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Produktdetails
Trackliste
CD
1Parasol - Album Version00:03:55
2Sweet The Sting - Album Version00:04:14
3The Power Of Orange Knickers - Album Version00:03:35
4Jamaica Inn - Album Version00:04:02
5Barons Of Suburbia - Album Version00:05:20
6Sleeps With Butterflies - Album Version00:03:35
7General Joy - Album Version00:04:12
8Mother Revolution - Album Version00:03:58
9Ribbons Undone - Album Version00:04:30
10Cars And Guitars - Album Version00:03:44
11Witness - Album Version00:06:03
12Original Sinsuality - Album Version00:02:02
13Ireland - Album Version00:03:47
14The Beekeeper - Album Version00:06:49
15Martha's Foolish Ginger - Album Version00:04:21
16Hoochie Woman - Album Version00:02:34
17Goodbye Pisces - Album Version00:03:36
18Marys Of The Sea - Album Version00:05:08
19Toast - Album Version00:03:40
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.02.2005

Die Bienenkönigin
Der Honig der pastoralen Denkungsart: Tori Amos mag es poetisch

"The sexiest thing in life is trust": Eine Frauenstimme singt diese Behauptung mit viel Überzeugungskraft, weich und sehr gefühlvoll. Danach driftet sie ab: Von Piraten ist auf einmal die Rede, die vor der Küste angelegt haben, von Kapitänen, von Peggy Ann, die Flicken auf die Hose nähen soll, und - von Rebecca. Wer zum Teufel ist Rebecca? "How was I to know the pirates have come between Rebecca's beneath your firmaments?" Schleichen sich die Piraten hinter Rebecca in das Herz der Heldin und stehlen ihr den Mann? Aber warum heißt der Song dann "Jamaica Inn"? Und wem gehört eigentlich das Firmament?

Um hinter die Bildersprache einer Tori Amos zu kommen, braucht es mehr als einen Song oder die achtzig Minuten, die ihr neues, am Montag erscheinendes Album "The Beekeeper" dauert. Es braucht mitunter ein ganzes Leben - ein Frauenleben. Wenn es eine Sängerin gibt, die weibliche Spiritualität verkörpert, dann die elfenhafte, rothaarige Tori Amos. Jetzt, nachdem sie Mutter geworden ist, gibt sie sich völlig ihren beiden Leidenschaften hin: Musik und mystisch aufgeladene Natur. Auf "The Beekeeper" schaut uns eine sorgfältig gestylte Naturgöttin tief in die Augen. Die Bienenwabe, Zeichen fleißiger Fruchtbarkeit, ist nicht länger nur CD-Hüllen-Ornament, sie ist zum Symbol geworden: für eine Musik, die sich zwischen einer Poesie der Wörter und einer Poesie der Stimme nicht entscheiden kann und dabei der musikalischen Komposition entgleitet. Sung Poetry könnte man das nennen, was Tori Amos nun hauptsächlich betreibt.

Nicht alle Songs sind atmosphärische, extrem low-fi gehaltene Balladen. Das zweite Stück zum Beispiel ist ein echter Hit: Auf "Sweet the Sting" groovt Tori Amos, stellt ihre Stimme in den Dienst des Tanzrhythmus, flirtet nicht nur mit ihrem Duettpartner Damien Rice, sondern auch mit einer Wah-Wah-Gitarre. Dadurch schafft sie das, was sie sich und uns sonst versagt: gegenwärtige Leichtigkeit. Es ist nun nicht so, daß die Pastorale, die sie uns statt dessen liefert, mit Pop nicht konkurrieren könnte: Das Mädchen mit dem Sonnenschirm, ins kulturelle Gedächtnis gepinselt durch den französischen Impressionismus - auf "Parasol" taucht es wieder auf. Ein schönes Bild für jeden, der zwischenzeitlich genug vom alltäglichen, schnell vergänglichen Trubel hat, und ein passendes Bild für Tori Amos, die sich in den letzten Jahren der Fast-food-Musik konsequent verweigert hat.

Dafür vergöttern sie ihre Fans, die "Toriphiles", wie sie sich selber nennen, wie einen weiblichen Guru; dafür und für den New-Age-Ansatz, den Tori Amos auch jetzt wieder verfolgt. Biblische Bilder - die Frau mit den flachsblonden Haaren, die neben dem Bienenkorb steht: eine Reminiszenz an die christliche Malerei des Mittelalters - entzücken die Toriphiles ebenso, wie das die keltischen Mythen und die Naturphilosophie der amerikanischen Ureinwohner tun. Tori wirft das alles in einen Topf. Für ihre Anhänger: lecker. Für ihre Kritiker: esoterischer Kitsch.

Auch musikalisch ist die Sängerin, die 1992 mit "Little Earthquakes" ihren ersten großen internationalen Erfolg verzeichnete, alles andere als unumstritten. Während die einen sie als Independent-Ikone der neunziger Jahre feiern, als Diva des intelligenten Singer/Songwriterinnen-Kosmos zwischen Björk und PJ Harvey, ist sie für ihre Kritiker wenig mehr als ein Kate-Bush-Abklatsch. Und wenn ihre zumeist weiblichen Fürsprecher den feministischen Ansatz loben und das Engagement für Vergewaltigungsopfer, verrechnen die zumeist männlichen Kritiker sie unter "Mädchenmusik".

Aber Mädchenmusik macht das ehemalige "Cornflake-Girl" nicht mehr. Im Gegenteil: Mit einundvierzig neigt sich Tori Amos ihrer literaturversessenen Mutter zu. Richtig Spaß macht es, die Platte zu hören, dabei die abgedruckten Texte zu lesen, nach Metonymien, Oxymoronen und rätselhaften Bildern zu suchen und diese dann zu entschlüsseln. Die Musik stört dabei nicht.

NADJA GEER

Tori Amos, The Beekeeper. Epic 519425 (Sony)

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