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Zwei befreundete Jurastudenten aus Paris finden beim Surfen in Biarritz eine große Menge reinen Kokains. Zurück in Paris werden die bis dahin unauffälligen Studenten zu Dealern und zu gern gesehenen Gästen auf Partys der Pariser Jeunesse dorée. Während Matthieu versucht, dem Drogenkonsum und exzessiven Partyleben zu entfliehen und sein Studium wieder aufzunehmen, macht Romain unter dem Einfluss des Kokses eine Persönlichkeitswandlung durch, die den immer im Schatten seines gutaussehenden Freundes stehenden, blassen Typen zum skrupellosen und brutalen Dealer werden lässt. Längst hat sich die…mehr

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Produktbeschreibung
Zwei befreundete Jurastudenten aus Paris finden beim Surfen in Biarritz eine große Menge reinen Kokains. Zurück in Paris werden die bis dahin unauffälligen Studenten zu Dealern und zu gern gesehenen Gästen auf Partys der Pariser Jeunesse dorée. Während Matthieu versucht, dem Drogenkonsum und exzessiven Partyleben zu entfliehen und sein Studium wieder aufzunehmen, macht Romain unter dem Einfluss des Kokses eine Persönlichkeitswandlung durch, die den immer im Schatten seines gutaussehenden Freundes stehenden, blassen Typen zum skrupellosen und brutalen Dealer werden lässt. Längst hat sich die Auftragskillerin Nathalie an ihre Fersen geheftet. Sie hat als Teenager im Krieg nicht nur ihre Eltern, sondern nach Erfahrungen extremer Gewalt jeglichen Glauben an so etwas wie Humanität verloren. Ihr einziger Halt ist der bedingungslose Gehorsam, mit dem sie ihrem Auftraggeber, einem Drogenboss dient.
Autorenporträt
Schon im Alter von sechzehn hat Estelle Surbranche in der Welt des Techno gelebt. Später an der ESSEC studiert und nachts die Clubs besucht. Sie legte in dem DJ-Kollektiv Girls'n'Roses auf und machte sich als DJ Estelle S. einen Namen in der Szene. Im Jahr 2003 schrieb sie eine Biographie über Supreme NTM, eine französische Hip-Hop-Gruppe aus der Pariser Banlieue Saint-Denis. Außerdem ist sie Mitbegründerin des Magazins Flavor, deren Chefredakteurin sie seit 2014 ist. So kam die Nacht ist ihr erster Roman.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.09.2017

Das weiße Pulver produziert nur Verlierer
Vom Techno zum Thriller: Estelle Surbranche lässt viel koksen und viel morden

Die Träume der beiden Jurastudenten sind so naiv wie lebensgefährlich: Augenblicklich ist ihnen klar, dass sich mit dem weißen Pulver, das ihnen am Strand von Hendaye bei Biarritz plötzlich vor ihre Surfbretter geschwemmt wird, ein Vermögen machen lässt. Und augenblicklich schießt die Phantasie der Beachboys wie eine Droge in ihr Bewusstsein, als sie sich ausmalen, durch den Überraschungsfund womöglich nie mehr arbeiten zu müssen. Eine Aussicht, die so verführerisch scheint, dass die beiden Durchschnittstypen tun, wovor ihnen jeder, der auch nur einmal einen Krimi gelesen hat, dringend abraten würde: Statt das Kokain der Polizei zu übergeben oder schleunigst das Weite zu suchen, streichen Romain und Matthieu die wasserdichten Päckchen ein und brechen nach Paris auf, um dort, nunmehr als Dealer reinsten Kokains, bald Zugang zu jenen exklusiven Kreisen der Hauptstadt zu finden, die sie bislang nur vom Hörensagen kennen.

Dass sie diese Fahrlässigkeit mit ihrem Leben bezahlen müssen, liegt auf der Hand. Die jungen Männer haben sich damit nämlich ein serbisches Drogenkartell zum Feind gemacht, das nicht zufällig auf den Namen "Skorpion" hört. Deren Mitarbeiter fackeln nicht lange. Zu ihrer Arbeitsplatzbeschreibung gehört es vielmehr, all jenen, die sich ihnen bei ihren Geschäften in den Weg stellen, Schraubenzieher ins Ohr zu rammen und Schlimmes mehr.

Roman und Matthieu bringen die Story von Estelle Surbranches erstem Thriller "So kam die Nacht" zwar in Gang, im Zentrum aber stehen sie nicht, dafür sind sie als Charaktere zu blass angelegt. Die französische Autorin, die aus der Welt des Techno kommt und als DJ Estelle S. in Pariser Clubs auflegt, weitet ihre Geschichte um Drogen, Sex und gleich ein Dutzend bestialischer Morde vielmehr zum Duell zweier Frauen, die einander zwar nie begegnen, gleichwohl aber auf Augenhöhe miteinander ringen.

Die eine, Nathalie, ist eine dem "Skorpion" treu ergebene Söldnerin, die während des Balkan-Krieges in Bosnien aufwuchs. Der Vater Kroate, die Mutter Serbin, trug sie die "Schizophrenie eines ganzes Volkes in ihren Genen", heißt es einmal über Nathalie. Der Vater, überzeugt davon, dass "die Hälfte ihres Blutes von einem kriminellen Volk abstamme, wollte "das Böse" aus seiner Tochter herausprügeln. Doch erst ihr Onkel, seinerseits ein serbischer Kriegsherr, zu dem Nathalie nach dem Tod der Eltern gelangte, ließ das Mädchen zur Killerin abrichten.

Nathalies Gegenspielerin ist Gabrielle, Capitaine aus dem französischen Südwesten und nicht weniger furchtlos. Auch die Französin ist eine einsame Seele, die nicht zufällig unter Rückenschmerzen leidet. Denn Gaby, wie sie von ihren männlichen Kollegen allzu verniedlichend genannt wird, hat zu schwer zu tragen an ihrer Existenz. Ebenso wie die kriegsversehrte Nathalie lassen die Gespenster der Vergangenheit auch die Polizistin nicht ruhen. Es war die Liebe ihres Lebens, die Gabrielle einst so blind gemachte hatte, dass sie deshalb zwei Menschenleben auf dem Gewissen hat. Vor Gericht wurde sie freigesprochen, nicht aber von ihrem Gewissen.

Die Jagd der Frauen gehört zum packenden Part des Thrillers, dessen Milieuschilderungen der französischen Provinz wie der Pariser Hautevolee bisweilen allzu holzschnittartig daherkommen. Dass die beiden Jurastudenten, die ihr Studium bald an den Nagel hängen, um sich ganz dem Rausch des Hier und Jetzt hinzugeben, schon verloren sind, noch ehe sie der serbischen Killerin mit dem Glasauge begegnen, ist so vorhersehbar wie die Tatsache, dass die Herren Kommissare aus der Hauptstadt die Kollegin aus der Provinz nicht für voll nehmen, bis sie von Gabrielle eines Besseren belehrt werden. Spannend dagegen sind die Perspektivwechsel der Erzählung, die mal auktorial geschildert wird, mal als Innerer Monolog, was der Autorin die Möglichkeit gibt, tiefer in die beschädigten Charaktere einzusteigen.

Dass mit dem weißen Stoff, der quasi vom Himmel fiel, am Ende niemand gewinnen kann, weder die, die damit reich werden wollen, noch jene, die ihn sich durch die Nase ziehen, und dass doch niemand dem Bösen das Handwerk legen kann, ist das Fazit der Geschichte. Auf dem Weg dahin, werden allerhand Herren entmannt und Damen geköpft. Den Soundtrack dazu aber liefern Zitate von Eminem bis Marilyn Manson, die den Kapiteln jeweils vorangestellt sind: "Ich muss mich nur umschauen, um die Hölle zu sehen", heißt es in einem dieser Songs.

SANDRA KEGEL

Estelle Surbranche: "So kam die Nacht".

Kriminalroman.

Aus dem Französischen von Cornelia Wend.

Polar Verlag, Hamburg 2017. 336 S., br., 16.- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.11.2017

Serbischer
Skorpion
Stärke, Rausch: Estelle Surbranche
lässt ihre Figuren von der Leine
Es schneit selten in Biarritz, schon gar nicht im September. Im Spätsommer 2003 jedoch liegt eine Menge Schnee an den Stränden. Eineinhalb Tonnen Koks sind bei einer geplatzten Übergabe im Meer gelandet. Nach und nach werden die gut verschnürten Päckchen an die Küste im Südwesten Frankreichs gespült. Etliche Menschen kommen dadurch ins Schlittern. Und einigen von ihnen zieht es die Füße dabei so gewaltig weg, dass sie nicht wieder aufstehen.
Dafür sorgt, neben der extrem reinen und damit besonders durchschlagenden Droge, vor allem Nathalie. Eine Serbin, die in den Neunzigerjahren, während der Jugoslawien-Kriege, im bosnischen Sarajewo aufgewachsen ist mit einem Kroaten als Vater. „So kam die Nacht“ von Estelle Surbranche beginnt mit einem Prolog auf dem Balkan, Jahre vor den Ereignissen in Frankreich, in dem es genau darum geht: Wie sich das verschattete Leben Nathalies radikal und endgültig verdunkelt; ohne die Aussicht, dass einmal wieder Wärme und Licht zu ihr vordringen könnten.
Nathalie arbeitet für Radzik, der unter anderem das Koks-Geschäft in Paris beherrscht. Sie hasst den Mann, akzeptiert ihn jedoch, „weil er in seinem Business der Beste war, der Beste darin, andere zu beherrschen und Angst und Schrecken zu verbreiten“. Denn Nathalie will nie wieder die Unterlegene, die Ausgelieferte sein, sondern stets absolute Macht über ihr Gegenüber haben. Radzik ermöglicht ihr das, sie ist seine effektivste, seine lustvollste Killerin: „Nichts war mit dem aufregenden, elektrisierenden Gefühl vergleichbar, ein Opfer zu jagen.“ Nathalie geht es nicht darum, möglichst viel von dem Kokain wieder einzusammeln, das wäre aussichtslos. Sondern um eine blutige Botschaft: „Niemand beklaut einen serbischen Skorpion und das muss die ganze Welt kapieren.“
Aus drei Perspektiven erzählt Estelle Surbranche diesen Thriller: Da sind zwei Surfer, Romain und Matthieu, die ein paar Kilo Koks einsacken im Glauben, dass ihr Leben dadurch auf die Überholspur biegt. Da ist die in die Provinz abgeschobene Drogenfahnderin Gabrielle Levasseur, die bald in einer monströsen Mordermittlung steckt – für sie eine Chance zur Rehabilitierung. Und da ist Nathalie, die ohne Empathie, mit großer Brutalität ihre Botschaft formuliert.
„So kam die Nacht“ zieht seinen Reiz auch daraus, dass es in allen drei Milieus um Loyalität und Anerkennung geht, um Rauschzustände und Allmachtsgefühle – respektive die Furcht vor der eigenen Ohnmacht. Estelle Surbranche, die sich als DJ einen Namen gemacht und das französische Magazin Flavor mitbegründet hat, liefert dazu eine Reihe spannender Psychogramme. Sämtliche Figuren haben ganz ähnliche Antriebe – wenn auch zu unterschiedlichem Zweck und mit einem abweichenden Ausmaß an Skrupellosigkeit. Und nicht von ungefähr geht es um Frauen in einer männlich dominierten Umgebung – das gilt auch für die neue Clique der beiden Surfer.
Surbranche schafft ungewöhnliche Umstände für ihre Figuren. Und lässt sie dann von der Leine. Zwänge und Freiheiten mischen sich dabei auf verstörende Weise zu einem Gefühl der Stärke. Doch wer andere unterwirft, ist irgendwann sehr einsam.
STEFAN FISCHER
Estelle Surbranche: So kam die Nacht. Aus dem Französischen von Cornelia Wend. Polar Verlag, Hamburg 2017. 336 Seiten, 16 Euro. E-Book 10,99 Euro.
Ein paar Kilo Koks könnte
einen auf die Überholspur
des Lebens bringen
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