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Was zeigt die Krümmung eines Baumes an? Wie erkenne ich an Regenpfützen, wo Norden ist? Und was verrät der Sand unter unseren Füßen über Ebbe und Flut? Der sympathische Abenteurer Tristan Gooley zeigt, wie man sich in Landschaften und Städten, im Wald oder an der Küste orientieren kann - einzig mit den Sinnen. Ohne Landkarte oder GPS, nur mithilfe der Gestirne und Elemente. Dabei geht es nicht nur um Outdoorabenteuer oder Überlebenstraining, sondern um eine beeindruckende, einfach zu erlernende Kunst. Dieses Buch bringt uns bei, genau hinzuschauen, zu riechen, zu hören. Für neugierige Daheimgebliebene und enthusiastische Nachahmer.…mehr

Produktbeschreibung
Was zeigt die Krümmung eines Baumes an? Wie erkenne ich an Regenpfützen, wo Norden ist? Und was verrät der Sand unter unseren Füßen über Ebbe und Flut? Der sympathische Abenteurer Tristan Gooley zeigt, wie man sich in Landschaften und Städten, im Wald oder an der Küste orientieren kann - einzig mit den Sinnen. Ohne Landkarte oder GPS, nur mithilfe der Gestirne und Elemente. Dabei geht es nicht nur um Outdoorabenteuer oder Überlebenstraining, sondern um eine beeindruckende, einfach zu erlernende Kunst. Dieses Buch bringt uns bei, genau hinzuschauen, zu riechen, zu hören. Für neugierige Daheimgebliebene und enthusiastische Nachahmer.
Autorenporträt
Gooley, Tristan
Tristan Gooley, geboren 1973, studierte über zehn Jahre die natürliche Navigation und erprobte sie auf seinen Abenteuerreisen und Bergbesteigungen. Als einziger Mensch überquerte er den Atlantik im Soloflug sowie im Einhandsegler. Er ist Mitglied der Royal Geographical Society sowie des Royal Institute of Navigation und leitet Kurse in »natürlicher Orientierung«. Tristan Gooley lebt mit seiner Familie in West Sussex.
Rezensionen
"... ein Plädoyer dafür, der Natur mit den eigenen Sinnen (wieder) offener zu begegnen - und dafür im Gegenzug mit intensiven Eindrücken und Erfahrungen bei Spaziergängen, Wanderungen und Reisen belohnt zu werden.", Südhessen Woche, 28.09.2011

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.11.2011

Schnitzeljagd für Stadtmenschen
Der Mensch gelangt seit Jahrtausenden GPS-frei ans Ziel – doch die Kunst der natürlichen Navigation gerät in Vergessenheit
Wir haben verlernt, uns ohne Hilfe von Karten und technischen Instrumenten in der Welt zurechtzufinden. Die Navigation anhand von Konturen und Pfeilen, Symbolen und Farbschattierungen mag effektiv sein – allemal spannender ist es, die Natur in ihrer ganzen Fülle als Wegweiserin zu nutzen.
Wenn wir uns auf diese Weise orientieren wollen, kommt uns zuallererst die Sonne zu Hilfe. Im Osten geht sie auf, im Westen unter – zumindest ist das die Illusion, der die Menschheit auch noch im sechsten Jahrhundert nach Kopernikus tagtäglich anheimfällt. Dabei macht das Zentralgestirn überhaupt keine Anstalten, sich von der Stelle zu bewegen. Umso eifriger bewegt sich unser Heimatplanet: in 365 Tagen einmal um die Sonne, alle 24 Stunden einmal um die eigene Achse, und das auch noch mit einer Neigung von etwas mehr als 23 Grad schräg zur eigenen Umlaufbahn. Dieser Neigung haben wir die Jahreszeiten zu verdanken – und die Tatsache, dass Novembertage so entsetzlich kurz sind. Diese Überlegungen helfen uns dabei, das, was wir als Lauf der Sonne wahrnehmen, besser zu verstehen.
Wer ihre Himmelskurve, deren Form sich im Jahresverlauf beständig wandelt, sichtbar machen will, der braucht nicht mehr als eine freie Fläche (die Wiese im Vorgarten, der Sandstrand im Lieblingsferienort, zur Not tut’s auch der Aldi-Parkplatz) und einen stabförmigen Schattenerzeuger. Zeichnet man die Endpunkte des Schattens in regelmäßigen zeitlichen Abständen an und verbindet sie zu einer Linie, erhält man am Ende des Tages eine symmetrische Kurve. Ihr Scheitelpunkt markiert die Tagesmitte, jenen kurzen Augenblick also, zu dem die Sonne weder östlich noch westlich von einem steht. In just diesem Moment wird der Schatten am kürzesten sein und genau in Richtung Norden weisen. Wenn man nun zwei Punkte auf der Kurve, die gleich weit von unserem Stab entfernt sind, miteinander verbindet, erhält man eine perfekte Ost-West-Gerade.
Aber auch wenn die Nacht hereinbricht, braucht uns nicht angst und bang zu werden; der nächtliche Himmel bietet dem navigationskundigen Abenteurer reichlich Informationen. Schon vor Jahrtausenden verstanden es unzählige Völker von den alten Griechen über die Chinesen bis hin zu den Inuit, das Firmament zu lesen und für ihre Orientierungszwecke nutzbar zu machen. Die Sterne weisen uns nicht nur die Richtung, sie können uns auch überraschend genau darüber Auskunft geben, was der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten auf der Erde ist.
All das erfordert natürlich eine gewisse Kenntnis des Sternenhimmels und seiner Gesetzmäßigkeiten. Eine Nordungs-Fingerübung zum Einstieg: Man halte Ausschau nach dem Großen Wagen, die unverkennbare Konstellation siebener Sterne am nördlichen Nachthimmel, verbinde die hinteren beiden Sterne und verlängere diese gedachte Linie ungefähr um das Fünffache in Richtung derjenigen Seite, an der sich die Deichsel des Wagens befindet, schon ist man beim Polarstern und damit beim nördlichen Himmelspol angelangt.
Haben wir Polaris ermittelt, haben wir nicht nur in Erfahrung gebracht, wo Norden ist, wir lernen auch etwas über unsere eigene Position. Dazu müssen wir bedenken, dass der Polarstern, befänden wir uns in der Nähe des Äquators, uns als auf dem Horizont liegend erschiene und dass er, wären wir am Nordpol, in einem 90-Grad-Winkel senkrecht über uns stünde. Je größer der Winkel also, desto weiter nördlich befinden wir uns auf unserer Halbkugel. Als Maß dient die zur Faust geballte Hand, die, wenn wir unseren Arm gerade nach vorne ausstrecken, etwa zehn Grad misst. Wenn also viereinhalb Fäuste zwischen den Horizont und den Nordstern passen, befinden wir uns auf dem 45. Breitenkreis und damit genau in der Mitte zwischen Äquator und Nordpol.
Noch vieles mehr über das reichhaltige Spektrum natürlicher Navigation erfährt, wer einen Blick in Tristan Gooleys informatives und dabei herrlich unterhaltsames Buch „Der natürliche Kompass“ ( aus dem Englischen von Gaby Wurster, Malik-Verlag, München 2011, 288 Seiten, 17,95 Euro ) wirft. Gooley, der seine Methoden in zahlreichen Abenteuerreisen selbst erprobt hat (es heißt, er sei der einzige lebende Mensch, der den Atlantik sowohl im Soloflug als auch als Einhandsegler überquerte), lehrt uns mancherlei Dinge: etwa, dass uns auf hoher See der Rhythmus des Wellengangs etwas über die Windverhältnisse an weit entfernten Meeresorten verrät und dass selbst unscheinbare Wasserlachen einiges über die Himmelsrichtungen preisgeben – genauso wie die Netze der Spinnen, die diese vorzugsweise auf die vom Wind abgewandte Seite von Gebäuden bauen. Ob Berge, bei denen die Sonne der Südseite ein ganz besonderes Gepräge aufdrückt, oder vom Wind geformte Wüstendünen: In der Natur herrscht eine Dynamik, die allerorten ihre Spuren hinterlässt.
Besonders gut kann man das auch an den Bäumen erkennen. Über sie gibt es viel zu sagen, und auch sie selbst sprechen Bände. Bei der Betrachtung eines Baumes gibt es eine ebenso banale wie wichtige Grundregel: Man sollte den Baum, insofern das möglich ist, wirklich von allen Seiten mustern, denn, sagt Gooley, erst die unterschiedlichen Perspektiven enthüllten seine Ausrichtung. Ist ein freistehender Baum auf einer Seite merklich dichter bewachsen, ist das in nördlichen Regionen ein Zeichen dafür, dass es sich um die Südseite handelt. Auch die Form ist wichtig, der Stamm, aber auch die Äste haben die Tendenz, sich zum Licht hin zu krümmen. Gerade an Bäumen, die im Wind (also beispielsweise auf einer Anhöhe) stehen, ist oft leicht ersichtlich, woher dieser in der jeweiligen Gegend hauptsächlich weht.
In bewaldeten Gegenden können uns umgestürzte Bäume den Weg weisen. Dabei gilt es, Regelmäßigkeiten aufzuspüren: „Wenn in einem Waldstück mehrere Bäume im gleichen Winkel am Boden liegen, vielleicht auch über ein größeres Gebiet hinweg, und den gleichen Grad an Verrottung aufweisen, sind sie mit großer Wahrscheinlichkeit alle zur gleichen Zeit demselben Sturm oder Orkan zum Opfer gefallen. Wenn man die Windrichtung dieses Sturms kennt, kann man sich von den Bäumen durch den Wald führen lassen.“ Aufgemerkt also bei der nächsten Orkanmeldung, die durch die Nachrichten geistert – die Windrichtung des Sturms könnte sich noch einmal als nützlich erweisen.
Will man sich an der Landschaft, an den Bergen und Tälern orientieren, ist man gut beraten, sich zunächst an den höchstgelegenen Aussichtspunkt zu begeben, der für einen gerade erreichbar ist. Die Hügel, Ebenen und Einschnitte, die Strukturen und Muster, die sich vor einem abzeichnen, künden oft sehr deutlich von geologischen Entwicklungen – und helfen einem auf mitunter erstaunliche Weise, sich zurechtzufinden. Gooley berichtet beispielsweise von einer über die Jahrmillionen hinweg erodierten Kreidehügellandschaft in Südengland, den South Downs, die sich in Richtung Osten fast parallel zur Küste erstreckt. Daraus lassen sich spielend Rückschlüsse ziehen: Nach Süden blickt man, wenn man das Meer sieht, nach Norden, wenn das Land konstant zum Tiefland hin abfällt.
Wer jetzt Lust auf einen spontanen Orientierungsmarsch bekommen hat, der muss die Zivilisation nicht notwendigerweise hinter sich lassen. Auch in der Stadt lässt sich ganz ohne Hinweisschilder und Google Maps komfortabel navigieren. Ist man auf der Suche nach der nächsten U-Bahn-Station, bewege man sich am frühen Morgen entgegen den zum Arbeitsplatz strömenden Menschenmengen, am Abend mit ihnen. Auf die Windrichtung lässt sich auch im windstillsten Hochhausdschungel mit einem kurzen Blick in die Wolken schließen.
Gerade in industriell geprägten Städten ist die Richtung des Windes auch deshalb aufschlussreich, weil dort traditionell die schlechteren Wohngegenden auf jener Seite liegen, die die Abgase der Fabrikschornsteine abbekommt. Über die Himmelsrichtungen können religiöse Gebäude Auskunft geben, Kirchen zum Beispiel haben für gewöhnlich eine West-Ost-Ausrichtung, wobei der Altar sich auf der östlichen Seite befindet.
Die Himmelskörper, Pflanzen und Tiere, die Landschaft, die Witterung geben genug Hinweise, um auch ohne GPS-System ans Ziel zu gelangen. Erforderlich sind nur verständiges Beobachten, die Fähigkeit, die richtigen Schlüsse aus diesen Beobachtungen zu ziehen – und natürlich: viel Zeit. Das mag der Freund der satellitengestützten Fortbewegung umständlich finden, doch geht mit der natürlichen Navigation ein unschätzbarer Mehrwert einher: Man lernt, eine tiefe Beziehung mit der Welt einzugehen, die einen umgibt.
FRANZ HIMPSL
In der Natur herrscht
eine Dynamik, die überall
Spuren hinterlässt
Was uns die Windrichtung
über städtische
Wohngegenden verrät
Bäume verändern sich unter dem Einfluss von Wind und Sonne. Besonders den Solitären unter ihnen sieht man das an.
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