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Grenzsituationen offenbaren uns radikal die Zerbrechlichkeit unseres Lebens. Tobias Hürter hat es erlebt: Auf einer Bergtour nahe der Zugspitze stürzte er ab. Es wäre ein freier Fall in den Tod gewesen, 500 Meter in die Tiefe. Erstaunlicherweise blieb er nach 37 Metern mit dem Rucksack an einer Kante hängen. Er beschreibt, was ihm in diesem Moment des drohenden Todes durch den Kopf ging und wie er seine Erfahrung als "urphilosophischen Moment" erlebt hat. Seine philosophischen Gedanken werden flankiert durch die Theorien großer Denker, von Lukrez und Platon über Heidegger und Jaspers bis zu…mehr

Produktbeschreibung
Grenzsituationen offenbaren uns radikal die Zerbrechlichkeit unseres Lebens. Tobias Hürter hat es erlebt: Auf einer Bergtour nahe der Zugspitze stürzte er ab. Es wäre ein freier Fall in den Tod gewesen, 500 Meter in die Tiefe. Erstaunlicherweise blieb er nach 37 Metern mit dem Rucksack an einer Kante hängen. Er beschreibt, was ihm in diesem Moment des drohenden Todes durch den Kopf ging und wie er seine Erfahrung als "urphilosophischen Moment" erlebt hat. Seine philosophischen Gedanken werden flankiert durch die Theorien großer Denker, von Lukrez und Platon über Heidegger und Jaspers bis zu den zeitgenössischen Philosophen. Hürter legt überzeugend den Wert der Sterblichkeit dar und damit die Erkenntnis, dass wir den Tod ohne Furcht als Bestandteil unseres Lebens akzeptieren können.
Autorenporträt
Tobias Hürter, Jahrgang 1972, studierte Philosophie und Mathematik in München und Berkeley. Er war Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft und arbeitete als Redakteur beim MIT Technology Review und bei der ZEIT. Seit 2008 schreibt er als freier Autor unter anderem für P.M., die ZEIT und ZEIT Wissen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.09.2013

Die Freude, am Leben zu sein
Tobias Hürter hat nach einem schweren Bergunfall ein Buch über den Tod geschrieben
München – Es war ein herrlicher Tag: Geschichten, die so beginnen, nehmen meist ein böses Ende. „Der 1. November 2011 war also ein herrlicher Herbsttag“, fängt Tobias Hürter an zu erzählen. Der Himmel war strahlend blau und das Licht golden und warm. Hürter war mit zwei Bergkameraden aufgebrochen, um die Marienbergspitze zu ersteigen, ein karstiger, unerschlossener Kalksteinkegel in Tirol. Eine Bergtour ganz nach Hürters Geschmack. Es ging gut voran. Aber kurz vor dem Gipfel löste sich ein Stück des Grats, an dem er sich festgehalten hatte. 500 Meter fiel die Felswand an dieser Stelle ab. Tobias Hürter stürzte in die Tiefe: „Ich war mir in diesen Sekunden ganz sicher, dass ich sterbe.“ Aber nach 37 Metern landete er auf einem Felsabsatz, schwer verletzt und mit einem zertrümmerten rechten Arm, der wie ein Stück Gummi abhing. Nach einer Stunde kam der Rettungshubschrauber, und Tobias Hürter entschwebte an einem Seil in der Luft hängend dem sicher geglaubten Tod.
  Aber damit ist die Geschichte natürlich nicht vorbei. An diesem Tag war der Tod in das Leben von Tobias Hürter getreten und hat ihn und sein Leben verändert. Er begann sich mit der Bedeutung der eigenen Sterblichkeit, mit dem Wesen des Todes und dem Zusammenhang von Körper und Seele auseinanderzusetzen. „Natürlich wusste ich längst, dass ich sterben werde. Ich wusste es, aber ich glaubte es nicht“, schreibt der im Vorwort seines Buches „Der Tod ist ein Philosoph“, in dem er die vorläufigen Ergebnis seiner Überlegungen niedergeschrieben hat. Am 1. Oktober wird das so erhellende wie kurzweilige Sachbuch im Piperverlag erscheinen. Ausgehend von einer kulturanthropologischen Betrachtung des Todes als „Zündfunke der Zivilisation“ streift Hürter die ewigen philosophischen Diskurse rund um die Fragen von Sein und Nicht-Sein, entwickelt schließlich – gespiegelt an seinen Erfahrungen – die Ethik eines guten und sinnvollen Lebens als einzige Möglichkeit, den eigenen, unvermeidlichen Tod zu überleben.
  Hürter, aufgewachsen in Solln, ist ein introvertierter Mann von 41 Jahren. Er hat in München und Berkley in den USA Mathematik und Philosophie studiert. Eine akademische Karriere schlug er aus, er wollte sich nicht an den Universitätsbetrieb binden. Stattdessen wurde er Wissenschaftsjournalist. Seine ersten Texte schrieb er für die SZ. Dann ging er zum Spiegel, war einige Jahre Redakteur bei der Zeit und bei MIT Technology Review. Inzwischen ist er stellvertretender Chefredakteur der Philosophie-Zeitschrift Hohe Luft. Für ihn ein Traumjob. Denn Philosophie ist schon seit seiner Jugend Weg und Werkzeug, um die Welt und sich selbst besser verstehen zu können. „Ich bin eher ein grüblerischer Typ. Wenn ich meine Gedanken ordnen will, dann schreibe ich“, sagt Hürter. Das Buch über den Tod als Philosophen war seine Art, den beinahe tödlichen Absturz am Berg zu verarbeiten.
  Zu schreiben begann er noch im Krankenhaus. Mühsam tippte er mit links in seinen Laptop oder krakelte seine Gedanken handschriftlich nieder. Den achtmal gebrochenen rechten Arm hatte der Chirurg zwar kunstvoll wieder zusammengepuzzelt, aber der Radialisnerv war so stark geschädigt, dass er die Hand monatelang nicht mehr bewegen konnte. Jeden Tag bewegte er die Hand mit eisernem Willen im Geiste, denn äußerlich rührte sich kein Finger. „Gut, dass ich so stur bin“, Hürter lacht. Er bemerkte, dass durch den Ausfall der rechten Hand sein Stil klangvoller und assoziativer wurde. Aber auch seine innere Einstellung änderte sich. Früher habe er mehr an der Welt gelitten, heute sehe er sein Leben als großes Glück. „Es ist ein sehr persönliches Buch geworden“, sagt er, dem es nicht leichtfiel, so viel von sich preiszugeben. „Nichts wirkt auf mich belebender als der Gedanke an den Tod“, schreibt er im Schlusskapitel. Das ist schlichte Dialektik: Ohne Tod kein Leben, ohne Schatten kein Licht und ohne das Schlechte nichts Gutes.
  Tobias Hürter hatte Glück im Unglück. Wenn eine seiner vielen Narben mal wieder schmerzt, verspürt er, der früher bisweilen an der Welt gelitten hat, wieder diese tiefe Freude, noch am Leben zu sein. War es also letztendlich gut, dass er an diesem herrlichen Tag vom Berg gestürzt ist? „Es ist totaler Schwachsinn, das so zu idealisieren“, sagt Hürter ärgerlich. Aber„Potenzial“ habe die Begegnung mit dem Tod schon. Das Potenzial angesichts der eigenen Endlichkeit sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, Situationen zu klären und Entscheidungen zu treffen. Eineinhalb Jahre nach dem Absturz kam sein kleiner Sohn auf die Welt, dem er sein Buch über den Tod gewidmet hat.
ELISA HOLZ
„Wenn ich meine Gedanken
ordnen will,
dann schreibe ich“, sagt Hürter
Dem Tod ins Auge geschaut: Tobias Hürter.
FOTO: ALESSANDRA SCHELLNEGGER
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"Was der glücklich wieder genesende Mathematiker hier in seinem Sachbuch nun unternimmt, ist der Versuch den Tod zu erklären. So wird sein Buch zur spannenden Fährtensuche nach Körper, Seele, Geist und vor allem immer mehr auch nach dem was nach dem Tod kommt.", buecheraendernleben, 29.10.2013 20151120