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Fünftes Album der Ausnahmeband - damit toppen sie sogar den Elephanten. Mit "Elephant" gelang dem Duo aus Detroit weltweit der kommerzielle Durchbruch. Nach all den Platin- und Goldauszeichnungen (letztere auch in Deutschland) haben sich die White Stripes als Band ein wenig rar gemacht Jack White produzierte zwischenzeitlich Alben (z.B. Loretta Lynn) und kassierte Grammys. Meg White gab Gastauftritte in Videos (Detroit Cobras) und gemeinsam standen sie für Kultregisseur Jim Jarmusch vor der Kamera. Mit "Get Behind Me Satan" liefern sie uns nun das fünfte Kapitel ihres Gesamtkunstwerkes und…mehr

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Produktbeschreibung
Fünftes Album der Ausnahmeband - damit toppen sie sogar den Elephanten. Mit "Elephant" gelang dem Duo aus Detroit weltweit der kommerzielle Durchbruch. Nach all den Platin- und Goldauszeichnungen (letztere auch in Deutschland) haben sich die White Stripes als Band ein wenig rar gemacht Jack White produzierte zwischenzeitlich Alben (z.B. Loretta Lynn) und kassierte Grammys. Meg White gab Gastauftritte in Videos (Detroit Cobras) und gemeinsam standen sie für Kultregisseur Jim Jarmusch vor der Kamera. Mit "Get Behind Me Satan" liefern sie uns nun das fünfte Kapitel ihres Gesamtkunstwerkes und gehen sowohl optisch als akustisch neue Wege. Die 13 Songs komponiert an Piano, Gitarre und Marimba und in guter Tradition zuvor nicht öffentlich live gespielt, wurden im eigenen Third Man Studio in Detroit aufgenommen. An den Reglern stand ihr bewährter Live-Tontechniker und obwohl manche Tracks danach klingen, als sei ein komplettes Orchester aktiv, sind es doch nur Jack Whites ausgefeilte Arrangements von Piano und Bass, die diesen Eindruck erwecken. Für eine später in diesem Jahr erscheinende Vinylversion werden Meg und Jack erneut ein Studio aufsuchen und alle Tracks neu "live on tape" einspielen.
Trackliste
CD
1Blue Orchid00:02:37
2The Nurse00:03:47
3My Doorbell00:04:01
4Forever For Her (Is Over For Me)00:03:15
5Little Ghost00:02:18
6The Denial Twist00:02:35
7White Moon00:04:01
8Instinct Blues00:04:16
9Passive Manipulation00:00:35
10Take, Take, Take00:04:22
11As Ugly As I Seem00:04:09
12Red Rain00:03:52
13I'm Lonely (But I Ain't That Lonely Yet)00:04:19
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.06.2005

Dem Teufel ein Schnippchen
Minirock: Die "White Stripes" drehen und wenden, wie sie's wollen

Vor zwei Jahren frohlockte er: "Wer Fortschritte verlangt, den muß ich enttäuschen. Mit dieser Band wird es keine Entwicklung geben." Jetzt ist Jack White seiner Maxime untreu geworden. Mit seiner Schwester Meg - oder seiner geschiedenen Ehefrau, wie Detroiter Lokalreporter herausgefunden haben wollen - hat er ein neues Album vorgelegt, das nicht als Fortsetzung der Erfolgsstory "Elephant" gedacht ist. Während die "White Stripes" 2003 noch mit manischem drive den Garagenpunkblues neu definierten, lebt ihr neuer Streich "Get Behind Me Satan" von einer fast abgeklärten Spielhaltung. Manche der neuen Lieder besitzen eine fast kontemplative Qualität.

Eigentlich dürfte man sich noch gar kein Urteil über das neue Album "Get Behind Me Satan" erlauben, denn es liegt bisher nur als CD vor. Nach der ehernen Doktrin der Vinyl-Fetischisten Meg und Jack White sollte man ihre Arbeit nur auf der Basis der guten alten Schallplatte bewerten. Kein Wunder, daß sie für die im Herbst angekündigte Vinyl-Ausgabe das jetzt erschienene Album noch einmal komplett neu einspielen wollen. Es handelt sich bei den Songs also lediglich um vorläufige digitale Arbeitshypothesen: An/Aus-Logik statt analoger Eins-zu-eins-Einfachheit. Erst das analoge Resultat mit der intendierten Wärme und Direktheit dürfte für die Lieder der wahre Prüfstein werden.

Dabei klingen die meisten schon jetzt aufregend genug: Im ausgekoppelten Singletitel "Blue Orchid" lassen zunächst "AC/DC" grüßen. Dann überhitzt das mit zwei Gitarren unisono eingespielte Riff plötzlich in einem Fieberanfall. Der Trost folgt auf dem Fuße: "The Nurse", von Marimba und Piano begleitet. Was als ein sehnsüchtiges Ruhelied beginnt - Meg White donnert mit ihrer Bum-paff-bum-Version vom Schlagzeugspiel immer wieder arhythmisch in die Idylle hinein -, erliegt alsbald atonalen Einsprengseln der Gitarre und des Pianos. Selbst in der Schutzzone Krankenbett kann man sich nicht sicher sein.

Dann endlich das Hohelied der Hysterie, die Abwehr des Normalen. Jack Whites schneidender Falsett-Gesang konterkariert in "My Doorbell" das hölzern-stampfende Getrommel. Fast erinnert das Ende an den Sixties-Kracher "Wild Thing" von den "Troggs". Doch die Songs drohen immer wieder strukturell zu zerfallen - wie ein Lego-Puzzle, in dem die Steine nicht mehr richtig greifen. Die neuen Stücke haben Groove-Stopps und Sentimentalitätsfilter eingebaut - gerade so, als würde das Duo aus Michigan seiner eigenen Angriffslust inzwischen mißtrauen.

Vielleicht ist es ohnehin das letzte Album der als Retter des Rock gefeierten anachronistischen Antihelden. Jack White sieht kaum noch Möglichkeiten, sich gegen die fortschreitende Kommerzialisierung ihres manischen Minimalistenrocks wehren zu können. Dabei ist das neue Album alles andere als mainstreamtauglich. In seinen besten Momenten, dem neurotisch aufgeladenen "Denial Twist" oder der hypnotisch stolpernden Rita-Hayworth-Hommage "Take, Take, Take", versöhnt sich das Schartige der frühen Bluessänger mit den zerkratzten Sehnsüchten zu spät gekommener Punker. Jack und Meg entpuppen sich einmal mehr als Meister der Reduktion und als Gegner jeglicher Verschwendung, damit als Feinde des Pop - denn Pop lebt aus dem Schwelgen im Exzeß. Die "White Stripes" setzen dagegen auf asketische Strenge: Gesang, Gitarre, Schlagzeug - schwarz, weiß, rot - Story, Melodie und Rhythmus. Ihr Bandname huldigt dem amerikanischen Candy-Design und rekurriert auf einen rot-weiß gestreiften Pfefferminzbonbon-Klassiker. Rot steht für Zorn und Dynamik, Weiß für Unschuld und Feingefühl. Das hinzutretende Schwarz in Bühnen-Outfit und Plattendesign aber symbolisiert als Abwesenheit von Farbe den Abgrund, in den alle Gefühlsseligkeit stürzt. Die "White Stripes" wirken deshalb oft wie störrische Kinder, die in ihren längst zerbrochenen Spielsachen stochern, um im Sperrmüll der Klänge das Alte, das Vergangene, gleichwohl Wertvolle zu bewahren. Kein Wunder, daß sie im Studio und auf der Bühne nur Geräte einsetzen, die vor 1965 gebaut wurden. Und das hört man ihren rudimentären Rocksongs an.

Im "Instinct Blues" mit seinem kakophonischen Gitarrengesplitter erscheint die bedingungslose Spielhaltung als existentielle Notwendigkeit. Oder auch "Red Rain", das mit quietschenden Slide-Tönen und harmlosem Toy-Piano-Geklimper beginnt und in einem wummernden Wutanfall endet. Dazwischen immer wieder seltsam klappernde Folksongs und Bluegrass-Beschwörungen mit Akustikgitarre, Bongos, Piano und Marimba. Sie klingen so staubig und abgehangen wie verirrte Echos aus den düsteren Jahren der Depression. Das rasselt, klirrt und scheppert, daß es nur so eine Freude ist. Alle Lieder besitzen den Charme des Unfertigen: Ex-und-Hopp-Songs, zum alsbaldigen Verbrauch bestimmt.

Doch schon nach kurzer Zeit gewinnt das Hastig-Skizzenhafte eine beunruhigende Sogwirkung. Mehr kann man von Rockmusik heute nicht mehr verlangen: "Das Konzept der Rebellion funktioniert im Rock nicht mehr, zumindest nicht in Amerika. Wogegen soll man noch rebellieren, wenn inzwischen fast alle abweichenden Verhaltensformen von den Eltern und der Gesellschaft akzeptiert werden?" fragt Jack White. Und er setzt in seiner Ernüchterung noch eins drauf: "Ich gucke keine Nachrichten, ich interessiere mich nicht für Politik. Wenn nicht mal die ,Beatles' etwas ändern konnten, wie soll uns das gelingen?"

PETER KEMPER

The White Stripes, Get Behind Me Satan. XL/ Beggars Group 191 (Indigo)

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