Marktplatzangebote
5 Angebote ab € 19,94 €
  • Gebundenes Buch

1 Kundenbewertung

Wenn etwas in einem Schwarzen Loch verschwindet, geht es dann für immer verloren? Stephen Hawking, der berühmte britische Physiker, und Leonard Susskind, Physiker und Theoretiker aus den USA, gerieten über diese Frage in Streit. Hawking vertrat die These, dass alles, was je von einem Schwarzen Loch verschluckt worden sei, nicht wiederkehren könne. Wäre dem wirklich so, würde das unser ganzes Verständnis des Universums von Grund auf erschüttern, hielten Leonard Susskind und der niederländische Physiker Gerald t'Hoofd dagegen. Mehr als drei Jahrzehnte dauerte der Streit der Wissenschaftler über…mehr

Produktbeschreibung
Wenn etwas in einem Schwarzen Loch verschwindet, geht es dann für immer verloren? Stephen Hawking, der berühmte britische Physiker, und Leonard Susskind, Physiker und Theoretiker aus den USA, gerieten über diese Frage in Streit. Hawking vertrat die These, dass alles, was je von einem Schwarzen Loch verschluckt worden sei, nicht wiederkehren könne. Wäre dem wirklich so, würde das unser ganzes Verständnis des Universums von Grund auf erschüttern, hielten Leonard Susskind und der niederländische Physiker Gerald t'Hoofd dagegen. Mehr als drei Jahrzehnte dauerte der Streit der Wissenschaftler über das Phänomen der Schwarzen Löcher.Leonard Susskinds Buch Der Krieg ums Schwarze Loch ist eine anschauliche, dramatische Expedition durch die Welt der modernen Physik und die galaktischen Weiten. Der weltweit angesehene Forscher erläutert darin, wie aus einer der spannendsten Auseinandersetzungen in der Quantenmechanik ein neues Paradigma, der genauso merkwürdig und revolutionär wie Heisenbergs Unschärferelation ist."Leuchtend und unterhaltsam." The Los Angeles Times
Autorenporträt
Susskind, LeonardLeonard Susskind ist Felix Bloch Professor für Theoretische Physik an der Stanford University und Mitglied der Amerikanischen Akademie der Künste und Wissenschaften. Er lebt in Palo Alto, Kalifornien. Sein Buch wurde in den USA preisgekrönt.

Griese, FriedrichFriedrich Griese studierte Philosophie und Soziologie. Später übersetzte er Sachbücher aus dem Englischen, Französischen, Polnischen und Italienischen ins Deutsche. Friedrich Griese verstarb am 20. Juni 2012.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2010

Ich bin hier, um Ihnen das Unmögliche zu verkünden

Leonard Susskind hat Stephen Hawking ins Angesicht widerstanden - und ihn am Ende zum Primat der Quantentheorie bekehrt. Darauf ist er mächtig stolz.

Von Ulf von Rauchhaupt

Jede Gleichung im Buch halbiert die Verkaufszahlen", schrieb Stephen Hawking 1987 im Vorwort zu seinem Bestseller "Eine kurze Geschichte der Zeit". Seither scheint sich aber noch ein zweites Hawkingsches Gesetz der Wissenschaftspublizistik etabliert zu haben: Der Name des gelähmten britischen Großphysikers auf einem Buchcover verdoppelt die Verkaufszahlen, mindestens.

Im Untertitel von Leonard Susskinds "Krieg ums Schwarze Loch" ist Hawking allerdings nicht nur Schlüsselreiz. Der Meister aus Cambridge gehört tatsächlich zentral zum Thema. Überdies ist Susskind, Professor für Theoretische Physik an der Stanford University, niemand, der den Abglanz Hawkings nötig hätte. Er ist ein prominenter Vertreter der sogenannten Stringtheorie, eines von mehreren Ansätzen, Einsteins Theorie der Gravitation mit der modernen Quantentheorie zu versöhnen. Als Stringtheoretiker geht Susskind dabei davon aus, dass diese Versöhnung am Ende zu den Bedingungen der Quantentheorie erfolgen muss. Für Hawking dagegen, zu dessen größten Leistungen der Beweis eines wichtigen Theorems zu Einsteins Theorie gehört, war das lange keineswegs ausgemacht.

Der "Krieg ums Schwarze Loch" war ein Gelehrtenstreit, in dem sich diese Debatte zwischen 1983 und 2004 zuspitzte. Der Auslöser dazu war Hawkings zweite wissenschaftliche Großtat: die Entdeckung, dass Schwarze Löcher so schwarz nicht sein können. Soweit man weiß, entstehen solche Objekte, wenn massereiche Sterne unter ihrer eigenen Schwerkraft zusammenstürzen. Ihr Gravitationsfeld ist so stark, dass selbst Licht ihnen nicht entfliehen kann. Doch nach Hawking müssen an dem sogenannten Ereignishorizont - der Grenze ohne Wiederkehr, die solch ein Loch kugelförmig umgibt - Quantenprozesse gleichförmig Strahlung freisetzen. Die abgestrahlte Energie geht zu Lasten des Schwarzen Lochs, das daher mit der Zeit immer leichter wird und schließlich ganz verschwindet. Damit aber wäre auch alles aus der Welt, was zuvor je in dieses Schwarze Loch gefallen war, auch jegliche darin enthaltene Information. Das allerdings beißt sich mit einer grundlegenden mathematischen Eigenschaft der Quantentheorie, deren Gleichungen so beschaffen sind, dass sich die Geschichte jedes Quantenobjekts im Prinzip immer zurückverfolgen lässt, Information daher nie ganz verlorengehen kann.

"Mir war klar, dass die Grundfesten unseres Faches zerstört waren, wenn das stimmte", erinnert sich Susskind. Sein Buch schildert nun seinen zwanzig Jahre währenden Kampf mit dem Hawkingschen "Informationsparadox", bei dem ihm anfangs nur der spätere Nobelpreisträger Gerardus 't Hooft beistand. Dann aber begannen neue Ideen aus der Stringtheorie einen Ausweg aufzuzeigen, wenn auch um den Preis neuartiger Quanten-Seltsamkeiten. Dazu zählt etwa das sogenannte Komplementaritätsprinzip für Schwarze Löcher, welches darauf hinausläuft, dass es vom Beobachter abhängt, ob ein Ereignis an einem Punkt in Raum und Zeit stattfindet oder ob es über Raumzeitareale bis zur Größe des Ereignishorizontes eines Schwarzen Lochs verschmiert ist. Richtig geheuer war Susskind diese Idee anfangs selber nicht. "Ich bin gekommen, Ihnen Unmögliches zu verkünden", sagte er zu Kollegen, vor denen er zum ersten Mal einen Vortrag darüber hielt.

Doch in der Gewöhnung an Unmögliches hat die moderne Physik Übung, und 2004 lenkte auch Hawking ein. Unter großer Anteilnahme der Weltpresse erklärte er, sich geirrt und eine entsprechende Wette mit dem amerikanischen Physiker John Preskill verloren zu haben: Information gehe demnach auch in Schwarzen Löchern nicht verloren, sondern bleibe auf der Ebene stringtheoretischer Strukturen am Ereignishorizont erhalten und entweiche schließlich mit der - doch nicht völlig gleichförmigen - Hawking-Strahlung.

Bei alldem erweist sich Susskind als begabter Popularisator seiner Wissenschaft - auf jeden Fall begabter als der in dieser Hinsicht arg überschätzte Stephen Hawking. Dabei gehorcht Susskind weder dem Gleichungsverbot, noch versteckt er die genuin mathematische Natur dieser Art von Forschung. Missglückt ist ihm hier allein der Versuch, die Komplementarität bei Schwarzen Löchern narrativ aufzubereiten. Das ist ihm 1997 in einem Artikel in "Spektrum der Wissenschaft", für den Susskind den Science Writing Award des American Institute of Physics bekam, deutlich besser gelungen. Davon abgesehen ist das Buch aber ausgesprochen lesbar, nicht zuletzt, weil es gut lektoriert und sorgfältig übersetzt ist. Gerade Letzteres ist bei Sachbüchern heute leider keine Selbstverständlichkeit mehr. Erfreulicherweise hat sich der deutsche Verlag auch die Mühe gemacht, die zahlreichen Zeichnungen im laufenden Text zu belassen.

Im letzten Teil des Buches bringt Susskind das Kunststück fertig, einige der ganz heißen Themen der modernen Stringtheorie verständlich zu erklären, etwa die sogenannte AdS-QFT-Dualität. Wer bis hierher vordringt, kann vielleicht nachvollziehen, warum die Stringtheoretiker von ihren Ideen so begeistert, ja berauscht sind und warum manche das Problem der Vereinigung von Gravitation und Quantentheorie für so gut wie gelöst halten.

Tatsächlich ist jedoch die Tatsache, dass das Informationsparadox bei Schwarzen Löchern stringtheoretisch lösbar ist, keineswegs ein Beweis dafür, dass die Stringtheorie stimmt. Es ist genauso gut möglich, dass das quantentheoretische Prinzip der Informationserhaltung auf einer fundamentalen Ebene doch verletzt ist. Experimenten ist diese Ebene auf unabsehbare Zeit völlig unzugänglich. Die Zuversicht der Stringtheoretiker hängt daher an konzeptionellen, um nicht zu sagen ästhetischen Erfolgen, wie jenen, die sie im Krieg um Hawkings Schwarzes Loch errungen haben. Ein Krieg allerdings, dessen Geschichte auch hier erst einmal nur von den Siegern geschrieben wurde.

Leonard Susskind: "Der Krieg um das Schwarze Loch". Wie ich mit Stephen Hawking um die Rettung der Quantenmechanik rang. Suhrkamp Verlag, Berlin 2010. 541 S., geb., 29,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
»'Geschichte ist immer die Geschichte der Siege', sagt ein Sprichwort, und so könnte man befürchten, dass Susskind seinen Triumph nutzt, um seine Version durchzusetzen. Die Befürchtung ist unbegründet. Susskind erzählt die Ereignisse ausgewogen und mit einem kräftigen Schuss Selbstironie. Herausgekommen ist ein in mehrfacher Hinsicht spannendes Buch: spannende Wissenschaft, spannende Wissenschaftsgeschichte, spannend geschrieben.«
Tobias Hürter, Bild der Wissenschaft 6/2011