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Eine Liebe in Zeiten des Krieges
Wie durch ein Brennglas folgt der Blick Irène Némirovskys den Liebenden Thérèse und Bernard durch die kriegsversehrte Welt des 20. Jahrhunderts. Mit ihrem Roman "Feuer im Herbst" erweist sich die Autorin erneut als unbestechliche Beobachterin einer Hölle, die den Menschen ihre Gefühle raubt und ihre Wurzeln durchtrennt. Allein die Liebe hat eine Chance, die Verlorenen zu retten.
Sommer 1914. Noch liegt malvenfarbene Luft über Paris, noch flanieren die Kleinbürger sonntags über die Champs-Elysées und genießen ihr kleines Glück. Martial wird bald Arzt sein
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Produktbeschreibung
Eine Liebe in Zeiten des Krieges

Wie durch ein Brennglas folgt der Blick Irène Némirovskys den Liebenden Thérèse und Bernard durch die kriegsversehrte Welt des 20. Jahrhunderts. Mit ihrem Roman "Feuer im Herbst" erweist sich die Autorin erneut als unbestechliche Beobachterin einer Hölle, die den Menschen ihre Gefühle raubt und ihre Wurzeln durchtrennt. Allein die Liebe hat eine Chance, die Verlorenen zu retten.

Sommer 1914. Noch liegt malvenfarbene Luft über Paris, noch flanieren die Kleinbürger sonntags über die Champs-Elysées und genießen ihr kleines Glück. Martial wird bald Arzt sein und seine Cousine Thérèse heiraten. Die Zukunft ist geordnet. Doch ein Frösteln, eine zittrige Erregung erfasst die Menschen. Ein Wort aus ferner Zeit taucht auf und weckt Heldenträume in jungen, abenteuerlustigen Männern - Krieg. Das Grauen zerstört schnell alle Illusionen. Thérèse wird Witwe, und von der Front kehren gebrochene Männer heim. So auch Bernard, Thérèses Kamerad aus Kindertagen. Mit wildem Lebenshunger will er die Kriegsgräuel vergessen machen, will Wiedergutmachung für das Erlittene. Er will Frauen, Geld, rauschhaften Genuss. Thérèse verliebt sich in Bernard. Als er abzustürzen droht, fängt sie ihn auf. Sie ahnt nicht, welchen Preis sie für ihren Traum bezahlen muss.
Autorenporträt
Irène Némirovsky wurde 1903 als Tochter eines reichen russischen Bankiers in Kiew geboren und kam während der Oktoberrevolution nach Paris. Dort studierte sie französische Literatur an der Sorbonne. Irène heiratete den weißrussischen Bankier Michel Epstein, bekam zwei Töchter und veröffentlichte ihren Roman "David Golder", der sie schlagartig zum Star der Pariser Literaturszene machte. Viele weitere Veröffentlichungen folgten. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach und die Deutschen auf Paris zumarschierten, floh sie mit ihrem Mann und den Töchtern in die Provinz. Während der deutschen Besetzung erhielt sie als Jüdin Veröffentlichungsverbot. In dieser Zeit arbeitete sie an einem großen Roman über die Okkupation. Am 13. Juli 1942 wurde Irène Némirovsky verhaftet und starb wenige Wochen später in Auschwitz. 2005 entzifferte Némirovskys Tochter Denise Epstein das Manuskript, das als "Suite française" veröffentlicht und zur literarischen Sensation wurde.

Eva Moldenhauer, 1934 in Frankfurt/Main geboren, ist seit 1964 als Übersetzerin tätig. Sie übersetzte u.a. Claude Simon, Jorge Semprun, Agota Kristof, Jean Paul Sartre und Lévi-Strauss. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. 1982 mit dem "Helmut-M.-Braem-Preis" und 1991 mit dem "Celan-Preis". 2005 wurde sie für ihre Neu-Übersetzung von Claude Simons "Das Gras" für den "Preis der Leipziger Buchmesse" nominiert. 2012 wurde Eva Moldenhauer mit dem "Prix de l'Académie de Berlin".ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.10.2008

Silbernes Vibrieren
Anstand, Aufstieg, Sturz, Reifung, ganz ohne Melodramatik. Irène Némirovskys „Feuer im Herbst” Von Christoph Haas
Selten, aber immer wieder gibt es Bücher, die dem Leser sofort die Gewissheit vermitteln, dass er sich in guten Händen befindet. Schon auf den ersten Seiten passt und stimmt in geradezu traumhafter Weise alles; die Sprach- und Erzählkunst ist makellos. Und man darf sicher sein: So wird es weitergehen; nichts wird bis zur letzten Seite das eminente Vergnügen trüben. Ein solches Buch ist „Feuer im Herbst” von Irène Némirovsky.
Ein schöner Sommersonntag im Paris des Jahres 1912. Das Ehepaar Jacquelain ist mit seinem Sohn Bernard zu Gast bei dem Witwer Adolphe Brun, der mit seiner Schwiegermutter und seiner Tochter Thérèse zusammenlebt. Ebenfalls anwesend sind der schüchterne Medizinstudent Martial und sein geschwätziger Freund Raymond. Nach dem üppigen Mittagsmahl fährt man in Gesellschaft zweier Nachbarinnen auf die Champs-Elysées, gönnt sich im Café einen Sirup und bestaunt die Prominenz, die in ihren Kutschen vorbeirauscht. Schließlich geht es zufrieden wieder nach Hause, wo bereits Pot-au-feu und frisches Brot warten.
Dass in diesem Anfangskapitel viel passiert, lässt sich nicht behaupten - aber es ist die reine literarische Zauberei. Auf nur wenigen Seiten gelingt es der Autorin äußerst schlüssig, ein Milieu zu vergegenwärtigen. Die Mischung aus Stolz und Selbstbeschränkung, die hier üblich ist, spiegelt sich in der Wohnlage der Bruns, nahe dem Gare de Lyon: „Die wehmütigen, langgezogenen Pfiffe der Züge drangen bis zu ihnen, voller Rufe, die sie nicht vernahmen. Aber sie spürten das silberne, luftige, musikalische Vibrieren, das zu bestimmten Tageszeiten von der großen Stahlbrücke ausging, wenn die Metro, die darüberfuhr, den unterirdischen Tiefen entsteigend, für einen Augenblick im Angesicht des Himmels auftauchte und mit einem dumpfen Grollen enteilte.” Die Bruns lieben es, Bürger einer Weltstadt zu sein, leben in ihrem Viertel aber wie in einem Dorf. Sie verstehen es zu genießen, doch stets maßvoll: Anstand und Sparsamkeit gelten in ihrem sozialen Kosmos als höchste Werte.
Faszinierend ist auch die graziöse Leichtigkeit, mit der Irène Némirovsky von Figur zu Figur springt und mit ein paar vielsagenden Sätzen deren Inneres offenbart. So etwa, wenn es um die pubertäre Seele von Bernard geht, der, als sein Vater ihn öffentlich lobt, zwischen virilen Größenphantasien und kindlicher Fressgier hin- und hergerissen wird: „Ein wirrer Tagtraum wühlte ihn auf, in dem er sich als großen Ingenieur, Mathematiker, Erfinder oder womöglich als Forschungsreisenden und Soldaten sah, ein Gefolge brillanter Frauen auf seinem Weg und um sich herum ihn glühend verehrende Freunde und Schüler. Gleichzeitig schielte er nach einem Stück Kuchen, das auf seinem Teller übriggeblieben war, und er fragte sich, wie er es bei all diesen auf ihn gehefteten Augen wohl essen sollte; glücklicherweise lenkte sein Vater, sich an Martial wendend, die Aufmerksamkeit von ihm ab und stieß ihn in seine Dunkelheit zurück. Er nutzte die Gelegenheit, das Viertel Mokkatörtchen hinunterzuschlingen.”
Dieses bescheidene Glück ist bald vorüber: Der Krieg bricht aus. Martial, der sich an vorderster Front selbstlos um die Verwundeten kümmert, stirbt kurz nach seiner Hochzeit mit Thérèse im deutschen Artilleriefeuer. Der zehn Jahre jüngere Bernard, der mit jugendlicher Begeisterung zu den Fahnen geeilt ist, überlebt zwar, etwas in ihm aber ist für immer zerbrochen. Als er heimkehrt, erklärt er den konsternierten Eltern, dass er trotz ausgezeichneter Noten sein Studium auf keinen Fall fortzusetzen gedenke. Um sich in die tradierte Lebensbahn begeben zu können, hat er zu viel Schreckliches gesehen. Ihm geht es nur noch um drei Dinge: „Auf alles und jeden pfeifen. Gut leben. Sich voll fressen bis zum Platzen.”
Der weitere Verlauf der Handlung, der sich auf die problematische Beziehung von Bernard und Thérèse konzentriert, lässt die soziale und politische Dimension des Romans noch deutlicher hervortreten. In dem Paar verkörpern sich die widersprüchlichen Tendenzen des französischen Kleinbürgertums der Zwischenkriegszeit. Thérèse ist rührend in ihrer bedingungslosen Liebe zu Bernard, verhält sich zugleich aber anachronistisch, weil sie an den Idealen ihrer Eltern unter völlig veränderten Umständen festzuhalten versucht. Bernard dagegen partizipiert mit zynischer Weltverachtung an den Macht - und Geldspielen der nouveaux riches, bis er von den Höhen, zu denen er sich emporgeschwindelt hat, steil abstürzt.
Der lange Weg Bernards zu Thérèse ist ein Prozess der Reifung und Läuterung. „Schuld und Sühne” – darum geht es hier, wie bei Dostojewski oder Balzac. Das kann man ein wenig altmodisch finden; daran, dass in einem Roman moralische Fragen erörtert werden, sind wir nicht mehr gewöhnt. Melodramatisch übersteigert ist in „Feuer im Herbst” aber nichts; es herrscht ein angenehm sachlicher Ton. Vom weiten epischen Ausholen ihrer Vorbilder unterscheidet sich die Autorin außerdem durch die hohe Verdichtung, mit der sie arbeitet. Für eine Handlung, die sich über fast 30 Jahre erstreckt, benötigt sie, da sie auf lange Beschreibungen verzichtet und sich auf das herausgreifen exemplarischer Szenen beschränkt, nicht einmal 300 Seiten. Und trotz des Triumphes der Liebe bleibt am Ende die Frage offen: Wie kann ein richtiges Leben aussehen?
Irène Némirovsky war in den dreißiger Jahren in Frankreich eine Berühmtheit. Sie starb 1942 in Auschwitz. Vor drei Jahren ist „Suite française”, ihr erst kurz zuvor im Nachlass entdeckter Roman über den militärischen Zusammenbruchs ihres Heimatlandes im Zweiten Weltkrieg, ins Deutsche übersetzt worden. Dem superlativischen Lob, das die Kritik für dieses Werk und für alle weiteren, die seitdem bei uns erschienen sind, gefunden hat, ist nichts hinzuzufügen. Es ist nur vorbehaltlos zu bestätigen. Auch „Feuer im Herbst” ist ein großartiges Buch. Iréne Némirovsky zählt zu den großen Autorinnen des 20. Jahrhunderts.
Irène Némirovsky
Feuer im Herbst
Roman. Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer. Albrecht Knaus Verlag, München 2008. 271 Seiten, 19,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.05.2009

Zurück bleibt ein entblößtes Land

Irène Némirovksys letzter vollendeter Roman liegt jetzt auf Deutsch vor. "Feuer im Herbst" ist ein französisches Gesellschaftspanorama über das untergehende Bürgertum zwischen den Weltkriegen.

Ihr unvollendeter Roman überdauerte sechzig Jahre in einem Koffer in Paris. Als das Manuskript entdeckt und schließlich 2005 veröffentlicht wird, feiert man Irène Némirovsky ähnlich begeistert wie schon während der zwanziger Jahre, als die jüdische Autorin ukrainischer Herkunft zu den Stars der Pariser Salons zählte. Ihre postum veröffentlichte "Suite Française", ein ursprünglich auf tausend Seiten angelegtes Werk, von dem nur zwei der fünf geplanten Teile fertig wurden, zeichnet ein glasklares Bild von jenem Land, dem sich die staatenlose Exilrussin so verbunden fühlte und aus dem sie 1942 nach Auschwitz deportiert wurde, wo sie noch im selben Jahr starb.

Seit Erscheinen der "Suite Française" wird Némirovskys Werk, das in Frankreich immer schon mehr war als nur ein Geheimtipp, auch bei uns Buch für Buch entdeckt. Nach "Jesabel" und "Die Hunde und die Wölfe" hat der Knaus Verlag "Feuer im Herbst" herausgebracht. Es ist die Vorstufe zur "Suite Française" und der letzte abgeschlossene Roman der Autorin. Als Irène Némirovsky "Les feux de l'automne" um 1941/42 zu Ende schrieb, wurde sie aufgrund ihrer jüdisch-ukrainischen Wurzeln im besetzten Frankreich schon nicht mehr publiziert. So erschien das Werk erst 1948; Eva Moldenhauer hat jetzt die deutsche Ausgabe übersetzt.

Schon auf den ersten Seiten zeigt sich die Meisterschaft der 1903 in Kiew geborenen und während der russischen Revolution nach Paris geflohenen Schriftstellerin, die in der Tradition der großen französischen und russischen Erzähler des neunzehnten Jahrhunderts steht. Das breitwandige Eröffnungstableau zieht den Leser augenblicklich in den Bann: Wir erleben die Pariser Familie Brun, wie sie an einem Frühlingssonntag zu Tisch sitzt. Auf der Tafel steht ein Strauß frischer Veilchen, außerdem Brot, Wein und ein Ragout in cremiger Soße.

Das Déjeuner, das stets von der Schwiegermutter zubereitet wird, ist hier eine durchaus ernste Angelegenheit, weshalb die versammelten petits bourgeois es zelebrieren wie ein heiliges Ritual. Mit spitzer Ironie führt uns die Autorin sodann durch den winzigen, mit Henri-II-Möbeln eingerichteten Salon, beschreibt nicht ohne Spott die an den Wänden hängenden Reproduktionen aus dem Louvre und lässt sich aus über Frisuren oder Kleidungsstücke. Zum verwitweten Adolphe und seiner Tochter Thérèse haben sich der Medizinstudent Martial und dessen Freund Raymond gesellt sowie das Ehepaar Jacquelain mit Sohn Bernard. Die Konversation plätschert vor sich hin. Aus dem geöffneten Fenster klingen die Geräusche der Straße und die Pfiffe der Züge der nahe gelegenen Gare de Lyon hinauf in die Wohnung, und die Sonne lässt das Interieur jener traumverlorenen Welt vor dem Ersten Weltkrieg in einem zauberhaften Licht erstrahlen.

Diese Welt von gestern steht nur wenige Seiten und einige Jahre später in Flammen. Zwar halten auch jetzt noch vor allem die Älteren verzweifelt fest an ihrem Glauben an die Sinnhaftigkeit der Ereignisse, doch die soziale und politische Realität ist längst eine andere. Der schüchterne Martial, der kurz nach seiner Hochzeit mit Thérèse, der Freundin aus Kindertagen, in den Krieg zog, wird in Flandern von einer Bombe zerfetzt. Und Bernard, der 1914 freiwillig und mit wehenden Fahnen auf die Schlachtfelder eilte, kehrt vier Jahre später als Gezeichneter zurück - gealtert, ohne Zeit zum Reifen gehabt zu haben, wie Irène Némirovsky schreibt; "er ähnelte Frühobst, bei dem man nur auf hartes, bitteres Fleisch beißt".

"Feuer im Herbst" ist ein Sittengemälde über das Frankreich zwischen den beiden Weltkriegen, in dem die Autorin auf weniger als dreihundert Seiten gut dreißig Jahre umspannt. Mal verbeißt sie sich in minutiöse Beschreibungen eines Details oder einer Szenerie, dann wieder schreitet sie zügig voran. Dabei schildert Némirovsky die gesellschaftliche Realität vor allem anhand der Erlebnisse ihrer Protagonisten; Politik und Ideologien kommen fast nicht vor. Stattdessen treten Mütter, Soldaten, Geschäftsleute auf, Bankiers und Politiker, die häufig in inneren Monologen zu Wort kommen. Ihre Hoffnungen, ihr Leid und ihre Träume fließen zu einem polyphonen Chor zusammen, der vor allem offenbar macht, wie sehr der Krieg auf die Moral und Haltung der Pariser Bürger eingewirkt hat und wie sehr die Eliten in den prekären Jahren der Zwischenkriegszeit versagt haben. Frankreich, in seinen Grundfesten erschüttert, blieb zurück als "ein verwüstetes Land, ein entblößtes, erdrücktes, wehrloses Land", schreibt Némirovsky. Vor allem im Mittelteil, den Jahren zwischen 1929 und 1936, dreht sich alles nur noch um Macht, Korruption und den schnellen Gewinn: "So wenig wie möglich tun und so viel wie möglich verdienen", lautet das Nachkriegsmotto des einstigen Idealisten Bernard.

Anhand seiner wechselvollen Beziehung zur jungen Witwe Thérèse, die er nach dem Ersten Weltkrieg heiratet, wird gezeigt, wie die Menschen an den Antagonismen der Zeit zerbrechen: Während Thérèse tapfer an ihrer romantischen und auch ein wenig naiven Vorstellung von Liebe und Mutterschaft festhält, entwickelt Bernard sich zum zynischen nouveau riche, der aus der Enge der Kleinfamilie ausbricht. Bernards Fall während der Weltwirtschaftskrise Ende der zwanziger Jahre vollzieht sich freilich ebenso rasant wie zuvor sein Aufstieg. Am Ende des Romans aber kommt es überraschend zum Wandel des Helden. Als Bernard, nun wieder im Krieg, 1940 in deutsche Gefangenschaft gerät, tut er Buße. Ihrem Protagonisten gewährt Irène Némirovsky noch einmal eine Chance, die ihr selbst bekanntlich nicht zuteil wurde. Wenige Monate nach Fertigstellung des Romans wurde sie in ihrem Versteck in Burgund verraten und nach Auschwitz deportiert.

SANDRA KEGEL

Irène Némirovsky: "Feuer im Herbst". Roman. Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer. Knaus Verlag, München 2008. 272 S., geb, 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wie schon in den vorher publizierten Texten von Irene Nemirovsky erscheint Sandra Kegel die Meisterschaft der Autorin unbestreitbar. Diesen letzten abgeschlossenen Roman der 1942 nach Auschwitz deportierten Nemirovsky liest sie als Vorstufe zur spektakulären "Suite Francaise", mit der die Autorin bekannt wurde. Das Buch zieht die Rezensentin unmittelbar hinein in die kleinbürgerliche Welt der Pariser Familie Brun und führt sie weiter entlang 30 Jahren Familiengeschichte um den Protagonisten Bernard. Kegel erfährt über das verzweifelte Festhalten der Menschen an der Sinnhaftigkeit der Ereignisse zwischen den Kriegen. Ein minutiöses Sittengemälde entsteht vor ihren Augen, entworfen anhand der Erlebnisse der Figuren, Mütter, Soldaten, Bankiers etc. Dieser Stimmenchor lässt Kegel den moralischen Verfall der Pariser nachempfinden. Auch wenn Nemirovsky ihrem Helden am Ende eine Chance gewährt, geht es laut Kegel vor allem um das Zerbrechen der Menschen an den "Antagonismen der Zeit".

© Perlentaucher Medien GmbH
"Die große Kunst Némirovskys ist die schonungslose Darstellung der Charaktere. Mit präzisen Strichen veranschaulicht sie die Grundpfeiler jüdischen Lebens". Rheinischer Merkur