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Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht
Es war einmal eine Krise. Doch schnell ist der Staat in die Rolle des Retters geschlüpft. Ist nun wieder alles gut?
Die Politik tut so, als habe sie alles im Griff - dabei hat sie weiter keine Idee, als mit vollen Händen das Geld herauszuwerfen: Mit Milliarden wird ein Rettungsschirm aufgespannt über Banken und Unternehmen, als gäbe es kein Morgen. Aber die Folgen dieses Aktionismus werden uns unausweichlich einholen.
Schonungslos beschreibt Hans-Olaf Henkel, wer versagt hat und warum. Und sagt: Höchste Zeit zum Gegensteuern! Denn:
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Produktbeschreibung
Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht

Es war einmal eine Krise. Doch schnell ist der Staat in die Rolle des Retters geschlüpft. Ist nun wieder alles gut?

Die Politik tut so, als habe sie alles im Griff - dabei hat sie weiter keine Idee, als mit vollen Händen das Geld herauszuwerfen: Mit Milliarden wird ein Rettungsschirm aufgespannt über Banken und Unternehmen, als gäbe es kein Morgen. Aber die Folgen dieses Aktionismus werden uns unausweichlich einholen.

Schonungslos beschreibt Hans-Olaf Henkel, wer versagt hat und warum. Und sagt: Höchste Zeit zum Gegensteuern! Denn: Verglichen mit dem Sturm, der uns bevorsteht, war die Finanzkrise nur eine leichte Bö.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.03.2010

Die neue Blasenwelt
Hans-Olaf Henkel über Abwracker und Gutmenschen

Was die breite Öffentlichkeit als Fazit über die Ursachen der großen Krise gezogen hat - Schuld seien die Gier der Banker und ein Versagen des Marktes -, ist doch allzu simpel. "Es war nicht die Marktwirtschaft, die versagt hat, weshalb nun eine weitere Einmischung des Staates nötig wäre", schreibt Hans-Olaf Henkel in seinem neuen Buch. "Im Gegenteil, es war der Mangel an marktwirtschaftlichen Regeln, der das Desaster erst ermöglicht hat." Sein Buch "Die Abwracker" ist polemisch, eine anregende Lektüre und volkspädagogisch gelungen. In gut lesbarer Sprache, angereichert mit vielen persönlichen Beobachtungen und Anekdoten, zeigt der frühere Manager des amerikanischen Computerherstellers IBM und ehrenamtliche Präsident des deutschen Industrieverbands BDI, warum am Anfang der Krisen eben keine unregulierten, sondern politisch verzerrte Märkte standen.

Spannend ist das Kapitel über den amerikanischen Immobilienmarkt, wo sich völlig mittellose Menschen mit hohen Krediten als Häuserkäufer betätigten, bis die Blase platzte. Am Anfang dieser Häuserblase sieht Henkel auch eine Mitschuld der linksliberalen "Gutmenschen" Jimmy Carter und Bill Clinton, in deren Präsidentschaften die politisch korrekte Antidiskriminierungs- und Minderheitenförderungspolitik auf den Bankensektor ausgedehnt und verschärft wurde. Niemandem sollte ein Kredit für ein Haus verweigert werden, auch wenn er keinerlei Sicherheiten vorzuweisen hatte. Das war reinste Sozialpolitik, doch mit fatalen Konsequenzen.

Angeheizt wurde der Boom der "Subprime"-Hypotheken durch die Niedrigzinspolitik des Notenbankchefs Alan Greenspan, der zu seiner Zeit dafür gefeiert wurde. Henkel gibt offen zu, dass auch er zu lange die Fehlentwicklung der amerikanischen Wirtschaft nicht gesehen habe: "Ein Großteil des Reichtums, der die Welt blendete, wurde nicht erwirtschaftet, sondern mit künstlich verbilligtem Geld erkauft." Nun glaubt er keiner Statistik mehr. Er hält auch die Inflationszahlen für getürkt, die Greenspan für seine Geldpolitik heranzog.

Von den Bankern hat er insgesamt keine hohe Meinung: Er hält ihnen Selbstüberschätzung, Sorglosigkeit, Vertrauensseligkeit und Risikounterschätzung vor, die dann in Panik umschlug. Den Buhmann der deutschen Öffentlichkeit, Josef Ackermann, lobt Henkel dagegen, weil der die Deutsche Bank ohne (direkte) Staatshilfen durch den Sturm führte. Hohn und Spott gießt er über die Landesbanker, die sich besonders viele amerikanische Schrottpapiere gekauft haben. Auch der SPD-Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen bekommt sein Fett weg, der das Hohelied der Verbriefungen gesungen hatte. Henkel gibt aber auch zu, dass er von einer Verstrickung in das Desaster der IKB-Bank wohl nur durch die "Gnade des frühen Ausscheidens" aus dem IKB-Aufsichtsrat bewahrt wurde. Sonst hätte er die außerbilanziellen Risiken wohl auch nicht wahrgenommen. In anderen Aufsichtsräten, etwa dem von Continental, hat Henkel die realwirtschaftliche Krise hautnah miterlebt. Die Merkwürdigkeiten der Übernahmeschlacht durch Schaeffler kommentiert er nüchtern und ausgewogen, nimmt besonders die öffentlich vielgeschmähte Maria-Elisabeth Schaeffler in Schutz.

Am Schluss des Buches warnt Henkel vor drei neuen gefährlichen "Blasen": einer nur durch Subventionen ermöglichten "Beschäftigungsblase", einer "Sozialblase" sowie einer aus der Rettungsorgie resultierenden "Staatsschuldenblase". Vermeintlich gutmeinende Politiker seien die eigentlichen Abwracker des Landes, die seine Zukunft gefährden, meint Henkel. Den vielkritisierten Neoliberalismus hält er für ein Phantom. Stattdessen sieht er Anzeichen für "Neosozialismus", für Bevormundung durch "Gutmenschen" und eine kommende Staatswirtschaft. Es sind solche Positionen, die Henkel zu einer Reizfigur in der öffentlichen Debatte machen: Die einen hassen ihn, weil er unbeirrt an seinen wirtschaftsliberalen Ansichten festhält, die anderen bewundern seine klare Sprache.

PHILIP PLICKERT

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.12.2009

Ein Mann sieht rot
Hans-Olaf Henkel hat ein neues Buch geschrieben; es ist wohl schon sein siebtes. Obwohl der erste Satz lautet: „Mit diesem Buch betrete ich Neuland”, fügt sich die knallig rot eingebundene Streitschrift mit dem provokativen Titel „Die Abwracker” nahtlos an die frühen an. Wieder geißelt der frühere IBM-Manager, Vielfach-Aufsichtsrat und Ex-Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) „Linksintellektuelle”, „Gutmenschen” und „Neosozialisten”, zieht mit Spott und Häme über dummdreiste Politiker und ideologieanfällige Journalisten her und verteidigt das freie Unternehmertum und die Marktwirtschaft gegen ihre Totengräber. Neu sei, schreibt Henkel, dass er dieses Mal aus ganz persönlicher Warte schreibe. In der Tat bringt er Aktuelles und Persönliches in besonderer Art und Weise zusammen: Der Manager Henkel berichtet, wie er als Privatmann und Aufsichtsrat großer Unternehmen die Finanz- und Wirtschaftskrise erlebt hat.
Das Buch ist überaus spannend zu lesen, weil der 69-Jährige alles andere als altersweise ist und beschlossen hat, den ihm so eigenen Stil des offenen Wortes zu vervollkommnen. Er nimmt auf nichts und niemanden mehr Rücksicht. Weder hat er Skrupel, seine Helden zu preisen: etwa den in der deutschen Öffentlichkeit weithin verfemten Banker Josef Ackermann. Noch schont er die als Versager Erkannten, von ihm „Abwracker” genannt. Unfähige Banker, Manager und Politiker nennt er beim Namen. Für viele Vertreter der Wirtschaft ist das nicht eben schmeichelhaft, und noch weniger für Politiker wie den früheren Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) und dessen Krisen-Staatssekretär Jörg Asmussen.
Henkel hat die Vorgeschichte der Finanzkrise, die Fehler der Politik und der Aufsichtsräte, aufmerksam beobachtet, oft persönlich miterlebt, und er teilt dieses Wissen mit dem Leser. Mancher Wirtschaftsführer wird von Henkel gnadenlos demontiert. Das Fehlverhalten Einzelner macht ihn rasend, denn das „wird immer wieder dazu benutzt, die gesamte Wirtschaft zu verunglimpfen”. Auch in den Medien hat Henkel seine Feinde. Ein ganz schlimmer „Abwracker der Kultur” ist für ihn der FAZ-Feuilletonchef Frank Schirrmacher, der die Gesellschaft „in ein Zeitalter des Unglücks” driften sieht – dafür aber in einem  Artikel die neoliberalen „Henkel und Co.” für die Selbstzerstörung des sozialen Wohlfahrtsdiskurses der Gesellschaft verantwortlich gemacht hatte. Dass der Journalist Henkel auch noch mit dem Steuerhinterzieher Zumwinkel und dem ehemaligen Siemens-Chef von Pierer in einem Atemzug nennt, wird Henkel wohl nie verzeihen können. Er selbst trennt sauber zwischen den vielen Guten und den wenigen Bösen in der Wirtschaft.
Am Ende seiner Streitschrift schlägt er in Anlehnung an die „Hall of Fame” des Manager Magazins eine „Hall of Shame” vor, „mit der vor den Abwrackern der Marktwirtschaft gewarnt wird. Dort würden sich all jene wiederfinden, die wie Arcandor-Middelhoff, Daimler-Schrempp oder VW-Piëch ihren ganzen Berufsstand in Misskredit bringen.” Ein solcher Selbstreinigungsprozess würde der Wirtschaft wieder zu mehr gesellschaftlicher Akzeptanz verhelfen.
Henkel schreibt kluge Dinge, und hat die richtigen Vorschläge parat, jedenfalls für jemanden, der selbst neoliberal im besten Sinne des Wortes denkt. Dennoch macht er es einem schwer, sich zu solidarisieren, weil er so maßlos in seiner Wut ist und so voller Selbstgerechtigkeit. Aber vielleicht wird man so, wenn man unbeirrt an die Marktwirtschaft glaubt und dabei angesichts des allgemeinen Rufes nach mehr Staat immer einsamer wird. Marc Beise
Hans-Olaf Henkel. Die Abwracker. Wie Zocker und Politiker unsere Zukunft verspielen. Heyne Verlag, München 2009. 256 Seiten gebunden. 19,95 Euro.
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