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Dass "die Mädels" die Welt regieren, hatte man ja irgendwie schon lange geahnt - nun gibt es endlich auch die offizielle Hymne zur Tatsache: "Run The World (Girls)". Und wer könnte geeigneter für Komposition und Interpretation eines derartigen Statement-Songs sein als Vorzeige-"Girl" Beyoncé, die sich bereits vor mehr als zehn Jahren mit Destiny's Child dem Thema in dem Song "Independent Women (Part I)" widmete. Nicht zu vergessen ihr Solo-Welthit "If I Were A Boy" aus dem Jahr 2008, auf dem sie mit Chauvinismus und Machismus abrechnete.
Musikalisch knüpft der US-Superstar mit "Run The
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Produktbeschreibung
Dass "die Mädels" die Welt regieren, hatte man ja irgendwie schon lange geahnt - nun gibt es endlich auch die offizielle Hymne zur Tatsache: "Run The World (Girls)". Und wer könnte geeigneter für Komposition und Interpretation eines derartigen Statement-Songs sein als Vorzeige-"Girl" Beyoncé, die sich bereits vor mehr als zehn Jahren mit Destiny's Child dem Thema in dem Song "Independent Women (Part I)" widmete. Nicht zu vergessen ihr Solo-Welthit "If I Were A Boy" aus dem Jahr 2008, auf dem sie mit Chauvinismus und Machismus abrechnete.

Musikalisch knüpft der US-Superstar mit "Run The World (Girls)", das unter der Regie des britischen DJ/Producers Switch (M.I.A., Santigold, Christina Aguilera etc.) entstanden war, an den Sound ihres Uptempo-R&B-Hits "Single Ladies (Put A Ring On It)" an. Auch Beyoncé selbst und Shea Taylor (Rihanna, Chris Brown, Ne-Yo u.a.) waren an der Produktion beteiligt. Terius Nash (The Dream) schrieb an dem Stück mit.
Der Song ist die erste Single des vierten Beyoncé-Solo-Albums "4", welches am 24. Juni erscheinen wird.
Trackliste
CD
11+104:35:00
2I Care04:00:00
3I Miss You02:58:00
4Best Thing I Never Had04:13:00
5Party04:04:00
6Rather Die Young03:42:00
7Start Over03:19:00
8Love On Top04:27:00
9Countdown03:21:00
10End Of Time03:43:00
11I Was Here03:58:00
12Run The World (girls) - Album Version03:55:00
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.07.2011

Darauf ein Snickers

Essen und Singen hält Leib und Seele zusammen: Die Soulsängerinnen Beyoncé Knowles und Jennifer Hudson treten als Diätprophetinnen auf - auch mit ihrer Musik.

Die amerikanische Komikerin Sarah Silverman ist berühmt für ihren schonungslosen Humor. Sie macht Witze über Juden, Muslime, Homosexuelle, über jüdische Rentner und schwarze Gettobewohner. Nur über dicke Frauen macht sie keine: "Auf denen hacken sowieso schon alle herum." Noch mehr als dicke Frauen werden dicke schwarze Frauen gehänselt. Die übergewichtige Afroamerikanerin verkörpert das Schreckgespenst der welfare queen, der Transferleistungen beziehenden Kostgängerin des Staates - ein Klischee, mit dem vor allem die Reagan-Regierung hantierte, wenn es darum ging, die Folgen einer desaströsen Steuer- und Sozialpolitik anderen in die Schuhe zu schieben.

Als Oprah Winfrey im November 1988 in ihrer Fernsehshow dreißig Kilogramm Fett in einer Plastiktüte auf die Bühne schleppte, um zu zeigen, wie viel sie innerhalb von Wochen abgenommen hatte, war das auch ein politisches Signal: Wir mästen uns nicht auf Kosten des Staates, sondern üben uns, in Zeiten der Ressourcenknappheit, im Gesundschrumpfen. Dieselbe Oprah Winfrey hatte im Frühjahr Jennifer Hudson in ihrer Sendung zu Gast. Die Sängerin wollte ihr neues Album bewerben, sie sollte aber vor allem als Botschafterin einer schlanken, gesunden Lebensweise in Erscheinung treten. Sie ist seit 2008 die offizielle Galionsfigur der Weight Watchers, und viel mehr als für ihre Platte interessierte sich Winfrey für ihre Figur. Tatsächlich hat sich die Sängerin von Größe 46 auf Größe 36 heruntergehungert, und auf dem Cover ihrer neuen CD sieht man sie, wie sie prüfend die Arme ausstreckt, als könne sie es selbst nicht glauben, dass das nun ihr eigener Körper sei.

Zur selben Zeit, als Hudson bei Oprah als Diätprophetin auftrat, tourte Beyoncé Knowles für Michelle Obama durch amerikanische Schulen. Der Auftrag: übergewichtigen Kindern gesundes Essen schmackhaft zu machen. Dafür tanzte Beyoncé durch Klassenzimmer und Schul-Caféterias, passend zum Titel des Projekts: "Let's Move". Auch Beyoncé Knowles hat eine neue Platte herausgebracht: "4". Auch sie reckt auf dem Cover die Arme, aber es sieht mehr aus wie eine Dehnungsübung vor der nächsten Aerobic-Nummer. Das Engagement beider Sängerinnen für ein neues, Gesundheit und Verantwortungsbewusstsein darstellendes Körperbild ist von ihrer Rolle als Popstars nicht zu trennen. Für beide Frauen ist die Physiognomie ein Projekt, ein work in progress. Als Hudson 2004 bei der Talentshow "American Idol" entdeckt wurde, war sie die Wuchtbrumme, die mit der Fülle ihres Talents das Publikum verblüffte. Sie sah aus wie eine Las-Vegas-Version der Venus von Villendorf, und ihre Vier-Oktaven-Stimme klang wie eine Mischung aus Maria Callas und Gladys Knight. Als sie für eine Nebenrolle im Filmmusical "Dreamgirls" einen Oscar erhielt, hieß es bei ihrer Plattenfirma: "Super, nimm trotzdem ab."

Beyoncé Knowles entfachte lange vor Pippa Middleton eine Debatte um das weibliche Hinterteil und ob es politisch korrekt sei, es zur Schau zu stellen. "Bootylicous" war der Begriff, mit dem auf einmal deutliche Rundungen zum Schönheitsideal geadelt wurden. Das Anorexie-Ideal einer urbanen, medial versierten Mittelschicht - "You're so ano!", sollen New Yorkerinnen in den Neunzigern gerufen haben, wenn sie über die Schlankheit einer Geschlechtsgenossin staunten - schien wenigstens auf Zeit suspendiert.

Mit Pop hat dies insofern zu tun, als beide Künstlerinnen auch musikalisch eine Verschlankung durchlaufen. In "Dreamgirls" sang Hudson noch die Ballade "And I Tell You I am not Going" mit überbordender Inbrunst; das Stück wurde zur Hymne einer vor Empfindung berstenden Frau, die sich weigert, ihren Liebhaber gehen zu lassen. Auf dem Hudson-Album "I Remember Me" gibt es solche Ausbrüche nicht mehr, das Gospel-Timbre der Sängerin kommt zwar noch zum Tragen, aber es wird eingehegt von einem modernen Klangdesign.

Beyoncé Knowles gibt sich schon optisch als Klon ihrer weißen Konkurrentinnen: Auf der Rückseite ihrer neuen CD sieht man sie in absurd hohen Highheels, wie man sie von Lady Gaga kennt. Die Fotografien des Booklets, fast alle von der Helmut-Newton-Schülerin Ellen von Unwerth aufgenommen, zeigen sie als transethnische Schönheit, die Zuschreibungen wie weiß, schwarz oder braun nicht mehr treffen. Auch der Klang der Platte beansprucht Universalität, es gilt schließlich eine globale Zielgruppe zu versorgen. Deshalb taucht immer wieder die akustische Gitarre auf, ein für R & B und Soul untypisches Instrument. Dazu gibt es der Mode gemäß Achtziger-Jahre-Zitate in Form von Schepperschlagzeug und Synthesizern auf Klingelton-Niveau.

Thematisch bekennen sich beide Frauen zwar zur Liebe, aber während Beyoncé in Liedern noch Phantasien frönt, in denen der Liebhaber rauchen und zu schnell Auto fahren darf wie James Dean, bilanziert Hudson harsch das Projekt Beziehung und wirft ihrem Partner einen Mangel an Verantwortungsbewusstsein vor. "Du hast versprochen, dass du in die Kirche und zur Arbeit gehst, der Straße fern bleibst, Zeit mit mir verbringst": Das klingt desillusioniert und vor dem Hintergrund der anhaltenden Probleme des afroamerikanischen Mannes - hohe Selbstmordrate, enorme Arbeitslosigkeit, fast jeder dritte auf dem Weg ins Gefängnis oder schon dort gewesen - eher nach Soziologie als nach Romantik.

Das Überbordende, Ausladende aber, sei es als stimmliche Exzentrik (Hudson) oder als designte Koketterie mit dem Feminismus (Knowles), ist verschwunden. Hudson ist die Virtuosin des shrink to fit, Knowles die buchstäblich verblassende Konsensdiva des Genres. Vorbei sind die Zeiten des großen, auf die Fülle der Emotion setzenden Soultheaters. Aretha Franklin? Macht nur noch Werbung - für Snickers.

DANIEL HAAS

Beyoncé, 4

Columbia Records (Sony Music)

Jennifer Hudson, I Remember Me

Arista Records 4961700 (Sony Music)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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