'Lufthunde': In Kafkas 'Forschungen eines Hundes' sind das die rätselhaften Wesen, die, je für sich und geschieden von den anderen ihres Geschlechts, hoch oben durch die Lüfte treiben und ihrer Tätigkeit nachgehen. Was sie genau tun, ist schwer festzustellen, aber jeder kann ihnen zusehen, wie sie im Äther segeln. 'Lufthunde' heißt dieses Buch, weil es die Geschichte der deutschen literarischen Moderne in einer Reihe von Einzelporträts erzählt. Wichtiger als ihr Zusammenhang und wichtiger auch als das einzelne Werk ist die Gestalt des Autors, wie sie aus seinen Schriften hervortritt. Den Anfang macht Kafka mit seinen Tierparabeln; und es folgen so verschiedene Temperamente wie Musil, Rilke, Morgenstern, Gottfried Benn, auch Wilhelm Busch, unter den Frauen Irmgard Keun und Gertrud Kolmar.'Nein, wirklich, wir haben es mit einem großen Autor zu tun', schrieb Michael Maar in der FAZ und bescheinigte dem Autor bei dessen letztem Buch, dass er sich nunmehr 'endgültig in der Thronreihe der deutschsprachigen Essayisten niederlassen kann'.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.01.2009Von Busch bis Grass
Von SZ-Autoren: Burkhard Müller über deutsche Literatur
In Kafkas Erzählung „Forschungen eines Hundes” kommen die Lufthunde vor: Einzeln treiben sie durch den Himmel, keiner weiß genau, was sie eigentlich tun, aber jeder kann zu ihnen emporblicken wie zu den Wolken des Sommers. „Lufthunde” heißt auch das Buch von Burkhard Müller, das 15 Portraits der deutschen literarischen Moderne versammelt (von denen einige in der SZ zu lesen waren). Es beginnt mit den Ahnherren, mit Wilhelm Busch, Sigmund Freud und Friedrich Nietzsche. Wie kann man etwa der unendlichen Herausforderung begegnen, die Nietzsche darstellt? Der Autor nahm eine lange Nadel, stach damit blindlings in die Bände dieses Werks hinein und widmete jeder der auf solche Weise wahllos erbeuteten Passagen eine Betrachtung. Nicht jedes Portrait ist ein Kompliment; das Œuvre Rilkes etwa wird als konsequent durchgeformter Fehlschlag gedeutet. Liebevolle Betrachtung dagegen erfahren die Gedichte von Gertrud Kolmar und Christian Morgenstern. Der letzte Teil setzt sich mit den Umstrittenen auseinander und empfiehlt Gelassenheit im Umgang mit Benn und Jünger, jedoch die unbedingte Verdammung von Günter Grass. Und ein Stück zu Kafkas Tierparabeln gibt es auch.SZ
BURKHARD MÜLLER: Lufthunde. Portraits der deutschen literarischen Moderne. Zu-Klampen-Verlag, Springe 2008. 251 Seiten, 18 Euro.
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Von SZ-Autoren: Burkhard Müller über deutsche Literatur
In Kafkas Erzählung „Forschungen eines Hundes” kommen die Lufthunde vor: Einzeln treiben sie durch den Himmel, keiner weiß genau, was sie eigentlich tun, aber jeder kann zu ihnen emporblicken wie zu den Wolken des Sommers. „Lufthunde” heißt auch das Buch von Burkhard Müller, das 15 Portraits der deutschen literarischen Moderne versammelt (von denen einige in der SZ zu lesen waren). Es beginnt mit den Ahnherren, mit Wilhelm Busch, Sigmund Freud und Friedrich Nietzsche. Wie kann man etwa der unendlichen Herausforderung begegnen, die Nietzsche darstellt? Der Autor nahm eine lange Nadel, stach damit blindlings in die Bände dieses Werks hinein und widmete jeder der auf solche Weise wahllos erbeuteten Passagen eine Betrachtung. Nicht jedes Portrait ist ein Kompliment; das Œuvre Rilkes etwa wird als konsequent durchgeformter Fehlschlag gedeutet. Liebevolle Betrachtung dagegen erfahren die Gedichte von Gertrud Kolmar und Christian Morgenstern. Der letzte Teil setzt sich mit den Umstrittenen auseinander und empfiehlt Gelassenheit im Umgang mit Benn und Jünger, jedoch die unbedingte Verdammung von Günter Grass. Und ein Stück zu Kafkas Tierparabeln gibt es auch.SZ
BURKHARD MÜLLER: Lufthunde. Portraits der deutschen literarischen Moderne. Zu-Klampen-Verlag, Springe 2008. 251 Seiten, 18 Euro.
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