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Ein neues Bild Martin Luthers, eine einfühlsame, mehrfach ausgezeichnete Biographie, die uns Luther so nahe bringt wie nie zuvor. Hier erfahren wir, wer Luther wirklich war und warum gerade er zum großen Reformator wurde, der die Welt aus den Angeln hob. Die renommierte Oxford-Historikerin Lyndal Roper hat sich aufgemacht, Luthers ganze Persönlichkeit zu verstehen, seine innere Welt und die Beziehungen zu seinen Freunden nachzuvollziehen. Dafür hat sie seine Schriften und vor allem seine Briefe noch einmal neu gelesen und zahlreiche Dokumente über Luther und sein Umfeld ausgewertet. Sie…mehr

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Produktbeschreibung
Ein neues Bild Martin Luthers, eine einfühlsame, mehrfach ausgezeichnete Biographie, die uns Luther so nahe bringt wie nie zuvor. Hier erfahren wir, wer Luther wirklich war und warum gerade er zum großen Reformator wurde, der die Welt aus den Angeln hob. Die renommierte Oxford-Historikerin Lyndal Roper hat sich aufgemacht, Luthers ganze Persönlichkeit zu verstehen, seine innere Welt und die Beziehungen zu seinen Freunden nachzuvollziehen. Dafür hat sie seine Schriften und vor allem seine Briefe noch einmal neu gelesen und zahlreiche Dokumente über Luther und sein Umfeld ausgewertet. Sie schildert den Reformator als Mann, der mit beiden Beinen im Leben stand, als Menschen aus Fleisch und Blut. Für Luther waren der Körper und die Sexualität Teil des Mensch-Seins, er wollte den Körper vom Makel der Sünde befreien. Sein Glaube an die Einheit von Körper und Geist führt zum Kern seiner Theologie, der zu einem der großen Streitpunkte des Christentums werden sollte: Luthers unumstößliche Überzeugung, dass Christus bei der Eucharistie leibhaftig anwesend ist. Erst durch die lebendige Darstellung von Luthers innerer Entwicklung wie auch seiner Beziehungen und Freundschaften wird deutlich, warum und wie es zur Reformation kommen konnte. Eine großartige Lektüre, ein Lesevergnügen für alle, die Luther und die Reformation neu entdecken oder erstmals kennen lernen wollen - eine neue Luther-Biographie für unsere Zeit. Opulent ausgestattet mit mehr als 100 Abbildungen in Schwarzweiß und Farbe. »Ein brillanter Blick auf Luther als Mensch.« Professor Dr. Karl-Heinz Göttert »Lyndal Roper bürstet Luther gegen den Strich und legt neue, bislang unerkannte Facetten des großen Reformators frei.« Professor Dr. Thomas Kaufmann »Lyndal Roper ... zählt zu den prägenden Gestalten der internationalen Geschichtswissenschaft.« Aus der Begründung der Jury zur Verleihung des Gerda Henkel Preises 2016 an Lyndal Roper

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Autorenporträt
Lyndal Roper ist »Regius Professor of History« in Oxford. Sie ist Expertin für die Geschichte der Reformation und der Frühen Neuzeit in Deutschland. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit dem Leben Martin Luthers. Auf Deutsch erschienen von ihr u. a. >Ödipus und der Teufel. Körper und Psyche in der frühen Neuzeit< (Fischer Taschenbuch Verlag 1995), >Hexenwahn. Geschichte einer Verfolgung< (2007) und >Der feiste Doktor. Luther, sein Körper und seine Biographen< (2012). Lyndal Roper wurde mit dem Gerda Henkel Preis 2016 ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.2016

Luther, Luther über alles

Auch nach fünfhundert Jahren gilt auf dem Buchmarkt: Luther verkauft sich. Das im nächsten Jahr anstehende Jubiläum beschert uns bereits heute drei neue Biographien des Reformators. Von zweien sollte man besser die Finger lassen.

Von Thomas Kaufmann

Unter uns gesagt, ist an der ganzen Sache (der Reformation) nichts interessant als Luthers Charakter, und es ist auch das einzige, was einer Menge wirklich imponiert. Alles übrige ist ein verworrener Quark, wie er uns noch täglich zur Last fällt." Diese vertraulichen Sätze schrieb Goethe seinem "Urfreund" Karl Ludwig von Knebel 1817, im dreihundertsten Jahr der Reformation. Der Blick auf die Werbeaktivitäten im Zusammenhang des unmittelbar bevorstehenden Jubiläum nach fünfhundert Jahren, das unentrinnbare "Icon" mit dem Konterfei des alternden Wittenberger Reformators in Schwarz-Rot-Gold etwa, auch der als Symbol der Dachkampagne der drei "Nationalen Sonderausstellungen" des kommenden Jahres ins Zentrum gerückte aberwitzig doofe Luther-Hammer geben dem Weimarer Orakel recht: Luther, Luther über alles! Immer wieder drängt er sich in den Vordergrund - ob als Judenfeind vor anderen, ob als grobianischer Sprachtäter oder empfindsamer Sprachschöpfer, ob als Papst- und Türkenfeind, ob als feinsinniger Denker des Christentums.

Auch auf dem Buchmarkt ist es vor dem großen Finale 2017 nicht anders: Luther-Biographien dominieren das Gesamtbild. Obschon seit den ersten Anläufen zum großen Reformationsjubiläum vor knapp zehn Jahren von vielen Seiten immer wieder davor gewarnt wurde, Luther allzu sehr ins Zentrum zu rücken und die Sache - Goethes "Quark", also die Reformation in ihrer Vielfalt und Breite - darüber nicht zu vergessen, sprechen die Werbeleute, die Publizisten und die Verlage eine andere Sprache. Luther sells - die elementare Erfahrung der Buchdrucker aus den zwanziger Jahren des sechzehnten Jahrhunderts gilt offenbar auch heute noch.

Die drei hier anzuzeigenden Luther-Biographien könnten unterschiedlicher kaum sein. Das Buch der renommierten Oxforder Historikerin Lyndal Roper ist das Ergebnis einer intensiven, zehnjährigen Forschungsarbeit, die den handwerklichen Standards der einschlägigen Fachwissenschaft Rechnung trägt und das Spektrum ihrer Fragestellungen und Methoden signifikant und souverän erweitert. Das Buch des Nietzsche- und Wagnerforschers Joachim Köhler ist hingegen, wie es das Ausrufezeichen im Buchtitel bereits anzeigt, von frenetischer Affirmation - "Hoch lebe Luther!" - geprägt. Der Journalist Willi Winkler wiederum erneuert die Modernisierungsstory, will den Wandel des Zeitalters und Luther als Rebellen wider Willen profilieren; "das Mittelalter" habe er beendet und allein in "der Berufung auf seine Gewissensqualen" eine Welt umgestürzt, wie sonst nur Kopernikus.

Wissenschaftlichen Ansprüchen genügt unter den drei Büchern allein jenes von Lyndal Roper. Sie benutzt die einschlägigen zeitgenössischen Drucke und wissenschaftlichen Editionen; sie kennt die relevante, auch deutschsprachige Forschungsliteratur in einer für angloamerikanische Forscher derzeit singulären Dichte; sie entwickelt originelle Perspektiven auf den Gegenstand, die - neben den für sie charakteristischen feministischen, psychohistorischen und körpergeschichtlichen Akzenten - auch die weitere Lutherforschung beschäftigen werden: die prägende Bedeutung des ökonomisch aufstrebenden, aber auch von massiven Rückschlägen bedrohten mansfeldischen Bergbaumilieus; die Rolle einzelner lebenslanger Freundschaftsverbindungen; die spezifische Wahrnehmung der Körperlichkeit bei Luther, die eng mit seinem Verständnis der Leiblichkeit Gottes in der Inkarnation des Gottessohnes und im Abendmahlssakrament zusammenhing.

Freilich changiert Lyndal Ropers Biographie eigentümlich zwischen innovativen mikrohistorischen Perspektiven und prolongierten oder gar reaktivierten makrohistorischen Narrativen, über die man sich eher wundert. So, wenn sie mit Luthers Wirken den "Beginn des Säkularisierungsprozesses im Westen" verbunden sieht, die fünfundneunzig Thesen als "Zündfunken für die Reformation" bezeichnet und in ihnen bereits eine "Generalkritik" am Gesamtbau der römischen Kirche wahrnimmt oder - freilich kritisch-distanziert - das "Deutsche" an Luther stärker betont, als dies seit Jahrzehnten, insbesondere in unseren Breiten, üblich war.

Zu faszinieren vermag die Autorin überall dort, wo sie Luther vornehmlich aufgrund seiner Briefkorrespondenz kontextualisiert, seine facettenreiche Sprache analysiert, die Interaktionen zwischen ihm und seinen Kombattanten - Johannes Eck etwa, auch Andreas Bodenstein, genannt Karlstadt - minutiös rekonstruiert. Zur Hochform läuft sie auf, wenn sie Luthers Gespür für effiziente publizistische Wirkungen erfasst, seine Hochzeit und seine Bejahung der Sinnlichkeit als Teil der sündigen Geschöpflichkeit schildert oder darstellt, in welchem Maße er und Katharina von Bora den Attacken sinistrer altgläubiger Gegner ausgesetzt waren, die den ehemaligen Mönch als wolllüstig denunzierten.

Auch im Verständnis für Luthers Theologie, ihre irrationalen Momente, die Bedeutung der leiblichen Realpräsenz Christi in Brot und Wein, zeigt das Buch große Stärken. Insgesamt ist Lyndal Ropers Luther weitaus weniger unsympathisch ausgefallen als eigentlich erwartet. Grenzen dieser Biographie werden insbesondere dort sichtbar, wo sie die Freudsche Psychoanalyse der Vater-Sohn-Beziehung als durchgängiges Schlüsselnarrativ verwendet und damit nicht nur Luthers Verhältnis zu seinem Vater Hans, sondern auch das zu allerlei anderen "Vätern", etwa Johannes von Staupitz, entsprechend interpretiert.

Diese Linie des notorischen Vaterrebellen setzt sie noch in die innerreformatorische Konfliktgeschichte hinein fort. Lyndal Roper deutet sie - höchst anfechtbar - als Aufstand der "Söhne" gegen ihren "Vater" Luther. Die Gefahr einer transhistorischen psychologischen Konstruktion ist offenkundig. Dass Luther ein "Alphamännchen" war, das konkurrierende Figuren aus dem Felde zu schlagen versuchte, ist klar; andere waren das auch.

Lyndal Roper zeigt in eingängiger, gut verständlicher Sprache den "Menschen" Luther und damit jene Aspekte an ihm, die in den traditionellen heroisierenden Erzählungen kaum eine Rolle spielten: den Streiter, den Beter, den Ehemann und Vater, den Angefochtenen, den Professor, den Briefe schreibenden Ratgeber.

Einer Tendenz kulturalistischer Historiographie folgend, tritt der politische Luther eher in den Hintergrund. Schon deshalb wird diese Biographie sicher nicht die Luther-Biographie werden, wie der englische Verlag sie vollmundig avisierte, gewiss aber doch eine unter den nicht sehr zahlreichen Luther-Biographien, die auch der wissenschaftliche Leser immer wieder mit Gewinn heranziehen wird.

Für die anderen beiden Luther-Biographien gilt dies gewiss nicht. Bei beiden Autoren stehen literarisches Talent und Sachkenntnis in einem umgekehrt proportionalen Verhältnis zueinander. Nicht unwesentliche Momente des Pathos, dessen sich der publizistische Glücksritter Joachim Köhler bedient, speisen sich aus dem verärgerten Trotz des Anti-Experten gegenüber jenen miesepetrigen Historikern, die ganze Haarbüschel in der Luthersuppe finden: seine notorische politische Unkorrektheit, seine Frauenfeindlichkeit, die historischen Zweifel an den Pathosformeln Thesenanschlag (der Hammer!) und Wormsauftritt ("Hier stehe ich ...").

Gegen die vom historistischen Zweifel angenagten Profis bringt dieser sich von der Lektüre wissenschaftlicher Literatur, der Prüfung ihrer Argumente und der konsequenten Nutzung verlässlicher Textausgaben weitestgehend befreit fühlende Autor den frommen Kämpen ins Spiel, der es als "Befreiter" schon mal krachen lässt. Luther wird so, bemerkenswert zeitgemäß, gleichsam zum auftrumpfenden Wiedergänger unserer eigenen Zivilisation. Der Subtext des Buches lautet: Lasst euch doch den Luther eurer Kindheit und Jugend nicht rauben! Man hat es mit einem Luther-Reheroisierungsprogramm für Pluralisierungs- und Globalisierungsermüdete zu tun.

Willi Winkler, der den Papst auffordert, Luther endlich heiligzusprechen, hat auf die Frage, wie man ohne einschlägige Vorkenntnisse auf den Gedanken verfallen könne, ein Buch über Luther zu schreiben, geantwortet: "mit Größenwahn". Diese Antwort ist hilfreich. Angesichts all dessen, was Größenwahnsinnige sonst so tun, wird man ob der harmlosen Schäden, die überdies nur unkundigen Lesern drohen, dankbar sein. Ein kundigerer Leser wird dieses Buch nämlich umgehend beiseitelegen, weil ihm gleich klar wird, dass Winkler eine recht überschaubare Literatur- und eine noch übersichtlichere Quellenmenge bearbeitet beziehungsweise ausgeschlachtet hat.

Zugegeben: Winklers Schreibe ist flüssig und eingängig. Was gut und richtig ist an diesem Buch, liest man allerdings ungleich fundierter in Heinz Schillings soeben bei C. H. Beck neu aufgelegter Luther-Biographie. Eine These wie die, Luther habe die gesamte Christenheit einschließlich der katholischen Kirche von einer "schier unheilbaren Religionsneurose" befreit, "indem er die Angst hinwegfegte und so Gläubige und weniger Gläubige über die unvermeidliche Sterblichkeit trösten konnte", lässt von Luthers allein an das Wort Christi gebundenem Glauben als Dreh- und Angelpunkt der Heilsgewissheit nichts ahnen. Für Winkler-Fans mag das Buch eine tolle Lektüre sein; alle anderen sollten es meiden.

Mag sein, dass Luthers "Charakter" noch immer breites Interesse auf sich zieht. Die Neuerscheinungen dieses Herbstes zeigen allerdings, dass es unter den Versuchen, ihn zu erfassen, viel Quark gibt. Goethes Versuch freilich, mit der Person Luther das Interesse zu retten, das er dessen "Sache", dem verworrenen Reformationsquark, nicht mehr entgegenbringen wollte, ist oft durchgespielt worden und dürfte sich totgelaufen haben. Der parlamentarisch beschlossene bundesweite gesetzliche Feiertag des 31. Oktober 2017 erfordert andere Antworten.

Lyndal Roper: "Der Mensch Martin Luther". Die Biographie.

Aus dem Englischen von Holger Fock und Sabine Müller. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016. 736 S., geb., 28,- [Euro].

Willi Winkler: "Luther". Ein deutscher Rebell.

Verlag Rowohlt Berlin, Berlin 2016. 640 S., geb., 29,95 [Euro].

Joachim Köhler: "Luther!". Biographie eines Befreiten.

Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2016. 408 S., Abb., geb., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2016

Germanischer Herkules
Die australische Historikerin Lyndal Roper stellt kenntnisreich den Menschen Martin Luther vor, bis hin zu Speise, Trank und Bett
David gegen Goliath? Nein, Luther sah sich nicht als David, als er von Wittenberg aus die Christenheit auf den Kopf stellte, den Papst und seinen Klerus zum Duell provozierte. Seinem Freund Johann Lang schrieb er, er fühle sich als Herkules im Kampf gegen das Ungeheuer Hydra. Kaum hat er dem Monster einen Kopf abgeschlagen, wächst ein neuer hervor und noch einer. Seine Gegner, sie hießen Eck und Dungersheim von Ochsenfart, Aleander und Emser, schrieben sich die Finger wund mit Pamphleten über Luther. Ein Holzschnitt von Hans Holbein dem Jüngeren zeigt Luther als Hercules Germanicus, der seine Feinde der Reihe nach mit der Keule erschlägt. Keine Frage, seine Rhetorik war eine Waffe, und zwar eher ein Holzprügel als eine Steinschleuder.
  Nach allen üblichen Maßstäben war Martin Luther übergeschnappt. „Luthers außerordentliche Freimütigkeit, seine aufrichtige Bereitschaft, alles zu riskieren, und seine Fähigkeit, Gottes Gnade als ein Geschenk anzunehmen, das er nicht verdiente, sind die anziehendsten Merkmale seiner Persönlichkeit“, schreibt Lyndal Roper am Ende ihrer großartigen Luther-Biografie. Die australische Historikerin, die in Oxford die Geschichte der Frühen Neuzeit lehrt, legte schon im Jahr 2012 eine kleine, aber sehr bemerkenswerte Luther-Betrachtung vor. In „Der feiste Doktor“ hatte sie die Wirkung des Reformators mit seiner oft dargestellten Leibesfülle erörtert: Ein Brummer wie er macht schon rein optisch eine satisfaktionsfähige Figur neben den wohlstandsdicken Fürsten. Im Buch wird „Der Mensch Martin Luther“, so der Titel, von der Wiege bis zur Bahre in einer Weise geschichtswissenschaftlich durchleuchtet, seziert, analysiert, wie er wohl noch nie untersucht wurde.
  Über Charakter und Charisma dieses Mannes ist seit dem 16. Jahrhundert viel geschrieben worden. Lyndal Roper ergründet nun, wie Luther wurde, was er war. Seit zehn Jahren erforscht sie diesen Mann. Sie verließ sich nicht auf Literatur über ihn, sie studierte die Quellen. In den Archiven. Das muss erwähnt werden, weil es für viele Historiker nicht mehr selbstverständlich ist, umfangreich eigenes Quellenstudium zu betreiben – vorausgesetzt dass sie das überlieferte handschriftliche Material überhaupt noch entziffern können. „Die größte Freude und Bereicherung in der Begegnung mit diesem Mann“, schreibt Roper, „fand ich bei der Lektüre seiner Briefe.“ Sie las sie als „literarische Quellen, die seine Gefühle mitteilen“.
  Gefühle? Bei Luther? Über einen solchen Ansatz hätten die allermeisten deutschen Historiker vor zwanzig Jahren noch bestenfalls die Nase gerümpft. Wer nun in dieser Biografie historische Gefühlswuselei erwartet, liegt vollkommen falsch. Kaum je zuvor ist Luther bei aller gebotenen Sachlichkeit so präzise geschildert und so deutlich erklärt worden, ausgezeichnet aus dem Englischen übersetzt von Holger Fock und Sabine Müller. Ein Fünftel der 730 Seiten nehmen die Anmerkungen ein, und sehr viele von ihnen enthalten über den Quellenverweis hinaus tatsächlich Zusatzinformationen. Sogar die Fußnoten sind hier lehrreich. Man erfährt hier, so nebenbei mal, dass Luther den Gebrauch von Wünschelruten ablehnte, obwohl sie für den Bergbau häufig benutzt wurden. Was keineswegs belanglos ist, wenn man sich wie Roper sehr intensiv mit Martin Luthers Herkunft befasst.
  „Mansfeld und der Bergbau“ heißt das erste Kapitel. Es erzählt die bislang in der Luther-Geschichtsschreibung etwas unterbelichtete Familiengeschichte. Hans Luder, der Vater des Reformators, war Unternehmer auf einem in Mansfeld heiß umkämpften Geschäftsfeld, dem Bergbau. Die Grafen auf der Burg über der Stadt verlangten hohe Abgaben, die Grubenarbeiter immer höhere Löhne. Der Hüttenmeister Luder brachte seine Familie gut durch die Jahre. Sie konnte sich das Essen der besseren Leute leisten: Denn wie – eine Fußnote berichtet das – archäologische Funde ergaben, stammten sechzig Prozent der in Luthers Haus gefundenen Knochen vom Schwein, nur zehn Prozent vom Rind, sehr viele auch von Jungvögeln.
  Lyndal Roper hat zwar nicht selbst gegraben, zuzutrauen wäre es ihr, aber sie hat eben alles studiert, was es über Luther und seine Eltern zu lesen gibt. Wenn sie für den Jähzorn des Vaters exemplarisch von Wirtshauskeilereien berichtet, bei denen Hans Luder Kontrahenten mit Bier übergoss und ihnen dann den Krug auf den Schädel schlug, passt die Entwicklung des Sohnes zum präpotenten Herkules wie die Faust aufs Auge.
  Das Derbe, das Luther aus seinen Kindertagen mitnahm, legte er nicht mehr ab – so asketisch er auch zwischendurch als Mönch lebte, so gottesfürchtig und auch so gelehrt er dann als Theologe war. Er genoss es, wenn seine Wittenberger Studenten soffen. Er stachelte sie sogar an und zündete mit ihnen nach der Vorlesung ein religionspolitisches Lagerfeuer an. Sämtliche Schreiben des Papstes warf er in die Flammen. Der Mann spielte buchstäblich mit dem Feuer, er hätte leicht selbst hineingeraten können.
  Luther inszenierte sich, wie er es brauchte und wie’s die jeweilige Lage gebot. Auch im Privaten. Lyndal Roper spürt die Zwischentöne in Luthers Briefen auf, die sich Mitte der 1520er-Jahre verändern. Der Reformator macht sich ans Heiraten. Den damals üblichen Verehelichungsritus beschreibt Roper dann wie immer so szenisch wie möglich und wie es die Quellen hergeben: Das Brautpaar legt sich im Beisein aller Gäste ins Bett, dann wird es zugedeckt.
  In Sachsen fand das Beilager etwa zwei Wochen vor der kirchlichen Vermählung statt – die Partner hatten Rückgaberecht. Luther machte nicht Gebrauch davon. Das Glück der Partnerschaft erstaunte ihn. Einem Freund schrieb er: „Im Bett, wenn man erwacht, sieht man ein paar Zöpfe neben sich liegen, die man vorher nicht sah.“ Luther und die 15 Jahre jüngere Katharina von Bora bekamen sechs Kinder. Und das, obwohl sich Luther von seiner Frau all die Jahre mit „Herr Doctor“ anreden ließ.
RUDOLF NEUMAIER
Aus den Briefen liest Lyndal Roper
Luthers Gefühle heraus. Das hat
nichts mit Gefühlsduselei zu tun
  
  
Lyndal Roper: Der Mensch Martin Luther. Die Biographie. Aus dem Englischen von Holger Fock und Sabine Müller. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main. 730 Seiten, 28 Euro. E-Book 24,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension

Die Luther-Biografie der australischen Historikerin Lyndal Roper darf von nun an gern in einem Atemzug mit dem ebenfalls religionsgeschichtlich geprägten Standardwerk Julius Köstlins genannt werden, versichert Tilman Krause. Mit großer Bewunderung stellt der Kritiker fest, wie souverän die Autorin das unendliche Material, darunter auch Aussagen und Dokumente von Zeitgenossen, systematisch durchdrungen hat, um Luthers Seelenlandschaft mit besonderem Blick auf den Aspekt der Körperlichkeit zu beleuchten. So liest der Rezensent hier etwa, wie erfreut Luther notierte, sein Erstgeborener habe "in jeden Winkel gekackt" oder wie er sich die Hämorrhoiden aufkratzte, um den eigenen Blutfluss zu befördern. Darüber hinaus erfährt Krause, wie insistierend Luther die christliche Leibfeindlichkeit ablehnte und wie intensiv er sich mit Sexualität beschäftigte. Auch Ropers Ausführungen zu Luthers Rebellion gegen den Vater und die Entscheidung für die spirituelle Sphäre der Mutter haben den Kritiker überzeugt. Endgültige Erklärungen für Luthers Judenhass, seine "pathologische Verbohrtheit" und das "Sichsuhlen in eliminatorischen Fäkalfantasien" kann ihm die Autorin allerdings auch nicht liefern.

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