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Wie kocht man das perfekte Frühstücksei? Was zählen Physiker, die nicht einschlafen können? Wie schlägt man einen Nagel in die Wand, ohne ihn zu verbiegen? Was ist das Geheimnis einer perfekten Pilskrone? Hier ist der ultimative und höchst vergnügliche Crashkurs in Sachen Naturwissenschaften. Len Fisher verbindet Wissenswertes aus der Physik, Mathematik und Chemie mit skurrilen Anekdoten aus der Wissenschaftsgeschichte. So lernt man nicht nur viel Interessantes über optimierte Einkaufspolitik oder die Kunst, Kekse perfekt einzutunken, nein, auch in manchen Liebesdingen kann die Physik durchaus hilfreich sein.…mehr

Produktbeschreibung
Wie kocht man das perfekte Frühstücksei? Was zählen Physiker, die nicht einschlafen können? Wie schlägt man einen Nagel in die Wand, ohne ihn zu verbiegen? Was ist das Geheimnis einer perfekten Pilskrone? Hier ist der ultimative und höchst vergnügliche Crashkurs in Sachen Naturwissenschaften. Len Fisher verbindet Wissenswertes aus der Physik, Mathematik und Chemie mit skurrilen Anekdoten aus der Wissenschaftsgeschichte. So lernt man nicht nur viel Interessantes über optimierte Einkaufspolitik oder die Kunst, Kekse perfekt einzutunken, nein, auch in manchen Liebesdingen kann die Physik durchaus hilfreich sein.
Autorenporträt
Len Fisher ist ein erfolgreicher Wissenschaftspublizist und Autor zahlreicher Bücher, von denen einige auch ins Deutsche übersetzt sind, etwa Reise zum Mittelpunkt des Frühstückseis (dessen Original vom American Institute of Physics zum Best Popular Science Book gekürt wurde) und Der Versuch die Seele zu wiegen. Der ausgebildete Physikochemiker hat an der CSIRO Division of Food Research in Australien, am Physiologischen Labor der Cambridge University, an der Anatomieabteilung des University College London sowie an der University of South Australia geforscht und ist gegenwärtig Gastforscher an der University of Bristol in England. Er lebt in Wiltshire in England and Blackheath in Australien.
"Meine Bücher", so schreibt er, "sollen den Menschen helfen, die Welt durch die Augen des Wissenschaftlers zu sehen und zu verstehen. Dazu verwende ich gerne eine gute Prise Humor, Anekdotisches und persönliche Geschichten der Forscher. Die Grundauffassung aller Wissenschaftler ist, dass die Welt nicht nach dem gesunden Menschenverstand funktioniert. Sobald man dies einmal verstanden hat, kann man die Erkenntnisse der Wissenschaft mit Freude verfolgen, ohne selbst Wissenschaftler sein zu müssen. Ich sähe die Wissenschaft gerne als selbstverständlichen Teil unserer Kultur, auf einer Ebene mit Religion, Literatur, Philosophie und Kunst eben als eine Möglichkeit, die Welt zu betrachten und zu erkennen."
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.05.2003

Wer vieles weiß, will alles wissen
Der Donut im Tee, das Ei in Methyl, die Spermien im Triathlon: Len Fisher sprengt die Physik

Hochschullehrer sind oft pompös. Auf dem langen Weg zu den höheren akademischen Weihen haben sie gelernt, ihr Arbeitsgebiet möglichst großartig darzustellen, damit auch ein schwacher Abglanz auf sie falle. Um so erfrischender ist es, wenn einmal einer aus der Reihe tanzt und den Klassenclown spielt. Len Fisher ist so jemand. Er ist süchtig nach Physik wie ein Alkoholiker nach seinem täglichen Quantum. Dabei gleicht er mehr dem Clochard mit der Rotweinflasche als dem Connaisseur, der erst eine halbe Stunde schwafelt, ehe er zum Korkenzieher greift.

Fishers Buch "Reise zum Mittelpunkt des Frühstückseis - Streifzüge durch die Physik der alltäglichen Dinge" macht gerade deshalb Spaß, weil es über Sachen berichtet, die man nicht unbedingt wissen muß. Dieses Buch ist nicht Pflicht, sondern Kür. Fisher ist Physiker an der Universität Bristol. So steht es jedenfalls im Klappentext. Aber vermutlich ist die Schublade der Physik zu eng für ihn. Sein Interesse geht mehr in die Breite als in die Tiefe, was man bei einem Sachbuchautor ja nur loben kann. Er weiß viel, aber er will alles wissen.

Weil Fisher so ein bunter Hund ist, ist er ein Liebling der Medien. Für eine Werbekampagne untersuchte er einmal, wie man am besten seinen Keks in den Tee (oder Kaffee) eintunkt. Damit erregte er in Großbritannien, den Vereinigten Staaten und Australien großes Aufsehen. Flexibel, wie ein begnadeter Pädagoge nun einmal ist, erweiterte er den Forschungsbereich im amerikanischen Frühstücksfernsehen gleich um die Donuts. In einem Land, wo die zweite Tasse Kaffee auf Kosten des Hauses geht, verwendet man schließlich Hochleistungs-Hefekringel zum Aufsaugen der anfallenden Flüssigkeitsmengen. Auf dem Schutzumschlag der englischen Originalausgabe ist dann auch ein wunderbares Bild von Sir Isaak Newton, der versonnen beobachtet, wie ein Donut vom Baum fällt.

Das Problem mit den Keksen ist, daß sie des öfteren in der Flüssigkeit zerfallen. Die nasse Hälfte sinkt dann auf den Boden der Tasse, statt ihren Zweck zu erfüllen. Fishers Lösung bekämpft das Übel gleich an zwei Fronten. Einerseits empfiehlt er, den Keks waagerecht in den Tee zu tunken, und zweitens sollen die Fabrikanten den Keks auf der teeabgewandten Seite mit Schokolade stabilisieren. Irgendwie entpuppt sich Fisher hier aber doch als ein weltfremder Bewohner des Elfenbeinturms. Erstens ist so ein waagerechter Keks oft zu groß für eine Standardtasse, zweitens verbrennt man sich die Finger, und drittens mag man wie Trude Herr vielleicht gar keine Schokolade. Man wundert sich deshalb auch nicht, daß der Forscher für diese Untersuchungen den Ig-Nobelpreis bekommen hat. Dieser wird vom renommierten Wissenschafts-Satiremagazin "Annals of Improbable Research" sowohl für Forschung verliehen, "die nie wiederholt werden kann - und besser auch nicht wiederholt werden sollte", als auch für Projekte, "die das öffentliche Interesse an Forschung anregen". Fisher rätselt noch, was in seinem Fall zutrifft.

Natürlich hat das alles auch einen profunden Hintergrund. Der Tee bewegt sich (vermutlich) im Keks aufgrund der sogenannten "kapillaren Hebung" wie der Saft in den Bäumen und die Tinte im Löschpapier. Edward W. Washburn hat schon 1921 die zugehörige Gleichung aufgestellt. Aber seien wir ehrlich: Wir Laien vergessen das Washburnsche Gesetz sofort wieder. Doch vielleicht haben wir ein wenig gelernt, wie Naturwissenschaft funktioniert.

Das erste Kapitel, das über die Kekse, füllt nur ein Zehntel des Buchs, aber sein Schema wiederholt sich. Der Apparat des experimentellen Wissenschaftlers wird auf etwas Alltägliches angewandt. Dabei kommt Fischer vom Hundertsten ins Tausendste und - wen wundert's? - das Tausendste, ist eigentlich viel interessanter. Das ursprüngliche Problem hat mehr die Funktion des Teelöffels Zucker, der die Medizin versüßt, und erstaunlicherweise funktioniert das sogar meistens. Und wenn es mal nicht funktioniert, gibt es Fisher mit entwaffnender Ehrlichkeit zu: "Am Schluß meiner Untersuchung von Werkzeugen war ich etwas enttäuscht." Den wahren Profi erkennt man daran, daß ihn solche Erkenntnisse nicht am Publizieren hindern.

Ein weiteres Beispiel sollte genügen, um potentiellen Lesern den Mund wäßrig zu machen: "Wie der Naturwissenschaftler sein Frühstücksei kocht": Gemeint ist ein perfektes weiches Ei mit festem Eiweiß und flüssigem Eigelb. Die theoretisch beste Methode wäre es, den Luftdruck so zu reduzieren, daß das Kochwasser einen Siedepunkt zwischen 64° C und 67° C hat. Dafür benötigt man leider eine etwas aufwendige Apparatur. Oder man kocht das Ei in siedendem Methylalkohol. (Vorher prüfen, ob man alle Versicherungsprämien bezahlt hat!) Am einfachsten wäre es natürlich, eine Versuchsreihe durchzuführen, bis man ein optimales Ergebnis erzielt, und in Zukunft nur noch Eier der gleichen Größe und gleichen Temperatur zu verwenden. Aber ein solches Vorgehen ist erkenntnislose Ingenieurwissenschaft und keine Physik und deshalb zutiefst unbefriedigend. Worum geht es noch? Weitere Kapitel beschäftigen sich mit Werkzeugen wie Hammer und Schraubenzieher, mit der statistischen Analyse von Kassenzetteln der Supermärkte, mit Bumerangs und mit dem Fangen von Bällen.

Etwas anders als der Rest des Buchs ist das Kapitel "Seifenblasen, Bierschaum und der Sinn des Lebens". Hier geht es um die Frage, wie die Geometrie von Seifenmolekülen entscheidet, welche Strukturen sie bilden. Manche Seifen schäumen und manche nicht. Geschirrspülmittel müßten nicht schäumen, aber man richtet es so ein, weil die Kunden es erwarten. Auf diesem Gebiet hat Fisher selbst intensiv geforscht, vielleicht kaspert er deshalb hier deutlich weniger als sonst. Zumindest seinem Leben hat der Stoff, aus dem die Schäume sind, einen Sinn gegeben.

Das Buch fährt fort mit Untersuchungen darüber, wo der Geschmack von gutem Essen herkommt. Nur das Ende enttäuscht unsere Erwartungen grausam. Das Kapitel "Sex und Physik" beschäftigt sich im wesentlichen nicht mit Sex, sondern nur mit Après-Sex. Es schildert in aller Ausführlichkeit, wie die Spermatozoen ihrem Ziel zustreben. Dabei handelt es sich um eine Art Triathlon: das Eindringen in den Zervix-Schleim, das Schwimmen durch ihn hindurch und die finale Eroberung der Eizelle. Sieger wird, wer am meisten von Physik versteht. Len Fisher zitiert einmal das Motto eines von ihm geliebten Buchs von Silvanus P. Thompson: "Was ein Narr versteht, versteht auch ein zweiter." So ist es.

ERNST HORST

Len Fisher: "Reise zum Mittelpunkt des Frühstückseis". Streifzüge durch die Physik der alltäglichen Dinge. Aus dem Englischen von Carl Freytag. Campus Verlag, Frankfurt am Main, New York 2003. 290 S., 30 Abb., geb., 21,50 [Euro].

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