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Dieser Spiegel-Bestseller »geht wirklich unter die Haut«. WDR 5
Moskau 1953. Auf den Bahngleisen wird die Leiche eines kleinen Jungen gefunden, nackt, fürchterlich zugerichtet. Doch in der Sowjetunion der Stalinzeit gibt es offiziell keine Verbrechen. Und so wird der Mord zum Unfall erklärt. Der Geheimdienstoffizier Leo Demidow jedoch kann die Augen vor dem Offenkundigen nicht verschließen. Als der nächste Mord passiert, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln und bringt damit sich und seine Familie in tödliche Gefahr ...

Produktbeschreibung
Dieser Spiegel-Bestseller »geht wirklich unter die Haut«. WDR 5

Moskau 1953. Auf den Bahngleisen wird die Leiche eines kleinen Jungen gefunden, nackt, fürchterlich zugerichtet. Doch in der Sowjetunion der Stalinzeit gibt es offiziell keine Verbrechen. Und so wird der Mord zum Unfall erklärt. Der Geheimdienstoffizier Leo Demidow jedoch kann die Augen vor dem Offenkundigen nicht verschließen. Als der nächste Mord passiert, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln und bringt damit sich und seine Familie in tödliche Gefahr ...
Autorenporträt
Tom Rob Smith wurde 1979 als Sohn einer schwedischen Mutter und eines englischen Vaters in London geboren, wo er auch heute noch lebt. Er studierte in Cambridge und Italien und arbeitete anschließend als Drehbuchautor. Mit seinem Debüt »Kind 44« gelang Tom Rob Smith auf Anhieb ein internationaler Bestseller. Der in der Stalin-Ära angesiedelte Thriller basiert auf dem wahren Fall des Serienkillers Andrej Chikatilo und wurde u. a. mit dem »Steel Dagger« ausgezeichnet, für den »Man Booker Prize« nominiert und bisher in dreißig Sprachen übersetzt. Nach »Kind 44« und »Kolyma« schloss der Autor seine Trilogie um den Geheimdienstoffizier Leo Demidow mit dem Roman ¿Agent 6¿ ab.
Rezensionen
"Bespitzelung, Angst, Mord. Faszinierend." KrimiWelt-Bestenliste

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Spannend und vom Grundeinfall sogar sehr interessant findet Rezensentin Katharina Granzin diesen englischen Krimi, der in der stalinistischen Sowjetunion spielt. Allerdings bleibt die literarische Umsetzung deutlich hinter den Erwartungen der Rezensentin zurück, für die das Buch dann doch über eine klischeehafte, reißerische Kolportage nicht hinauskommt. Im Verlauf der Ermittlungen über einen Serienmörder gerät ein Geheimpolizist selbst ins Visier unbekannter staatlicher Verfolger, was als Konstellation aus Sicht der Rezensentin nicht unspannend ist, aber mitunter doch an zu vielen "losen Enden" dieses Plots scheitert, der auch mit einigen Unschärfen in der historischen Recherche zu kämpfen hat, wie man der Rezension entnehmen kann. Manche Schilderung watscht die Rezensentin sogar als "unfassbaren Kitsch" ab und reibt sich bei der Lektüre des Nachworts die Augen, wo der Autor zu Protokoll gegeben hat, dass ihn Solschenizyns "Archipel Gulag" und Robert Conquests "Ernte des Todes" zu seinen Krimi inspirierte.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.2008

Die Thrillerpfeife
Angeblich ein toller Krimi: "Kind 44" von Tom Rob Smith

Bevor man auch nur eine Zeile gelesen hat, weiß man im Grunde schon alles: Dieser Roman werde "derzeit in 17 Sprachen übersetzt" und sei "auf dem besten Weg, ein internationaler Bestseller" zu werden, klappentextet der Verlag über das erste Buch des jungen Briten Tom Rob Smith, und dazu kommt, wie bestellt, die Nachricht, Ridley Scott habe die Filmrechte an "Kind 44" schon erworben, bevor der Roman auf Englisch erschienen ist.

Leider fängt das Buch auch genauso an. Der 28-jährige Smith ist mit seiner Form der Ouvertüre allerdings nicht allein; es ist eine grassierende Unsitte unter Kriminalautoren (aber nicht nur bei denen), Bücher mit einem düster raunenden Prolog zu eröffnen, in dem besonders schlimme Dinge geschehen, in dem nie die Namen genannt werden, unter denen uns die Protagonisten dann im Folgenden begegnen, in dem schwerste kindliche Traumata geschildert werden, die hinterher auf einen Schlag alles erklären müssen, was der Erzähler sonst offenbar nicht erklären kann. Da wird mäßig kunstvoll und sehr bedeutungsschwanger ein schreckliches Geheimnis inszeniert, weil sich einer offenbar nicht zutraut, auf anderem Wege Spannung zu erzeugen.

Könnte sich die Internationale der Lektoren bitte endlich mal aufraffen, diese Prologe einfach zu streichen und den Autoren ihr Manuskript mit der Bitte um Nachbesserung zurückzuschicken? Warum muss einer denn psychologisierende Ursachen liefern, ohne dass man auch nur eine mögliche Wirkung kennen würde? Diese Prologe sind so lästig wie eine Drückerkolonne, die einem unbedingt etwas andrehen will, und zugleich trauen sie es dem Leser nicht zu, auf einer trügerisch glatten Oberfläche die Risse und die Spuren zu suchen, wie es der Ermittler schließlich auch tun muss. Im Fall von "Kind 44" gibt es ja auch sonst finstere Reize genug. Der Roman betritt eine Welt ohne Gnade und ohne Ausweg, er zeigt ein Gewebe allseitiger Verdächtigungen, in dem ein Ermittler als Gesinnungstest die eigene Frau beschatten und die Familie ans Messer liefern muss: die Sowjetunion im Jahr 1953, in den letzten Tagen Stalins. Smith lässt einen Kriminalfall an einem Schauplatz spielen, an dem es keine Kriminalität geben durfte, weil in der sozialistischsten aller sozialistischen Welten bekanntlich alle Anlässe für kriminelles Handeln abgeschafft waren. So wird jeder Ansatz einer Ermittlung zur Vertuschung und zur Denunziation, und Leo, der Kriegsheld und NKWD-Offizier, mag zwar an Mord glauben, als ein totes Kind auf den Bahngleisen gefunden wird, "Kind 44", das 44. Opfer, wie sich später herausstellt; er weiß aber besser, dass ihm dieser Glaube gar nicht helfen wird.

Weil er sich damit nicht abfinden mag, wird er selber zum Ermittlungsobjekt. Er wird versetzt, aber er lässt nicht locker, als ihm ähnliche Fälle begegnen, er gerät in höchste Gefahr - das ist das Gesetz des Genres, und Smith vollstreckt es einigermaßen routiniert, wenngleich man immer wieder spürt, dass sein Bild der stalinistischen Sowjetunion vor allem ein Ergebnis fleißiger Lektüre ist.

Man soll ja nicht ungerecht sein, wenn man das Original nicht kennt; die Übersetzung jedoch lässt keinerlei sprachliche Feinheiten erkennen, sie klingt ein wenig hölzern, und wenn man sich dann brav durch die fünfhundert Seiten gearbeitet hat, wird einem natürlich auch im Klartext verraten, wer die handelnden Personen des Prologs waren und warum alles so kommen musste, wie es gekommen ist.

Tom Rob Smith hat das Serienkiller-Schema, das sich mittlerweile selbst zu Tode gemordet hat, einfach nur in ein neues Milieu und in eine ferne Zeit verpflanzt, ohne es weiter auszudifferenzieren. Und je deutlicher dieses Stahlgerüst eines Plots hervortritt, desto deutlicher wird auch, dass es sich beim stalinistischen Russland nur um eine aparte Schauerkulisse handelt. Postum bekommt selbst das Vaterland aller Werktätigen noch seinen Serienkiller. Das kann man für historische Gerechtigkeit halten - aber sie allein macht halt noch keinen guten Thriller.

PETER KÖRTE.

Tom Rob Smith: "Kind 44". Thriller. Aus dem Englischen von Armin Gontermann. DuMont-Verlag, 508 Seiten, 19,90 Euro

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