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Über die Zerbrechlichkeit des Glücks und die Rückkehr ins Leben Nora, Mitte vierzig, ist vor zwanzig Jahren aus Deutschland nach New York gezogen. Durch Zufall lernt sie die junge Amerikanerin Amy kennen, die bei den Anschlägen vom 11. September ihren Mann verloren hat. Auch Noras Leben wurde einst vom Terror aus der Bahn geworfen. Ihr Mitgefühl mit der anderen Frau wird zur Obsession. Sie will wissen, wie Amys Leben weitergeht, und folgt ihr. Nora wird zur Stalkerin. "Überzeugend und berührend" (Die Zeit)

Produktbeschreibung
Über die Zerbrechlichkeit des Glücks und die Rückkehr ins Leben
Nora, Mitte vierzig, ist vor zwanzig Jahren aus Deutschland nach New York gezogen. Durch Zufall lernt sie die junge Amerikanerin Amy kennen, die bei den Anschlägen vom 11. September ihren Mann verloren hat. Auch Noras Leben wurde einst vom Terror aus der Bahn geworfen. Ihr Mitgefühl mit der anderen Frau wird zur Obsession. Sie will wissen, wie Amys Leben weitergeht, und folgt ihr. Nora wird zur Stalkerin.
"Überzeugend und berührend" (Die Zeit)
Autorenporträt
Frankenberg, PiaPia Frankenberg, geboren 1957 in Köln, ist nach einem Schauspielstudium in Hamburg seit 1981 Regisseurin und Produzentin eigener Kurz- und Spielfilme, u.a. «Nicht nichts ohne Dich» (Max-Ophüls-Preis 1986) und «Brennende Betten» (1988, mit Ian Dury in der Hauptrolle). 1996 veröffentlichte sie ihren ersten Roman «Die Kellner und ich», 2001 «Klara und die Liebe zum Zoo». Zuletzt erschien der Roman «Nora» (2006). Pia Frankenberg lebt in New York.
Rezensionen
Überzeugend und berührend Die Zeit

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Parallelen zu Ibsens Nora seien kaum zu übersehen, findet Hannelore Schlaffer. Die ebenso unglückliche Romanfigur aus Pia Frankenbergs gleichnamigem Roman sei eine von Katastrophen verfolgte Enkelin ihres Vorbilds, an das sie jedoch nicht heranreiche. Die Rezensentin bemängelt, dass die Autorin ihre Protagonisten in jede nur erdenkliche aktuelle Katastrophe verwickle, von Drogenkonsum über Terrorismus bis zu Stalking werde nichts ausgelassen. Dabei sei keinerlei psychologische Motivation zu erkennen, ärgert sich Hannelore Schlaffer, die Figuren trügen eine "emotionale Standardkleidung" und fänden ihre politisch korrekte Ruhe nur im erträumten Familienglück. Außerdem stört sie sich an der nur vorgetäuschten "virtuosen Erzählkunst". Zuviel Austauschbarkeit, zuwenig Profil, lautet das Fazit der Rezensentin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.07.2006

Fernsehen geht nur in Jeans
Hauptsache, problematisch: Pia Frankenbergs Romanverwirrspiel

Nicht zufällig heißt die Heldin in Pia Frankenbergs Roman Nora. Doch ist sie eine Nora, die das Puppenheim nie betreten hat und die Wärme des Lebens nur ahnt. Vom ersten Freund hat sie sich getrennt, eine Mutter verachtet sie und ist vor ihr dauernd auf der Flucht, die flehenden Briefe der Verstoßenen bleiben ungelesen, bedrücken aber Nora dennoch, eine Kameradschaftsehe, die sie eingeht, gibt wenig Befriedigung und Gelegenheit zu Nebenlieben. Wo auch immer diese Enkelin von Ibsens Figur um sich schaut und hinter sich, tauchen Katastrophen auf: kindlicher Haß, Verdächtigungen als Drogenkonsumentin, gar als Terroristin und noch dazu eine, die möglicherweise in die Flugzeugentführung der RAF verwickelt gewesen sein könnte, ein gelegentlicher Aufenthalt in der Psychiatrie und am Schluß des Romans der Ausbruch des Irak-Krieges. Das sind die Schrecken, die aus der Vergangenheit auftauchen oder in nächster Zukunft die Heimatlose bedrohen. Der 11. September ist das neueste Unglück, das sie geschlagen und zur Stalkerin gemacht hat. Bei diesem lokalen Weltbrand hat Nora Amy entdeckt, die Beheimatete, die sorgende Mutter, die leidenschaftliche Gattin, der das Attentat den über alles geliebten Mann raubte. Nora bewegt das Schicksal der gebrochenen Frau, sie verfolgt die Unglückliche in obsessiver Sorge um deren Heil.

Für heftige Seelenregungen lassen sich auch im Leben schwer Gründe angeben, um so mehr erübrigen sie sich in der Literatur. In allen Katastrophenfällen, die Noras Leben romanhaft machen, waltet statt einer erkennbaren Ursache jene Ratlosigkeit, die sie sich selbst im Zusammenhang mit der Anklage wegen Drogenbesitzes vorsagt: "Etwas hatte ihr Leben berührt, das mächtig war, mächtiger als sie alle, und unkontrollierbar. Plötzlich waren sie und Freddy nicht länger gewöhnliche Mitglieder der Gesellschaft. Das Wort Terrorist löste ein neues, bisher unbekanntes Gefühl des Ausgestoßenseins in ihr aus." Die Besessenheit, mit der Nora Amy verfolgt, scheint denn auch nur durch die Tatsache motiviert zu sein, daß Stalken ein aktuelles Thema ist. Auch alle anderen Erlebnisse erwecken den Verdacht, daß Pia Frankenberg die Katastrophenmeldungen der Medien zu aufmerksam gelesen hat. Ihre Figuren tragen eine emotionale Standardkleidung, so etwas wie die Jeans des Fernsehkonsumenten. Nicht nur dessen Lust am Drama, auch Zukunftsträume werden im Roman respektiert. Ganz der neuesten politischen Werbung entsprechend, gibt es Ruhe nur im Familienglück.

Mangelnde Aktualität kann man Frankenbergs Roman nicht vorwerfen, eher Mangel an psychologischer Sensibilität. Es wäre gleichgültig, ob sich die in die Welt geworfene Nora dem 11. September oder dem Tsunami gegenübersähe, ob sie Stalkerin oder Fetischistin wäre, Drogenkonsumentin oder Anorektikerin; wichtig ist, daß sie auserlesen problematisch ist. Ebenso klischeehaft ist das Gegenbild des Glücks in der Familie, das Amy vertritt. Das einsame Sterben von Noras Mutter hat den Vorteil, auch noch das Thema Alter und Tod einzublenden.

Segen und Unsegen einer individuellen Existenz sind in den Lebensläufen Noras und Amys in kleinen Abschnitten kontrastiert; die Erzählung springt zwischen den beiden Biographien hin und her und läßt dabei gerne einen Augenblick lang den Leser im ungewissen darüber, von wem denn nun gerade die Rede sei. Soll so der Schein einer virtuosen Erzählkunst entstehen, die über die naheliegende Thematik hinwegtrösten könnte? Orientierungsschwierigkeiten entstehen vor allem dadurch, daß die Figuren keine Gestalt, sondern nur einen Namen haben; einmal genannt, sind sie schon da: Nora, Amy! Danach sind sie Personalpronomina, sie agieren als dritte Person Singular, in ihren Handlungen unterscheiden sie sich wie hell und dunkel auf einer Schwarzweißfotografie. Ob da das Buntfernsehen nicht doch besser unterhält?

HANNELORE SCHLAFFER.

Pia Frankenberg: "Nora". Roman. Rowohlt Verlag, Berlin 2006. 250 S., geb., 18,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Ein Buch, das so schön ist wie Pia Frankenbergs Filme. Die "tageszeitung" über "Die Kellner und ich"