Nicht lieferbar
In einer besseren Welt
Schade – dieser Artikel ist leider ausverkauft. Sobald wir wissen, ob und wann der Artikel wieder verfügbar ist, informieren wir Sie an dieser Stelle.
  • DVD

1 Kundenbewertung

Anton lebt den Spagat zwischen zwei Welten: Mehrere Monate im Jahr rettet er als idealistischer Arzt in einem afrikanischen Flüchtlingscamp Menschenleben. Zuhause, in der Idylle der dänischen Provinz, muss er sich als engagierter Vater und Ehemann den Herausforderungen des Familienalltags stellen. Seine Ehe mit der Ärztin Marianne steht kurz vor dem Aus, als die innige Freundschaft seines Sohns Elias zu seinem einsamen Schulkameraden Christian eine lebensgefährliche Wendung nimmt und Anton vor die Frage stellt: Wie stark sind sein Glaube an die Gerechtigkeit und der Wunsch, seine Haltung zu…mehr

  • Anzahl: 1 DVD
Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Anton lebt den Spagat zwischen zwei Welten: Mehrere Monate im Jahr rettet er als idealistischer Arzt in einem afrikanischen Flüchtlingscamp Menschenleben. Zuhause, in der Idylle der dänischen Provinz, muss er sich als engagierter Vater und Ehemann den Herausforderungen des Familienalltags stellen. Seine Ehe mit der Ärztin Marianne steht kurz vor dem Aus, als die innige Freundschaft seines Sohns Elias zu seinem einsamen Schulkameraden Christian eine lebensgefährliche Wendung nimmt und Anton vor die Frage stellt: Wie stark sind sein Glaube an die Gerechtigkeit und der Wunsch, seine Haltung zu bewahren?
Die Schüler Elias und Christian sind Außenseiter. Ihre Eltern, wohlmeinend aber von ihren eigenen Leben absorbiert, stehen ihren Kindern hilflos gegenüber. Elias Vater Anton arbeitet viele Monate im Jahr als Arzt in einem afrikanischen Flüchtlingscamp, weit weg von der idyllischen Heimatstadt in Dänemark und seiner Frau Marianne, mit der in Trennung lebt. Claus ist nach dem Tod seiner Frau gerade mit seinem Sohn Christian aus London in die Stadt gezogen. Während Elias in der Schule unter Mitschülern zu leiden hat, ist Christian über den Tod seiner Mutter verzweifelt. Die beiden Jungs freunden sich an, nachdem Christian den anderen Jungen gegen einen Mitschüler verteidigt. Doch auch außerhalb der Schule begegnet ihnen Gewalt als sie Zeugen werden, wie Anton, der stets versucht, Gewaltlosigkeit vorzuleben, von einem Fremden geschlagen wird. Mit sich selbst beschäftigt entgeht den Eltern, dass die beiden Jungs aus Rache eine gefährliche Aktion planen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.03.2011

Das Wilde in den Menschen brütet

Ein Familiendrama über Gewalt und Gegengewalt: Susanne Biers Film "In einer besseren Welt" hat zu Recht den Auslands-Oscar gewonnen.

Über die Globalisierung und das, was sie für die Menschen bedeutet, kann man weltumspannende Filme drehen, episodische Wunderwerke, die wie Alejandro Iñárritus "Babel" den Weg eines Jagdgewehrs über die Kontinente verfolgen, oder Szenenmosaike, die wie der Oscar-Gewinner "L. A. Crash" den Zusammenstoß der Kulturen und Lebensweisen in Los Angeles ausbuchstabieren. Der dänischen Regisseurin Susanne Bier und ihrem Drehbuchautor Anders Thomas Jensen ist das alles zu kompliziert. Sie erzählen von der Globalisierung in der allseits bekannten Form einer Familiengeschichte.

Anton, ein in Dänemark lebender Schwede, arbeitet halbjährlich als Arzt in einem afrikanischen Flüchtlingslager. In regelmäßigen Abständen werden ihm schwangere junge Frauen gebracht, denen jemand mit einer Machete den Bauch aufgeschlitzt hat. Dies, so heißt es, habe "Big Man" getan, der mächtigste Bandenführer der Gegend. Viele der Frauen verbluten auf Antons Operationstisch.

Daheim in Dänemark leidet Antons zwölfjähriger Sohn Elias unter den Quälereien seiner Schulkameraden. Die Dänen hassen die Schweden, und Elias bekommt das zu spüren. Anton und seine Frau Marianne haben sich getrennt, so dass der Junge nicht nur seinen abwesenden Vater, sondern auch das verlorene Glück der Familie vermisst. Trotzdem schlägt er, wenn er vor dem Schultor gemobbt wird, nicht zurück.

Dann kommt ein neuer Schüler, Christian, in Elias' Klasse. Die beiden freunden sich an. Christians Mutter ist vor kurzem an Krebs gestorben, seither hegt er einen unterdrückten Zorn gegen seinen Vater, der ihren Tod nicht verhindern konnte. Als er sieht, wie ein anderer Junge Elias in der Schultoilette bedrängt, schlägt er den Angreifer nieder und hält ihm ein Messer an die Kehle. Christian droht der Schulverweis, doch Elias lügt für seinen Freund: Dieser habe kein Messer benutzt.

Es ist etwas Seltsames um das Schicksal im Kino. Mal wirkt das, was passiert, weit hergeholt, absurd, überspannt, ein andermal erscheint es glaubhaft und ergreifend. Oft liegt nur ein Wimpernschlag zwischen Tragödie und Farce. Die Darsteller der beiden Jungen, Markus Rygaard und William Johnk Nielsen, könnten allzu hölzern, der Schauspieler Mikael Persbrandt, der den Arzt Anton verkörpert, allzu pathetisch agieren, und schon wäre die Anstrengung des Films, ihre Geschichte zusammenzuführen, vergeudet. Aber sie alle sind großartig, und großartig ist auch Trine Dyrholm als Marianne, eine Frau, die von ihrem Trennungsschmerz, und Ulrich Thomsen als Christians Vater Claus, ein Mann, der von seinem schlechten Gewissen gesteuert wird. "In einer besseren Welt", könnte man sagen, ist eine Gleichung, die aufgeht. Manche Kritiker haben das dem Film vorgeworfen. Dabei ist filmisches Kalkül, wenn man es so handhabt wie Anders Thomas Jensen und Susanne Bier, keine Rechenschieberei, sondern eine Kunst.

Als er wieder in Dänemark ist, kümmert sich Anton bevorzugt um seinen Sohn. Auf einem Spielplatz, wo er einen Jungenstreit zu schlichten versucht, wird er vom Vater eines anderen Kindes geohrfeigt. Christian, der ebenfalls zugegen ist, fordert Rache. Aber Anton will Elias ein Beispiel der Gewaltlosigkeit geben. Er sucht den Täter an seinem Arbeitsplatz in einer Autowerkstatt auf und verlangt eine Entschuldigung. Doch der andere Mann droht ihm weitere Prügel an. Anton zieht sich zurück. Er habe einen moralischen Sieg errungen, sagt er. Christian und Elias dagegen empfinden sich beschämt als Verlierer.

Dann ist Anton zurück in Afrika. Wieder werden ihm verblutende Frauen gebracht. Aber eines Tages kommt ein besonderer Patient: der "Big Man", der Frauenmörder selbst. Gegen den Protest der Lagerbewohner behandelt Anton sein entzündetes Bein. Der Bandenchef ist beinahe genesen, als er sich beiläufig über eins seiner Opfer, das gerade gestorben ist, lustig macht. Daraufhin zerrt ihn Anton aus dem Lazarett ins Lager und liefert ihn dem Zorn der Flüchtlinge aus. Eine Weile hört man noch die Schreie von "Big Man", dann wird es still.

Es ist klar, wovon diese Geschichte handelt. Aber man scheut sich, es auszusprechen, denn es gehört zur Diskretion der Regie, dass sie ihren Darstellern keine Etiketten aufklebt. Christian, der Junge mit dem Messer, ist ein eher zartes Kind, und Antons Friedfertigkeit kontrastiert stark mit der Unruhe, die von ihm ausgeht. In schlechten Filmen klebt die Moral auf den Gesichtern der Darsteller, in gelungenen liegt sie wie ein Geruch in der Luft.

Afrika, der Ort, an dem der dänische Arzt sein Ethos verrät, ist in "In einer besseren Welt" nicht nur die Hölle, sondern auch ein Sehnsuchtsziel. Eine wiederkehrende Ikone des Films ist der Fabrikturm im Hafen, von dessen Dach aus die beiden Jungen über Stadt und Meer schauen. Jenseits des Horizonts liegt die Wildnis, die in Europa unter zivilen Formen und Gesetzen begraben ist. Doch selbst hier ist der Abgrund nah, das Wilde brütet in den Menschen und kann jederzeit ausschlüpfen. Als Anton abgereist ist, basteln Christian und Elias eine Rohrbombe, um den Wagen des Automechanikers zu sprengen. In einer besseren Welt läge das Schießpulver dafür nicht bereit, aber diese Welt ist nicht in Sicht.

Susanne Bier hat sich vor zehn Jahren in den Bann der "Dogma"-Regeln ziehen lassen; so entstand "Open Hearts", einer der besten "Dogma"-Filme überhaupt. Aber nach diesem Meisterstück sagte sich die Regisseurin vom Purismus der Bewegung los und nutzte den so gewonnenen Spielraum auf ihre Art. "In einer besseren Welt" ist, wie zuvor "Brothers" und "Nach der Hochzeit", zum großen Teil mit der Handkamera gedreht, aber es gibt immer wieder Einstellungen, in denen ein Moment der Ruhe den Fluss der Handlung unterbricht. In Biers Filmen ist das klassische Kinodrama im Feuer der "Dogma"-Ästhetik gehärtet und verjüngt, es hat ein zweites Leben bekommen, mit dem im Zeitalter des Problemfernsehens und der Computeranimation keiner gerechnet hätte.

Vor zwei Wochen gewann "In einer besseren Welt" in Los Angeles den Preis für den besten nichtenglischsprachigen Film. Die Auszeichnung trifft oft die Falschen. Diesmal nicht. Und das nicht nur, weil dieser Film eine dänische Geschichte der Globalisierung erzählt. Sondern auch, weil er eine Sprache spricht, die jeder versteht.

ANDREAS KILB

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr