Als im Mai 1945 der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, war Deutschland eine Ruinenlandschaft. Die meisten Großstädte lagen in Schutt und Asche. Mehr als 3,5 Millionen Wohnungen waren zerstört, dafür lagen rund 400 Millionen Kubikmeter Schutt herum. Eine Trümmerwüste, die nur wenig Raum für Hoffnungen
ließ.
Die Folgen des Krieges waren allgegenwärtig. Die Menschen hungerten, froren und wussten oft…mehrAls im Mai 1945 der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, war Deutschland eine Ruinenlandschaft. Die meisten Großstädte lagen in Schutt und Asche. Mehr als 3,5 Millionen Wohnungen waren zerstört, dafür lagen rund 400 Millionen Kubikmeter Schutt herum. Eine Trümmerwüste, die nur wenig Raum für Hoffnungen ließ.
Die Folgen des Krieges waren allgegenwärtig. Die Menschen hungerten, froren und wussten oft nicht, wie es am nächsten Tag weitergehen sollte. Weil aber viele Männer im Krieg gefallen oder noch in Kriegsgefangenschaft waren, machten sich die Frauen daran, die Trümmer des Krieges wegzuräumen: die Trümmerfrauen.
Die Germanistin und Kulturwissenschaftlerin Antonia Meiners hat nun dieser Generation von Frauen mit dem vorliegenden Bild-Text-Band „Wir haben wieder aufgebaut“ ein Denkmal gesetzt. Während der Arbeit an diesem Buch interessierten die Autorin und Herausgeberin vor allem die Erinnerungen von lebenden Zeitzeuginnen. Diese befragen zu können, war für sie immer wieder ein berührender Moment.
Da erinnern sich z. B. die 100jährige Schriftstellerin Elfriede Brüning oder die ehemalige FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher an jene schweren Anfangsjahre. Aber auch ein-fache Frauen kommen zu Wort, wie die Münchnerin Gisela Lange, die das Kriegsende in Dachau erlebte. Es ist eine Generation, die es in wenigen Jahren nicht mehr geben wird.
Neben diesen authentischen Erinnerungen erzählt Antonia Meiners, die die Stunde Null selbst als kleines Mädchen miterlebt hat, in ergreifenden Geschichten und Episoden von den Entbehrungen der ersten Nachkriegsjahre. Angefangen von Flucht und Vertreibung und dem ungewissen Neuanfang in der Fremde, vom Hungerwinter 1946/47, vom Schwarzmarkt und vom Leben in Notquartieren berichten die 160 Seiten.
Stets auf sich allein gestellt, mussten die Frauen den Alltag organisieren. Da erhebt sich für Meiners die Frage: Warum haben die Frauen diesen historischen Moment nicht genutzt, um sich stärker beruflich oder politisch zu positionieren? Offensichtlich haben sie all ihre Kräfte dafür gebraucht, das Überleben zu sichern und auch etwas Freude in den tristen Alltag zu bringen.
Neben weiteren privaten Tagebucheinträgen und autobigrafischen Aufzeichnungen machen vor allem zahlreiche Dokumente und bisher unveröffentlichte Fotos diesen Bild-Text-Band zu einem wichtigen Zeitdokument - besonders für die heutige Enkel-Generation, denn ihre Großmütter waren es, die den Grundstein für unseren Wohlstand gelegt haben.
Manfred Orlick