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Wie gelingt es ihr nur immer wieder, ihn um den Finger zu wickeln? Und warum tut sie das, wenn sie seine ehrlichen Gefühle doch zugleich schroff zurückweist? Schon als aufmüpfige Halbwüchsige verdreht sie dem jungen Ricardo im konservativen Lima der 50er Jahre den Kopf. Von da an wird sie regelmäßig seine Wege kreuzen, wird in Paris, London, Madrid oder Tokio mal als Guerrillera, mal als Heiratsschwindlerin mit falschem Paß in sein Leben treten - und es immer wieder durcheinanderwirbeln. Auf rätselhafte Weise scheinen beide dennoch füreinander bestimmt; oder ist nur er es, der nicht lassen kann von diesem faszinierend "bösen Mädchen"?…mehr

Produktbeschreibung
Wie gelingt es ihr nur immer wieder, ihn um den Finger zu wickeln? Und warum tut sie das, wenn sie seine ehrlichen Gefühle doch zugleich schroff zurückweist? Schon als aufmüpfige Halbwüchsige verdreht sie dem jungen Ricardo im konservativen Lima der 50er Jahre den Kopf. Von da an wird sie regelmäßig seine Wege kreuzen, wird in Paris, London, Madrid oder Tokio mal als Guerrillera, mal als Heiratsschwindlerin mit falschem Paß in sein Leben treten - und es immer wieder durcheinanderwirbeln. Auf rätselhafte Weise scheinen beide dennoch füreinander bestimmt; oder ist nur er es, der nicht lassen kann von diesem faszinierend "bösen Mädchen"?
Autorenporträt
Mario Vargas Llosa, geboren 1936 in Arequipa/Peru, studierte Geistes- und Rechtswissenschaften in Lima und Madrid. Bereits während seines Studiums schrieb er für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen und veröffentlichte erste Erzählungen, ehe 1963 sein erster Roman Die Stadt und die Hunde erschien. Der peruanische Romanautor und Essayist ist stets als politischer Autor aufgetreten und ist damit auch weit über die Grenzen Perus hinaus sehr erfolgreich. Zu seinen wichtigsten Werken zählen Das grüne Haus, Das Fest des Ziegenbocks, Tante Julia und der Schreibkünstler und Das böse Mädchen. Vargas Llosa ist Ehrendoktor verschiedener amerikanischer und europäischer Universitäten und hielt Gastprofessuren unter anderem in Harvard, Princeton und Oxford. 1990 bewarb er sich als Kandidat der oppositionellen Frente Democrático (FREDEMO) bei den peruanischen Präsidentschaftswahlen und unterlag in der Stichwahl. Daraufhin zog er sich aus der aktiven Politik zurück. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt er 1996 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2010 den Nobelpreis für Literatur. 2021 wurde er in die Académie Française aufgenommen. Heute lebt Mario Vargas Llosa in Madrid und Lima.
Rezensionen
»Der Leser fühlt sich von diesem großen Autor einmal wieder bewegt, belehrt und belustigt und...beinahe gerührt an Zeiten erinnert, in denen alles besser werden sollte.« Frankfurter Allgemeine Zeitung

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.02.2007

Porträt des Autors als guter Junge
Mario Vargas Llosa und sein Roman „Das böse Mädchen”
„An Altersschwäche in Paris sterben”, so antwortet der Erzähler auf die Frage nach seinen langfristigen Plänen. Er tut es nur halb im Scherz, denn seine Arbeit als Übersetzer und Dolmetscher bei internationalen Konferenzen bringt eigentlich schon genug Bewegung in das Leben dieses Exilperuaners. Sein Schicksal könnte sich also in jener Spurlosigkeit verlieren, die ein illusionsloser Kollege seinem Berufsstand nachsagt – wenn es das böse Mädchen nicht gäbe. Das böse Mädchen lässt ihn seit dem Sommer 1950 nicht los, als es ihm, dem damals Fünfzehnjährigen in Miraflores den Kopf verdrehte. Es verlässt ihn und verfolgt ihn doch, weil er der „gute Junge” ist, der trotz aller Zurückweisungen und Betrügereien als Einziger niemals aufhören wird, es zu lieben. So liebt er in den folgenden Jahrzehnten eine kleine Chilenin, die keine ist, die Gefährtin eines kubanischen Revolutionshelden, die Gattin eines hohen französischen Beamten und eines reichen englischen Pferdenarren, die Sklavin eines japanischen Gangsterbosses und eine von Leben zerstörte Heiratsschwindlerin. Und er wird immer wieder enttäuscht.
Man könnte sagen, das sei der Stoff, aus dem Romane sind, aber leider hat das am Ende und kaum übersehbar das böse Mädchen selbst schon gesagt: „Gib wenigstens zu, daß ich dir das Thema für einen Roman geliefert habe.” Vargas Llosas „niña mala” nämlich vermutet, dass ihr treu liebender Übersetzer wie alle Übersetzer davon träume, selbst Schriftsteller zu werden. Solch krönender finaler Zirkelschluss ist eigentlich unter dem Niveau eines Autors, der schon 1966 mit „La Casa Verde” („Das grüne Haus”) einen führenden Platz in der Literatur Lateinamerikas für sich reklamiert hatte.
„Das böse Mädchen” ist souverän komponiert. Mit Lima, Paris, London und Madrid als Schauplätzen und einer Handlungszeit, die von 1950 bis in die späten 1980er Jahre reicht, erfasst der Roman die wichtigsten Lebensstationen und Lebensphasen seines 1936 geborenen Autors. Die biographische Parallele aber nährt auch die Vermutung, dass sich Vargas Llosa nicht zwischen der vom Klappentext angepriesenen „Geschichte einer erotischen Obsession” und einem autobiographischen Roman entscheiden konnte. Es gibt eine Reihe aufschlussreicher Einblicke in die revolutionären lateinamerikanischen Emigrantenzirkel in Paris und in das Swinging London der Hippie- und frühen Aids-Ära, aber sie sind nur halbherzig ausgeführt.
1968 – Das Gerangel der Jünger
Als gedämpfter Cantus firmus begleiten Berichte über den politischen und gesellschaftlichen Niedergang der peruanischen Heimat des Erzählers die Handlung. Sie erreichen ihn vor allem brieflich. Über der zuletzt zittrigen Schrift eines Onkels gebeugt, ist er „Schritt für Schritt den wirtschaftlichen Katastrophen gefolgt – Inflation, Verstaatlichungen, Bruch mit den Kreditorganisationen, Preis- und Devisenkontrolle, Rückgang der Beschäftigung und des Lebensstandards –, die Alan Garcías politische Maßnahmen dem Land bescherten.” Gebrochen durch das Medium des Briefes wird hier die wachsende Enttäuschung spürbar, die der Daheimgebliebene mit dem Exilanten teilt. Der Verfall Perus geht mit dem körperlichen Verfall des Briefschreibers einher, und man wird den Verdacht nicht los, dass das böse Mädchen nicht zuletzt geschaffen wurde, um von der Vertiefung solcher Passagen abzulenken.
Aufschlussreich ist auch die Darstellung des Pariser Mai 1968. Was die Kultur angehe, so sei es „mit dem Abtreten einer ganzen illustren Generation – Mauriac, Camus, Sartre, Aron, Merleau-Ponty, Malraux – zu einen gewissen Rückschritt” gekommen, weil Strukturalisten und Dekonstruktivisten, „zunehmend isoliert durch das Gerangel ihrer Jünger, sich mehr und mehr vom großen Publikum entfernten, dessen kulturelles Leben sich infolge dieser Entwicklung zunehmend banalisierte.” Auch Lacan und die Lacanianer mag der Erzähler nicht und erscheint hier als polemisches Sprachrohr seines Autors, hinter dessen publizistischer Omnipräsenz man auch Kompensation dafür sehen kann, zwar überall der hochgeachtete lateinamerikanisches Exilschriftsteller, aber nirgendwo wirklich zu Hause und der Erste zu sein. Die Besetzung des Romanbösewichts mit einem Japaner wirkt wie ein später Reflex jener schweren Demütigung, die der siegesgewisse Kandidat Vargas Llosa 1990 durch die Wahl des japanischstämmigen Alberto Fujimori zum Präsidenten Perus erlebt hat.
Das Scheitern der revolutionären Freunde, der Verfall der traditionellen Hochkultur, der unaufhaltsame Verlust der Heimatbindung, das Ende der freien Liebe in Zeiten des HI-Virus und schließlich auch der Verlust von Jugend, Schönheit und Geist, der weder vor bösen Mädchen noch vor guten Jungen haltmacht, sind die eigentlichen Themen dieses Romans. Es sind Themen, die mehr Reflexion verlangten als Vargas Llosas obsessive Liebesgeschichte, dieser Reigen aus Begehren und Verlust, zulässt. Am Ende ist ein für des Autors Verhältnisse mittelmäßiger Roman herausgekommen, dessen Themen vom Protagonistenpärchen immer wieder überspielt worden und deshalb noch immer unbewältigt sind. ULRICH BARON
MARIO VARGAS LLOSA: Das böse Mädchen. Roman. Aus dem Spanischen von Elke Wehr. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006. 399 Seiten, 24,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2006

Wie macht sich mein Chronist im Bett?
Memoiren eines armen Teufels: Mario Vargas Llosa will von Entsagung noch nichts wissen / Von Friedmar Apel

In seinem Spätwerk geht der peruanische Schriftsteller Mario Vargas Llosa noch einmal auf imaginäre Reise an die Schauplätze seiner Biographie. Die politischen Passionen erscheinen gedämpft, die Triebe nicht.

Böse Mädchen kommen bekanntlich überall hin. Auch die Titelheldin von Mario Vargas Llosas neuem Roman gelangt mittels ihres schlechten Charakters von Lima aus nach Paris, Havanna, London, Tokio und Madrid, und immer führt ihr Streben nach Luxus und Abenteuer durch die Betten reicher Männer. Zum Schluß aber findet der Leser sie in einem schlichten, kleinen Garten in Südfrankreich wieder, "von dem aus man das schöne Meer sehen konnte, das Valéry in ,Le cimetière marin' besungen hatte". Das erinnert flüchtig daran, daß nach dem letzten Wechselfall des Lebens auch die bösesten Mädchen nur dahin kommen, wo alle Menschen hin müssen.

Mario Vargas Llosas niña mala aber kommt vor allem ins Buch. Sie ist eine überzeitliche Kunstfigur aus literarischen Versatzstücken: femme fatale und belle dame sans merci, Lolita und Nadja, Emma Bovary und weiblicher Felix Krull. Als solche scheint sie auch Herrin des Zufalls zu sein. Daher kann sie ungehindert an beliebiger Stelle ins Leben und in die Geschichte des armen Erzählers einbrechen, um sich von diesem Trottel der Liebe und der Lebenspraxis kitschige Komplimente ins Ohr flüstern zu lassen, bevor sie spöttisch lächelnd wieder verschwindet. In ihrer Abwesenheit betätigt sich der Erzähler Ricardo, ein Peruaner im Alter von Mario Vargas Llosa, als eine Art Cicerone der "heroischen Zeiten" jener Städte, in denen auch der Autor gelebt hat und noch lebt.

Das katholische Bürgermilieu im Lima der fünfziger Jahre mit all den sympathischen Tanten und Onkels, die der Leser aus den ersten Romanen Vargas Llosas schon kennt, kommt noch einmal vor Augen, vor allem aber das Paris der Surrealisten und Existenzialisten, der revolutionären Umtriebe und Denkbewegungen, das Swinging London der Siebziger mit seiner sorglosen Alternativkultur der Zeiten vor Aids und schließlich die spanische Hauptstadt in ihrem geschichtsvergessenen Hedonismus der Ära nach Franco. Ein exotistischer Abstecher führt in die geheimnisvolle Welt der japanischen Erotik.

Ricardo hat das böse Mädchen im unvergeßlichen Sommer 1950 in Peru kennengelernt, als sie sich als Chilenin ausgab und den Mambo tanzte wie keine. Während sie sich vorläufig zu den südamerikanischen Revolutionären schlägt, verfolgt er sein einziges Ziel, in Paris zu leben, "der schönsten Stadt der Welt", die er früh in den Romanen von Jules Verne oder Alexandre Dumas kennengelernt hat. Als Übersetzer und Dolmetscher bei der Unesco verdient er seinen Lebensunterhalt und scheint zufrieden, für das böse Mädchen aber wird er immer ein "armer Teufel" bleiben. In trübseligen Momenten aber ist auch Ricardo "von der absoluten Nutzlosigkeit" seiner Existenz überzeugt. Auch weiß er, daß er nicht nur als Peruaner in Frankreich immer ein Fremder bleiben wird: "Wie unser Dolmetscherberuf, auch eine Form, immer ein Fremder zu bleiben, zu existieren, ohne zu existieren, zu sein und doch nicht zu sein."

Seine Arbeit und sein wenig ereignisreiches Leben in Paris schildert er entsprechend so detailliert wie schlicht als Chronist der eigenen Existenz, die ohne die Intervention des bösen Mädchens nichts Bemerkenswertes an sich hätte. Selbst die Begebenheiten auf den Dienstreisen zu exotischen Orten werden im Tone des artigen Erlebnisaufsatzes wiedergegeben, veredelt nur durch gelegentliche literarische Reminiszenzen. "Am nächsten Tag, den ich frei hatte, machte ich einen Spaziergang durch die alte, von Alexander gegründete Stadt, besuchte das Museum der Römischen Antike und die Ruinen des Amphitheaters und schlenderte lange über die wunderschöne Küstenpromenade mit ihren zahllosen Cafés, Restaurants, Hotels und Touristenläden, zwischen denen sich eine lärmende, kosmopolitische Menschenmenge bewegte. Ich setzte mich auf eine jener Terrassen, die mich an den Dichter Kavafis denken ließen."

Aber auch die Episoden mit dem bösen Mädchen wie die Analyse der eigenen Leidenschaft und ihrer Wirrungen werden in Anlehnung an die Erzählhaltung Flauberts aus der Perspektive des Biedermanns geschildert. Die sexuellen Begegnungen beschreibt Ricardo so linkisch, wie er sich nach Meinung des Mädchens dabei anstellt, nur von der Arbeit seiner Zunge hält sie etwas. Die Darstellung der Perversionen, die sie auslebt oder auszuleben vorgibt, und die Gewalt, die ihr dabei schließlich wirklich oder vorgeblich widerfährt, überschreitet nicht selten die Grenze zur sensationslüsternen Kolportage, was sich offenbar aus der Lektüre und dem Bewußtsein des mittelmäßigen Chronisten rechtfertigen soll.

Überhaupt scheint sich der erzählende Übersetzer und Dolmetscher seine Mittel aus den verschiedensten Originalen der höheren und niederen Literatur zusammengeborgt zu haben. Am Ende aber stellt sich heraus, was Ricardos Freund, der Dragoman aus der Türkei, schon argwöhnte: "Ein literarischer Übersetzer will Schriftsteller sein, das heißt, er ist fast immer ein verhinderter Schreiberling." Der arme Teufel, auch das böse Mädchen hat es geahnt und möchte in der Geschichte "nicht zu schlecht wegkommen", ist die ganze Zeit schon ein Romancier gewesen, ohne es noch zu wissen. Die Übersetzerin Elke Wehr hat die Botschaft verstanden. Sie verzichtet auf einen einheitlich glättenden Stil und gibt den Text in einem flüssigen, aber gemischten Idiom wieder, in dem das Ineinander der verschiedenen angeblich heroischen Zeiten auch als unzeitgemäße Redeweise aufscheint.

Die wechselnden Rollen des bösen Mädchens lösen sich am Ende als "Thema" in einer Allegorie des weltliterarischen Romans auf. Der erscheint selbst als eine Art Übersetzung, als ein wandlungsfähiges Medium, das Verstehen auch da noch stiftet, wo das Verständnis versagt. Das zwiespältige Verhältnis des Erzählers zu seinem geliebten und verfluchten weiblichen Verhängnis ähnelt überdies den gemischten Gefühlen des Autors seinem Heimatland gegenüber, wie er sie als Antrieb seines Schreibens wie seines politischen Engagements beschrieben hat: "Für mich ist Peru eine Art unheilbare Krankheit, und meine Gefühle gegenüber dem Land sind heftig, voll von Verbitterung und jener Gewalt, die charakteristisch ist für Leidenschaft."

Diese Leidenschaft erscheint aber in diesem Alterswerk in einer eigentümlichen Dämpfung. Mario Vargas Llosa, der in diesem Jahr siebzig wurde, verzichtet weitgehend darauf, in einem Personalstil zu erscheinen, jedoch ohne die Geste des entsagenden Rückzugs, die im Spätwerk großer Autoren gern konstatiert wird. In der Ordnung des Archivs der Erinnerungen, in dem die Straßen, Parks, Cafés, Kinos und Buchläden in Paris und anderswo, die großen Romanciers und Dichter, aber auch die kleinen und vergessenen Akteure und Episoden des Geschehens in der zweiten Hälfte des schrecklichen und bewegten zwanzigsten Jahrhunderts sorgfältig verzeichnet sind, wird der Autor durchaus kenntlich.

Daß die Überfrachtung mit historischen und literarischen Anspielungen den Roman nicht scheitern läßt, dafür sorgt eine nur gelegentlich trivial wirkende Haltung epischer Naivität, mit der wie selbstverständlich berichtet wird, was um seiner selbst willen verdient berichtet zu werden. Diese sich schlicht gebende, in Wahrheit sorgsam ausgearbeitete Kunstübung hält das Heterogene wundersam zusammen und widerlegt zugleich die modernistischen Verbote unzeitgemäßer Stilmittel. Der Leser fühlt sich von diesem großen Autor einmal wieder bewegt, belehrt und belustigt und (je nach Alter) beinahe gerührt an Zeiten erinnert, in denen alles besser werden sollte.

Mario Vargas Llosa: "Das böse Mädchen". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Elke Wehr. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006. 398 S., geb., 24,80 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Die Liebesgeschichte im neuen Roman von Mario Vargas Llosa interessiert Judith Leister nicht so sehr. Den Autor auch nicht, wie es aussieht. Leister zeigt sich fasziniert vom Zeitpanorama, das der Autor durch Abschreiten der Sehnsuchtsorte lateinamerikanischer Emigration entfaltet. Und sie hat einen Verdacht: Geht es dem Autor vielleicht genau um diese verlorene Generation von frühen Globetrottern, und um die Festigung seines deterministischen Weltbildes, einer Hobbes'schen Dystopie, in der allein die Liebe alles entscheiden kann? Leister kann es nur vermuten. Nicht wenig irritiert zeigt sie sich jedenfalls darüber, wie Vargas Llosa seine beiden Hauptfiguren so vom Zeitgeschehen abhebt, dass sie etwas "Unwirkliches" bekommen, und wie wenig die Nebenfiguren an Kontur gewinnen. Richtig enttäuscht aber hat sie die nachlässige Sprache in diesem Buch. Nah an der Grenze zum Trivialen sei das und nur für den zu ertragen, der sich an der reinen Stofffülle berauschen kann.

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