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Als sich in den USA Ende der dreißiger Jahre die Nachricht verbreitet, Deutschland habe durchschlagende Erfolge bei der Atomspaltung erzielt, nährt dies die Angst vor dem Bau einer neuen atomaren Superwaffe durch die Nazis. Die USA stehen kurz vor Eintritt in den Zweiten Weltkrieg und die Regierung forciert die Entwicklung der ersten Atombombe. Unter Leitung des brillanten Physikers J. Robert Oppenheimer arbeitet die wissenschaftliche Weltelite fieberhaft in einem eigens dafür errichteten, abgeriegelten Camp in Los Alamos mit enormem Aufwand am streng geheimen "Manhattan Project". 1945…mehr

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Produktbeschreibung
Als sich in den USA Ende der dreißiger Jahre die Nachricht verbreitet, Deutschland habe durchschlagende Erfolge bei der Atomspaltung erzielt, nährt dies die Angst vor dem Bau einer neuen atomaren Superwaffe durch die Nazis. Die USA stehen kurz vor Eintritt in den Zweiten Weltkrieg und die Regierung forciert die Entwicklung der ersten Atombombe. Unter Leitung des brillanten Physikers J. Robert Oppenheimer arbeitet die wissenschaftliche Weltelite fieberhaft in einem eigens dafür errichteten, abgeriegelten Camp in Los Alamos mit enormem Aufwand am streng geheimen "Manhattan Project". 1945 entschließen sich die USA trotz der Kapitulation Deutschlands und der kurz bevorstehenden Kapitulation Japans zu einer Machtdemonstration. Nagasaki und Hiroshima werden in einem atomaren Höllenfeuer dem Erdboden gleichgemacht. J. Robert Oppenheimer hatte den Wettlauf gewonnen und stieg als "Vater der Atombombe" zu einem der einflussreichsten Wissenschaftler der US-Regierung in der Nachkriegszeit auf. Doch seine aufkommende kritische Haltung zu Massenvernichtungswaffen und seine linke Vergangenheit bringen ihn während der antikommunistischen McCarthy-Ära ins Fadenkreuz des FBI und schließlich in den Verdacht, ein russischer Agent zu sein.

Bonusmaterial

- 12-seitiges Booklet mit vielen Hintergrundinformationen
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2024

Knüller, Brüller, Pausenfüller

Enorme Kunstgrößen und sehr mächtige Unterhaltungskonzerne gingen leer aus, aber halbwegs gerecht waren die Oscar-Verleihungen 2024 dann doch.

Ach, egal. Sandra Hüller hat diese nostalgische Nippesfigur doch gar nicht nötig. Anstatt eine der besten Schauspielerinnen der Gegenwart mit dem goldenen Briefbeschwererfetischprügel zu belästigen, den wir "Oscar" nennen, hat sich die Academy of Motion Picture Arts and Sciences umsichtigerweise darauf verlassen, dass die Welt spätestens seit Hüllers zwar grundverschiedenen, aber gleichermaßen grandiosen Leistungen in "The Zone of Interest" und "Anatomie eines Falls" eh weiß, dass sie als Künstlerin von den flachsten bis zu den tiefsten Allzumenschlichkeiten alles mit Atem und perfektem Timing zu beleben versteht, was überhaupt vor eine Kamera passt. Dazu kommt noch ihr speziell uns Deutschen inzwischen wohlvertrautes Persönlichkeitspräsentationsformat abseits aller Drehorte: Selbst im konfusesten Internet-Hickhack demonstriert sie die ausgeruhte Vernunft der sanften Ermahnung Überdrehter ("Leute, bitte.") und strahlt dabei ein mildes Licht von Mutterwitz und Weltklugheit aus, das man "gesummten Menschenverstand" nennen könnte, im Gegensatz zum auftrumpfend behauptungsversessenen.

In der Hauptdarstellerinnenkategorie, für die sie wegen "Anatomie eines Falls" nominiert war, wurde das Gremium den Oscar letztlich an Emma Stone los, die ebenfalls ein Weltwunder ist und es zwar ebenfalls nicht nötig hat, aber andererseits (wegen "La La Land", 2016) schon eine der Statuetten besitzt. Das Gremium wird sich gedacht haben, dass sich die Vielbeschäftigte ja das Hobby zulegen könnte, diese Heinis zu sammeln (es wird schließlich nicht ihr letzter gewesen sein).

Was ist eine Oscar-Verleihungsgala? Früher war das die möglichst pompöse und pointensatte Bebilderung und Vertonung der absurden Behauptung, in den Heldinnen und Helden sowie den Schurkinnen und Schurken des Kinos könnten Leute stecken, die man genauso leicht verstehen, bewundern, beneiden, bemitleiden oder verabscheuen könnte wie die Gestalten, die sie spielen. Diese dreiste Lüge könnte heutzutage allenfalls Greta Gerwig glaubhaft inszenieren, aber die hat leider keine Zeit dazu, weil sie mit Barbies Hilfe ein paar Grundgedanken des Feminismus vorsorglich konservatorisch verpuppen muss, für künftige schlechte Zeiten, in denen er seine Forderungen und Beschwerden vielleicht mit weniger Widerhall in der Popkultur wird artikulieren müssen als heute (ob solche Zeiten gerade heraufziehen, machen im Moment der Oberste Gerichtshof der USA, die französische Verfassung und das abstimmungswillige irische Volk miteinander aus).

Das liebe alte Trugbild "Filmstar" ist in Tiktok-Zeiten als Selbstzweck kaum zu halten. Um es dennoch zu retten, imprägniert man es oft mit außerkünstlerischen, etwa karitativen oder politischen Veredelungsanmutungen. Auch die Oscar-Gala achtet daher auf die Nachrichten. Als der Film "The Zone of Interest", der von der seelischen Wüste im Herzen und in den Beziehungen der Täterinnen und Täter von Auschwitz handelt, seine verdiente Würdigung erfuhr, erinnerte der Regisseur am Mikrofon daran, dass man das, was jüdischen und palästinensischen Menschen in unseren Tagen zugefügt wird, vor allem unter dem Aspekt beachten sollte, dass die Misshandelten und Ermordeten eben Menschen sind und sich ein Mensch als Mensch aufgibt, der zulässt, dass Menschen so etwas mit Menschen machen.

Politisiert wurde insgesamt etwas weniger als in den letztzurückliegenden Versionen der Veranstaltung. Das mag denen gefallen haben, die fanden und finden, dass Anliegen wie die der "Black Lives Matter"- oder der "MeToo"-Bewegung bei Kunstfesten generell nichts verloren hätten. Dem darf man allerdings entgegenhalten, dass die innerhalb des letzten Jahrzehnts im Vor- und Umfeld der Oscar-Welt geführten Debatten um das, was jene und andere Initiativen wollen, selbst für Leute, die jeden sozialreformerischen Eifer verabscheuen, rein formal als Fortschritt erkennbar gewesen sein müsste, jedenfalls gegenüber einer Oscar-Vor- und -Frühgeschichte, in der politische Angelegenheiten eher jenseits öffentlicher Kontrolle prozessiert wurden. Versuche der Einflussnahme auf die Preisvergabe in diesem Sinne hat es eigentlich immer gegeben, oft in finsterer Denunziationsgestalt; einer der albernsten und böswilligsten etwa bestand im Jahr 1951 in einer Flut anonymer Postkarten an die Akademie, mit der versucht wurde, die Schauspielerin Judy Holliday von der Nominierungsliste zu entfernen, auf die sie wegen ihrer Arbeit im Film "Born Yesterday" geraten war, der bei den Erregten als "kommunistisch" galt (und das ungefähr so arg war wie der selige CDU-Politiker Norbert Blüm).

Von Politik abgesehen stellt sich bei jeder Oscar-Gala aufs Neue die Frage, was das einerseits massentaugliche, andererseits aber irgendwie (nämlich selten nachvollziehbar definiert) "anspruchsvolle" Filmwesen eigentlich ausmachen soll, das sich da feiert, gemessen an der allgemeinstmöglichen Bestimmung einer "Verbindung der schönen Künste in einem und demselben Produkte", die nur da klappen kann, "wo die Lust zugleich Kultur ist und den Geist zu Ideen stimmt", wie der philosophische Jubilar des laufenden Jahres geschrieben hat, an den beim Oscar-Abend 2024 besonders der kantige Kopf und der kritische nackte Oberkörper des zum Anlass extra ausgezogenen und blankgeputzten Schauspielers John Cena erinnerte.

Die Kategorien des geistvoll Schönen auf der Leinwand sind im Fluss, wer genau für was nominiert und ausgezeichnet gehört, ist fast zufallsabhängig - statt Sandra Hüller als beste Schauspielerin zu betrachten, hätte man manchen ihrer Gesichtsausdrücke ja auch als "besten Spezialeffekt" in Erwägung ziehen können oder die Augen von Cillian Murphy alias J. Robert Oppenheimer in dem Moment, in dem er das von ihm angestiftete Nuklearunheil erblickt, als "beste Kamera", und Emma Stone insgesamt geht natürlich auch als "bester Song" durch, weil man ja jede ihrer Bewegungen sofort mitsingen will. Übersichtlicher als in diesem Bereich ging es bei der Zurückweisung der Eroberungsansprüche erfolgreicher Streamingdienste zu: Diese Firmen waren mit zusammen zweiunddreißig Nominierungen vorgefahren, aber Netflix musste sich mit einem Kurzfilmpreis für Wes Andersons Roald-Dahl-Bearbeitung "The Wonderful Story of Henry Sugar" zufriedengeben, ging also mit Bradley Coopers "Maestro" ebenso leer aus wie die Konkurrenz von Apple mit Martin Scorseses "Killers of The Flower Moon".

Dem Teilzeit-Ansager Al Pacino wird jetzt vorgeworfen, er habe seine Bekanntgabe des Preises für den besten Film an Christopher Nolans "Oppenheimer" vermasselt - verschlafen sei er gewesen, verpeilt gar, ohne Respekt für die Mitnominierten. Man tut Pacino hier Unrecht. Was er da abgeliefert hat, war eine feine kleine Rollenübung: Er stellte einen gewissenhaften Buchhalter des Kinos dar, jemanden wie den langjährigen Direktor der Oscar-Akademie Bruce Davis wohl, der seine Sache so ernst zu nehmen pflegte, dass er sie gern mit altgriechischen Tragödien-Preiswettbewerben zwischen Genies wie Aischylos und Sophokles verglich und sich oft vor Publikum Sorgen darüber machte, dass sich seit den Neunzigerjahren die Kluft zwischen den kommerziell erfolgreichsten Filmen einerseits und den seiner Ansicht nach preiswürdigen Werken andererseits immer mehr verbreiterte.

Al Pacino nun sprach das Wort "Oppenheimer", den Namen eines ebenso vielbesuchten wie vielgerühmten Films über ein komplexes, wissenschaftlich-technisch-politisch-zeitgeschichtliches Thema, im Sinne dieses Herrn Davis aus wie jemand, der lange über ein Problem gegrübelt und jetzt die Lösung gefunden hat. Die Mehrdeutigkeit des Moments aber ist selbst wieder abgründig und hängt daran, dass Lösungen von Problemen im Bereich der Kunst und ihrer unterrichteten Bewertung sich von Resultaten wissenschaftlicher Experimente und Berechnungen, wie Oppenheimer sie kannte, im allerwichtigsten Punkt grundsätzlich unterscheiden: Sie sind immer unwiederholbar. DIETMAR DATH

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