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Ein mannigfaltiges Kaleidoskop zeitgenössischer Innovationen und Patente von 1895 bis 1908. In dieser Blütezeit wurden u.a. so herausragende Neuerungen wie kettenlose Antriebe, Freilaufnaben, Übersetzungsgetriebe und Federungssysteme im Fahrradbau etabliert. Bei Dreirädern war das Differentialgetriebe bereits Standard. Neben Zubehörteilen wie Pneumatikbereifung und Acetylenlampen wurden auch Feuerwehrmehrsitzer und Eisenbahndraisinen detailliert beschrieben. Und angefangen mit dem Motorzweirad von Hildebrand und Wolfmüller kamen nun auch die ersten "Fahrräder mit Kraftbetrieb" auf den Markt.…mehr

Produktbeschreibung
Ein mannigfaltiges Kaleidoskop zeitgenössischer Innovationen und Patente von 1895 bis 1908. In dieser Blütezeit wurden u.a. so herausragende Neuerungen wie kettenlose Antriebe, Freilaufnaben, Übersetzungsgetriebe und Federungssysteme im Fahrradbau etabliert. Bei Dreirädern war das Differentialgetriebe bereits Standard. Neben Zubehörteilen wie Pneumatikbereifung und Acetylenlampen wurden auch Feuerwehrmehrsitzer und Eisenbahndraisinen detailliert beschrieben. Und angefangen mit dem Motorzweirad von Hildebrand und Wolfmüller kamen nun auch die ersten "Fahrräder mit Kraftbetrieb" auf den Markt. Neue spanlose Fertigungsmethoden wurden in der Serienproduktion von Fahrrädern eingeführt, eine wesentliche Grundlage für die spätere Massenfertigung von Automobilen.
Autorenporträt
Matthias Kielwein, Jahrgang 1966, hat an der Universität Karlsruhe Physik studiert und an der TU Dresden über ein Thema aus der Grundlagenforschung zur elektronischen Struktur von Festkörpern promoviert. Er lebt und arbeitet in Dresden. Neben seinem allgemeinen Interesse für Technikgeschichte befasst er sich v.a. mit der Geschichte des Fahrrades und des Radfahrens. Er ist Gründungsmitglied im Verein Historische Fahrräder e.V.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.11.2017

Eine Welt, zwei Räder
Hans-Erhard Lessing kurvt durch die Fahrradgeschichte

Der deutsche Papst beharrt auf seinem Dogma: Es war der Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora im Jahr 1815, der dazu führte, dass der Reichsfreiherr von Sauerbronn, Karl Drais, am 12. Juni 1817 mit dem von ihm entwickelten Laufrad aus Eschenholz seine erste erfolgreiche Ausfahrt unternahm. Der Papst, das ist der Technik-Historiker Hans-Erhard Lessing, Jahrgang 1938, der einen Ruf zu verteidigen hat - gilt er doch als der Forscher, der das Fahrrad als Vorfahre des Automobils in den Stammbaum der Mobilitätsgeschichte verankert hat.

Aber sein Insistieren auf dem Zusammenhang zwischen Vulkanausbruch und Geistesblitz des Karl Drais - globale Missernten trafen in der Folge der Aschewolken auch Deutschland, erzeugten unter anderem Haferknappheit und befeuerten so die Ideen für pferdelosen Transport - hat mittlerweile einigen Widerspruch ausgelöst. Gerade für die Rheinebene, wo sich Drais aufhielt, scheint Lessings Beweislage umstritten. Zuletzt hat sich Johann-Günther König in "Fahrradfahren" (Reclam, 2017) an Lessings These abgearbeitet.

Der legt nun im Jubeljahr der weltverändernden Erfindung eine hübsch aufgemachte Kulturgeschichte vor, die den mittlerweile auch in diversen Ausstellungen zum Jubiläum (F.A.Z. vom 15. November 2016) gut dokumentierten Weg vom Laufrad über die Rollschuhe, Hochrad und das Kurbelveloziped, die Erfindung von Drahtspeichenrad und pneumatischem Gummireifen, von Diamantrahmen bis hin zum E-Bike unserer Tage nachzeichnet. Der Durchgang streift Alltags-, Mentalitäts- und Sozialgeschichte und gelegentlich sogar die Weltpolitik: Dass die Entwicklung des Rads im späten neunzehnten Jahrhundert maßgeblich von englischen Tüftlern vorangetrieben wurde, versuchten die Nationalsozialisten propagandistisch zu verschleiern, indem sie so taten, als hätten Benz, Daimler und Maybach aus dem Nichts heraus das Auto erfunden.

Der Boom des neuen Massentransportmittels ging, wie oft bei neuen Technologien, auf Kosten anderer Branchen. Erst traf es die Pferde, dann wurde weniger geraucht und getrunken - und die Amerikaner kauften weniger Klaviere, weil das halbe Land auf ein Fahrrad sparte. Bis die Motorisierung andere Begehrlichkeiten weckte. Lessing widmet sich auch dem Einfluss der Fahrrads auf die Emanzipation der Frauen und auf die Mode, Radsport interessiert ihn weniger, obendrein hält er sich sehr lange im vorletzten Jahrhundert auf.

Beklagt der Autor im Vorwort den Prestigeverfall des Fahrrads und seine Ablösung durch Motorrad und Automobil, sieht er am Ende einen Silberstreif am Horizont durch den derzeitigen Trend zum individualisierten Fahrrad. Freilich widmet er der zweiten Hälfte der Fahrradgeschichte, dem zwanzigsten Jahrhundert, nur ein Achtel seines Buches. Die Rennradentwicklung - die keinesfalls stagniert - interessiert ihn kaum, das Aufkommen von BMX, Mountainbike und E-Bike wird nur kurz gestreift, da hätte man gern mehr gelesen. Schließlich ist das Rad bei all seiner technischen Reife noch keineswegs am Ende.

hhm

Hans-Erhard Lessing:

"Das Fahrrad".

Eine Kulturgeschichte.

Klett-Cotta Verlag,

Stuttgart 2017. 255 S.,

geb., Abb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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