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View our feature on Kurt Vonnegut's Armageddon in Retrospect .
Published on the first anniversary of Kurt Vonnegut's death in April 2007, Armageddon in Retrospect is a collection of twelve new and unpublished writings on war and peace. Written with Vonnegut's trademark rueful humor, the pieces range from a visceral nonfiction recollection of the destruction of Dresden during World War II-a piece that is as timely today as it was then-to a painfully funny story about three privates and their fantasies of the perfect first meal upon returning home from war; to a darker and more poignant story…mehr

Produktbeschreibung
View our feature on Kurt Vonnegut's Armageddon in Retrospect .

Published on the first anniversary of Kurt Vonnegut's death in April 2007, Armageddon in Retrospect is a collection of twelve new and unpublished writings on war and peace. Written with Vonnegut's trademark rueful humor, the pieces range from a visceral nonfiction recollection of the destruction of Dresden during World War II-a piece that is as timely today as it was then-to a painfully funny story about three privates and their fantasies of the perfect first meal upon returning home from war; to a darker and more poignant story about the impossibility of shielding our children from the temptations of violence. This is a volume that says as much about the times in which we live as it does about the genius of the man who wrote it. Also included here is Vonnegut's last speech, as well as an assortment of his drawings, and an introduction by the author's son, Mark Vonnegut.

Autorenporträt
Kurt Vonnegut, geb. 1922 in Indianapolis, studierte zunächst Biochemie. Als Angehöriger der US-Army geriet er in Kriegsgefangenschaft und wurde 1945 Zeuge des Luftangriffs auf Dresden. Seit den 50er Jahren lebte er als freier Schriftsteller in New York und verfasste über hundert Kurzgeschichten und mehrere Romane. Kurt Vonnegut verstarb 2007.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.06.2010

Ich bin dann auch mal weg
Sound der Blumenkinder: Erzählungen Kurt Vonneguts

Mit dem coolen Refrain "So it goes" im Antikriegsroman "Slaughterhouse-Five" verschaffte Kurt Vonnegut den amerikanischen Blumenkindern der sechziger Jahre einen Slogan. In Deutschland eroberte er ebenfalls viele Herzen mit seinem lakonischen Spott, der auch seine letzte Rede prägt. Darin wirbt er für den Witz als Lebenshilfe, dankt seinen Freunden und schließt: "now I'm out of here". Kurt Vonnegut konnte diesen Abschied zum eigenen 85. Geburtstag im Jahr 2007 nur noch vorbereiten, kurz zuvor ist er gestorben. So trug sein Sohn Mark das Schnacken des Vaters vor, doch was diesem als "crap" erschien, zündete bei den Fans wie immer als Feuerwerk.

Deshalb beschenkte der Sohn das Publikum mit dem Nachlassband "Armageddon in Retrospect" (2008), der nun zusammen mit der Erzählsammlung "Bagombo Snuff Box" (1999) auf Deutsch erschienen ist. Harry Rowohlt hat alles wunderbar übersetzt, nur der Untertitel "Schöne Geschichten" sollte nicht in die Irre führen. Denn schön sind die Texte des ersten Teils höchstens im ironischen Sinne von unerhört oder galgenhumoristisch.

Nur selten spricht hier der scherzende Gaukler, häufiger kommt Vonnegut mit eigenen bedrückenden, manchmal sarkastisch fiktionalisierten Erlebnissen zu Wort: Erschütternd ist etwa der authentische Brief aus dem Repatriierungslager Le Havre, mit dem Vonnegut der Familie am 29. Mai 1945 sein zufälliges Überleben meldet. In einer burlesken Geschichten vermittelt er als sprachunkundiger Dolmetscher mit einem Minimalwörterbuch militärischer Floskeln zwischen den Fronten, in einer anderen enttarnt er als amerikanischer Soldat in deutscher Kriegsgefangenschaft einen Nazi, der sich als GI verkleidet nach Amerika absetzen will. Am stärksten berührt aber die "bittere Tragödie" Dresden, wo Vonnegut unter deutscher Bewachung Leichen in der verwüsteten und ausgebrannten Stadt zusammensammeln muss.

Im früher entstandenen zweiten Teil dominiert der schnoddrige, lässige, ein wenig absurde Ton: "Der taubenblaue Drache", Titelgeschichte des Bandes, trifft das genau. Es geht um den amerikanischen Traum vom funkelnden Sportwagen, den ein kleiner Ladengehilfe sich vom Munde abspart, um das Ding dann aus reiner Geltungssucht zu Schrott zu fahren. Für den Buchumschlag mit ältlicher Edelkarosse à la "Gran Torino" vor einem Schild "Antiques" taugt das Thema sehr wohl. Nicht aber für die beste Geschichte des Bandes. Die findet man eher im Ambiente der mit seelischer Armut gepaarten neureichen Überheblichkeit - etwa in "Custom-Made Bride", wo der Designer eben jenes schicken Autos aus der Titelgeschichte seine Ehefrau Kitty auf beklemmende Weise in das Modepüppchen Falloleen verwandeln will und daran scheitert.

Noch tiefer in die Warenwelt des Scheins verstrickt sich der Aufsteiger Earl Fenton, den plötzlich ein alter Schulfreund in seiner gerade bezogenen Prachtvilla heimsucht. Der Bursche scheint aus einer vergangenen Welt zu stammen, wirkt irgendwie unheimlich und bedrohlich. Earl, der es geschafft hat, fürchtet sich vor diesem vermeintlichen Schmarotzer, bis sich herausstellt, dass der Freund als Arzt drei Jahrzehnte sein ganzes Geld in eine chinesische Klinik steckte und für die gute Sache kämpfte. Kurt Vonnegut ist auch so einer, dem nichts in den Schoß fiel und der doch viel bewirkte.

Einer, der es schwer hatte, der im Krieg sehr litt, dessen Mutter sich 1944 das Leben nahm, dessen Schwester und Schwager am selben Tag tragisch umkamen, dessen Sohn zeitweilig dem Wahnsinn verfiel und der sich selbst zu töten versuchte. Schreiben war für Kurt Vonnegut, so beteuert sein Sohn, "das Einzige, woran er wirklich glaubte". Seine Texte wirken "wie eine Einstiegsdroge oder ein Schuhlöffel. Sobald der Leser über die Schwelle ist, werden ihm auch andere Schriftsteller zugänglich."

ALEXANDER KOSENINA

Kurt Vonnegut: "Der taubenblaue Drache". Schöne Geschichten. Aus dem Amerikanischen von Harry Rowohlt. Verlag Kain & Aber, Zürich 2009. 397 S., geb., 19,90 [Euro].

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