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Schon seit zwanzig Jahren betreibt Renato (Ugo Tognazzi) in Saint Tropez den erfolgreichen Nachtclub "La cage aux Folles". Gefeierter Star der glitzernden Travestie-Show ist Albin alias Zaza (Michel Serrault), die "Frau" in Renatos Leben. Eines Tages kündigt sich Besuch an: Laurent (Remi Laurent), Renatos Sohn aus seinem früheren Leben. Er hat das Mäcen seinrTräume gefunden und möchte sie nun - zusammen mit den zukünftigen Schwiegereltern - seinem geliebten Papa vorstellen. Die Sache hat nur einen Haken: Der Vater der Verlobten ist ein erzkonservativer Sittenwächter. Um dem Glück der jungen…mehr

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Produktbeschreibung
Schon seit zwanzig Jahren betreibt Renato (Ugo Tognazzi) in Saint Tropez den erfolgreichen Nachtclub "La cage aux Folles". Gefeierter Star der glitzernden Travestie-Show ist Albin alias Zaza (Michel Serrault), die "Frau" in Renatos Leben. Eines Tages kündigt sich Besuch an: Laurent (Remi Laurent), Renatos Sohn aus seinem früheren Leben. Er hat das Mäcen seinrTräume gefunden und möchte sie nun - zusammen mit den zukünftigen Schwiegereltern - seinem geliebten Papa vorstellen. Die Sache hat nur einen Haken: Der Vater der Verlobten ist ein erzkonservativer Sittenwächter. Um dem Glück der jungen Liebenden nicht im Weg zu stehen, schlüpft die exzentrische Zaza in die Rolle der grosszügigen Ehefrau.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.09.2003

Herzensergießungen eines unfrohen Faschingsbruders: Tom Schreibers Filmdebüt "Narren"

Köln im Karneval ist ein Ort aus Kinderfieberträumen. Überall Tuten, Knallen, Gebrüll. Männer mit Schweinsmasken und Frauen im Vogel-Strauß-Kostüm laufen durch die Straßen. Totenköpfe, in schwarze Gewänder gehüllt, ziehen vorbei, rote und blaue Gardisten mit Puffärmeln und klingelnden Hüten; hagere Gestalten, auf Stelzen gehend, tragen Kellen kochenden Absuds. Aus Kellerkneipen wälzt sich, rotgesichtig, nach Enthemmung gierendes Volk, mit flatternder Schnapsfahne, die Blutwurst als Treibsatz im Gedärm. Und irgendwo stirbt ein Knabe: Ein kleiner Taschendieb im Zorrokostüm verblutet wortlos zwischen Essensresten, Konfetti und Dreck.

So jedenfalls zeigt es der Film. "Narren" ist eine jener Liebeserklärungen, die man sich gerne vom Leib halten würde, aber Köln entkommt Tom Schreibers Liebe nicht. Von 1994 bis 1999 hat er hier studiert, an der Kunsthochschule für Medien; "Narren" ist sein Regiedebüt. Man sieht gleich, worauf der Film hinauswill, wenn ein Hitlerdarsteller mit Schnauzbart und Grüßarm in der ersten Einstellung den Befehl zum Frohsinn gibt: "Feiert, Leute!" Und dann wartet man auf einen erzählerischen Widerruf, ein Moment der Ironie, das diesen Schrecken brechen oder wenigstens mildern könnte. Aber es kommt nicht.

Oder besser: Es wird nicht sichtbar. Denn das Komische ist durchaus angelegt in dieser Geschichte, es kann nur nicht heraus, es bleibt in ihr stecken wie die Puppe in der Puppe, die Maske in der Maske. Köln, wie es singt und lacht, ist Deutschland in seiner reinsten Form, aber Tom Schreiber denkt an Kubrick und Scorsese, wenn er die Digicam auf den Spuren seines Helden durch die Straßen irren läßt, und gerade darin ist sein Film sehr deutsch. Er macht sich zurecht, was er sehen will. Roman Bützer (Christoph Bach), der hier als Architekturzeichner arbeitet und in seiner freien Zeit seine Oma (Hannelore Lübeck) pflegt, hat den Look des jungen De Niro, aber Old Cologne ist nicht Manhattan, und so passen die Haltung und die Ästhetik des Films nie ganz zusammen.

"Narren" wirkt mit seinen auf 35 Millimeter aufgeblasenen Digitalbildern und seinem Soundtrack des Element-of-Crime-Gitarristen Jakob Ilja sehr rotzig, sehr independent, aber eigentlich ist dies eine Geschichte von Wackenroder und Tieck. Ein junger Mann, verloren im Karneval in der großen, fremden Stadt, verliebt sich in ein Mädchen, Stella (Victoria Deutschmann). Sie schenkt ihm eine Nacht, dann verschwindet sie. Als er sie wiedertrifft, erfährt er, sie suche ihren Bruder, ein Kind im Zorrokostüm. Der junge Mann geht zur Polizei, aber statt ihm zu helfen, zeigt ihm der Polizist sein Terrarium mit einem "lebenden Blatt", einem Insekt, das sich als Pflanze tarnt. Schließlich findet Roman das Kind; es ist tot. Auch Romans Großmutter stirbt, als er für sie den im Krieg gebliebenen Großvater mimt, allerdings unter Lachen, denn sie ist eine ungeheuerliche rheinische Frohnatur. So kommt der Zug für eine Tote. Und als Roman im Getümmel Stella begegnet und ihr erzählt, was er gesehen hat, ist auch seine Romanze perdu.

Es gibt Augenblicke in "Narren", die auf unauffällige Weise schön sind, weil sie, statt an Bosch & Brueghel & Ensor & Kubrick zu erinnern, einfach erzählen: der Karnevalsprinz, der, gedeckt von seiner Prinzengarde, am Rheinufer austreten muß und Roman seinen Überdruß am Dauerfeiern offenbart; das Mädchen Stella, das mit seiner Clique durch die Straßen irrt; die Erinnerungen der Großmutter an die schlechte alte Zeit. Und es gibt Bilder, die auf eine auffällige Weise schön sein wollen und es gerade deshalb nicht sind. In einem Debütfilm, das ist klar, muß man zeigen, was man kann und kennt. Tom Schreiber kennt eine ganze Menge. Jetzt muß er nur lernen, wie er das verschweigt.

ANDREAS KILB

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