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Verfolgung, Existenzangst und Neuanfänge in der Fremde - das sind die Erfahrungen des jungen Juden Carl Schwarz, als er 1950 in Brooklyn Emmi kennenlernt, die wie er aus Bayern stammt. Sie hat Deutschland nach dem Krieg verlassen, und wie er will auch sie ein neues Leben beginnen. Carl findet bei Emmi die Heimat, die er elfjährig verlassen musste, und lebenslange Liebe und Geborgenheit. Über die Vergangenheit reden beide nicht - zu schmerzhaft sind die Erinnerungen an das, was war. Jahrzehnte später wird Carl von einer Freundin gebeten, den schriftlichen Nachlass ihres verstorbenen Ehemannes…mehr

Produktbeschreibung
Verfolgung, Existenzangst und Neuanfänge in der Fremde - das sind die Erfahrungen des jungen Juden Carl Schwarz, als er 1950 in Brooklyn Emmi kennenlernt, die wie er aus Bayern stammt. Sie hat Deutschland nach dem Krieg verlassen, und wie er will auch sie ein neues Leben beginnen. Carl findet bei Emmi die Heimat, die er elfjährig verlassen musste, und lebenslange Liebe und Geborgenheit. Über die Vergangenheit reden beide nicht - zu schmerzhaft sind die Erinnerungen an das, was war. Jahrzehnte später wird Carl von einer Freundin gebeten, den schriftlichen Nachlass ihres verstorbenen Ehemannes durchzusehen, eines Holocaust-Überlebenden. Nur widerwillig macht sich Carl an die Arbeit - und stößt in den Briefen und Unterlagen aus dem KZ Dachau auf Hinweise aus Emmis Vergangenheit. Das Fundament aus Verschweigen und Halbwahrheiten, auf dem ihr gemeinsames Leben basierte, beginnt zu zerbrechen ...
Autorenporträt
Schenkel, Andrea Maria
Andrea Maria Schenkel, geboren 1962, lebt in Regensburg. 2006 erschien ihr Debüt Tannöd, mit dem sie großes Aufsehen erregte. Der Roman wurde 2007 mit dem Deutschen Krimi Preis, dem Friedrich-Glauser-Preis und der Corine, 2008 mit dem Martin Beck Award für den besten internationalen Kriminalroman ausgezeichnet. Das Buch verkaufte sich über eine Million Mal, wurde in zwanzig Sprachen übersetzt und fürs Kino verfilmt. Für ihr zweites Buch Kalteis (2007) erhielt sie zum zweiten Mal in Folge den Deutschen Krimi Preis. Zuletzt erschienen Finsterau (2012) und Täuscher (2013).
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Eine junge Frau verschwindet 1943 aus München, taucht unter und fängt in den USA neu an. Ein alter Mann, Carl, erinnert sich an seine Flucht mit Mutter und Schwester aus Deutschland. Auch er ging in die USA, wo er mit seiner Frau Emmy ein friedliches Rentnerleben führt. Doch er stößt auf Widersprüche: Wer war Emmy wirklich? Andrea Maria Schenkel erzählt die Geschichte von Carls Familie. Wie der jüdische Vater das KZ überlebte, vom Exil in Shanghai, parallel begegnet man der jungen Erna in München, die ihrer Tante bei illegaler Wahrsagerei und Abtreibungen hilft und schließlich einem KZ-Arzt in Dachau assistiert. Weit führt sie durch die Zeiten und die deutsche Geschichte, doch ein Spannungsbogen wird nicht daraus. Zu flach bleiben die Charaktere: Zwar folgt man dem jungen Carl gern durch die bunten Viertel der chinesischen Stadt, doch die Schilderungen des Flüchtlingslebens bleiben äußerlich und sind sprachlich dürftig. Ernas Münchner Jahre bieten zwar Einblicke in das verlogene Kleinbürgermilieu besonders der Frauen im Dunstkreis der SS, doch auch das bleibt weitgehend Lokalkolorit. Andrea Maria Schenkels Krimis leben von der Verdichtung authentischer Fälle. In ihrem ersten großen Roman reicht die Inspiration durch die Wahrheitssuche am Ende eines Lebensweges nicht aus.

© BÜCHERmagazin, Lore Kleinert

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.04.2016

Ein Hauch von "Casablanca"

Die Krimiautorin Andrea Maria Schenkel wagt sich an größere Verbrechen: Ihr Roman "Als die Liebe endlich war" führt Juden auf der Flucht vor Hitler nach China.

Mit ihren weltweit erfolgreichen Kriminalgeschichten hatte es Andrea Maria Schenkel von vornherein auf mehr abgesehen als auf unterhaltsame Spannungserzeugung und das Ergötzen an menschlichen Abgründen. Sie tendierten immer wieder zum historischen Roman, damit zur exemplarischen Aufklärung über die Vergangenheit. So wurde in ihrem letzten Roman, "Täuscher" (2013), durch die Darstellung eines Delikts in der Zwischenkriegszeit die verfassungswidrige Tätigkeit der Volksgerichtshöfe in ihrer bayerischen Heimat kritisch beleuchtet.

In ihrem neuen Buch "Als die Liebe endlich war" hat sie die Grenzen ihres Erzählens nun noch einmal erweitert. Es ist entgegen dem etwas verquasten Titel gar nicht in erster Linie eine Liebesgeschichte, eher ein Zeit- oder Epochenroman im Sinne Thomas Manns mit Elementen des Abenteuerromans aus den seligen Zeiten, als eine Schiffsreise noch die Wunder des Ungekannten versprach.

Andrea Maria Schenkel erzählt zwei sehr verschiedene Emigrantengeschichten zunächst gesondert voneinander. Die erste beginnt im Regensburg des Jahres 1938. Erwin Schwarz und seine Frau Grete mit ihren Kindern Carl und Ida sind zunehmend antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt. In der Donau wird die erste Leiche eines jüdischen Selbstmörders gefunden, der die Arisierung seines Betriebs nicht verwinden konnte. Dessen Dokumente für eine Schiffspassage nach Schanghai gibt ein Freund an die Familie Schwarz mit der dringenden Empfehlung, das Land unverzüglich zu verlassen.

Sehr eindringlich werden hier die Illusionen geschildert, die im assimilierten Judentum nicht selten vorkamen. Der Arzt Erwin fühlt sich von den Nazis, wie Rudolf Borchardt es einmal ausdrückte, ins falsche Fach registriert: "Ich habe mit dem Judentum nichts zu tun, ich bin getauft. Und mehr noch, ich will damit nichts zu tun haben, weder als Konfession noch als Volkstum oder ich weiß nicht was. Ich bin Deutscher. Ich bin für mein Land in den Krieg gezogen und habe für mein Land gekämpft. Ich gehöre hierher, nirgendwohin sonst." So glaubt er, dass man ihm nichts antun werde.

Seine Frau aber sieht klarer: "Für die bin ich eine Hure, die sich eingelassen hat mit einem Juden. Für diese deutschen Volksgenossen lebe ich in Rassenschande, und unsere Kinder sind minderwertige Mischlinge." Es gelingt ihr, Erwin zu überzeugen, doch schon am Brenner wird er aus dem Zug geholt und verdankt seine Weiterfahrt nur dem befehlswidrigen Handeln eines mitleidigen italienischen Zöllners. Als sich aber im Nebenzimmer des schäbigen Hotels am Hafen von Genua ein Emigrant erschießt, ändert er seine Meinung. Er weigert sich zu Gretes tiefem Kummer, das Schiff zu betreten, und kehrt nach Deutschland zurück, wo er alsbald nach Dachau deportiert wird.

In der Beschreibung der Schifffahrt zeigt Andrea Maria Schenkel einmal mehr ihre Fähigkeiten der Erzeugung dichter Atmosphären. Die jüdischen Emigranten unter den Passagieren fühlen die Bedrohung, werden aber trotz der Diskriminierung einer luxuriösen Freiheit teilhaftig, solange sie das Schiff an den Zwischenstationen nicht verlassen wollen. Für die Kinder aber ist die Passage nach Schanghai ein großes Abenteuer. Die Bücher, die sich Carl aus der Bibliothek holt, geben der Autorin Gelegenheit, auf ihre Vorbilder von Robert Louis Stevenson bis Edgar Allan Poe anzuspielen. In Poes Raben, der Carl im Traum erscheint, kommt das Thema der Unwiederbringlichkeit in die Geschichte.

Die Stimmung im Speisesaal, in dem das Berliner Ehepaar Knoll sowie der Wiener Schönling und Lebemann Rudolf eine Tischgemeinschaft mit der Familie eingegangen sind, erinnert gelegentlich an die in "Rick's Café" aus dem unsterblichen Emigrantenfilm "Casablanca". In der Charakterisierung von Personen im sozialen Kontext ist die Erzählerin nach wie vor sehr stark. Da stört es nicht, dass sie öfter ziemlich willkürlich die Perspektive wechselt. Die Identifikation des Lesers mit der Gruppe ist jedenfalls so zwingend, dass ihm gelegentlich die Augen feucht werden.

In Schanghai gelingt es der kleinen Gemeinschaft trotz Schikanen und schließlich Gettoisierung durch die mit dem Reich verbündeten, sich als Herrenmenschen aufspielenden Japaner, mit Glück, Geschick und Hilfe durch die dortige jüdische Gemeinschaft ihre Existenz zu fristen. Mit Kriegsende wird schlagartig alles anders, die Emigranten sind nun frei. Carl geht mit den Knolls nach Amerika, Grete und Ida kehren aus Sorge um Erwin nach Deutschland zurück, wo sie ihn als gebrochenen Menschen wiederfinden. Ida geht schließlich nach Israel.

Die zweite Geschichte spielt 1938 bis 1943 in München. Es geht um Erna, die vom Lande als Haushälterin in die Wohnung ihrer Tante Marga kommt, einer Kartenlegerin und Engelmacherin, zu deren Klientel auch die neue Nazi-Prominenz zählt. Hier wird in sarkastischem Ton eine farbige Groteske der Anpassung und der Korruption geschildert, die nicht zufällig im zerbombten Fasching ihr Ende findet. Die Autorin treibt ihre gekonnte Technik der Personencharakteristik hier ins Karikaturistische. Die Wagner-Sängerin Trudi jubelt ihrem angebeteten SS-Mann Rudolf Sauer ein dem Führer gewidmetes Kind nach dem anderen unter, das ihr die Engelmacherin besorgt. Das ist nicht schwer, denn der Arzt Sauer ist oft unterwegs in Dachau und Auschwitz, um wie Josef Mengele Menschenversuche an den Häftlingen durchzuführen. Dabei assistiert schließlich Erna, das Mädchen für alles. Sie macht sich aber dann davon und verbringt die restlichen Jahre des Krieges wortkarg bei einem allein lebenden alten Bauern. 1946 verlässt sie Deutschland.

Carl findet der Leser erst 2010 in Larchmont, New York, wieder. Seit sechzig Jahren lebt er zufrieden mit seiner Frau Emmi in einem hübschen Häuschen in gepflegter Nachbarschaft. Von seiner deutschen Vergangenheit wollte er nie etwas wissen. Selbst die Briefe der Mutter hat er ungeöffnet beiseitegelegt. Dann aber bittet ihn eine Nachbarin um Übersetzung einiger Papiere aus Deutschland, gleichzeitig befragt ihn das Justizministerium zu einigen Angaben seiner Frau. Da erwachen plötzlich Erinnerungen, und Carl beginnt nachzuforschen und stößt schnell darauf, was seine geliebte Emmi unter den Nazis getan haben könnte.

Diese Zusammenführung der beiden Geschichten ist nicht sonderlich überraschend. Das ist an sich kein Mangel, aber so, wie es inszeniert ist, gerät es sehr nah an die triviale Frage, ob man den Menschen wirklich kennt, den man liebt, und steht damit in einem etwas banalen Verhältnis zu einer nicht selten ausufernden erzählerischen Herleitung.

Doch hält sich Andrea Maria Schenkel in der Belehrung zurück. Die allfällige Maxime, der Mensch dürfe die Vergangenheit nicht verdrängen, steht vielmehr zur Diskussion. Der Leser erwischt sich durchaus bei dem Gedanken, es wäre für Carl und Emmi besser gewesen, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Was auch bedeutet, dass die Autorin es nach wie vor mit leichter Hand beherrscht, ihr Publikum zum mitleidigen Mitdenken zu bewegen. Es berührt auch sympathisch, dass Anna Maria Schenkel sich durch den sensationellen Erfolg ihrer Bücher nicht zur bloßen Wiederholung, aber auch nicht "zum Höheren" hat verleiten lassen. "Als die Liebe endlich war" ist wie gehabt sehr gut gemachte Unterhaltungsliteratur, die dem gewichtigen Thema weitgehend klischeefrei gerecht wird. Nicht nur ihre geneigten Leser werden sich das Buch zu Herzen nehmen.

FRIEDMAR APEL

Andrea Maria Schenkel: "Als die Liebe endlich war". Roman.

Verlag Hoffmann und

Campe, Hamburg 2016.

384 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Andrea Maria Schenkel hat sich mit ihrem neuen Kriminalroman einiges vorgenommen, meint Rezensent Friedmar Apel. Wie ein Epochenroman a la Thomas Mann erscheint dem Kritiker dieses Buch, in dem die Autorin die Geschichte einer jüdischen Familie, die im Jahre 1938 nach Shanghai emigriert, mit dem Schicksal einer Haushälterin verknüpft, die einer Engelmacherin der Nazi-Prominenz dient. Anleihen an Robert Louis Stevenson oder Edgar Alan Poe entdeckt der Rezensent hier ebenso wie Anspielungen auf den KZ-Arzt Josef Mengele, bisweilen wähnt sich Apel gar in Filmszenen aus "Casablanca" und verdrückt beim Lesen die ein oder andere Träne. Das alles gelingt erstaunlich gut, findet der Kritiker: Die Autorin brilliert nicht nur in mitfühlender Figurenzeichnung, sondern schreibt auch witzig, spannend und eindringlich und verzichtet erfreulicherweise auf Klischees, urteilt der Rezensent. Dass die Fragen dieses Romans manchmal knapp am Trivialen vorbeischrammen, verzeiht Apel gern: Immerhin handele es sich hier um Unterhaltungsliteratur.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Schenkel ist [...] ein lesenswerter Roman gelungen, der durch geschicktes Zertrümmern der Chronologie ein hohes Potenzial an Spannung gewinnt.« Katharina Kellner Mittelbayerische Zeitung, 26.03.2016