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Dieser Band, herausgegeben von Wolfgang Frühwald, Romantik-Kenner par excellence, eröffnet einen einzigartigen Zugang zur romantischen Lyrik in ihrer ganzen Vielfalt. Präsentiert werden die wichtigsten Autoren, Themen und Formen. Wo immer möglich, folgen die Texte den Erstausgaben. Ein umfangreicher Anhang mit Erläuterungen, Registern zu Themen, Leit- und Bildworten und eine ausführliche Einleitung erschließen die lyrischen Meisterwerke einer Epoche.
"Es ist ein Band, der sich durch seinen Umfang wie auch in seinem Anhang auf das sorgfältigste und findigste auszeichnet." (Karl Krolow) -
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Produktbeschreibung
Dieser Band, herausgegeben von Wolfgang Frühwald, Romantik-Kenner par excellence, eröffnet einen einzigartigen Zugang zur romantischen Lyrik in ihrer ganzen Vielfalt. Präsentiert werden die wichtigsten Autoren, Themen und Formen. Wo immer möglich, folgen die Texte den Erstausgaben. Ein umfangreicher Anhang mit Erläuterungen, Registern zu Themen, Leit- und Bildworten und eine ausführliche Einleitung erschließen die lyrischen Meisterwerke einer Epoche.

"Es ist ein Band, der sich durch seinen Umfang wie auch in seinem Anhang auf das sorgfältigste und findigste auszeichnet." (Karl Krolow) - "Der Band ist richtungweisend, höchst brauchbar und empfehlenswert" (Colloquia germanica) - "Unvergleichlich" (Wulf Segebrecht, Germanistik) - "Ein Musterexemplar ... der Anhang kann mit weit über hundert Seiten seinesgleichen in anderen Verlagen wohl suchen" (Die Presse, Wien) - "Vorbildlich in der Anlage ... Grundlage für intensive Studien ... reizvolles Lesebuch" (HR)
Autorenporträt
Wolfgang Frühwald, geboren 1935, ist Professor emeritus für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der LMU München. Von 1999 bis 2007 war er als erster Geisteswissenschaftler Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.09.2009

Heimatverlust und Erinnerungsschmerz

Es hilft sicher, wenn man weiß: Mit dem hier angeredeten Bruder Wilhelm verbrachte Joseph von Eichendorff die Kindheit auf Schloss Lubowitz in Oberschlesien; die Brüder gingen gemeinsam in Breslau zur Schule, erlebten Studienjahre in Halle und Heidelberg, reisten nach Paris, lernten die neu gegründete Universität in Berlin kennen, bevor sich ihre Wege 1813 in Wien trennten. In den folgenden Jahrzehnten haben sie sich nur noch selten getroffen und kaum Briefe gewechselt. Aus dieser Zeit der Entfernung stammt das Gedicht. Die gemeinsame Erinnerung verbindet, auch wenn man sich aus den Augen verloren hat: "Ach, dieses Bannes wunderbaren Ringen / Entfliehn wir nimmer, ich und Du!".

Aber auch ohne dieses biographische Wissen versteht man, dass hier ein Mensch seine Heimat verloren hat und dass er auf allen Wegen danach nie wieder "Ruh" finden wird. Es sind Bilder und Töne, die ihn an die erste Lebensphase und an einen verlorenen Ort erinnern. Dabei kommt es zu einem Widerspruch, denn einerseits stellt die Erinnerung eine Gefahr dar; sie wirkt "verwirrend", löst ein "unnennbar Weh" aus, bildet einen "Bann". Aber gleichzeitig feuert der Sprechende diesen Erinnerungsschmerz an, wenn er den Bruder auffordert, an das Schloss der Kindheit zu denken, wenn er den Reiz der "kühlen Gänge" vor das Auge stellt und die Wipfel und Brunnen bittet, nur nicht mit dem Rauschen aufzuhören.

Von dieser bedrohlich-lustvollen Musik redet das Gedicht nicht nur, es erzeugt sie auch, denn die Reime sind dicht gestellt. Von den sechs Versen einer Strophe reimen sich jeweils drei aufeinander. "Dringen", "Singen", "Ringen", da ist man im Eichendorff-Land, und die unterschiedliche Länge und Hebungszahl der Verse gibt dem Gedicht jene Gefühlsdynamik, die im letzten Vers gipfelt, wo der Sprecher halb klagend, halb triumphierend dem Du versichert, dass man gemeinsam untergehen werde. Zuvor hat er auch den Konjunktiv kalkulierend eingesetzt. Das nächtliche Horn ist zwar nicht wirklich an uns gerichtet, aber wir können es uns vorstellen, und schon beginnt die Lockung, "als ob's Dich riefe".

Fragt man noch einmal nach Eichendorffs Lebensgeschichte, dann war für ihn der Heimatverlust auch mit dem Übergang in eine neue Gesellschaftsform verbunden. Denn die Kindheitswelt war durch den christlichen Glauben gesichert, in ihr galt noch die Ständeordnung, und sie fand in einem Naturraum statt, der ebenfalls Halt und Verlässlichkeit gab. Mit dem Aufbruch der Brüder in die Universitätsstädte wurden diese Sicherheiten in Frage gestellt: Nun begegnete man Menschen, die etwas anderes oder gar nichts glaubten, nun mussten die adeligen Brüder sich bürgerliche Berufe suchen, drang die Unruhe und Unvorhersehbarkeit des modernen Lebens auch in das Innere ein, gefährdete die Seele. Weil viele Menschen, auch wenn sie nicht auf Schlössern groß wurden und keine Hornklänge hörten, solche Erfahrungen im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert teilten, behielt dieses Gedicht seinen Reiz. Und diese Leser, die nicht nur einem Ort nachtrauerten, sondern einer ganzen versunkenen Welt mit ihren Gesetzen und ihrem Glauben, haben immer verstanden, warum man sich nicht erinnern darf, gleichzeitig aber erinnern muss, "als ob die Bäume und die Blumen sängen / Rings von der alten, schönen Zeit." Seit dem Zweiten Weltkrieg besteht Schloss Lubowitz nur noch als Ruine, aber als eine solche, wie sie die Romantiker geliebt haben.

"Gedichte der Romantik". Herausgegeben von Wolfgang Frühwald. Reclam Verlag, Stuttgart 2006. 532 S., br., 10,80 [Euro].

Redaktion Marcel Reich-Ranicki

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