Die unglaublichste Geschichte aller Zeiten
An dieser Frage scheiden sich die Geister nicht nur der Ungläubigen. Die unbefleckte Empfängnis. Wie ging das wohl vonstatten? Maria Elisabeth Straub versucht in ihrem Roman “Das Geschenk” eine Geschichte um diese Empfängnis herum zu spinnen. Schließlich
hatte Maria vorher ein Leben und hinterher auch. Dieser Versuch gelingt und zugleich scheitert…mehrDie unglaublichste Geschichte aller Zeiten
An dieser Frage scheiden sich die Geister nicht nur der Ungläubigen. Die unbefleckte Empfängnis. Wie ging das wohl vonstatten? Maria Elisabeth Straub versucht in ihrem Roman “Das Geschenk” eine Geschichte um diese Empfängnis herum zu spinnen. Schließlich hatte Maria vorher ein Leben und hinterher auch. Dieser Versuch gelingt und zugleich scheitert er.
Nazareth vor 2000 Jahren. Eine Frau wartet auf das Sterben ihres Mannes, die Familie mit ihr auf den Tod des Oberhauptes. Während die Stunden der Nacht langsam vergehen, lässt die Frau ihr Leben Revue passieren. Beginnend bei ihrem zwölften Lebensjahr, als sie von ihrem eigenen Vater geschwängert wird. Der Zwangsheirat mit dem ungeliebten, dreißig Jahre älteren Zimmermann um die Schande zu vertuschen. Der Lüge mit der sie ihrem “in Schande” gezeugten Sohn einen ehrenvollen Platz in der Gesellschaft sichert. Bis zu dieser Nacht, in der ihr sterbender Mann die Wahrheit zu wissen verlangt. Wird sie diese aus Liebe preisgeben?
Die Ich-Erzählerin im Roman nennt ihren Mann immer nur “den Hölzernen”, als Synonym für seinen Beruf und seinen Charakter. Der Begriff Hölzern ließe sich aber auch auf das ganze Buch anwenden. Zu Beginn ist es erst einmal schwierig alle Figuren auseinanderzuhalten. So viele Söhne, Töchter und Schwiegertöchter, Tanten, Onkel und Nachbarn gilt es zu unterscheiden. Das verlangt höchste Konzentration und verwirrt trotzdem. Außerdem springt die Erzählung zwischen der Sterbenacht und der Vergangenheit hin und her ohne das dies für den Leser immer sofort erkennbar ist. Den Sprachtonus hat die Autorin allerdings sehr gut getroffen. Das liest sich wirklich, als wenn eine Frau von vor 2000 Jahren spricht.
Ärgerlich sind die Entnahmen von Bibelzitaten, die im Text als kluge Weisheiten der erzählenden Frau zugesprochen werden oder auch die platten Sätze, die die Autorin den Sohn sprechen lässt: Sorge dich nicht. Lebe! oder Nichts ist unmöglich.
Ich kannte Maria Elisabeth Straub bislang nur von den Krimis, die sie zusammen mit Martina Borger schreibt. Diese haben mich, vor allem wegen der psychischen Raffinesse immer begeistert. Aus diesem Grund habe ich überhaupt zu diesem Buch gegriffen und auch weil die Grundidee spannend ist und neugierig macht. Leider kann Maria Straub alleine nicht an das Niveau des Krimi-Duos heranreichen. Schal und blutleer liest sich der Roman, mühsam kämpft man sich durch die Seiten. Schade. Straub lässt ihre Erzählerin einmal über ihren Mann denken: “Da erzählt man ihm die unglaublichste Geschichte aller Zeiten - und er? Kein Wort.” Genau so ist es.