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Dante Alighieris "Inferno", Teil seiner "Göttlichen Komödie", gehört zu den geheimnisvollsten Schriften der Weltliteratur. Ein Text, der vielen Lesern noch heute Rätsel aufgibt. Um dieses Mysterium weiß auch Robert Langdon, der Symbolforscher aus Harvard. Doch niemals hätte er geahnt, was in diesem siebenhundert Jahre alten Text schlummert. Gemeinsam mit der Ärztin Sienna Brooks macht sich Robert Langdon daran, das geheimnisvolle "Inferno" zu entschlüsseln. Aber schon bald muss er feststellen, dass die junge Frau ebenso viele Rätsel birgt wie Dantes Meisterwerk.

Produktbeschreibung
Dante Alighieris "Inferno", Teil seiner "Göttlichen Komödie", gehört zu den geheimnisvollsten Schriften der Weltliteratur. Ein Text, der vielen Lesern noch heute Rätsel aufgibt. Um dieses Mysterium weiß auch Robert Langdon, der Symbolforscher aus Harvard. Doch niemals hätte er geahnt, was in diesem siebenhundert Jahre alten Text schlummert. Gemeinsam mit der Ärztin Sienna Brooks macht sich Robert Langdon daran, das geheimnisvolle "Inferno" zu entschlüsseln. Aber schon bald muss er feststellen, dass die junge Frau ebenso viele Rätsel birgt wie Dantes Meisterwerk.
Autorenporträt
Dan Brown unterrichtete Englisch, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Bedingt durch seine Herkunft (Vater Mathematikprofessor - Mutter Kirchenmusikerin) waren für ihn Wissenschaft und Religion keine Gegensätze und diese Kombination in seinen Veröffentlichungen machte ihn als Autor weltbekannt.Er lebt mit seiner Frau in Neuengland.
Rezensionen
"Alles in allem schafft Dan Brown es erneut, einen Welt-Bestseller zu kreieren, indem er ein hochaktuelles und gleichermaßen brisantes Thema gekonnt in ein kulturgeschichtliches Ambiente packt. Lesens-und vor allem hörenswert!" N-TV "Der Roman hebt spannend an und zieht einen sofort in die Handlung. Wie sich das für einen guten Thriller gehört." Emmanuel van Stein, Kölner Stadt-Anzeiger "Charmante Unterhaltungsliteratur mit einem kühnen Schluss." Ijoma Mangold, DIE ZEIT

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.05.2013

Die Hölle ist ein Kreisverkehr
Ein göttlicher Thriller: Dan Browns Roman "Inferno" nimmt Dante beim Wort

Ich bin kurz schockiert. Ein Ich-Erzähler, der stirbt! Wie ist das möglich?

Von Clemens Meyer

Für meine Familie . . ." So beginnt Dan Browns neuer Roman. Lange grübele ich.

Was haben die drei Punkte zu bedeuten? Vater, Sohn und Heiliger Geist? Die Drei von der Tankstelle? Oder hat der Meister etwa drei Familien, zwischen denen er in wilder Hast, wie sein Alter Ego, der Zauberbergerstürmer Robert Langdon, hin- und herpendelt?

Oder ist die Drei nur eine Irreführung, eine falsche Spur Richtung Baker Street, ist die Familie in Wirklichkeit ein Synonym für die Illuminaten, aber Moment, die wurden ja schon von Dr. Langdon enttarnt, die Templer kommen auch nicht mehr in Betracht, und langsam beschleicht mich der Verdacht, dass Mister Brown (Doktor Brown bitte!) vielleicht tatsächlich seine eigene Familie meinte in der Widmung, mit der sein neuer Roman beginnt, und dass die drei Punkte (es gibt ja die Hobo-Dots, das Zeichen der Heimatlosen und Landstreicher; oder sind wir alle seine Familie, sind wir alle Dr. Brown, wenn wir unsere Namen auf die Punkte schreiben?) einfach nur seine Gefühle der Familie gegenüber verstärken sollen, ein pathetisch/sensitives Raunen. Was für ein grandioser Beginn!

Durch die ergebnislose Grübelei bin ich etwas ermüdet, aber sofort bin ich drin im Buch, denn eine rasante Verfolgungsjagd durchs nächtliche Florenz bildet den Prolog!

Am Ende dieser ersten Sequenz stürzt der Ich-Erzähler, der - so scheint es mir, denn subtil brodelt es unter der Oberfläche - direkt aus der Hölle entflohen ist (". . . sündige Leiber, die sich in feurigem Regen winden, verfressene Seelen, die in Exkrementen treiben, verräterische Schurken, erstarrt in Satans eisigem Griff"), in den Tod. Ich bin kurz schockiert. Ein Ich-Erzähler, der stirbt! Wie ist das möglich? Aber Zeit und Endlichkeit sind nicht sicher vor Doktor Browns Kunstgriffen! "Führe mich, oh Vergil, durch die Leere!"

Wer traut sich heute noch ein solches Pathos! Gekonnt verbindet Dr. Brown seine eigene glasklare und moderne Sprache mit der klassischen poetischen Sprache des alten Meisters Dante.

Wenn Langdon ohne Erinnerungen in einem Krankenhaus erwacht, dann ist das ein gekonnter dramaturgischer Kunstgriff, um der Handlung Tempo zu geben, das Rätsel beginnen zu lassen, gleichzeitig aber auch eine Metapher auf die kranke, verkommene und leere Welt, in der später die Drohnen bedrohlich kreisen, in der sich der Held, Forscher und Detektiv Robert Langdon bewegt, und damit führt Dr. Brown den Bogen weit in unsere Wirklichkeit. Unterhalten? Ja. Aber mit Könnerschaft und Intelligenz.

(Der Spion, der aus der Kälte kam, Mr. le Carré berührt hart meine Schulter, hat sich ins Zimmer geschlichen, um mich aus dem Hypnoseblick des Dr. Brown zu befreien, aber nein, ich lese weiter . . . und immer weiter!)

Was ist passiert? "Alles war voller Blut. Mein Gott, es muss schlimm gewesen sein."

Und schon sind wir mittendrin, Gott und die Hölle und ein Mann im Auge des Infernos. Dr. Langdon, der Rätselknacker mit Charme, bekannt aus den Romanen "Illuminati" und "Sakrileg", kongenial von Tom Hanks in den Verfilmungen gespielt. Dr. Langdon lebt gefährlich! "Draußen vor seinem Fenster, verborgen in den Schatten der Via Torregalli, stieg eine athletisch gebaute Frau mit spielerischer Leichtigkeit von ihrer BMW. Sie näherte sich dem Gebäude mit der Konzentration eines Panthers, der seine Beute beschleicht. Ihr Blick war scharf. Ihr kurzgeschnittenes Haar, mit Gel zu spitzen Borsten geformt, drückte im Nacken gegen den hochgeschlagenen Kragen ihrer schwarzen Motorradkluft. Sie überprüfte ihre schallgedämpfte Pistole und starrte hinauf zu Robert Langdons Fenster, hinter dem soeben die Lichter ausgegangen waren."

Viele hundert Seiten später weiß ich endlich, an wen mich Dr. Browns rasanter Stil erinnert! Anfangs dachte ich noch, es sei die Melancholie eines Philip Marlowe, an die mich die kalte Lässigkeit des Dr. Langdon erschaudernd (erschaudernd!!!) denken ließ, aber nein, es sind die Abenteuer des G-Mann Jerry Cotton (die ja im selben Verlag erscheinen wie die Abenteuer Dr. Langdons; ist Dr. Brown möglicherweise auch der anonyme Schöpfer dieses Welterfolges? Ich erinnere noch einmal an die drei Punkte zu Beginn!!!). "Die FBI-Agentin wirbelte herum. Zehn oder zwölf Schritte von ihr entfernt stand ein Mann in einem teuren Maßanzug. Er grinste wölfisch. Die Mündung seiner Magnum zielte direkt auf Junes Stirn. Die FBI-Agentin hatte den Hundesohn sofort erkannt."

Fasziniert lese ich in beiden Groschenromanen gleichzeitig! Der G-Mann und seine FBI-Kollegin zusammen mit Dr. Langdon on the road! Wieder einmal ist die Welt durch ein altes Artefakt bedroht! Wieder einmal muss Dr. Langdon mit Hilfe seiner neuen Freunde Symbole entschlüsseln, immer tiefer treibt es sie hinein in ihrer atemlosen Jagd in die "Göttliche Komödie" des großen Dante Alighieri. Der infernalische Biochemiker Dr. Bertrand Zobrist tritt auf den Plan! Doch was genau plant er? "Dantes Werk ist nicht Fiktion. Es ist Prophezeiung." Die neun Kreise der Hölle, von denen Dante schrieb . . . aber kann das wirklich sein?

Schweißgebadet lese ich weiter. "Und wenn diese Zukunft Gestalt annimmt, getrieben von der unerbittlichen Malthusianischen Mathematik, stehen wir wankend über dem ersten Kreis der Hölle . . . unser Absturz ist schneller, als wir es je für möglich gehalten hätten." Jerry-Cotton-Nichts ist spannender! Drei Bücher nun auf meinem Arbeitstisch: Jerry, Dr. Brown und Dante-Original! Ich schüttele dieses riesige Überraschungsei. "Eines Tages wird die Welt die Schönheit meines Opfers begreifen. Denn ich bin euer Erlöser. Ich bin der Schatten. Ich bin das Tor zum posthumanen Menschen."

Ohne Dr. Brown würde ich bis heute nichts von der Malthusianischen (What the fuck?) Mathematik wissen. Die Überbevölkerungsfalle, naturgesetzliche Zyklen, die die Bevölkerung wieder reduzieren, die Malthusianische Katastrophe. Ich staune, zum wiederholten Mal: Wir haben hier (auch) einen Bildungsroman!

Siebenhunderttausend Exemplare umfasst die Erstausgabe des "Inferno". Siebenhunderttausend Leser, die Dr. Brown mit zahlreichen Originalpassagen aus der "Göttlichen Komödie" versorgt, mit einem schier unerschöpflichen Strom aus Wissen: Kultur, Religion, Mathematik, Architektur, Symbolistik, Kreuzzüge, Kunstschätze, Casanova, Venedig sehen und sterben, die Schatten und Kreaturen der Höllenkreise kreisen und kreisen, ein Kreisverkehr, everywhere! Vielleicht wird ja dadurch der alte Dante auf den Wühltischen wieder lebendig und gelesen. Eine wundersame Wiederauferstehung!!!

Von Dr. Brown lernen, heißt Dante lesen! Weltwissen siegt mit Spannung! Und der G-Man? Den habe ich auf Seite vierhundertfünfzig des "Inferno" eben mal mit zwischeninhaliert. Und gondele um den Markusplatz, wo ich noch nie gewesen bin.

Quo vadis, Dr. Langdon? Retten Sie die Welt vor dem irren Plan des Dr. Zobrist? Ist Dr. Zobrist in Wirklichkeit Dr. Caligari?

"Robert Langdon war wie versteinert. Die Rosse von San Marco! (. . .) ,Die Pferde sind das Gedicht!', rief Langdon aufgeregt. ,Ich hab's!'

,Was?' Sienna wirkte verwirrt.

,Wir suchen nach dem verräterischen Dogen, der irgendwelchen Pferden den Kopf abgetrennt hat, richtig?'

,Ja?' . . ."

Oh ja!! Auch ich bin verwirrt, aber nur kurz. Denn Dr. Brown wäre nicht Dr. Brown, wenn es nicht sofort . . . Sofort? Oh nein! Sorgfältig wird erst einmal retardiert. Wie aus einer MP schießen mir die kurzen Kapitel (hundert sind es insgesamt!) um die Ohren. (Gutes Bild! Super-Metapher. Eine gute Metapher ist wie ein guter Met. Ein Königreich für eine Met-Wurst!)

"Der Angreifer mit der Mini-Uzi wurde am Ellenbogen getroffen, den Colt-Schwinger holte ich mit zwei Kugeln in die Waden von den Beinen. (. . .) Der Uzi- Benutzer hatte seine Bleispritze schon freiwillig fallen lassen." Shut up, Dr. Cotton!

Denn Robert Langdons Waffe sind sein Universalwissen und seine Fähigkeit zur Deduktion, in der er dem großen Sherlock Holmes in nichts, aber auch gar nichts nachsteht. Wieder klopft mir jemand hart und scheinbar verärgert auf die Schulter. Sind Sie es, Sir Conan Doyle?

",Mein Name ist Bertrand Zobrist', sagte er direkt in die Kamera. ,Dies ist mein Gesicht, unverschleiert und nackt, sodass alle Welt es zu sehen vermag. Was meine Seele betrifft . . . Wenn ich mein flammendes Herz in die Höhe halten könnte, wie Dante es für seine geliebte Beatrice getan hat, dann würden Sie sehen, dass es vor Liebe überquillt. Und es ist die tiefste Art von Liebe. Liebe zu euch allen . . . und vor allem zu einem ganz besonderen Menschen unter euch.'"

Wird es Dr. Jerry Langdon wieder einmal gelingen, die Welt zu retten, die Menschheit vorm Übel eines Eiferers zu bewahren? Und welche Rolle spielt Dr. Gott? Und wer ist Vicky P. Dia?

So manche Nuss gibt uns Dr. Brown zu knacken, und schwarzbraun ist diese Haselnuss.

Und Dr. Langdon behält selbst inmitten des beginnenden Infernos der Vernichtung die Ruhe und hat den Blick für die Details. "Am Ufer wandte er sich nach links und rannte den Weg entlang, unter den verwunderten Blicken der Touristen, die an den Dinnerbarken Schlange standen. Die Boote waren unglaublich bunt. Einige hatten sogar goldfarbene Kuppeln auf dem Dach. Las Vegas auf dem Bosporus, stöhnte Langdon innerlich und rannte vorbei."

"Inferno". Eine göttliche Komödie.

Dan Brown: "Inferno". Übersetzt von Axel Merz und Rainer Schumacher. Bastei Lübbe, 688 Seiten, 26 Euro. Clemens Meyers zweiter Roman "Im Stein" wird im August bei S. Fischer erscheinen.

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