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Die in den letzten Lebensjahren Susan Sontags geschriebenen Aufsätze und Reden legen noch einmal Zeugnis ab von ihrer kühnen Intelligenz, ihrer Lust an Kontroverse und Einmischung, ihren literarischen Vorlieben. Von Pasternak, Zwetajewa und Rilke bis zu Abu Ghraib - "die glühende Unbedingtheit, die Susan Sontags Persönlichkeit ausmachte, wirft auch in diesem letzten Essayband ein unbeirrbares Echo." Neue Zürcher Zeitung

Produktbeschreibung
Die in den letzten Lebensjahren Susan Sontags geschriebenen Aufsätze und Reden legen noch einmal Zeugnis ab von ihrer kühnen Intelligenz, ihrer Lust an Kontroverse und Einmischung, ihren literarischen Vorlieben. Von Pasternak, Zwetajewa und Rilke bis zu Abu Ghraib - "die glühende Unbedingtheit, die Susan Sontags Persönlichkeit ausmachte, wirft auch in diesem letzten Essayband ein unbeirrbares Echo." Neue Zürcher Zeitung
Autorenporträt
Susan Sontag, 1933 in New York geboren, war Schriftstellerin, Film- und Theaterregisseurin. Weltbekannt wurde sie vor allem durch ihre Essays. Für ihren letzten Roman 'In Amerika' wurde sie mit dem National Book Award ausgezeichnet. Sie erhielt den Jerusalem Prize und den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2003. Susan Sonntag starb 2004 in New York.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.04.2008

Neugier, Klarheit, Intelligenz
In beschädigter Prosa: Susan Sontags späte Essays
Wenn nach dem Tod eines Autors Nachlassverwalter all das zu sammeln und herauszugeben beginnen, was sich irgend noch auf den Markt des Gedruckten werfen lässt, dann grenzt ihr Tun zuweilen an üble Nachrede. Gelegenheitsarbeiten und nicht bis zum letzten Schliff Geführtes leiten das Lebenswerk des Autors in ein mattes Decrescendo. Ist dies nun auch der 2004 verstorbenen Susan Sontag passiert? Der 2007 von Paolo Dilonardo und Anne Jump herausgegebene Band „At the Same Time”, der Essays und Reden Susan Sontags aus den Jahren 2001 bis 2004 versammelt, ist über diesen Verdacht erhaben. Jeder der Texte des Buches hätte vor dem unbestechlichen Urteil der Autorin bestanden. Sie legen eben die Qualitäten an den Tag, um derentwillen Sontag berühmt wurde: Neugier, Klarheit, Intelligenz.
Neugier: Man muss sich Susan Sontag vor der Wühlkiste eines New Yorker Antiquariats vorstellen, grabend. Sie war bis zuletzt eine Entdeckerin. Dem, was nie recht nach oben kam oder alsbald wieder nach unten gedrückt wurde, weil das Geschäft namens Kultur immer Neues verlangt, blieb sie zeitlebens zugetan. Auch geographisch gelangte Sontag dabei in Gegenden, die amerikanischem Geschmack eher fernlagen. Ihre Essays über Leonid Zypkin, Anna Banti und Victor Serge sind schöne Zeugnisse von Sontags Neugier.
Klarheit: Kein Ereignis des 21. Jahrhunderts bot und bietet sich so sehr der Mystifikation an wie der 11. September 2001 und das, was ihm folgte, der „War on Terror”. Das Geschehene und Geschehende auf tiefere Motive hin zu deuten hat wohl noch jeden Intellektuellen, der sich daran versuchte, für den publizistischen Betrieb interessant gemacht. Aber behielt im Gemenge irgendjemand klareren Kopf als die New Yorkerin Susan Sontag? Ihr Einwand schon vom September 2001, das Tugendvokabular von Mut und Feigheit treffe die Sache nicht, war und bleibt ein Muster kritischen Denkens. Und Gleiches gilt für Sontags politische Sprachanalyse, ein Krieg ohne Ende sei kein Krieg, sondern eine Selbstermächtigung zu beliebigen Maßnahmen. Komplizierteres mag zu den Konflikten gesagt worden sein, in welche die USA sich in diesem Jahrzehnt teils verwickelten und teils stürzten, moralisch Wohlgefälligeres und Geistreicheres; niemand aber erreichte Sontags Klarheit.
Intelligenz: Einer Versuchung hat die Intelligenz der Intellektuellen stets am schwersten widerstanden – der Versuchung, zu reduzieren. Der Aufweis, eine Sache, von der man bisher glaubte, sie manifestiere Höheres, sei in Wahrheit nichts anderes als etwas ziemlich Niedriges, war seit dem 18. und 19. Jahrhundert die intellektuelle Attraktion schlechthin. Sontag aber, in ihrem Essay „An Argument about Beauty”, lässt sich nicht verlocken. Sie zeigt, wie Schönheit tief fragwürdig wird und doch alles übersteht, was an ihre Stelle gesetzt wird. Reduzieren fordert gewiss Intelligenz; doch nicht auf Ideologie zu reduzieren ist der Triumph der Intelligenz über die Intelligenz.
Sontags posthumem Buch, auf der Höhe ihrer besten Prosa, ist es nicht vergönnt gewesen, unbeschädigt ins Deutsche zu gelangen. Die Autorin, gleich zum Thema: „Like classical ballet, literary translation is an activity with unrealistic standards, that is, standards so exacting that they are bound to generate dissatisfaction, a sense of being rarely up to the mark, among ambitious practitioners”. Reinhard Kaiser macht daraus: „Wie das klassische Ballett ist auch das literarische Übersetzen eine Betätigung, die an unrealistischen Maßstäben gemessen wird, das heißt, an Maßstäben, die so anspruchsvoll sind, dass sie bei denen, die danach praktizieren, fast mit Notwendigkeit Unzufriedenheit hervorrufen, das Gefühl, dem, was gefordert wird, kaum jemals zu genügen”. Aber selbst an realistischen Maßstäben gemessen ist „nach etwas praktizieren” im Deutschen indiskutabel. „Misrule” ist ein gängiges englisches Wort; an seinem Präfix zu kleben und es mit „Missherrschaft” zu übersetzen ist ein Krampf.
Schlechter Scherz
„The noble cause of literature” stellt im Englischen eine noble Wendung dar; „das ehrenwerte Anliegen der Literatur” ist ein schlechter Scherz. Dankbar erwähnt Sontag „those with whom I studied at the University of Chicago and at Harvard, Christian Mackauer and Leo Strauss and Paul Tillich and Peter Heinrich von Blanckenhagen”; Kaiser übersetzt: „diejenigen, mit denen ich an der University of Chicago und in Harvard studierte, Christian Mackauer, Paul Tillich und Peter Heinrich von Blanckenhagen”, als seien diese Sontags Kommilitonen gewesen. Aber „to study with” bedeutet nicht: mit jemandem studieren, sondern: bei jemandem studieren, ihn zum Lehrer haben. Wenn Kaiser schon nicht die englische Wendung geläufig war, hätte ihn wohl der Altersabstand der erwähnten Herren zu Sontag stutzig machen sollen. Den Namen Leo Strauss’ eliminierte Kaiser – weshalb? So wird hier schließlich doch noch ein Ruf angetastet. ANDREAS DORSCHEL
SUSAN SONTAG: Zur gleichen Zeit. Aufsätze und Reden. Hrsg. von Paolo Dilonardo und Anne Jump. Aus dem Englischen von Reinhard Kaiser. Hanser Verlag, München 2008. 296 S., 21,50 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Recht heterogen sind die Themen, die Susan Sontag in den Aufsätzen dieses Bandes behandelt, den Paolo Dilonardo und Anne Jump posthum herausgegeben haben. Politische Texte wie Sontags Aufsätze zum 11. September oder zu Abu Ghraib stehen dort neben Dankesreden, einem Essay "Über Schönheit" oder Bekenntnissen zu Autoren der europäischen Literaturgeschichte. Die einzige Klammer der Texte scheint der Rezensentin die Autorin selbst zu sein, mag dies auch durch die eigenwillige Persönlichkeit gerechtfertigt sein. Als "intellektuelle Ikone" wusste Susan Sontag um ihre Stärke als Essayistin, überlegt Köhler, die ein wenig bedauert, dass Quantität, andererseits aber auch ihrer brillianten Reflexion geschuldet ist, die ihr literarisches Ouevre stets überstrahlte. Gegen den Eindruck, mit diesen letzten Schriften halte man eine Art Bilanz in Händen verwahrt sich die Rezensentin allerdings, die schließlich ein wenig bedauert, dass die Fülle von Sontags Essays ihre literarischen Leistungen als Schriftstellerin so sehr überstrahlte.

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"Jeder der Texte des Buches hätte vor dem unbestechlichen Urteil der Autorin bestanden. Sie legen eben die Qualitäten an den Tag, um deretwillen Sontag berühmt wurde: Neugier, Klarheit, Intelligenz." Andreas Dorschel, Süddeutsche Zeitung, 03.04.08

"Mit ihren Porträts, Einblicken in die LEbensgeschichten der Autoren und mit ihren Einführungen in Titel wie Leonid Zypkins Roman "Ein Sommer in Baden-Baden" (...) gelingt es Sontag, dass man die besprochenen Bücher umgehend zur Hand nehmen will." Sigried Weigel, Neue Zürcher Zeitung, 27.04.08

"Man spürt hier die glühende Unbedingtheit, die Susan Sontags Persönlichkeit ausmachte - und die auch in diesem letzten Essayband ein unbeirrbares Echo wirft." Andrea Köhler, Neue Zürcher Zeitung, 05.08.08

"Die Sammlung zeigt den Weitblick der zwischen engagierter Publizistik und ambitionierter Dichtung oszillierenden Intellektuellen, was eine Gewinn bringende Lektüre-Empfehlung für ihre ebenso breit wie different augestellte Leserschaft impliziert. (...) Susan Sontag ist die hinreißend Widerspenstige einer derart raumgreifenden Literatur." Oliver Ruf, Die Furche, 14.08.08

"Diese existenzialistische Intellektuelle hat das Sujet der Schönheit geradezu manisch umkreist und in einzigartiger Weise handhabbar gemacht. ... Die Sammlung zeigt den erschreckend hellsichtigen Weitblick der zwischen engagierter Publizistik und ambitionierter Dichtung oszillierenden amerikanischen Stardenkerin. ... (Es) wird diesem sontagschen Hin-Schauen ein wahrhaft schöngeistiges Denkmal gesetzt. ... Mit Goethes "Faust" formuliert: Die Schriftstellerin Susan Sontag erkennt, was die Welt im Innersten zusammenhält." Oliver Ruf, Der Bund, 23.09.08…mehr