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Gibt es in einer vom Alltag besetzten Wirklichkeit einen besseren Raum für gelebte Sehnsüchte als den virtuellen? Bei Leo Leike landen irrtümlich E-Mails einer ihm unbekannten Emmi Rothner. Aus Höflichkeit antwortet er ihr. Und weil sich Emmi angezogen fühlt, schreibt sie zurück. Ein reger Austausch entsteht, schnell spielen Gefühle mit. Vor einem Treffen aber schrecken beide zurück. Denn Emmi ist verheiratet und Leo laboriert noch an einer gescheiterten Beziehung. Und überhaupt: Werden die elektronisch überbrachten Liebesgefühle einer Begegnung standhalten? Und wenn ja: Lohnt es sich, alles…mehr

Produktbeschreibung
Gibt es in einer vom Alltag besetzten Wirklichkeit einen besseren Raum für gelebte Sehnsüchte als den virtuellen?
Bei Leo Leike landen irrtümlich E-Mails einer ihm unbekannten Emmi Rothner. Aus Höflichkeit antwortet er ihr. Und weil sich Emmi angezogen fühlt, schreibt sie zurück.
Ein reger Austausch entsteht, schnell spielen Gefühle mit. Vor einem Treffen aber schrecken beide zurück. Denn Emmi ist verheiratet und Leo laboriert noch an einer gescheiterten Beziehung. Und überhaupt: Werden die elektronisch überbrachten Liebesgefühle einer Begegnung standhalten? Und wenn ja: Lohnt es sich, alles auf eine Karte zu setzen - für eine Liebe, die aus nichts als einem Zufall entstanden ist?

"Eine schnelle, witzige Version des Briefromans im Zeitalter des Powerbooks, die all jenen das Gegenteil beweist, die das kulturpessimistische Vorurteil nachplappern, E-Mails hätten keine Tiefe." -- Silja Ukena, KulturSpiegel

"Virtuos komponiert. Ein gelungener unterhaltsamer Liebesroman." -- Katharina Mahrenholz, NDR Info

"Das ist Kommunikationskunst auf höchstem Niveau. Man liest und liest und liest. Man liest seiner Umgebung seitenweise vor aus diesem Musterbeispiel modernen Fernbalzens." -- Elmar Krekeler, Die Literarische Welt
Autorenporträt
Daniel Glattauer wurde 1960 in Wien geboren und ist seit 1985 als Journalist und Autor tätig. Bekannt wurde Glattauer zunächst durch seine Kolumnen, die im so genannten »Einserkastl« auf dem Titelblatt des Standard erscheinen und auch in Auszügen in seinen Büchern »Die Ameisenzählung« und »Die Vögel brüllen« zusammengefasst sind. Seine beiden Romane »Der Weihnachtshund« und »Darum« wurden mit großem Erfolg verfilmt. Der Durchbruch zum Bestsellerautor gelang ihm mit dem Roman »Gut gegen Nordwind«, der für den Deutschen Buchpreis nominiert, in zahlreiche Sprachen übersetzt und auch als Hörspiel, Theaterstück und Hörbuch adaptiert wurde.
Rezensionen
"Einer der zauberhaftesten und klügsten Liebesdialoge der Gegenwartsliteratur." Volker Hage, Der Spiegel, 22.12.06

"Klug, komisch und spannend zugleich." Brigitte, Buch-extra, 27.09.06

"Kommunikationskunst auf höchstem Niveau. Man liest und liest und liest. Man liest seiner Umgebung seitenweise vor aus diesem Musterbeispiel des modernen Fernbalzens ... Lustig, zum Brüllen komisch. Es blickt auf die Niederungen der Mail-Amouren und tänzelt auf einem dünnen Seil mit bewundernswerter Artistik über die Abgründe des Ildiko-von Kürthy-Grabens." Elmar Krekeler, Die Welt, 02.09.06

"Eine schnelle, witzige Version des Briefromans im Zeitalter des Powerbooks, die all jenen das Gegenteil beweist, die das kulturpessimistische Vorurteil nachplappern, E-Mails hätten keine Tiefe." Silja Ukena, KulturSpiegel, 31.07.06

"Daniel Glattauer beschreibt wunderbar die ehrliche, schnelle Annäherung zweier Menschen - und ihre Angst vor der realen Begegnung." freundin, 02.08.06

"Ein wunderbares Buch über eine besondere Liebesgeschichte." Woman, 04.08.06

"Ein bitter-süßes Märchen mit überraschender Schlusspointe." Die Presse, 19.08.06

"Virtuos komponiert ... Schnell vergisst man, daß man hier lauter einzelne e-mails liest - es wird ein Text aus einem Guss, und trotzdem ein pointenreicher Schlagabtausch ... ein gelungener unerhaltsamer Liebesroman." Katharina Mahrenholz, NDR Info, 11.09.06

"Der Österreicher Daniel Glattauer inszeniert seinen Roman 'Gut gegen Nordwind' als raffinierte E-Mail-Variation des klassischen Briefromans. ... Da haben wir sie: Die Wiederkehr des kultivierten und koketten Briefromans, wie ihn das 18. Jahrhundert liebte, oder auch: das Internet als Postillon d'amour. Man muss bewundern, wie scheinbar mühelos und elegant Glattauer seine erzählerische Gratwanderung schafft." Urs Jenny, Spiegel Special, Juli 2006
"Eine minimalistische, quicklebendige Liebesgeschichte. Die Frühromantiker hätten an diesem Liebesballett ihre Freude gehabt, zweifach: Erstens durchleben die beiden alle Farben und Töne der guten alten romantischen Sehnsucht, die aufblüht, indem sie sich aufzehrt. Und zweitens tun sie es mit genau dem Witz, der den Romantikern so wichtig war ... Man greift sich ans Herz, wünscht den beiden alles Gute und träfe sie gerne einmal wieder." Andreas Isenschmid, Neue Zürcher Zeitung, 17.12.06

"Ein fabelhaft romantischer und witziger Roman." Thomas Stillbauer, Frankfurter Rundschau, 04.07.07
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»Virtuos komponiert. Ein gelungener unterhaltsamer Liebesroman.« NDR Info

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.11.2006

Ach, wenn Ihr Kabel nicht wär'
Oberflächenpolitur: David Glattauer flirtet per E-Mail

Hegel hielt die beim Publikum zu seinem Ärger kolossal beliebte Kunstgattung des Romans für Kunst nach dem Ende der Kunst - für den Gipfel der Bedeutungslosigkeit also. Auf diese Palme hatte ihn die prosaische Hanswurstigkeit moderner Erzählkunst gebracht. Ausgewalzt werde hier das pubertäre Aufbegehren gegen die Welt, mit dem einzigen Ziel, zuletzt doch ein Plätzchen am Ofen zu finden. In den "Ästhetik"-Vorlesungen reüssiert der Roman als trauriges Mittelding: nicht mehr die ganze Welt umspannender Ausdruck des absoluten Geistes im episch-antiken Sinne und noch keine philosophische Reflexion, sondern lediglich der Zweikampf des Individuums mit den Verhältnissen. Doch sollte die große Zeit der Mitteldinger, vulgo Medien, erst anbrechen. Sie wuchern geradezu zwischen klinischem und faktischem Tod der Kunst, schieben das Ende unendlich auf, verlängern die Wurst ad infinitum.

Literaturgeschichtlich war Hegels Ausbruch indes barer Unsinn, betraf sein Verdikt doch ausgerechnet Goethes hochkomplexen "Wilhelm Meister". Weit privater ging es allerdings im "Werther" zu (beziehungsweise ab). Bereits die Briefform machte deutlich, daß hier alles andere als eine Ausformung der gesamtgesellschaftlichen Realität das Ziel war, wenngleich die tränenreiche Überspitzung der "Klopstock!"-Empfindsamkeit wunderbar ans Parodistische grenzte und so doch im Besonderen das Allgemeine aufschien. Auch die subjektivistischste "faule Existenz" kann ihre bezaubernden Seiten haben.

Heute schreibt man keine Briefe mehr, sondern E-Mails. Das ist zunächst einmal schneller, lustiger und tendenziell undurchdachter. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit aber hat der Medienwechsel auch die Intimität befördert, grenzen manche elektronisch geflüsterten Nachrichten an heimliche Telefongespräche (vielleicht, weil Telefonate heute in der Straßenbahn stattfinden). Nichts Gutes würde Hegel für den absoluten Geist geschwant haben. David Glattauers kurzweiliges Buch "Gut gegen Nordwind" ist ein E-Mail-Roman. Und dieser ist zunächst einmal schnell, lustig, tendenziell undurchdacht und vor allem intim. Ein gewisser Zauber kann der Liebesgeschichte nicht abgesprochen werden. Sie darf in ihrer Oberflächenverliebtheit aber zugleich als Symptom einer grassierenden Dokumentation des Alltäglichen gelten, für welche die Rubrik "Katzenjammer" nicht die verkehrteste ist. Es scheint, als würde Hegels Kanonade zuletzt doch noch der Spatz nachgeliefert.

Vorbehalte gegen die allzu naheliegende E-Mail-Form muß es gegeben haben, denn bislang bedienten sich ihrer allenfalls Schmonzetten wie Cecila Aherns "Für immer vielleicht" (2005). Der Wiener Autor macht denn auch wenig Aufhebens vom Medium selbst, das sich etwa durch ein Dosentelefon ersetzen ließe. Der Plot ist denkbar einfach: Ein gewisser Leo Leike, frisch verlassener Mittdreißiger, antwortet auf eine irrtümlich eingehende Nachricht und lernt so die verheiratete Emmi Rothner kennen. Mittels wohlgesetzter Worte und viel Aufmerksamkeit gelingt die gegenseitige virtuelle Verführung. An diesem Punkt angelangt, dreht sich alles um den Sprung in die Realität.

Der Titel nimmt eine niedliche Episode aus der Korrespondenz auf. Weil der Nordwind der Protagonistin den Schlaf raubt, schlägt Leo vor: "Und wenn Sie sich um 180 Grad wenden und mit den Zehen schräg zum Fenster schlafen?" Da fehle nun die unerläßliche Leselampe. Das Problem der zu kurzen Schnur, so wieder Leo, ließe sich durch sein Verlängerungskabel beheben. "Emmi: ,Mailen Sie es mir rüber!' / ,Okey, ich schick es als Dokument.' / ,Ach, ich werde so tief und fest schlafen, dank Ihnen und Ihrem Kabel.'" Überhaupt kehren Gutenachtwünsche häufig wieder, das Ritual der Kommunikation dient als Schlafmittel. Diese Dimension allerdings konfrontiert Glattauer der gegenläufigen Tendenz wachsender Ungeduld, die sich in beiden Partnern anstaut und auf stürmisch-kokette (hier: weibliche) sowie analytisch-resolute (hier: männliche) Weise Bahn bricht: "Was haben Sie immer mit dem großen Busen? Haben Sie ein Großer-Busen-Problem? / Zwei Minuten später RE: Das bewundere ich so an Ihnen, Leo. Sie wollen nicht etwa wissen, ob ich einen großen Busen habe. Sie wollen wissen, ob ich ein Großer-Busen-Problem habe."

Glattauer hat beiden Figuren eine apodiktisch-lakonische Schlagfertigkeit verliehen. Daß die Personen dabei gewisse Konturen, aber keinerlei Tiefe erhalten, ist Programm (für die "Longlist" des "Deutschen Buchpreises" hat es gereicht) und Problem des Buches (für die "Shortlist" reichte es nicht). Was zunächst vielfach bezogener Realismus zu sein verspricht, entpuppt sich schnell als eindimensionaler Verismus: Liebe in Zeiten des Tralala. Der "Hins" und der "Hers" zwischen Faszination und Bockigkeit sind deutlich zu viele. Bei aller durchaus vorhandenen Anmut der Tändelei: Millionen von Posteingangsfächern sehen ganz ähnlich aus. Bei Glattauer ist nicht einmal der voyeuristische Aspekt ausagiert, wodurch sich der Roman von seiner Vorlage, Nicholson Bakers Telefonsexnovelle "Vox", unterscheidet.

Es muß kaum erwähnt werden, daß die aufkeimende Hoffnung auf einen gigantischen Betrug, auf angemaßte Identitäten und geschlechtsverwirrende Cyberpunks bitter enttäuscht wird. Es bleiben stets Leo, der Löwe, und Emmi, das Schaf: zwei "Klienten" ihrer "Server". Erstaunlich redundant wirken manche Unwahrscheinlichkeiten: Warum müssen die beiden Sender respektive Empfänger (zufällig!) in derselben Stadt leben? Vor jeder Reise wird eine Pause verabredet. Warum aber sollte nur vom eigenen Schreibtisch aus kommuniziert werden können? Die selbstreferentielle Einfallslosigkeit, Leo ausgerechnet das Profil "Kommunikationsberater und Uni-Assistent für Sprachpsychologie" zu verpassen, der mit einer "Studie über den Einfluß der E-Mail auf unser Sprachverhalten und - der noch wesentlich interessantere Teil - über die E-Mail als Transportmittel von Emotionen" beschäftigt ist, wird nur noch dadurch übertrumpft, daß dies im Laufe der Erzählung einfach vergessen wird. Mit solcher Authentizität ist kein literarischer Staat zu machen. Für die Fabrikation der Fiktionen ist sie geradezu Wurst.

Wem die nackte Empfindsamkeit als Pose oder Posse zusagt, dem ist mit Werthers echtem Original oder einer der zahllosen Abschattungen längst Genüge getan und nach Hegel ohnehin nicht mehr zu helfen. Wem hingegen das Medium als Botschaft am Herzen liegt, der greife weiterhin besser zu William Gibson oder Rainald Goetz. Nur wer einfach schön einschlafen möchte (und sei es bei Nordwind), dem kann Glattauers Doku-Flirt empfohlen werden.

OLIVER JUNGEN

Daniel Glattauer: "Gut gegen Nordwind". Roman. Deuticke Verlag, Wien 2006, 224 S., geb., 17,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Ganz hübsch, aber ohne großen literarischen Mehrwert ist dieser Roman aus Sicht von Rezensentin Marion Löhndorf. Daniel Glattauer erzählt darin die Geschichte zweier Menschen, die sich per Email näher kommen. Das hat für Löhndorf insgesamt einen gewissen Unterhaltungswert, weil er sie an den Hollywoodfilm "Email für Dich" mit Tom Hanks und Meg Ryan erinnert. Doch so effektsicher und manipulativ Glattauer die Rezensentin auch durch die Geschichte zu steuern versteht, ganz glücklich wird sie nicht damit. Zu sehr gleicht die Intention des Autors aus ihrer Sicht der seiner Figuren, nämlich bei jeder schriftlichen Auslassung auf den Erfolg beim Empfänger zu schielen. Insgesamt sind ihr dann die Seelenanalysen zu oberflächlich, die Figuren zu plakativ geraten.

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