, die den Waisenjungen prompt adoptieren. Sie taufen ihn Nobody und verbieten ihm, den Friedhof zu verlassen. Über die Jahre sind die Geister, ein Vampir und eine Werwölfin seine Lehrmeister. Sie bereiten ihn auf einen Kampf vor. Denn der Mörder seiner Eltern hatte es auf Nobody abgesehen, und der Junge schwebt nach wie vor in Lebensgefahr ...
Autorenporträt
Der Engländer Neil Gaiman, geb. 1960, arbeitete zunächst in London als Journalist und wurde durch seine Comic-Serie 'Der Sandmann' bekannt. Er lebt seit einigen Jahren mit seiner Familie in den USA, in Minneapolis.
Rezensionen
"Neil Gaiman zementiert mit Das Graveyard-Buch nicht nur seinen Status als genialer Comic-Texter, sondern auch als Jugendbuchautor." Buchkultur, Dezember 2015 "Gaiman ist in den 1990er-Jahren zuerst als Comic-Autor berühmt geworden, [...]. Es ist also alles anderes als überraschend, dass das Graveyard-Buch auch in Comicform ein ungetrübtes Vergnügen darstellt." Berliner Zeitung, 28.12.2015 "Ein Muss für Comicliebhaber [...]" Oberbayerisches Volksblatt, 26.11.2015

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.01.2009

Totentanz
Die erste Ruhestätte: Ein morbides Dschungelbuch

Der erste Absatz ist so, dass man das Buch ganz sicher keinem Jugendlichen in die Hand drücken möchte: Klar und kalt wird dort geschildert, wie ein Einbrecher eine Familie beinahe vollständig absticht und sich nun aufmacht, den letzten Überlebenden, ein anderthalbjähriges Kind, in seinem Bettchen zu ermorden.

Das aber - und hier gewinnt die Geschichte zum ersten Mal so etwas wie einen Reiz - entkommt mit leichten Füßchen und ohne andere Absichten als schierer Abenteuerlust, es macht sich auf zum alten Friedhof der Stadt, und weil die Toten dort nach einigem Palaver das Kind beherzt unter ihre Fittiche nehmen, beginnt nun die erstaunlichste Adoptionsgeschichte seit dem "Dschungelbuch": Ein Lebender wächst jahrelang unter Gespenstern auf, nimmt wie selbstverständlich unter ihnen seinen Platz ein, lernt von ihnen, wie man durch Mauern geht oder im Dunkeln sieht, aber auch Lesen und ein bisschen Latein. Denn dass er ihnen eines Tages entwachsen wird und muss, das wissen die Toten genau. Schließlich haben sie ihn nicht gerettet, um ihn um sein Leben zu betrügen.

Neil Gaimans aberwitziger Roman lebt also von dieser Umkehrung der Fürsorge, indem er sich jeden Ansatz von Totengedenken oder Hinterbliebenentrauer verkneift, dafür aber den Jungen, von den Toten "Nobody Owens" getauft, mit Vorliebe in lebensgefährliche Situationen bugsiert und von seinen Beschützern erretten lässt. Unter ihnen nimmt der geheimnisvolle Außenseiter Silas den ersten Rang ein, denn der Grenzgänger zwischen Leben und Tod kann den Friedhof verlassen und so für die Nahrung des Jungen sorgen. Da ist ferner Liza, die junge Hexe, oder eine griesgrämige Werwölfin, die ihr Leben für Nobody opfert. Auf der anderen Seite steht die Verschwörergruppe, die ihm nach dem Leben trachtet und deren Mitglieder alle Jack heißen. Sie allein haben keinen Anteil an der großartigen, jährlich abgehaltenen danse macabre, die die Lebenden und Toten zusammenführt und deren staunender Gast Nobody ist. Was ihnen dabei entgeht, teilt sich unmittelbar mit - in dieser Versöhnung der beiden Welten liegt etwas Tröstliches, das man Jugendlichen nicht vorenthalten möchte.

TILMAN SPRECKELSEN

Neil Gaiman: "Das Graveyard-Buch". Aus dem Englischen von Reinhard Tiffert. Arena Verlag, Würzburg 2009. 312 S., geb., 16,95 [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.04.2009

Mit Schnulli im Mausoleum
In Neil Gaimans schrägem Roman findet ein kleiner Junge Schutz bei Friedhofsgeistern
Nacht. Nebelschwaden. Rostige Eisentüren. Verwitterte Grabsteine, efeuumrankte Wege. Bei allen guten Geistern der Verstorbenen – wo sind wir denn jetzt schon wieder gelandet? – Auf einem uralten, aufgelassenen Friedhof mitten in einer englischen Stadt und im Graveyard Buch von Neil Gaiman.
Der Rezensent stöhnt und hofft: „Bitte, nicht noch eine weitere Fantasygeschichte mit den ewig gleichen Effekten, mindestens drei dicke Bände lang.” Glück gehabt: der Schauerroman des britischen Kultautors Neil Gaiman (Der Sandmann) hat nur dreihundert Seiten und keine Fortsetzung. „Aber eins bitte noch: Um Himmels willen kein ‚Gothic Mystery’, das man nur heil übersteht, wenn man zum Verein der schwarzgekleideten Gruftis gehört.”
Das Wunder geschieht. Egal ob nächtliche Nebelschwaden oder herrlichste Frühlingssonne: Wir fühlen uns wohl auf diesem Friedhof, zwischen Grabsteinen, Gruften und efeuumwucherten Gedenktafeln. Von Nordwesten her, dort wo in ungeweihter Erde die Selbstmörder und Hingerichteten verscharrt sind, kriecht ein undurchdringliches Gestrüpp vorwärts, das ganze Terrain steht unter Naturschutz. Droben auf dem Hügel – von dem aus man einen herrlichen Blick auf die Stadt hat – steht die Ruine eines Mausoleums, hinter dessen Grabkammern sogar noch die Geister der Kelten rumoren. Alles in allem bevölkern hier und heute vielleicht 10000 Seelen den Ort, „doch die meisten”, beruhigt uns der Autor, „lagen im Tiefschlaf oder zeigten kein Interesse an den nächtlichen Umtrieben”.
Mit den 300 Seelen, die das Amphitheater vor dem Mausoleum bevölkern, kommen wir gut zurecht. Sie treffen sich mitternächtens, um ein demokratisches Bürgerrecht wahrzunehmen und eine wichtige Entscheidung zu treffen: Kann der kleine Junge, der als einziger einem mysteriösen Mordanschlag auf seine Familie entkommen ist, indem er – Schnulli im Mund, Windel am Po – auf den nahegelegenen Friedhof flüchtete, kann dieser Winzling zum Ehrenbürger der Friedhofsgemeinschaft ernannt werden? Ja, er kann. Keine Gegenstimme. Und damit erhält der Junge den Namen Nobody, Pflegeeltern (die Owens, seit über 250 Jahren verheiratet), einen Vormund (aus der Spezies der Wiedergänger) und eine handfeste Bildung. Lesen lernt er beispielsweise durch das Entziffern von Grabinschriften. Wir verfolgen Nobody Owens ungewöhnliche Sozialisation bis zur Schwelle des Erwachsenenlebens und sorgen uns mit den friedliebenden Seelen um sein Wohlergehen, denn der Mörder ist nach wie vor vor den Toren. Die Lektüre ist ein spannendes Vergnügen, selbst für jene, die mit Friedhofskulturen sonst nichts am Hut haben. Das liegt daran, dass Neil Gaiman ein verführerischer Erzähler ist, mit Witz und Verstand und Stil (ein Lob auch dem Übersetzer Reinhard Tiffert). Der Autor hat einen scharfen Sinn für Dramaturgie und Rhythmus einer Geschichte. So bewegt er sich trittsicher mal auf phantastischer Erde und mal im richtigen Leben. Das macht er derart hintersinnig und ironisch, dass man ihm den Friedhof als höchst lebendigen Ort ohne Zögern abnimmt. Gaiman jongliert mit dem Genre, spielt mit Fantasyklischees so selbstverständlich, dass wir gerne ein Auge zudrücken, wenn es mal haarsträubend wird. (ab 12) SIGGI SEUSS
Neil Gaiman
Das Graveyard Buch
Aus dem Englischen von Reinhard
Tiffert. Arena Verlag 2009. 310 Seiten, 16,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr
"Jens Wawrczeck liest - mit feinem Gespür für ein Reich beständig lauernder Abgründe."