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Hier ist die Welt aus den Angeln: Die Fahnen hält es nicht auf den Masten, die Deckel nicht auf den Töpfen. Straßenbahnschienen schütteln Haltestellen ab, während ganze Bücherstapel aus den Bibliotheken fliehen. 1982 hat der österreichische Schriftsteller Gert Jonke 'Erwachen zum großen Schlafkrieg' geschrieben, eine virtuose Erzählung, in der sich die Wirklichkeit einer Stadt auflöst. Was wäre, wenn die steinernen Figuren an den Portalen der Häuser ihre Last nicht mehr trügen? Wenn sich die Karyatiden endgültig von den Brüstungen und Balkonen lossagten, um nur noch zu schlafen und zu träumen?…mehr

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Produktbeschreibung
Hier ist die Welt aus den Angeln: Die Fahnen hält es nicht auf den Masten, die Deckel nicht auf den Töpfen. Straßenbahnschienen schütteln Haltestellen ab, während ganze Bücherstapel aus den Bibliotheken fliehen. 1982 hat der österreichische Schriftsteller Gert Jonke 'Erwachen zum großen Schlafkrieg' geschrieben, eine virtuose Erzählung, in der sich die Wirklichkeit einer Stadt auflöst. Was wäre, wenn die steinernen Figuren an den Portalen der Häuser ihre Last nicht mehr trügen? Wenn sich die Karyatiden endgültig von den Brüstungen und Balkonen lossagten, um nur noch zu schlafen und zu träumen? Einen 'akustischen Raumgestalter' hat Gert Jonke für seine Expedition durch das Mögliche erfunden. Der poetische Herr namens Burgmüller ist Liebhaber dreier Frauen, kann Vögelschwärme dirigieren und ist mindestens so philosophisch wie sein Autor: 'Alles ist auf einmal so durchsichtig geworden, dass man nichts mehr durchschauen kann.' Die große melancholische Erzählung gehört zu den Hauptwerken des 2009 verstorbenen österreichischen Schriftstellers.
Autorenporträt
Gert Jonke, geboren 1946 in Klagenfurt, gestorben 2009 in Wien. 1977 erhielt er den Ingeborg-Bachmann-Preis, 1997 den Erich-Fried-Preis und den Franz-Kafka-Literaturpreis, 2001 den Großen Österreichischen Staatspreis und 2005 den Kleist-Preis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.03.2011

Zum Steinerweichen

Schuld ist wohl Benn. Seine Karyatiden-Anrufung verhallte wie alles expressionistisch Überkandidelte, ohne dass eine einzige Steinlady sich zerblühte oder Tempel stürzte. Doch dann kam der doppelte Klagenfurter Gert Jonke - tatsächlich geboren in diesem Nest und 1977 den Bachmann-Preis abgestaubt habend -, ein Neoexpressionist, der den Altbaufiguren 1982 Ähnliches nahelegte, allerdings mehr hintenrum. Karyatiden und Atlanten, das muss man wissen, kennen nämlich keinen Schlaf. Folglich fasziniert sie, wie Protagonist Burgmüller ihnen etwas vorschnarcht. Die Gefahr dämmert uns gleich: "Ja, wenn sie eines Tages doch noch einschliefen, und zwar absichtlich? Dann stürzte doch die halbe Stadt ein, und das wäre dann wie in einem unerklärt hereingebrochenen Krieg." Was die Stadt rettet, ist Jonkes Poetologie. Er glaube nur an Erzählungen, hat er einmal dekretiert, die durch andere Erzählungen unterbrochen werden. Und so werden nun mit viel Wortgeklingel drei Liebesabenteuer Burgmüllers eingeschachtelt, wobei die Damen allesamt nicht ganz knusper sind, dafür aber sehr kunstaffin: Die Erste geht ihm im Unterschied von "dorther" und "daher" flöten, die Zweite verschmilzt mit einer Stubenfliege, und die Dritte, eine selbsternannte Schriftstellerin, glaubt nicht an die Existenz der Welt, was für Burgmüller nachteilig ist: "wir könnten nur beschreiben, wie wir miteinander schlafen". Dann rumpelt es doch noch - "oder ist dies der brennende Schlaf des verzweifelt gleißend niedergeglüht aufgeheizten Nachmittagslichts, dessen Ruinen zerstäubt das ganze Land hinter ihm in diesem Staubrauchwetter aufquellen lassen"? Man weiß es nicht. (Gert Jonke: "Erwachen zum großen Schlafkrieg". Erzählung. Nachwort von Paul Jandl. Jung und Jung Verlag, Salzburg 2011. 271 S., geb., 22,- [Euro].) oju

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