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Friedliche Feiertagsstimmung zwischen den Jahren. Doch die Ruhe der österreichischen Kleinstadt Furth wird jäh gestört. In einer eiskalten, schneereichen Nacht wird dem alten Sebastian Wilfert auf mysteriöse Weise der Kopf zermalmt. Seine siebenjährige Enkelin Katharina findet seine Leiche vor der Scheunenauffahrt und spricht ab dem Moment kein Wort mehr.
Kommissar Ludwig Kovacs hat sich eigentlich auf ein romantisches Silvesterwochenende mit Freundin Marlene gefreut. Das fällt jetzt flach, denn die schwierigen Ermittlungen nehmen ihn voll und ganz in Anspruch. Hilfe erhofft er sich von
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Produktbeschreibung
Friedliche Feiertagsstimmung zwischen den Jahren. Doch die Ruhe der österreichischen Kleinstadt Furth wird jäh gestört. In einer eiskalten, schneereichen Nacht wird dem alten Sebastian Wilfert auf mysteriöse Weise der Kopf zermalmt. Seine siebenjährige Enkelin Katharina findet seine Leiche vor der Scheunenauffahrt und spricht ab dem Moment kein Wort mehr.

Kommissar Ludwig Kovacs hat sich eigentlich auf ein romantisches Silvesterwochenende mit Freundin Marlene gefreut. Das fällt jetzt flach, denn die schwierigen Ermittlungen nehmen ihn voll und ganz in Anspruch. Hilfe erhofft er sich von Raffael Horn, dem behandelnden Psychiater des kleinen Mädchens. Kann er Katharina zum Sprechen bewegen? Hat sie den Mörder ihres Großvaters gesehen? Da kommt es zu weiteren, höchst beunruhigenden Zwischenfällen ...
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis 2007

»Jetzt sind wir zu dritt«, sagt das Mädchen. Es dreht sich herum und herum und fühlt sich zufrieden, so als würde die ganze Welt es betrachten. Dann weiß es plötzlich, dass es noch ein Stück gehen muss. Vor ihm, auf der sanft geneigten Auffahrtsrampe zum Scheunentor, befindet sich etwas. Es ist kein Schneemann. Es liegt da wie jemand, der im Schnee den Adler macht, die Arme breit wie Flügel. Es schluckt das Mondlicht. Das Kind stellt einen Fuß neben den anderen. Dann bückt es sich.

Das Buch ist nicht einfach nur ein Krimi, es ist eine Geschichte über das Leben und darüber, zu welchen Abgründen man gelangt, wenn man den richtigen Weg verpasst.« Christine Westermann, WDR

Autorenporträt
Paulus Hochgatterer, 1961 im niederösterreichischen Amstetten geboren, studierte Medizin und Psychologie. Er lebt als Kinderpsychiater und Schriftsteller in Wien. Für seinen Roman 'Die Süße des Lebens' wurde er 2007 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. 2009 erhielt er den Literaturpreis der Europäischen Union. 
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.11.2006

Die ganz normale Verrücktheit
Paulus Hochgatterers Psychokrimi stöbert das Böse in der Idylle auf

Die Gefahr lauert inmitten der Vertrautheit. Alles scheint in wohlige Watte verpackt. Der Großvater spielt mit dem Kind "Mensch ärgere dich nicht"; es weihnachtet; eine behagliche Atmosphäre liegt in der Luft. Das Kind trinkt Kakao, bitter, mit wenig Zucker, so mag es ihn am liebsten. Die Spielfiguren des Großvaters sind blau, jene des Kindes gelb, man hört nur das Kollern der Würfel über den Tisch. Neben dem Mädchen sitzt Anselm mit der Schielbrille. Er hat keine Ahnung von diesem Spiel. Auf der Kommode steht ein winziger Christbaum mit drei silbernen Kugeln und einigen Lamettafäden. Nichts kräuselt die trauliche Stimmung. Die Dinge sind von Wärme umströmt.

Plötzlich läutet es an der Tür. Der Großvater steht auf. Vier, ich habe dich, ruft er, zieht die Jacke an und geht zur Tür. Das Kind sieht nicht, mit wem er spricht. Als die sechsjährige Katharine den Großvater findet, ist sein Gesicht zerquetscht. Jemand ist mit dem Auto über seinen Kopf gefahren. Von da an spricht das Kind kein Wort mehr.

Natürlich zielt der fünfundvierzigjährige Schriftsteller Paulus Hochgatterer, der als Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie in einer Wiener Klinik arbeitet, mit seinem Thriller auf alles andere als auf die friedliche Oberfläche. Schon der Titel setzt ein Signal, das mißtrauisch stimmen müßte. "Die Süße des Lebens" ist reiner Hohn angesichts der Abgründe, die sich öffnen in dieser fiktiven durchschnittlichen österreichischen Provinzstadt Furth am See. Hinter der Normalität verbergen sich Monstrositäten, hinter dem Wohlverhalten der Menschen lauert der Wahnsinn. Paulus Hochgatterers anfängliche Umnebelung des Lesers ist gezieltes Kalkül. Er soll um so heftiger in seiner Vertrauensseligkeit erschüttert werden.

Aber ist dieser Roman überhaupt ein klassischer Krimi? Ist er ein Thriller? Natürlich bedient Hochgatterer, dessen Buch für die Longlist des Deutschen Buchpreises nominiert wurde, die üblichen Ingredienzien des Genres: ein scheußliches Verbrechen, das die Neugierde anstachelt und den Leser in halb voyeuristische Angstlust, halb entrüstete Aufregung versetzt; die Aufklärung von Tathergang und des Tatmotivs, wobei der Leser zum Komplizen des Erzählers wird und bei der Lösung mitspekulieren darf; die Konstruktion des fiktiven Täterprofils; die Suche nach dem geheimnisumwitterten Täter.

Genau da sind wir beim wahren Kern dieses Romans angelangt. Hochgatterer verleugnet wie schon in seinen früheren Werken keineswegs seine berufliche Herkunft, sondern beutet sie für die Literatur geschickt aus. Sein Roman ist vor allem auch eine aufregende Psychostudie einer Kleinstadt und ihrer Einwohner. Besonders stark ist sein Erzählkonzept nämlich gar nicht. Die Protagonisten werden in etwas schlichter additiver Manier eingeführt, darüber kann auch der kühne Perspektivenwechsel nicht hinwegtäuschen. Die detektivische Arbeit verläuft lange im Sand. Die Aufklärung scheint auch dem Autor nicht besonders am Herzen zu liegen. Das Verbrechen fasziniert in seiner heimtückischen Brutalität nur unter psychoanalytischem Gesichtswinkel - als alle Dämme niederreißender Durchbruch eines maßlosen ödipalen Hasses zum Beispiel.

Packend aber wird die Lektüre immer da, wo der Schriftsteller seine Figuren akribisch beobachtet, in ihre Einzelteile zerlegt und eine Diagnose ihrer abstrusen Charakterzüge vorlegt. Da zeigt sich der an Freud und der Psychoanalyse geschulte Gutachter, der dem Leser zu erhellenden Erkenntnissen verhilft, die er sonst nicht machen könnte. Keine Frage übrigens, daß Paulus Hochgatterer sich mit dem Porträt dieser Kleinstadt auf subtile Weise in die große österreichische Tradition der Heimatbeschimpfung einschreibt.

Der beste Beweis, daß dieser Thriller höher hinaus will, liegt schon in der Figur des Kriminalkommissars selbst. Kovacs ist ein innerlich zerrissener Mensch. Berufliche Deformation und eine gescheiterte Ehe haben ihn illusionslos gemacht - zu einem pragmatisch agierenden Einzelgänger, der sein Umfeld und sich selbst mit verblüffender Nüchternheit analysiert. Mit seiner Tochter, die sich zum Kartoffelsack entwickelte, konnte er nichts anfangen, mit seiner Frau, von der er geschieden ist, immer weniger. Als er sie kennenlernte, habe er zuerst auf ihre Brüste unter dem engen, dottergelben Top gestarrt, und diese hätten zurückgestarrt. Darin lag das Verhängnis. Erst später habe er die Füße mit den Sandalenriemchen bemerkt und ganz zuletzt hätte er einen Blick in ihr belangloses Gesicht geworfen. Er hätte wissen müssen, daß dies bestenfalls brauchbaren Sex ergeben konnte und sonst gar nichts.

Die ganz normale Verrücktheit unterscheidet den Kommissar in keiner Weise von den Menschen, die er verfolgt. Da ist der gewalttätige Schmiedinger, der sein eineinhalbjähriges Mädchen gegen die Wand schleudert und sich mit einem Gefälligkeitsgutachten eines Nervenarztes aus der Affäre zieht. Da ist der Priester, der Stimmen hört und sie mit dem süchtigen iPod-Sound "Father of the Night" in den Ohren abwehrt. Da ist der wohlstandsverwahrloste und rassistische Sohn eines Autohändlers, der den Türkenjungen malträtiert. Da ist die junge Mutter, die ihr zweimonatiges Kind verstößt, weil sie glaubt, es sei der Teufel - das, so kommentiert der Erzähler, sei das katholische, in diesem Land so beliebte Muster, das im Abspalten der eigenen negativen Anteile und in der Projektion auf andere besteht. Und da ist vor allem auch der mit einer Musikerin verheiratete Psychiater Raffael Horn, ein gewiefter Praktiker, der sich im trostlosen Alltag des Krankenhauses bis zur Abstumpfung aufreibt, aber im entscheidenden Augenblick instinktiv das Richtige tut.

In diesen porträtierenden Passagen spielt Paulus Hochgatterer seine Stärken bravourös aus. Wo anderen Schriftstellern zur Konstruktion einer komplexen Identität schlicht das Handwerk fehlt, agiert dieser Schriftsteller souverän und entwirft vielschichtige, ambivalente Charaktere. Das kleinstädtische Figuren- und Kuriositätenkabinett kompensiert an Lesevergnügen, was der Roman in den ermüdenden Passagen einbüßt, in denen die Handlung versickert und die Dialoge sich allzu belanglos dahinschlängeln. Wo der österreichische Schriftsteller das Böse im Zuckerguß verpackt und als vergiftete Pralinés anbietet, erliegt man ihm auf der Stelle.

PIA REINACHER

Paulus Hochgatterer: "Die Süße des Lebens". Roman. Deuticke Verlag, Wien 2006. 294 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Paulus Hochgatterer ist mit seinem Österreich-Krimi "Die Süße des Lebens" eine "scharfe Gesellschaftsstudie" gelungen, lobt Rezensent Franz Haas. Der Autor erzähle, wie inmitten einer idyllischen Landschaft ein grauenerregender Mord geschieht, der der einzigen Augenzeugin, der siebenjährigen Enkelin des Opfers, die Sprache raubt. Hochgatterer schildere die Aufklärung des Verbrechens abwechselnd aus der Perspektive der vier Hauptfiguren, darunter eines Kinderpsychologen, eines Kriminalpolizisten, eines spleenigen Paters und eines sadistischen Halbwüchsigen. Dabei trifft er die Sprache seiner Personen im Allgemeinen zwar gut, lobt der Rezensent. Allerdings bemängelt er einen Hang des Autors zur narrativen Behäbigkeit, so dass die "geringe Spannung" der Sprache die Faszinationskraft der Krimihandlung einschränke. Doch im genauen Blick seiner Darstellung des Seelenlebens der Provinz gelingt dem Autor nach Ansicht des Rezensenten ein "beeindruckend schauriges Panorama" einer nur scheinbar heilen Idylle und ein tiefgehendes Gesellschaftsporträt Österreichs.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ein beeindruckendes Buch. Fein und vorsichtig erzählt...Nicht einfach nur ein Krimi, es ist eine Geschichte über das Leben und darüber, zu welchen Abgründen man gelangt, wenn man den richtigen Weg verpasst." Christine Westermann, WDR 2, 09.07.06

"...ein reines Vergnügen... spannend, mit Sorgfalt komponiert und prägnant." Daniela Strigl, Falter, 31.07.06

"Er formuliert schlanke, ungemein anschauliche Sätze, deren Eigentliches zwischen den Zeilen steht. (...) auch darin beweist er Meisterschaft: Nie knarrt bei ihm der Mechanismus, die Spannung des Unheimlichen steigt bruchlos von Kapitel zu Kapitel." Ulrich Weinzierl, Literarische Welt, 30.09.06

"Wenn es mit rechten Dingen zugeht, müsste Paulus Hochgatterer mit 'Die Süße des Lebens' nun endgültig dem Status des Geheimtipps entwachsen sein, den er vor allem für das deutsche Publikum noch immer hat. ... Hochgatterers Roman ist ein reines Vergnügen, ein Krimi, der bei allem Witz die Gesetze des Krimis achtet, der also spannend ist, mit Sorgfalt komponiert und prägnant... Vor allem aber ist die Sprache dem, was der Autor erzählen will, angemessen wie ein Handschuh." Daniela Strigl, Literaturen, 10/06

"Ein beeindruckend schauriges Panorama aus der globalisierten Provinz...eine scharfe Gesellschaftsstudie aus den trostlos opulenten Zeiten heute, hier im tiefsten Österreich und überall, wo Wohlstand und Verwahrlosung sich dicht verflechten." Franz Haas, NZZ, 21.11.2006

"Wo der österreichische Schriftsteller das Böse im Zuckerguss verpackt und als vergiftete Pralinés anbietet, erliegt man ihm auf der Stelle." Pia Reinacher, FAZ, 10.11.2006

"In beeindruckender Tiefenschärfe und Präzision verschränkt Paulus Hochgatterer die Ebenen in seinem Roman, schafft er aus sieben wechselnden Perspektiven, Wahrnehmungen und Ausdrucksweisen sowohl den packenden Thriller-Spannungsbogen vom Mord zum Mörder als auch eine beunruhigende Seelenlandschaft (...) Ein beeindruckender Roman, dessen prägnante Prosa nicht auf Effekte zu zielen braucht. Mit genau gesetzten Motiven, mit den feinen Überschneidungen und Verbindungen in den sieben Figurperspektiven schafft Hochgatterer in großer Stilsicherheit eine ganze, hintergründige Welt: von einer kleinen Hand, die tagelang Mensch-ärger-dich-nicht-Kegel umschlossen hält, bis zu den Sternen, die der Kommissar im Fernrohr sieht." Klaus Zeyringer, Standard, 05.08.06

"Ein psychologischer Thriller mit einer raffiniert komponierten Handlung und markanten Charakteren." Werner Fuld, Focus, 14.08.06

"Paulus Hochgatterers mitreißender Roman entwirft das Sittenbild eines Mikrokosmos." Ulrich Rüdenauer, Tagesspiegel, 03.09.06

"In seinem Roman pflegt Paulus Hochgatterer den langen Atem, nimmt sich Zeit für Nebenhandlungen, verzahnt seine Motive sorgfältig, formuliert präzise... Ein kleines dunkles Universum entsteht so..." Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau, 05.09.06

"Ginge es mit rechten Dingen zu, müsste Paulus Hochgatterer damit die Schmallmauer der Bestsellersphäre durchstoßen. (...) Überhaupt zählt die Präzision des Ausdrucks zu seinen hervorstehenden Qualitäten." Ulrich Weinzierl, Literarische Welt, 30.09.06
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