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Um die Tochter eines Generals zu schützen, der eine Friedensmission zwischen Indien und Pakistan eingeleitet hat, muss Major Ram undercover zurück an die Schule! In der Kriegszone High School erwarten den Senior-Schüler einige Überraschungen. Neben eingeschleusten Doppelagenten und Mathetests gibt es da noch eine gefährlich hübsche Chemielehrerin.
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Produktbeschreibung
Um die Tochter eines Generals zu schützen, der eine Friedensmission zwischen Indien und Pakistan eingeleitet hat, muss Major Ram undercover zurück an die Schule! In der Kriegszone High School erwarten den Senior-Schüler einige Überraschungen. Neben eingeschleusten Doppelagenten und Mathetests gibt es da noch eine gefährlich hübsche Chemielehrerin.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.03.2005

Der rosarote Superheld
Der Film "Main Hoon Na" von Farah Khan arbeitet an der Ökumene des populären indischen Kinos

Nur höhere Söhne und Töchter besuchen das College in Darjeeling, in das eines Tages ein Mann kommt, der seinen Abschluß schon einige Jahre hinter sich hat: Ram Prasad Sharma sieht aus wie ein Lehrer, aber er mischt sich unter die Schüler. Schlaghosen und ärmelloser Pullover weisen ihn als einen Unzeitgemäßen aus. Den Spott nimmt er auf sich, den Physikunterricht auch. Er tut dies nicht aus Wissensdurst, sondern auf höheren Befehl. Ram ist Elitesoldat der indischen Armee. Sein Auftrag lautet, die Tochter eines Generals vor Terroristen zu schützen. Bei der Gelegenheit kann er auch gleich seinen Halbbruder suchen, den er nie kennengelernt hat, weil dessen Mutter mit ihm vor zwanzig Jahren die Familie im Streit verlassen hat.

"Main Hoon Na" von Farah Khan hat, wie die meisten "Formelfilme" des indischen Kinos, einen melodramatischen Kern und eine farbenfrohe Oberfläche. Dazu kommt noch eine geopolitische Dimension, denn der Konflikt zwischen Indien und Pakistan erscheint hier als Brennpunkt aller Gefahrenmomente der heutigen Welt: Beslan und Palästina, Al Qaida und Hindu-Nationalismus. Das Projekt Milaap, mit dem "Main Hoon Na" beginnt, ist eine einseitige, vertrauensbildende Maßnahme. Indien will Kriegsgefangene an Pakistan ausliefern, in der Hoffnung, die gegnerische Seite zu einem reziproken Schritt bewegen zu können. Der Terrorist Raghavan (Sunil Setty) will unter allen Umständen eine Versöhnung verhindern. Seine Motive sind eher persönlicher als politischer Natur. Raghavan wurde vor Jahren unehrenhaft aus der Armee entlassen, weil er pakistanische Zivilisten als Spione behandelt und kurzerhand exekutiert hatte. Sein Haß auf Pakistan rührt aus dem Verlust eines Sohns her, den er nie verwunden hat.

Alle konkreten Hinweise auf eine nationalistische Ideologie unterbleiben, denn "Main Hoon Na" will nicht Politik machen, sondern Emotionen wecken. Es geht um Chemie, in einem ganz buchstäblichen Sinn. Ram verliebt sich in Chandni, die neue Lehrerin in diesem Fach, die mit wehendem Sari das Schulgelände betritt und die ganze Farbenlehre des Films neu bestimmt: Der Mittelteil ist rosarot, nur im Hintergrund leuchten im makellosem Weiß die Berge des Himalaja. Im Finale dominiert dann die Trauerfarbe Schwarz, mit der Raghavan das Land überziehen will, indem er die ganze Schule mit den Kindern der nationalen Elite in Geiselhaft nimmt. Es ist die Stunde der Bewährung nicht nur für Ram (gespielt von dem indischen Superstar Shah Rukh Khan), sondern auch für seinen Halbbruder Lucky/Lakshman (Zayed Khan), der sein Image als Schwerenöter satt hat. Gerade noch rechtzeitig läßt er sich die Haare schneiden.

Seit vielen Jahren arbeitet das populäre indische Kino schon an einer großen Ökumene, an der Aufhebung der Antagonismen, die aus der Kolonialgeschichte des Subkontinents herrühren. Terrorismus ist seit Mani Ratnams "Dil Se" aus dem Jahr 1998, der dramatischen Liebesgeschichte zwischen einem Radiojournalisten und einer Attentäterin, ein zentraler Topos. Zu den indischen Streitkräften unterhielt die Filmindustrie ohnehin immer beste Beziehungen. Major Ram Prasad Sharma aber ist mehr als nur ein ausgezeichneter Soldat. Er ist ein Superheld, der seine außergewöhnlichen Fähigkeiten nur mit Mühe im Zaum halten kann. Eine ältliche Lehrerin durchschaut ihn in der ersten Schulstunde: Sie sieht einen "Makko Man" und wird von einem Kollegen belehrt, daß sie einen "Macho Man" meint.

Der kleine Fehler in der Aussprache ist für das Verhältnis von "Main Noon Ha" zum amerikanischen Kino bedeutsam. Es wird hemmungslos zitiert, aber eben auch inkulturiert. "American Pie" und "The Matrix" ergeben die beste Synthese nicht bei den großen Action-Einlagen, sondern in einer komischen Szene in der Schule: Die Wut eines Lehrers materialisiert sich hier zu einem Projektil, unter dem sich Ram mit derselben Elastizität und Schwerelosigkeit wegduckt, die "The Matrix" aus Hongkong in die Vereinigten Staaten importiert hat. Auf diesem Umweg erreicht sie nun Indien, die zweitgrößte Filmindustrie der Welt. Von dem elaborierten Spiel mit der Dimensionalität, das die Brüder Wachowski in "The Matrix" inszeniert haben, braucht Farah Khan nur die Bewegungsabläufe, das gestische Potential - und die Komik, die sie darin freilegt. Physik und Chemie sind in "Main Hoon Na" reine Slapstick-Wissenschaften. Der Schulleiter reagiert darauf, indem er "Harry Potter" liest.

Viele Jahre hat Farah Khan als Choreographin gearbeitet, bei "Main Hoon Na" führt sie zum ersten Mal auch Regie. Die berufliche Herkunft prägt den Film deutlich, denn die großen Tanznummern und Montagesequenzen sind, bei allem Ideenreichtum im Detail, auch ein wenig Selbstzweck. Die Vermittlung der Schulkomödie mit dem Thriller-Plot bleibt rudimentär - beide Geschichten zielen in erster Linie auf Schauwerte und eine politische Übereinkunft, die so allgemein bleibt, daß sie als Happy-End nach den Konventionen des Kinos begriffen werden kann. In den Musicals von Mani Ratnam brodelt es unter der Oberfläche, sie sind den Konflikten der Außenwelt abgerungen und suchen den kathartischen Moment. "Main Hoon Na" aber wiegt sich in der Sicherheit der federleichten Bewegungen, die Farah Khan so perfekt beherrscht. Sie überwindet nicht nur die Gesetze der Physik, sondern eben auch die Kräfte der Geschichte.

BERT REBHANDL

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