Der Roman ist aufgemacht wie ein Bericht: Tag für Tag ist niedergeschrieben worden, was sich ereignet hat. Doch dies stets aus einer anderen Sicht heraus. Szenen werden kurz beleuchtet. Zu kurz, um sich ein exaktes Bild machen zu können. Es bleibt schemenhaft. Sachverhalte und Personen wechseln. Die
miteinander verwobenen Geschichten müssen vom Leser schrittweise entwirrt werden. Dennoch ist das…mehrDer Roman ist aufgemacht wie ein Bericht: Tag für Tag ist niedergeschrieben worden, was sich ereignet hat. Doch dies stets aus einer anderen Sicht heraus. Szenen werden kurz beleuchtet. Zu kurz, um sich ein exaktes Bild machen zu können. Es bleibt schemenhaft. Sachverhalte und Personen wechseln. Die miteinander verwobenen Geschichten müssen vom Leser schrittweise entwirrt werden. Dennoch ist das keine Last beim Lesen.
Nach und nach kommen aus dem Knäuel, zu dem die Autorin die Geschichte verquickt hat, einzelne Stränge zum Vorschein. Namen werden genannt, die sich aber auch verändern. Mögliche Verdächtige werden angedeutet. Die Fäden, die man entnehmen kann, werden länger. Die anfangs verworrene Geschichte nimmt aber immer wieder ungeahnte Wendungen. Es gibt einen „neuen“ Mordanschlag! Oder ist es nur ein Unglück, dass die Mutter des zweifachen Mörders von einer Brücke stürzt?
Diese Frage bleibt zunächst unbeantwortet. Der Faden bleibt im Knäuel. Trotzdem, die Geschichte nimmt Konturen an. Aber dennoch bleibt immer noch Einiges nebulös. Wie die Rolle von Thies, der autistische Sohn von Claudius Terlinden, der sein Anwesen auf dem Millionenhügel oberhalb des Dorfes Altenhain hat. Aber Thies spricht kaum. Scheint aber etwas zu wissen. Vertrauen hat er nur zu Amelie. Sie nennt Thies ihren Freund. Amelie ist siebzehn, ein wenig ausgeflippt. Um Geld zu verdienen arbeitet sie in der Dorfgaststätte „Schwarzes Ross“.
Weitere Namen tauchen wie aus dem Nichts auf. Weitere Tatmotive zum längst abgegoltenen Doppelmord werden angeführt.
Pia Kirchhoff, Kriminaloberkommissarin, recherchiert, wenngleich zunächst in einer anderen Sache, weil auf einem stillgelegten Militärflugplatz in der Nähe von Frankfurt eine weibliche, skelettierte Leiche gefunden wird. Oliver Bodenstein, ihr Chef, selbst voller persönlicher Probleme, steht ihr zur Seite.
Dann verschwindet Amelie. Alles deutet wieder auf Tobias. Er war bereits des Mordes an zwei Mädchen bezichtigt, hat dafür zehn Jahre abgesessen. Sein Vater betrieb die Gaststätte „Goldener Hahn“, die nun brach liegt und vernachlässig wirkt.
Brillant versteht es die Autorin überraschend immer neue Fäden aus dem Knäuel zu ziehen.
So nimmt der Zwillingsbruder von Thies, Lars, erfolgreicher Bankmanager, sich auf einem Waldparkplatz das Leben.
Der nächste Faden: Nadja, die Frau, zu der sich Tobias geflüchtet hat, und die er vertraut, lässt Beweismaterial verschwinden.
Claudius Terlinden sitzt derweil in Untersuchungshaft, genauso wie Manfred Wagner, der Vater eines der ermordeten Mädchen, deren sterblichen Überreste man gefunden hat, und die nun beigesetzt werden. Beide werden verdächtigt, mit dem Verschwinden von Amelie zu tun zu haben.
Welcher Faden wird als nächster aus dem Knäuel gezogen? Und wird es der sein, der zum Kern der Geschichte führt?
Überraschend dann, dass Lars in einem Abschiedsbrief schreibt, dass er Laura getötet habe – es wäre ein Unfall gewesen, teilt er Tobias mit. Doch gleichzeitig gestehen die ehemaligen Freunde von Lars, an dieser Sache beteiligt gewesen zu sein, sie berichten, das Mädchen vergewaltigt zu haben.
Das Knäuel ist fast abgewickelt. Es bleiben nur noch ein paar wenige Fäden übrig. Aber auch sie miteinander verwoben.
Die Ärztin, ebenfalls im Dorf wohnend, die sich bisher um Lars gekümmert hat, versucht ihren Mann, der der Unzucht mit Abhängigen bezichtigt wird, gar nicht erst zu decken.
Ein Testament taucht auf. Ist das des Rätsels Lösung?
Ein wunderbar verwobenen Krimi, der es wert ist, gelesen zu werden.