«Also töte ich, weil es keinen logischen Grund gibt, nicht zu töten.» (Wittgenstein) London, 2013: Gewalt ist an der Tagesordnung. Chief Inspector Jakowicz hat es mit einem neuen Serienmörder zu tun. Doch dieser ist anders: Er hat die Datenbank des Polizeicomputers angezapft, um die Namen potenzieller Mörder zu erfahren. Um sich zu rächen. Fieberhaft erarbeitet Jakowicz mit dem Computerspezialisten Chung und dem Philosophieprofessor Lang ein Täterprofil des Mannes, der unter dem Decknamen Wittgenstein sein mörderisches Unwesen treibt ... Ausgezeichnet mit dem Deutschen Kritikerpreis für den besten internationalen Kriminalroman. «Ein brillanter Roman!» (WAZ) «Philosophie für Anfänger, Mord für Fortgeschrittene.» (Stern)
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.03.2001 Krimi
Kennedy
statt
Capt’n Kirk
Warum Philip Kerr
wenig über die Zukunft,
aber dennoch
Science Fiction schreibt
Die Welten, die Philip Kerr in seinen bisher zwölf Büchern herbeischrieb, sind so unterschiedlich, dass ein Kerr-Kosmos schlicht nicht auszumachen ist. Der 55-Jährige schreibt über Blutbanken auf dem Mond und Privatdetektive im Berlin der Nazizeit. In Deutschland ist der Brite durch den Roman „Das Wittgensteinprogramm” bekannt, der 1995 den deutschen Krimi-Preis erhielt. Er spielt im London des Jahres 2013. Die Wissenschaft ermöglicht es der Polizei, potentielle Mörder an einer Anomalie im Gehirn zu erkennen. In einer Datenbank bei Scotland Yard sind die Verdächtigen registriert. Eines Tages beginnt einer der dort geführten, die übrigen umzubringen.
„Das Wittgensteinprogramm” zeigt exemplarisch, warum Kerr prädestinierter Gast für eine Buchwoche unter dem Motto Fiction and Science ist. Nicht etwa, weil der ein oder andere Roman von ihm in der Zukunft spielt. Sondern weil Kerr mit möglichen Ausprägungen von Zukunft experimentiert, ganz ähnlich wie die Wissenschaft. Lange Passagen von „Das Wittgensteinprogramm” sind aus der Sicht des Täters geschrieben: Er versucht eine Philosophie zu entwickeln, welche die technischen Möglichkeiten berücksichtigt – etwa die Vorhersage, wer zum Mörder veranlagt ist. Kerr schreibt präzise über Situationen, nicht so sehr über Personen. Dass er Jura studierte, erklärt sein Gespür für die Interaktion zwischen Struktur und Individuum.
Man kann die Bücher des Engländers zur Science Fiction zählen, doch mit den Klischees von Raumschiffen und Lichtschwertern haben sie nichts zu tun. Selbst sein Roman „Game Over”, der am nächsten an ein klassisches Topos der Science Fiction kommt – das des durchdrehenden Computers – , spielt an einem seltsam gegenwärtigen Ort, einem Haus in Los Angeles. Dass hier ein Computer Leute gefangen hält und der Reihe nach umbringt, klingt platter, als es ist. Was Kerr einsichtig beschreibt, ist eine heute schon erahnbare Entwicklung: Der Mensch flüchtet nicht in einen mühsam konstruierten Cyberspace, vielmehr wird er von diesem langsam eingewoben.
Konrad Lischka
• Philip Kerr liest Do. , 8. März, 20. 30 Uhr, Atomic Café, Neuturmstr. 5, 228 3054
Philip Kerrs „Wittgenstein- programm”
spielt im London des Jahres 2013. Die dunkle Fassade des britischen Geheimdiensts spielt darin eine Nebenrolle.
Fotos: Reuters/SZ- Archiv, J. Bauer
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Kennedy
statt
Capt’n Kirk
Warum Philip Kerr
wenig über die Zukunft,
aber dennoch
Science Fiction schreibt
Die Welten, die Philip Kerr in seinen bisher zwölf Büchern herbeischrieb, sind so unterschiedlich, dass ein Kerr-Kosmos schlicht nicht auszumachen ist. Der 55-Jährige schreibt über Blutbanken auf dem Mond und Privatdetektive im Berlin der Nazizeit. In Deutschland ist der Brite durch den Roman „Das Wittgensteinprogramm” bekannt, der 1995 den deutschen Krimi-Preis erhielt. Er spielt im London des Jahres 2013. Die Wissenschaft ermöglicht es der Polizei, potentielle Mörder an einer Anomalie im Gehirn zu erkennen. In einer Datenbank bei Scotland Yard sind die Verdächtigen registriert. Eines Tages beginnt einer der dort geführten, die übrigen umzubringen.
„Das Wittgensteinprogramm” zeigt exemplarisch, warum Kerr prädestinierter Gast für eine Buchwoche unter dem Motto Fiction and Science ist. Nicht etwa, weil der ein oder andere Roman von ihm in der Zukunft spielt. Sondern weil Kerr mit möglichen Ausprägungen von Zukunft experimentiert, ganz ähnlich wie die Wissenschaft. Lange Passagen von „Das Wittgensteinprogramm” sind aus der Sicht des Täters geschrieben: Er versucht eine Philosophie zu entwickeln, welche die technischen Möglichkeiten berücksichtigt – etwa die Vorhersage, wer zum Mörder veranlagt ist. Kerr schreibt präzise über Situationen, nicht so sehr über Personen. Dass er Jura studierte, erklärt sein Gespür für die Interaktion zwischen Struktur und Individuum.
Man kann die Bücher des Engländers zur Science Fiction zählen, doch mit den Klischees von Raumschiffen und Lichtschwertern haben sie nichts zu tun. Selbst sein Roman „Game Over”, der am nächsten an ein klassisches Topos der Science Fiction kommt – das des durchdrehenden Computers – , spielt an einem seltsam gegenwärtigen Ort, einem Haus in Los Angeles. Dass hier ein Computer Leute gefangen hält und der Reihe nach umbringt, klingt platter, als es ist. Was Kerr einsichtig beschreibt, ist eine heute schon erahnbare Entwicklung: Der Mensch flüchtet nicht in einen mühsam konstruierten Cyberspace, vielmehr wird er von diesem langsam eingewoben.
Konrad Lischka
• Philip Kerr liest Do. , 8. März, 20. 30 Uhr, Atomic Café, Neuturmstr. 5, 228 3054
Philip Kerrs „Wittgenstein- programm”
spielt im London des Jahres 2013. Die dunkle Fassade des britischen Geheimdiensts spielt darin eine Nebenrolle.
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