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Das Thema "Kultur" hat seit dem sogenannten "cultural turn" in den Geistes- und Sozialwissenschaften eine enorme Konjunktur erfahren. Die damit verbundene These einer paradigmatischen Wende auch der Soziologie ist wenig überzeugend. Am Beispiel der Entwicklung von Vornamen über 100 Jahre wird gezeigt, dass man sehr gut mit dem klassischen Instrumentarium der Soziologie und dessen wissenschaftstheoretischer Begründung arbeiten kann, um Erkenntnisse über die Kulturentwicklung einer Gesellschaft zu produzieren. Am Beispiel der Vergabe von Vornamen lassen sich kulturelle Modernisierungsprozesse…mehr

Produktbeschreibung
Das Thema "Kultur" hat seit dem sogenannten "cultural turn" in den Geistes- und Sozialwissenschaften eine enorme Konjunktur erfahren. Die damit verbundene These einer paradigmatischen Wende auch der Soziologie ist wenig überzeugend. Am Beispiel der Entwicklung von Vornamen über 100 Jahre wird gezeigt, dass man sehr gut mit dem klassischen Instrumentarium der Soziologie und dessen wissenschaftstheoretischer Begründung arbeiten kann, um Erkenntnisse über die Kulturentwicklung einer Gesellschaft zu produzieren. Am Beispiel der Vergabe von Vornamen lassen sich kulturelle Modernisierungsprozesse empirisch beschreiben und strukturell erklären: Die traditionellen Ligaturen Familie, Religion und Bindung an die Nation verlieren im Zeitverlauf in der Strukturierung der Vergabe von Vornamen an Bedeutung, Prozesse der Individualisierung und der Globalisierung gewinnen hingegen an Relevanz. Dabei lassen sich schicht- und geschlechtsspezifische Unterschiede beobachten. Die hier vorgelegte Studie versteht sich einerseits als eine empirische Analyse kultureller Modernisierungsprozesse am Beispiel von Vornamen, sie versteht sich andererseits als eine exemplarische Einführung in die Kultursoziologie. Am Beispiel der Analyse von Vornamen werden die Möglichkeiten eines spezifischen Verständnisses von Kultursoziologie erläutert. Die hier vorgelegte Studie versteht sich einerseits als eine empirische Analyse kultureller Modernisierungsprozesse am Beispiel von Vornamen, sie versteht sich andererseits als eine exemplarische Einführung in die Kultursoziologie. Am Beispiel der Analyse von Vornamen werden die Möglichkeiten eines spezifischen Verständnisses von Kultursoziologie erläutert.

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Autorenporträt
Prof. Dr. Jürgen Gerhards ist Inhaber des Lehrstuhls für Makrosoziologie am Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.01.2004

Thelonius allein zu Haus

Es gibt einen seltsamen Zauber der Vornamen. Ihr Klang kann Empfindungen von Harmonie und Melodik auslösen oder kostbare Erinnerungen an andere Menschen, die so hießen. Vermag das Kind aus dieser Wahl etwas über die privaten und idiosynkratischen Motive von Elternschaft erfahren? Was sagt es Felix, daß seine Mutter ihn den Glücklichen nannte? Was bedeutet es Amanda, daß ihr Vater sie die Geliebte taufte?

Vornamen können, sie müssen aber nichts für ihre Träger bedeuten - aus einem Christian kann ebenso ein Atheist werden wie aus einer Agnes eine Unkeusche, Maximilian mag von kleiner Statur bleiben und Pia unfromm. Wie die Rose auch hieße, sie würde duften, steht bei Shakespeare, und das gilt auch für Kinder und was aus ihnen wird. Doch so rätselhaft, eigenmächtig und vielschichtig wie die Gründe für das Geheimnis seiner Geburt muß seine Namengebung dem Kind nicht erscheinen, wenn es der soziologischen Forschung folgen will. In der "Außenetikettierung", wie der Soziologe Jürgen Gerhards die Namengebung bezeichnet, kommen Traditionen und Moden zum Ausdruck ("Die Moderne und ihre Vornamen". Eine Einladung in die Kultursoziologie. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2003. 202 S., 31 Abb., Tab., br., 18,90 [Euro]). Soziale Muster wie etwa die Wertschätzung verwandtschaftlicher Bindungen, die Akzeptanz christlicher Überlieferung oder schlicht Heimatverbundenheit spielen in diese scheinbar so private Entscheidung hinein.

Gerhards hat genauer untersucht, wie sich jene Traditionen und Moden über die vergangenen hundert Jahre verändert haben. In zwei deutschen Gemeinden, Gerolstein und Grimma, hat er sich aus den Registern des Einwohnermeldeamts Informationen über die Vergabe von Vornamen seit 1894 besorgt. Herausgekommen ist eine Reihe von Befunden, die man genauso auch erwartet hätte. Was heißt es im einzelnen, das Mikrophänomen Vornamenvergabe biete Aufschluß über makrokulturelle Entwicklungen? Erstens hat die Säkularisierung bewirkt, daß weniger Kinder nach christlichen Legenden benannt werden. Bartholomäus und Magdalena sind nicht en vogue, nur Katharina hat sich in der Spitzengruppe der Mädchennamen halten können. Wer feiert noch Namenstag oder hat eine Vorstellung von den Ortsheiligen? Der Bruch mit der christlichen Tradition, so Gerhards, ist zwischen 1934 und 1942 erfolgt. Dafür vergibt eine steigende Anzahl von Eltern seit den frühen achtziger Jahren jüdisch-hebräische Vornamen, was aber nichts mit ihrer Religionszugehörigkeit zu tun hat, sondern Ausdruck einer kulturellen Mode unter Besserverdiendenden ist.

Zweitens lassen die Daten eine Pluralisierung erkennen. Immer weniger Kinder kommen zur Welt, aber sie tragen immer mehr unterschiedliche Vornamen. Man muß mit Ron und Rob, Kim und Paulina, Virginia und Woldemor rechnen. 1894 waren von hundert Vornamen achtunddreißig Prozent unterschiedlich, 1994 waren es einundachtzig Prozent. Die beliebtesten fünf (Daniel, David, Lukas, René, Andreas) werden nur noch an ein gutes Viertel der männlichen Kinder vergeben; 1894 waren es noch siebzig Prozent, die in Gerolstein Johann, Matthias, Peter, Joseph und Nikolaus hießen. Dasselbe gilt für die Mädchen.

Drittens lassen sich Globalisierungsprozesse verfolgen: Die Namen kommen aus immer neuen Gegenden. Um 1900 waren noch achtzig Prozent der Namen deutsch (Hermann, Kurt, Dörte, Gisela). Besonders Protestanten tauften aus nationaler Gesinnung heraus gerne germanisch. Seit den sechziger Jahren ändert sich dies. Während in der Bundesrepublik die Einbettung in den westlichen Kulturkreis angloamerikanischer Prägung zu einer Zunahme englischer, französischer, spanischer und italienischer Vornamen führte, gab es in den Geburtenregistern der DDR keineswegs steigende Einträge von Sashas, Aljoschas, Nadjas oder Maruschkas, sondern solche von Mandy, Peggy und Cindy. Auch hat die Zuwanderung von Türken nach Westdeutschland nicht dazu geführt, daß deutsche Söhne Mehmet oder Mohammed genannt werden.

Woher stammen also Einflüsse? Aus dem Fernsehen und der Popkultur, hat Gerhards festgestellt, und das ist nun mal eine amerikanisch geprägte Sphäre. Kevin allein zu Haus? Fragt sich nur, warum Hollywood den Kinderstar Kevin und nicht Thelonius oder Alfred genannt hat! Schließlich macht Gerhards die Enttraditionalisierung als letztes makrokulturelles Phänomen aus. Wo neue, fremde Namen eindringen, müssen zuvor traditionelle, deutsche gewichen sein. Auch dies trifft vor allem seit der Nachkriegszeit zu. Die Weitergabe der elterlichen Vornamen an die Kinder, die lange Zeit bei jeder fünften Geburt erfolgte, nimmt nach 1960 rapide ab, inzwischen findet sie nur noch in drei Prozent aller Taufen statt. Je stärker Eltern und Kinder voneinander ökonomisch unabhängig würden, so die These, desto mehr wird auf Individualität in der Namengebung Wert gelegt. Interessant ist, daß der Name fremd sein soll, aber nicht zu fremd. Verschiebungen von Markus über Marc und Marco zu Marcel oder von Steffen über Stefan zu Steve vollziehen sich ganz allmählich. Hier laufen die Moden offenbar so ab wie in der Kleiderindustrie: Ein Modell gewinnt an Beliebtheit, um dann über mehrere Jahre hinweg durch ähnliche variiert zu werden.

Das Reservoir an Vornamen ist selbst nach der Erweiterung durch Transnationalisierungsprozesse nicht unbegrenzt. Wenn Moden weiterhin die Wahl der Vornamen bestimmen, dann werden zukünftig alte Namen regelmäßig wiederkehren. Sind Sophie und Charlotte, Alexander und Philipp irgendwann zu verbreitet, tauchen eben nach ihren Latenzphasen Berta und Karl, Otto, Friedrich und Viktoria wieder auf. Die Kinder von morgen werden sich damit zu arrangieren wissen.

WIEBKE HÜSTER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Vier Befunde hebt Wiebke Hüster an diesem Buch des Soziologen Jürgen Gerhards besonders hervor, das sie offenbar mit Gewinn gelesen hat, auch wenn sich in ihrer Besprechung weder expliziter Ausdruck des Lobes noch der Missbilligung findet. Auf der Basis der Register von zwei deutschen Gemeinden, Gerolstein und Grimma, erfährt man, gewinnt Gerhards eine Reihe von Befunden - die man freilich "genauso auch erwartet hätte", wie Hüster schreibt. Es geht um die modernen Moden und Traditionen, die in der Vornamensgebung zum Ausdruck kommen. So zeige Gerhards etwa, dass mit fortschreitender Säkularisierung immer weniger Kinder nach christlichen Legenden benannt werden, dass die Kinder "immer mehr unterschiedlichere Vornamen" tragen und sich in der Namensgebung "Globalisierungsprozesse" niederschlagen, weshalb neue Einflüsse dann vor allem aus der Popkultur und dem Fernsehen kämen. Und schließlich fand die Rezensentin interessant, dass es bei den jeweils modischen Namen offenbar zugehe, "wie in der Kleiderindustrie": Ein Modell gewinne an Beliebtheit, um dann eine Zeit lang "durch ähnliche variiert zu werden".

© Perlentaucher Medien GmbH
"Das Buch von J. Gerhards ist für den Namenforscher aufschlussreich, er kann viel daraus lernen [...]." Beiträge zur Namenforschung, 02/2005 "Auch wenn sie in unseren Ohren noch komisch klingen: Otto, Ernst, Elisabeth, Sieglinde werden noch mal eine Chance bekommen." Jürgen Gerhards im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, 16./17.10.2004
Pressestimmen zur 1. Auflage:

"Das Buch von J. Gerhards ist für den Namenforscher aufschlussreich, er kann viel daraus lernen [...]." Beiträge zur Namenforschung, 02/2005

"Auch wenn sie in unseren Ohren noch komisch klingen: Otto, Ernst, Elisabeth, Sieglinde werden noch mal eine Chance bekommen." Jürgen Gerhards im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, 16./17.10.2004