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Inhaltsangabe:
Rob Gordon, Vinyl-Junkie mit enzyklopädischem Wissen über Pop-Musik und Besitzer eines fast kundenfreien Plattenladens, frönt mit seinen Angestellten einer großen Leidenschaft: Als Statistik-Freaks erstellen sie Hitlisten zu allen nur erdenklichen Themen. Als Robs langjährige Freundin Laura ihn verlässt, verfällt der pathologische Detailfanatiker der Obsession, in einer Top Five seiner fehlgeschlagenen Beziehungen sein bisheriges Liebesleben Revue passieren zu lassen. Ein überaus schmerzlicher, seelischer Reifeprozess nimmt seinen Lauf.
Bonusmaterial
Interview mit
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Produktbeschreibung
Inhaltsangabe:

Rob Gordon, Vinyl-Junkie mit enzyklopädischem Wissen über Pop-Musik und Besitzer eines fast kundenfreien Plattenladens, frönt mit seinen Angestellten einer großen Leidenschaft: Als Statistik-Freaks erstellen sie Hitlisten zu allen nur erdenklichen Themen. Als Robs langjährige Freundin Laura ihn verlässt, verfällt der pathologische Detailfanatiker der Obsession, in einer Top Five seiner fehlgeschlagenen Beziehungen sein bisheriges Liebesleben Revue passieren zu lassen. Ein überaus schmerzlicher, seelischer Reifeprozess nimmt seinen Lauf.



Bonusmaterial

Interview mit Drehbuchautor und Produzent John Cusack sowie Regisseur Stephen Frears zu jeweils 5 Themenbereichen, 9 Deleted Scenes. DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - Bonusmaterial (ca. 52 Minuten): - Deleted Scenes - Interview mit Stephen Frears - Interview mit John Cusack
Autorenporträt
Nick Hornby, geb. 1957, lebt in London. Nach seinem Studium in Cambridge war er als Lehrer und Journalist tätig. Seit 1983 arbeitet er als freier Schriftsteller. Hornby schreibt für die 'Sunday Times', 'Time Out' und das 'Times Literary Supplement'.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.07.2000

Spiel's noch einmal, Rob
Purple Rose of Chicago: John Cusack übt Woody Allen in Stephen Frears' Film "High Fidelity"

Rob Gordon weiß, wie man ein Tape aufnimmt. Er weiß, wie man als DJ den Club zum Beben bringt. Man beginnt mit einem Knüller, einem echten Hit, aber man muss noch drauflegen können, bevor man die tanzende Menge etwas abkühlt und sodann zum wirklichen Höhepunkt treibt, der bis zur fast völligen Erschöpfung aller Beteiligten gehalten wird. Und dann beginnt man wieder von vorn. Es ist wie bei einem Rocksong. Dabei geht es nicht einfach um Musik. Es geht darum, mit der Musik und den Worten eines anderen die eigenen Gefühle auszudrücken. Auf eine solche musikalische Dramaturgie versteht sich Rob. Wir alle haben uns einmal darauf verstanden, mit fünfzehn. Wie man mit Frauen umgeht, wussten wir damals so wenig wie Rob heute. Warum, fragt er sich, müssen ihn die Frauen immer verlassen? Die Antwort liegt auf dem Plattenteller.

Doch bis Rob sie vernimmt, muss erst Ruhe einkehren, für die seine Freundin Laura gleich in der ersten Einstellung, sorgt: Sie reißt den Stecker von Robs Kopfhörer aus der Musikanlage. Nur so gewinnt sie seine Aufmerksamkeit, bevor sie die gemeinsame Wohnung verlässt, angeblich für immer. "Du musst jetzt nicht gehen. Du kannst bleiben, solange du willst", sagt Rob hilflos. Nach Lauras Abgang hört er Roky Ericksons "You're Gonna Miss Me" in doppelter Laustärke, ohne Kopfhörer, damit auch die Nachbarn etwas davon haben. Und dann nennt er uns die "ewigen Top Five" seiner unvergesslichsten Trennungen: Alison Ashworth, Penny Hardwick, Jackie Allen, Charlie Nicholson und Sarah Kendrew. Laura fehlt auf dieser Bestenliste.

Für Rob und seine Kumpel Dick und Barry, die Faktoten seines Plattenladens "Championship Vinyl", sind die "Top Five" Modell der Welterklärung. In ihrem Kleinjungen-Kosmos gibt es für alles ein "Best of", für das beste erste Lied auf der besten ersten Seite der besten ersten Platte bis zur besten Beerdigung respektive den besten fünf Songs über den Tod. "Leader of the Pack" führt diese Liste an, meint Barry. Widerspruch ist zwecklos. Du bist, was du hörst, und wenn du die falsche Musik hörst, bist du ein Nichts. Nach dieser Maxime gehen Rob, Barry und Dick durchs Leben. Und da Frauen von Musik nichts verstehen, wissen wir auch, warum Frauen und Männer einander nicht verstehen.

Nick Hornby, dem Autor der Romanvorlage von "High Fidelity", haben wir diese Erkenntnis zu verdanken, in einem einzigen inneren Monolog, den wir in einer Nacht zu Ende lesen mussten, hat er sie ausgebreitet. Die besten Stücke dieses Monologs eines in London-Holloway gestrandeten modernen Harold Bloom sind in der Verfilmung von Stephen Frears zu hören. Die besten Stücke, nicht nur die bekanntesten Sprüche wie Robs Selbsterkenntnis, dass er nur mit dem Bauch denke, sein Bauch aber offenbar den Kopf nur voller Scheiße habe. Auf seine Weise stellt sich Rob die Frage aller Fragen: "Was war zuerst da, die Musik oder das Unglücklichsein? Hörte ich mir die Musik an, weil ich unglücklich war? Oder war ich unglücklich, weil ich Musik hörte?"

John Cusack, der Rob Gordon spielt, der in der Vorlage noch Rob Fleming heißt und der nun auch nicht mehr in Holloway, sondern in Chicago lebt, spricht diese Sätze direkt in die Kamera. Unentwegt muss er deklamieren, er steigt aus den Szenen aus und taucht in sie ein, wie wir es von Jeff Daniels in Woody Allens "Purple Rose of Cairo" kennen. Seinen Erzählergestus scheint sich Cusack ohnehin bei Allen abgeguckt zu haben. In den Momenten, in denen Cusack spielt und nicht vorspricht, schaut er versonnen Richtung Kamera, als warte er auf eine Regieanweisung, und sieht dabei aus wie Dustin Hoffman in "Rain Man". Wäre es nicht Cusack, der da deklamiert, man würde bereits nach wenigen Szenen aussteigen. Und wären da nicht Jack Black als der frech-feiste Barry und Todd Louiso als der schüchterne Dick, der beim Sprechen die Hände verknotet, und wäre da nicht Iben Hjejle als anbetungswürdige Laura, von der wir am Ende noch immer nicht wissen, warum sie es doch noch einmal mit Rob probieren will - es würde so viel geredet wie in Steven Soderberghs "Sex, Lies, and Videotape" und es zögen sich die Monologe wie die Maxi-Single von "Love to Love You Baby" von Donna Summer.

Die Autoren D. V. de Vincentis, Steve Pink, Scott Rosenberg und wiederum John Cusack haben etliche Nuancen von Hornbys "High Fidelity" verändert. Jeden Namen und jeden Musiktitel - von denen selbstredend zahllose vorkommen - haben sie amerikanisiert und sich passagenweise doch sklavisch an die Romanvorlage gehalten. Es spricht also John Cusack, den Stephen Frears inszeniert, wie John Woo es in "Mission Impossible 2" mit Tom Cruise tut. Und es dauert ewig, bis nach dem abrupt beendeten Intro die Musik wieder eine Rolle spielt. Wenn sie es tut, hat der Film wie sein Held zu dem umwerfenden Humor der Vorlage gefunden, der zuvor in einem gesichtslosen Chicago verloren ging. Frears, dem schon mit "Hi-Lo Country" der angestammte Boden aus seinem "Wunderbaren Waschsalon" unter den Füßen weggezogen zu sein schien, hat "High Fidelity" als vollständig ortlosen Film gedreht, in dem man ein paar Typen - wie Tim Robbins als Lauras esoterisch verräucherten Übergangsliebhaber Ian - genießt, die Kulisse aber als ebensolche wahrnimmt, auch wenn Cusack unentwegt durch den Regen stapft. Was müsste der Mann den Blues haben in Chicago, der Stadt, in die selbst die Blues Brothers mit einem dürftigen Remake zurückkehren durften, weil sie einfach die richtige Musik im Gepäck hatten.

"High Fidelity" möchte die Geschichte vom Abschied von der Jugend fortschreiben, wie sie "Diner" von Barry Levinson vor achtzehn Jahren erzählte. Hornbys Helden aber haben den Zug verpasst, von dem Levinsons Straßengang erkannte, dass sie nicht umhin käme, ihn zu nehmen. Rob, Barry und Dick haben noch nicht einmal die Fahrkarte derjenigen gelöst, die wissen, dass sie weg wollen, aber nicht, wohin. Die drei von der Singleverwahrstelle wollen nirgendwohin - bis die richtige Frau kommt und sie von der Bahnsteigkante stößt. Laura ist die eine, die andere heißt Anna, und die dritte ist die Musik selbst, die der Besserwisser Barry endlich zu machen beginnt und die der unentschlossene Rob in einem Club schließlich wieder auflegt. Dann erst hat auch Frears' Film zu jenem Rhythmus gefunden, den Hornbys Buch vorgibt. Am Ende weiß Rob sogar, wie er das Tape aufnehmen muss, das Laura gefällt.

MICHAEL HANFELD

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